mehr
gewonnenes Hopfenöl
im
Handel vor.
Der von demselben befreite Hopfen
[* 2] kann lange unverändert aufbewahrt werden und hat dieselbe
Wirkung wie frischer, wenn man das Hopfenöl
in entsprechender
Menge der
Würze zusetzt. Für medizinische
Zwecke scheidet man
die
Drüsen des Hopfens
durch
Siebe ab und benutzt sie als
Hopfenmehl,
Lupulin (s. d.). Auch hat man versucht,
die Hopf
enranken auf
Papier zu verarbeiten. Die jungen
Triebe des Hopfens
haben einige
Ähnlichkeit
[* 3] mit
Spargel und werden als
Gemüse gegessen.
Die Hopf
enkultur, welche früher nur in
Böhmen
[* 4] und einzelnen
Bezirken
Bayerns betrieben wurde, hat sich in den letzten Jahrzehnten
zusammenhängend mit der Bierproduktion sehr verbreitet, ohne daß indessen eine dem
Bedarf angemessene
Zunahme der Erntemengen zu konstatieren wäre. Denn schon im J. 1867 hat man den
Ertrag einer vollen
Ernte
[* 5] in
Europa
[* 6] auf 500,000
metr. Ztr. geschätzt, und gegenwärtig dürfte derselbe bei sehr
reicher
Ernte kaum über 700,000 metr. Ztr. stehen.
Außerhalb
Europa haben die
Vereinigten Staaten
[* 7] von
Nordamerika,
[* 8] wo die Hopf
enkultur in 13
Staaten und besonders
im
Staat
New York erfolgreich gepflegt wird, eine höhere Bedeutung erlangt.
Amerika
[* 9] produziert nicht bloß für seine eignen
Brauereien, sondern auch für den
Export nach
Europa. Auch in
Australien
[* 10] wendet man dem Hopfen neuestens mehr
Aufmerksamkeit zu. Der
gegenwärtige
Stand der Hopfenkultur in den Hauptländern ergibt sich aus folgender Übersicht:
Mittelernte | 1884/85 | Wahrscheinlich. | ||
---|---|---|---|---|
Anbaufläche | Ernte | jährl. Verbrauch | ||
metr. Ztr. | Hektar | metr. Ztr. | metr. Ztr. | |
Deutsches Reich | 222350 | 46690 | 288700 | 170000 |
Großbritannien | 220000 | 28531 | 208658 | 300000 |
Belgien | 54000 | 4185 | 55000? | 35000 |
Österreich-Ungarn | 50700 | 12800 | 60044 | 49800 |
Frankreich | 44000 | 3326 | 45533 | 50000 |
Rußland | 10000 | ? | 15500 | 12000 |
Niederlande | 2600 | 206? | 4250 | 5000 |
Andre Länder | 9000 | ? | 9000? | 13500 |
Zusammen in Europa: | 612650 | - | 686685 | 635300 |
Ver. Staat. v. Amerika | 150000? | 20750 | 197500 | 130000 |
Australien | 2800? | 485 | 3000 | ? |
Zusammen: | 765450 | - | 887185 | 765300 |
Im Deutschen Reich ergab die Erntestatistik für das Jahr 1884/85:
Erntefläche 1884 | Vom Hektar 1884 | Vom Hektar 1878-83 | Erntemenge 1884/85 | |
---|---|---|---|---|
Hektar | Tonnen | Tonnen | Tonnen | |
Preußen | 4451.0 | 0.46 | 0.43 | 2058.9 |
Bayern | 26815.8 | 0.53 | 0.45 | 14168.4 |
Württemberg | 7507.8 | 0.61 | 0.57 | 4571.7 |
Baden | 3067.0 | 0.82 | 0.70 | 2504.8 |
Elsaß-Lothringen | 4688.7 | 1.17 | 0.98 | 5466.0 |
übriges Deutschland | 159.2 | - | - | 100.2 |
Zusammen: | 46689.5 | - | - | 28870.0 |
Die Handelsbewegung gestaltete sich:
Menge in Ton. (1000 kg) | Wert in Tausenden Mark | |||
---|---|---|---|---|
Einfuhr | Ausfuhr | Einfuhr | Ausfuhr | |
1881 | 1181 | 8663 | 4134 | 24255 |
1882 | 1609 | 12093 | 12070 | 73765 |
1883 | 1695 | 7503 | 9150 | 33762 |
1884 | 1340 | 11514 | 5628 | 35692 |
1885 | 1385 | 12673 | 3878 | 24712 |
Im fünfjährigen Durchschnitt betrug demnach die jährliche Mehrausfuhr 9047 Ton., d. h. 90,470 metr. Ztr., im Wert von je 31,6 Mill. Mk.
Die Herkunft des Hopfens ist völlig unbekannt. Sicher ist nur, daß bei den Alten keine Pflanze erwähnt wird, deren Blüten einen angenehmen Zusatz zum Bier geben, ferner, daß die Denkmäler des Mittelalters, in denen das Bier und die Produkte südlicher Garten [* 11] oft genannt werden, nirgends den Hopfen erwähnen, endlich, daß in manchen Ländern Europas der Gebrauch, Hopfen dem Bier zuzusetzen, erst gegen Ausgang des Mittelalters oder gar erst im Lauf des 16. Jahrh. auftritt.
Dennoch werden in dem Polyptychon des Irmino, das in den ersten Jahren des 9. Jahrh. aufgesetzt ist, häufig Zinsabgaben von Hopfen erwähnt. Auch in den Urkunden des Stifts Freising [* 12] kommen schon in der Mitte des 9. Jahrh. häufig Hopfengärten vor. Der Hopfen war der Äbtissin Hildegard und dem Albertus Magnus bekannt; sein Anbau verbreitete sich so allgemein, daß er dem Sachsenspiegel, Schwabenspiegel etc. Anlaß zu ausdrücklichen Rechtsbestimmungen gab. In Schlesien, [* 13] Brandenburg, [* 14] Mecklenburg [* 15] ist seit der Zeit, wo der Hopfen uns näher bekannt wird, eine Hopfenabgabe gebräuchlich. In Norddeutschland, vorzüglich aber in Flandern, gab es schon früh mehrere wegen ihres Hopfenbiers berühmte Städte.
Nach England kam (nach Hehn) der Hopfen nicht vor Heinrich VIII. und Eduard VI. Über Verwendung, Surrogate etc. des Hopfens s. Bier.
Vgl. Stamm, Das Buch vom Hopfen (Saaz 1854);
Saher, Der praktische Hopfenbau und der Hopfenhandel (Frankf. a. O. 1860-62, 2 Tle.);
Perin, Der Hopfenbau (Straßb. 1874), besonders wichtig für die Drestanlagen; Tiller, Hopfenbau (Prag [* 16] 1876);
Wirth, Der Hopfenbau (2. Aufl., Stuttg. 1877);
Lehnert, Hopfenbau (Berl. 1877);
Weiß, Der Hopfen (Wien [* 17] 1878);
Schöffl, Der Saazer Hopfenbau (2. Aufl., Saaz 1884);
Strebel, Handbuch des Hopfenbaus (Stuttg. 1886);
v. Medem, Der Hopfen, seine Herkunft und Benennung (Frankf. 1875);
Schwarzkopf. Der und das Bier in naturhistorischer und medizinischer Hinsicht (Leipz. 1880);
Carl und Homann, Hopfenbaukarte von Mitteleuropa (Nürnb. 1875);
»Allgemeine Hopfenzeitung« (Nürnb., seit 1861);
»Hopfenkurier« (das., seit 1882);
»Beobachtungen über die Kultur des Hopfens« (hrsg. vom Deutschen Hopfenbauverein, Münch. 1881 ff., jährliche Berichte).