Erschöpfung langsam oder schneller verfolgenden
Curiatier, plötzlich umkehrend, einzeln und verschaffte dadurch seinem Vaterland
den
Sieg und die Oberherrschaft über
Albalonga. Mit den
Spolien der Überwundenen beladen, zog der
Sieger sodann triumphierend
in
Rom
[* 2] ein und tötete dabei seine
Schwester, weil sie über den
Tod des einen
Curiatiers, ihres Verlobten,
laut klagte. Deshalb von den Duumvirn zum
Tod verurteilt, appellierte
er an das
Volk, und dieses milderte die
Strafe dahin, daß
er unter dem
Joch hinweggehen und sein
Vater ein Sühnopfer darbringen sollte.
Nach
Livius waren die
Gräber der beiden Horatier und der drei
Curiatier sowie der sogen. HorazischePfeiler,
an welchem die
Spolien der
Curiatier aufgehängt worden waren, noch zu seiner Zeit vorhanden.
Dionysios nennt den Besieger der
Curiatier,
Marcus Horatius, noch als denjenigen, der auf Befehl des
Königs Tulius Hostilius infolge der zweideutigen
Rolle, welche
die
Albaner im
Krieg der
Römer
[* 3] gegen die Fidenaten und Vejenter gespielt hatten, die Zerstörung von
Albalonga
vollzog.
3) Publius, mit dem Beinamen Cocles (der Einäugige), ebenfalls ein Nachkomme des Besiegers der
Curiatier, nach
Dionysios ein
Bruder des vorigen, rettete, als 507
v. Chr. die
Etrusker unter
Porsena bereits den
Janiculus erstiegen und die
Römer in die
Flucht
geschlagen hatten, die Stadt dadurch, daß er erst mit T. Herminius undSp. Lartius und dann allein die
Sublicische
Brücke
[* 5] so lange gegen die andringenden Feinde verteidigte, bis die
Römer sie hinter ihm abgebrochen hatten, worauf
er sich in den
Strom stürzte und nach der gewöhnlichen
Erzählung (von welcher nur
Polybios abweicht, der den
Helden denTod
finden läßt) entweder ganz unversehrt oder durch einen
Wurfspieß im
Schenkel verwundet zu den Seinigen hinüberschwamm.
Seine Mitbürger errichteten ihm nicht nur ein Standbild auf dem
Comitium, sondern belohnten ihn auch durch
Schenkung von so
viel Land, als
er an Einem
Tag umpflügen konnte, und außerdem durch reiche
Gaben. Das in
Erz gegossene
Standbild, nach
Plinius neben dem der
Clölia das erste öffentlich in
Rom geweihte, ward später, nachdem es vom
Blitz getroffen
worden, auf der neben dem
Comitium, aber höher als dieses gelegenen
Area Vulcani aufgerichtet.
4)
Gajus Horatius Pulvillus, Sohn von Horatius 2), war 477
v. Chr. zum erstenmal
Konsul mit T.
Menenius, führte anfangs
Krieg gegen die
Volsker, ward aber zurückgerufen, um die
Etrusker zu bekämpfen, welche nach dem
Untergang der Fabier bereits
das Janiculum eingenommen hatten, und lieferte denselben zwei
Schlachten,
[* 6] die erste am
Tempel der
Hoffnung, 8 Stadien von der
Stadt, eine zweite am CollinischenThor, wodurch er die der Stadt drohende
Gefahr abwandte. 20 Jahre später
zum zweitenmal
Konsul mit
QuintusMinucius, zog er gegen die
Äquer aus, brachte ihnen eine
Niederlage bei und entriß ihnen das
von ihnen eroberte Corbio, starb aber schon ein Jahr danach.
5)
Marcus Horatius
Barbatus,
Bruder des vorigen,nebenL.Valerius (Publicola Potitus) Gegner der
Dezemvirn, vermittelte,
nachdem jene zur Abtretung genötigt worden, mit
Valerius den
Frieden zwischen den
Patriziern und den (zum zweitenmal)
auf den
HeiligenBerg ausgewanderten
Plebejern, ward darauf mit
ValeriusKonsul (449) und Miturheber der
Leges Horatiae et Valeriae, durch
welche bestimmt wurde, daß die Beschlüsse der
Tribus für das ganze
Volk bindend sein und keine Obrigkeit
ohne Berufungsrecht ernannt werden sollte; auch wurde durch dieselben die Unverletzlichkeit der
Volkstribunen,
Ädilen,
Richter,
Dezemvirn von neuem bestätigt. Nach
Ordnung der innern Angelegenheiten kämpfte er glücklich gegen die
Sabiner.
(Horaz),
Quintus Horatius Flaccus, einer der hervorragendsten Dichter des Augusteischen
Zeitalters,
geb. 8. Dez. 65
v. Chr. zu Venusia in
Apulien, wo sein
Vater, ein
Freigelassener, ein kleines
Landgut besaß. Dieses verkaufte derselbe,
um dem Sohn eine anständigere
Erziehung geben zu können und zog nach
Rom, wo er das
Amt eines Steuereinnehmers bekleidete.
Von dem sorgsamen
Vater von früh an zur praktischen Lebensweisheit angehalten, genoß Horatius in
Rom denselben
Unterricht wie die
Söhne reicher
Ritter und
Senatoren, zuerst bei dem durch ihn wegen seiner Pedanterie und Prügellust sprichwörtlich
gewordenen
GrammatikerOrbilius Pupillus. Im 20. Jahr ging er zur Fortsetzung seiner
Studien nach
Athen,
[* 7] wo er besonders der
Philosophie oblag.
Als aber nach
Cäsars Ermordung im Spätsommer 44
Brutus nach
Athen kam, schloß sich auch Horatius mit vielen andern edlen
Jünglingen,
die zu
Athen studierten, der
Sache der
Freiheit an. Aus der
Niederlage bei
Philippi, wo er als
Kriegstribun mitfocht, rettete er
sich glücklich durch die
Flucht nachItalien.
[* 8] Zwar wurde er begnadigt; doch befand er sich in trauriger
Lage, da indes sein
Vater gestorben und sein
Vermögen konfisziert war. Um sein
Leben zu fristen, verschaffte er sich eine
Stellung
als quästorischer
Schreiber und fing an zu dichten; denn nach seiner eignen Aussage zwang ihn die
Not,
Verse zu
machen. Er versuchte sich zuerst in einer Dichtungsart, die vermöge ihrer didaktischen
Tendenz seiner philosophischen Bestrebungen
und seiner damaligen
Stimmung am nächsten lag, in der
Satire, und zog sogleich bei seinem ersten Auftreten die allgemeine
Aufmerksamkeit auf sich.
Wir finden ihn bald im innigsten
Verhältnis mit Vergil und
Varius, die ihm ihre
Freundschaft schenkten
und zugleich die Bekanntschaft des
Mäcenas verschafften. Dieser gewann Horatius in kurzer Zeit so lieb, daß er ihn in seinen vertrauten
Umgang zog und nach einigen
Jahren mit dem sabinischen
Landgut beschenkte, das fortan Horatius' Lieblingsaufenthalt war. Den
Antrag
des
Augustus, als Privatsekretär in seineDienste
[* 9] zu treten, wies er unter dem Vorwand seiner leidenden
Gesundheit ab. Er starb plötzlich 27. Nov. 8
v. Chr. und wurde neben seinem kurz vorher verstorbenen
Gönner und
FreundMäcenas
auf dem
Esquilin bestattet.
ungezwungenster Weise ohne alle trockne Schematik, als »Ars poetica« oft als selbständiges Werk angeführt. Mit seinen Oden
hat sich Horatius das unbestreitbare Verdienst erworben, die Kunstformen der griechischen, vorzugsweise der äolischen Lyrik des
Alkäos und der Sappho in der römischen Litteratur heimisch gemacht zu haben. Allerdings reicht seine poetische Begabung
keineswegs an seine großen Vorbilder heran; Gefühl und Phantasie werden bei ihm durchaus vom Verstand überwogen, und die
Vorzüge seiner lyrischen Dichtungen, in denen er sich von mehr oder minder freien Nachbildungen griechischer Vorlagen allmählich
zu selbständigern Schöpfungen durcharbeitete, bestehen nicht in der Wärme
[* 11] der Empfindung, noch in der Tiefe
der Gedanken, sondern in der Klarheit der Anlage, der Feinheit und Gewandtheit des Ausdrucks, der Bestimmtheit, Reinheit und Schönheit
der Sprache
[* 12] und der Strenge des Versbaues. Am vollendetsten sind seine Lieder, in denen er, ganz seinem Naturell folgend, leichte
und heitere Stoffe behandelt; wo sich sein Ausdruck zur Erhabenheit steigert, fühlt man stets das Gekünstelte,
Berechnete heraus. Am eigenartigsten aber zeigt sich sein Wesen in den Satiren sowie in den Episteln, die sich von den erstern
eigentlich nur durch die Briefform und die größere Milde der Lebensanschauung unterscheiden, sonst im wesentlichen dieselbe
Tendenz verfolgen, seine persönlichen Erfahrungen und Meinungen namentlich über soziale und litterarische
Verhältnisse in ungezwungener, doch keineswegs kunstloser Form und in einem sich der Sprache des gewöhnlichen Lebens nähernden
Stil zu besprechen.
Sein Vorbild in diesen »Plaudereien«, wie er auch die Episteln gelegentlich nennt, war Lucilius, nach dessen Vorgang er auch
den Hexameter als metrische Form wählte; doch gebührt ihm das Verdienst, diese Gattung zur eigentlichen
Kunstform ausgebildet zu haben. Schon bald nach seinem Tod wurden Horaz' Gedichte als Schulbuch benutzt und auch zum Gegenstand
gelehrter Erklärung gemacht, da man empfand, daß ein richtiges Verständnis derselben ohne eingehende Kenntnis der berührten
Verhältnisse und Personen nicht möglich sei.
Erhalten sind uns die Scholien des PomponiusPorphyrio aus dem 2. Jahrh. n. Chr., denen wir mancherlei wertvolle
Nachrichten verdanken; aus später Zeit stammen die Scholien des sogen. Acron. Neben Vergil hat Horaz unter allen römischen
Dichtern den größten Einfluß auf die poetische Litteratur der modernen Völker geübt, und in welchem Maß er
fort und fort die gelehrte Welt beschäftigt, davon zeugt die unübersehbare Anzahl der Gesamt- und Einzelausgaben seiner Werke
und der ihm gewidmeten Schriften.
Gesamtausgaben: von Lambinus (Leid. 1561 u. öfter);