Ernst Otto, Schriftsteller, geb. zu Abtshagen bei Grimmen in Vorpommern, studierte zu Breslau, Greifswald
und Berlin, wirkte dann Jahre hindurch als Lehrer in New York, unternahm Reisen nach Kalifornien, Florida, Cuba und den Bermudainseln
und kehrte 1875 nach Deutschland zurück, wo er zunächst die »Ostdeutsche Presse« in Bromberg gründete
und mehrere Jahre leitete. Seit 1881 lebt er als Redakteur des »Deutschen (Schorerschen) Familienblattes« und der 1882 von
ihm begründeten Wochenschrift »Echo« in Berlin.
Außer zahlreichen Aufsätzen und Novellen in Zeitschriften sind von ihm erschienen: »Transatlantische Stimmen. Ein Liedercyklus«
(Stuttg. 1876);
»Transatlantisches Skizzenbuch. Federzeichnungen aus dem amerikanischen Leben« (Berl. 1876);
»Unter dem Sternenbanner. Streifzüge in das Leben und die Litteratur der Amerikaner« (Bromb. 1877);
»Geschichte der Vereinigten Staaten
von Nordamerika« (Leipz. 1884-1886, 3 Bde.);
»Bundesstaat und Bundeskrieg in Nordamerika« (in Onckens Geschichtswerk, Berl. 1886) und »In der
großen Stadt« (Berl. 1885).
im Alten Testament Berg im SO. von Palästina, auf wachem Aaron starb
(4. Mos. 20, 22. ff.).
Man
hält dafür den Dschebel Nebi Harun (»Aaronsberg«) im S. des Toten Meers bei Petra, der auf seinem Gipfel (1329 m) ein ziemlich
modernes Bauwerk, angeblich Aarons Grab, trägt.
veranlaßt 1784 in Siebenbürgen und zwar zunächst im Zarander Komitat durch die Nachricht von der Anordnung
der Volkskonskription, welche die gegen ihre Grundherren erbitterten walachischen Unterthanen, durch Wühler,
wie den Militär Salis, und zum Teil durch ihre Popen (Geistlichen) irre geleitet, dahin auslegten, daß sie, wenn sie sich der
Konskription unterzögen, Soldaten und so von der Gewalt ihrer Grundherren und den Urbariallasten frei würden.
Die Walachen strömten nun in großer Menge zu den Konskriptionskommissionen und verweigerten ihren Grundherren
den Dienst; als aber diese sie mit Intervention der Behörden zu ihren Pflichten zu zwingen anfingen, ging ihr Widerstand in
offene Empörung über. Da stellte sich Hora, mit anderm Namen Nyikulaj Urszu, ein entschlossener und schlauer Rumäne, an die
Spitze der empörten Menge, die zu rauben und zu morden anfing, und spiegelte ihr vor, daß ihn der Kaiser
Joseph II. ermächtigt habe, die Magyaren, besonders die Edelleute, auszurotten.
Die Walachen sammelten sich zu Tausenden unter seiner Fahne und fielen über die Wohnungen des Adels her, diese verwüstend und
viele Wehrlose ermordend. Aber von bewaffneten Edelleuten unterstützt, trieb das Militär den aus 30,000
Männern bestehenden Haufen auseinander, und den zum Gehorsam Zurückkehrenden wurde Amnestie verkündigt. Hora flüchtete sich
nebst seinen Unteranführern Kloska und Krizsán ins Gebirge, wurde jedoch nach langem
Umherirren gefangen genommen und im
Februar 1785 in Karlsburg mit Kloska zusammen gerädert. Dem Hora-Aufstand sind ungefähr 60 Dörfer, nahezu 140 Edelhöfe
und über 4000 Menschen zum Opfer gefallen.
Vgl. Szilágyi, Der Hora-Aufstand (magyarisch);
Bruckner, Die Reformen Kaiser Josephs II. in Siebenbürgen
(Jenaer Dissertation, 1867).
canonicae (lat., »kanonische Stunden«, auch Horae regulares), in der katholischen Kirche die, Stunden des Tags,
welche zu den Gebeten der Geistlichen und Mönche bestimmt sind und in den Klöstern durch Geläute verkündigt
wurden, weil der Beginn des ersten und letzten Stundengebets sich je nach der Jahreszeit verfrühte oder verspätete und deshalb
nie nach der wahren Zeit richtete. Während des Mittelalters bildeten die Horae canonicae die eigentliche Einteilung des Tags von ungefähr 3 Uhr
morgens bis 6 oder 7 Uhr abends, und die Abhaltung dieser Horen, bei denen Psalmenabschnitte aus dem Alten
und Neuen Testament, Gebete und Hymnen der Kirchenväter, Responsorien etc. (s. Brevier) gesungen wurden (Hora-Singen), bildete einen
wesentlichen Teil des Chordienstes (s. d.). Die Horae canonicae, deren es sieben gibt, heißen
einzeln:
1) Matutina (sc. hora), vom Matutinum (sc. officium, Frühmette, Mette) so genannt, welchem in den Klöstern
in der Regel um 3 Uhr morgens begann, während die Weltgeistlichkeit es anfangs später hinausschob und zuletzt am Abend vorher
antizipierte, währte streng genommen von Mitternacht bis zur Prima, indem die sogen. Laudes oder Lobgebete sich unmittelbar
an die Mette anschlossen;
2) Prima, Prime (erste Stunde), von 5 oder 6 Uhr morgen bis zur Tertia;
3) Tertia, Terz (dritte Stunde), von 8 oder 9 Uhr morgens bis zur Sexta;
4) Sexta, Sexte (sechste Stunde), von 11 oder 12 Uhr bis zur Nona;
5) Nona, None (neunte Stunde), von 2 oder 3 Uhr nachmittags bis zur Vesper;
6) Vespera (hora vespertina), Vesper, von 4 oder 5 Uhr nachmittags bis zur zweiten Vesper;
7) Completorium (hora completa), Komplett, gleich nach Sonnenuntergang.
unbekannter Verfasser einer Schrift über die Hieroglyphen, die, ursprünglich in ägyptischer
Sprache abgefaßt, in der griechischen Übersetzung eines gewissen Philippos erhalten ist (beste Ausgabe von Leemans, Amsterd.
1835).
altpatriz. Geschlecht zu Rom, latinischen Ursprungs, von dem eine Tribus den Namen Horatia
bekam. Die bekanntesten Träger dieses Namens sind:
1) Die drei Horatier, Drillingssöhne des Publius Horatius, welche nach einer römischen Sage zur Zeit des Tullus Hostilius (672-640
v. Chr.), um den Kampf zwischen Rom und Albalonga zur Entscheidung zu bringen, mit den albanischen Curiatiern (Curiatii), ebenfalls
Drillingsbrüdern, kämpften. Nach Dionysios von Halikarnaß (III, 21. 22) sollen sogar die Mütter der
Horatier und Curiatier Schwestern gewesen sein und die Drillinge an einem und demselben Tag zur Welt gebracht haben. Der Kampfplatz
war eine Ebene zwischen beiden Heeren, und lange ward zweifelhaft gekämpft. Endlich fielen zwei Horatier. Als aber der
eine noch lebende Horatier die drei Gegner mehr oder weniger verwundet sah, floh er zum Schein und erlegte die ihn im Verhältnis
ihrer
mehr
Erschöpfung langsam oder schneller verfolgenden Curiatier, plötzlich umkehrend, einzeln und verschaffte dadurch seinem Vaterland
den Sieg und die Oberherrschaft über Albalonga. Mit den Spolien der Überwundenen beladen, zog der Sieger sodann triumphierend
in Rom ein und tötete dabei seine Schwester, weil sie über den Tod des einen Curiatiers, ihres Verlobten,
laut klagte. Deshalb von den Duumvirn zum Tod verurteilt, appellierte er an das Volk, und dieses milderte die Strafe dahin, daß
er unter dem Joch hinweggehen und sein Vater ein Sühnopfer darbringen sollte.
Nach Livius waren die Gräber der beiden Horatier und der drei Curiatier sowie der sogen. Horazische Pfeiler,
an welchem die Spolien der Curiatier aufgehängt worden waren, noch zu seiner Zeit vorhanden. Dionysios nennt den Besieger der
Curiatier, Marcus Horatius, noch als denjenigen, der auf Befehl des Königs Tulius Hostilius infolge der zweideutigen Rolle, welche
die Albaner im Krieg der Römer gegen die Fidenaten und Vejenter gespielt hatten, die Zerstörung von Albalonga
vollzog.
2) Marcus, nach Dionysios (V, 23) ein Nachkomme des Besiegers der Curiatier, mit dem Beinamen Pulvillus, war 509 v. Chr. einer
der ersten römischen Konsuln. Als solcher (nach Dionysios erst in seinem zweiten Konsulat, im J. 507) weihte er den von Tarquinius Superbus
auf dem Capitolium erbauten Tempel des Jupiter.
3) Publius, mit dem Beinamen Cocles (der Einäugige), ebenfalls ein Nachkomme des Besiegers der Curiatier, nach Dionysios ein
Bruder des vorigen, rettete, als 507 v. Chr. die Etrusker unter Porsena bereits den Janiculus erstiegen und die Römer in die Flucht
geschlagen hatten, die Stadt dadurch, daß er erst mit T. Herminius und Sp. Lartius und dann allein die
Sublicische Brücke so lange gegen die andringenden Feinde verteidigte, bis die Römer sie hinter ihm abgebrochen hatten, worauf
er sich in den Strom stürzte und nach der gewöhnlichen Erzählung (von welcher nur Polybios abweicht, der den Helden den Tod
finden läßt) entweder ganz unversehrt oder durch einen Wurfspieß im Schenkel verwundet zu den Seinigen hinüberschwamm.
Seine Mitbürger errichteten ihm nicht nur ein Standbild auf dem Comitium, sondern belohnten ihn auch durch Schenkung von so
viel Land, als er an Einem Tag umpflügen konnte, und außerdem durch reiche Gaben. Das in Erz gegossene
Standbild, nach Plinius neben dem der Clölia das erste öffentlich in Rom geweihte, ward später, nachdem es vom Blitz getroffen
worden, auf der neben dem Comitium, aber höher als dieses gelegenen Area Vulcani aufgerichtet.
4) Gajus Horatius Pulvillus, Sohn von Horatius 2), war 477 v. Chr. zum erstenmal Konsul mit T. Menenius, führte anfangs
Krieg gegen die Volsker, ward aber zurückgerufen, um die Etrusker zu bekämpfen, welche nach dem Untergang der Fabier bereits
das Janiculum eingenommen hatten, und lieferte denselben zwei Schlachten, die erste am Tempel der Hoffnung, 8 Stadien von der
Stadt, eine zweite am Collinischen Thor, wodurch er die der Stadt drohende Gefahr abwandte. 20 Jahre später
zum zweitenmal Konsul mit Quintus Minucius, zog er gegen die Äquer aus, brachte ihnen eine Niederlage bei und entriß ihnen das
von ihnen eroberte Corbio, starb aber schon ein Jahr danach.
5) Marcus Horatius Barbatus, Bruder des vorigen,nebenL. Valerius (Publicola Potitus) Gegner der Dezemvirn, vermittelte,
nachdem jene zur Abtretung genötigt worden, mit Valerius den Frieden zwischen den Patriziern und den (zum zweitenmal)
auf den
Heiligen Berg ausgewanderten Plebejern, ward darauf mit Valerius Konsul (449) und Miturheber der Leges Horatiae et Valeriae, durch
welche bestimmt wurde, daß die Beschlüsse der Tribus für das ganze Volk bindend sein und keine Obrigkeit
ohne Berufungsrecht ernannt werden sollte; auch wurde durch dieselben die Unverletzlichkeit der Volkstribunen, Ädilen, Richter,
Dezemvirn von neuem bestätigt. Nach Ordnung der innern Angelegenheiten kämpfte er glücklich gegen die Sabiner.
(Horaz), Quintus Horatius Flaccus, einer der hervorragendsten Dichter des Augusteischen Zeitalters,
geb. 8. Dez. 65 v. Chr. zu Venusia in Apulien, wo sein Vater, ein Freigelassener, ein kleines Landgut besaß. Dieses verkaufte derselbe,
um dem Sohn eine anständigere Erziehung geben zu können und zog nach Rom, wo er das Amt eines Steuereinnehmers bekleidete.
Von dem sorgsamen Vater von früh an zur praktischen Lebensweisheit angehalten, genoß Horatius in Rom denselben
Unterricht wie die Söhne reicher Ritter und Senatoren, zuerst bei dem durch ihn wegen seiner Pedanterie und Prügellust sprichwörtlich
gewordenen Grammatiker Orbilius Pupillus. Im 20. Jahr ging er zur Fortsetzung seiner Studien nach Athen, wo er besonders der
Philosophie oblag.
Als aber nach Cäsars Ermordung im Spätsommer 44 Brutus nach Athen kam, schloß sich auch Horatius mit vielen andern edlen Jünglingen,
die zu Athen studierten, der Sache der Freiheit an. Aus der Niederlage bei Philippi, wo er als Kriegstribun mitfocht, rettete er
sich glücklich durch die Flucht nach Italien. Zwar wurde er begnadigt; doch befand er sich in trauriger
Lage, da indes sein Vater gestorben und sein Vermögen konfisziert war. Um sein Leben zu fristen, verschaffte er sich eine Stellung
als quästorischer Schreiber und fing an zu dichten; denn nach seiner eignen Aussage zwang ihn die Not, Verse zu
machen. Er versuchte sich zuerst in einer Dichtungsart, die vermöge ihrer didaktischen Tendenz seiner philosophischen Bestrebungen
und seiner damaligen Stimmung am nächsten lag, in der Satire, und zog sogleich bei seinem ersten Auftreten die allgemeine
Aufmerksamkeit auf sich.
Wir finden ihn bald im innigsten Verhältnis mit Vergil und Varius, die ihm ihre Freundschaft schenkten
und zugleich die Bekanntschaft des Mäcenas verschafften. Dieser gewann Horatius in kurzer Zeit so lieb, daß er ihn in seinen vertrauten
Umgang zog und nach einigen Jahren mit dem sabinischen Landgut beschenkte, das fortan Horatius' Lieblingsaufenthalt war. Den Antrag
des Augustus, als Privatsekretär in seine Dienste zu treten, wies er unter dem Vorwand seiner leidenden
Gesundheit ab. Er starb plötzlich 27. Nov. 8 v. Chr. und wurde neben seinem kurz vorher verstorbenen Gönner und Freund Mäcenas
auf dem Esquilin bestattet.
Wir besitzen von Horatius 4 Bücher Oden (»Carmina«, Lieder) nebst dem sogen. »Carmen saeculare«, ein Buch sogen.
Epoden (»Epodi«, eine Nachahmung der Iamben des Archilochos),
2 Bücher Satiren (»Sermones«) und 2 Bücher Briefe (»Epistulae«). Davon
ist das erste Buch der Satiren um 35 herausgegeben, 30 oder 29 das zweite nebst den Epoden, um 24 die drei ersten Bücher Oden, 20 das
erste Buch der Episteln, 17 der Festhymnus an Phöbus und Diana zur Feier der Säkularspiele, um 13 das zum
Teil im Auftrag des Augustus gedichtete vierte Buch Oden, zuletzt das zweite Buch der Episteln. Von diesen wird die letzte, an
die Pisonen gerichtete, eine kurze Geschichte und Theorie der poetischen Gattungen in
mehr
ungezwungenster Weise ohne alle trockne Schematik, als »Ars poetica« oft als selbständiges Werk angeführt. Mit seinen Oden
hat sich Horatius das unbestreitbare Verdienst erworben, die Kunstformen der griechischen, vorzugsweise der äolischen Lyrik des
Alkäos und der Sappho in der römischen Litteratur heimisch gemacht zu haben. Allerdings reicht seine poetische Begabung
keineswegs an seine großen Vorbilder heran; Gefühl und Phantasie werden bei ihm durchaus vom Verstand überwogen, und die
Vorzüge seiner lyrischen Dichtungen, in denen er sich von mehr oder minder freien Nachbildungen griechischer Vorlagen allmählich
zu selbständigern Schöpfungen durcharbeitete, bestehen nicht in der Wärme der Empfindung, noch in der Tiefe
der Gedanken, sondern in der Klarheit der Anlage, der Feinheit und Gewandtheit des Ausdrucks, der Bestimmtheit, Reinheit und Schönheit
der Sprache und der Strenge des Versbaues. Am vollendetsten sind seine Lieder, in denen er, ganz seinem Naturell folgend, leichte
und heitere Stoffe behandelt; wo sich sein Ausdruck zur Erhabenheit steigert, fühlt man stets das Gekünstelte,
Berechnete heraus. Am eigenartigsten aber zeigt sich sein Wesen in den Satiren sowie in den Episteln, die sich von den erstern
eigentlich nur durch die Briefform und die größere Milde der Lebensanschauung unterscheiden, sonst im wesentlichen dieselbe
Tendenz verfolgen, seine persönlichen Erfahrungen und Meinungen namentlich über soziale und litterarische
Verhältnisse in ungezwungener, doch keineswegs kunstloser Form und in einem sich der Sprache des gewöhnlichen Lebens nähernden
Stil zu besprechen.
Sein Vorbild in diesen »Plaudereien«, wie er auch die Episteln gelegentlich nennt, war Lucilius, nach dessen Vorgang er auch
den Hexameter als metrische Form wählte; doch gebührt ihm das Verdienst, diese Gattung zur eigentlichen
Kunstform ausgebildet zu haben. Schon bald nach seinem Tod wurden Horaz' Gedichte als Schulbuch benutzt und auch zum Gegenstand
gelehrter Erklärung gemacht, da man empfand, daß ein richtiges Verständnis derselben ohne eingehende Kenntnis der berührten
Verhältnisse und Personen nicht möglich sei.
Erhalten sind uns die Scholien des Pomponius Porphyrio aus dem 2. Jahrh. n. Chr., denen wir mancherlei wertvolle
Nachrichten verdanken; aus später Zeit stammen die Scholien des sogen. Acron. Neben Vergil hat Horaz unter allen römischen
Dichtern den größten Einfluß auf die poetische Litteratur der modernen Völker geübt, und in welchem Maß er
fort und fort die gelehrte Welt beschäftigt, davon zeugt die unübersehbare Anzahl der Gesamt- und Einzelausgaben seiner Werke
und der ihm gewidmeten Schriften.
Gesamtausgaben: von Lambinus (Leid. 1561 u. öfter);
Cruquius (Antwerp. 1579);
Bentley (Cambridge 1711 u. öfter, zuletzt Berl.
1869);