mehr
als Wasserstraßen zu dienen, der künstlichen Nachhilfe. Unter den Seen ist die Laguna de Yojoa ^[Stichwort: Yoyoa] (s. d.), 625 m ü. M., der merkwürdigste. Das Klima [* 2] ist mit Ausnahme der heißen Küstenebenen, wo das Jahresmittel 26° C. beträgt, gesund und, wo es sich nur 300 m über das niedere Küstenland erhebt, von den verderblichen Miasmen desselben völlig frei. Das Bergland gehört größtenteils zur sogen. Tierra templada; in die eigentliche Region der Tierra fria reicht es nur an einzelnen Stellen hinein.
Die jährliche Regenmenge ist 1200 mm, im Innern und auf der Südseite des Gebirges noch geringer. Die trockne Jahreszeit währt vom Februar bis April; vom Mai bis Juli ist die Übergangszeit zum nassen Winter, dessen Dauer sich bis in den Dezember erstreckt. Kalte Nordwinde (nortes) sind während des Winters häufig, Schnee [* 3] und Reif dagegen selten. Die üppige Vegetation wird durch den starken nächtlichen Tau erhalten, der aber nur bis zu einer Höhe von 950 m fällt. Der Boden ist durchgängig fruchtbar.
Das Hochland ist noch größtenteils mit Wald, namentlich von Fichten, bedeckt, während in dem niedrigern Bergland im O. nur die Höhen bewaldet, die Hochebenen aber anmutige Savannen sind. Die Wälder des Küstenstrichs liefern außer Fichten treffliche Nutzhölzer, namentlich Mahagoni-, Palisander-, Brasil- und Sandelholz; außerdem Vanille, Sassaparille, Harze und Balsame, Ipekakuanha und viele andre nutzbare Gewächse. Auch an Wild sind die Wälder noch reich.
Charakteristische Tiere sind: der Ameisenfresser, das Pekari, das amerikanische Schwein [* 4] (Warri), der Tapir, der Waschbär, das Opossum, Armadill, verschiedene Affenarten, der Jaguar, Kuguar, der Alligator. Unter den Vögeln ist der Quetzal, unter den niedern Tieren die Langosta (Chapulu), eine wegen der großen Verheerungen, die sie anrichtet, allgemein gefürchtete Heuschrecke, bemerkenswert. Das Meer zeichnet sich besonders an der Nordküste durch Reichtum an Fischen, Schildkröten [* 5] und Schaltieren aus.
[Bevölkerung.]
Honduras [* 6] hatte 1883: 323,274, 1884 nur 319,972 Einw., es kommen also auf das QKilometer keine 3 Seelen. Die Zahl der Weißen reinen Bluts ist sehr unbedeutend. Indianer und Mischlinge, die indes zum größten Teil die spanische Sprache angenommen haben, bilden die überwiegende Mehrheit. Auch Neger sind zahlreich und sollen rascher zunehmen als die andern Elemente der Bevölkerung. [* 7] Die Indianer sind fast sämtlich ansässig, aber von geringer Bildung und Kunstfertigkeit.
Dagegen gelten die 20,000 Kariben, welche an der Nordküste wohnen und von den 1796 durch die Engländer nach der Insel Roatan versetzten Eingebornen der Insel St. Vincent abstammen, für arbeitstüchtig und zuverlässig. Die römisch-katholische Kirche ist die einzige anerkannte des Landes, doch herrscht große Toleranz gegen Andersgläubige. Seit Einziehung der Kirchengüter und Aufhebung der Kloster ist die Kirche lediglich auf freiwillige Gaben und einen geringen Staatszuschuß angewiesen.
Der Klerus, überwiegend aus Farbigen bestehend, ist unwissend und ungebildet und steht nicht gerade im Ruf großer Sittlichkeit. Das geistliche Oberhaupt desselben ist der Bischof von Comayagua. Für öffentliche Bildung geschieht nur wenig. Die beiden Universitäten zu Comayagua und Tegucigalpa genügen selbst den bescheidensten Forderungen nicht. Erfreulich ist indes zu hören, daß im J. 1882 die 573 Elementarschulen von 20,518 Schülern besucht wurden.
Haupterwerbszweige sind Landwirtschaft und Bergbau; [* 8] allein beide liegen sehr danieder, und Honduras nimmt trotz seiner großen natürlichen Reichtümer hinsichtlich der Entwickelung der wirtschaftlichen Verhältnisse unter den zentralamerikanischen Staaten die letzte Stelle ein. Der Boden ist ungemein fruchtbar. Tropenpflanzen, wie Kakao, Indigo [* 9] etc., kommen vortrefflich in den Tiefebenen fort; Zucker, [* 10] Kaffee, Bananen geben noch bis zu einer Höhe von 1300 m einen reichen Ertrag, und Mais, Bohnen, Reis, Tabak [* 11] (letzterer von vorzüglicher Güte in der Gegend von Gracias), Yukka, Yams etc. können sogar bis zu noch beträchtlicherer Höhe mit Vorteil gebaut werden.
Auf den höhern Plateaus geben die europäischen Getreidearten die doppelte Ernte [* 12] wie in Europa. [* 13] Von den aus Europa eingeführten Haustieren kommen Pferde [* 14] und Rindvieh sehr gut fort, und es bilden daher die Zucht von Pferden, Maultieren, Rindvieh und die Käsebereitung in einem großen Teil des Landes den bedeutendsten Erwerbszweig. Auch für die Schafzucht ist das bergige Land sehr geeignet. Der Bergbau könnte bei rationellem Betrieb einen großen Ertrag liefern. Hauptprodukt ist Silber, welches um Tegucigalpa und Gracias gewonnen wird. Gold [* 15] wäscht man bei Guayapa im Departement Olancho. Außerdem kommen Eisen [* 16] (bei Agalteca), Blei [* 17] (als Nebenprodukt beim Ausschmelzen von Silber), Kupfer, [* 18] Platina, Antimon, Zink vor. Opalgruben finden sich bei Erandique. Auch Steinkohlen hat man gefunden.
Von Industrie im eigentlichen Sinn des Wortes kann kaum die Rede sein, auch der Handel ist noch wenig entwickelt. Der Verkehr ist noch immer fast einzig auf Maultierpfade angewiesen; Brücken [* 19] gibt es nur wenige; für Schiffbarmachung der Flüsse [* 20] ist nichts geschehen, und die projektierte Eisenbahn von Puerto Cortez nach dem Fonsecagolf ist nur 54 km weit, bis nach San Pedro Sula, ausgeführt worden. Telegraphenlinien befinden sich 3080 km im Betrieb, und 1883 wurden 107,730 Depeschen befördert. Die Ausfuhr (1882: 2,265,650 Doll.) besteht vorwiegend aus Vieh, Mahagoniholz, Häuten (auch Rohhäuten), Vieh und Gummi; die Einfuhr (1,807,000 Doll.) aus Baumwollwaren, Kurzwaren u. dgl. Die wichtigsten Hafenplätze sind: Trujillo und Omoa am Atlantischen, Amapala am Stillen Ozean. Maße und Gewichte sind die spanischen. Münze ist der Dollar zu 100 Cents, im Nominalwert von 4 Mk.
[Verfassung.]
Die neueste Verfassung wurde angenommen. An der Spitze des Staats steht ein vom Volk auf vier Jahre gewählter Präsident, der ein absolutes Veto hat. Ihm zur Seite stehen sechs von ihm ernannte Minister: für ausländische und inländische Angelegenheiten, öffentliche Bauten, Finanzen, Bildung und Rechtspflege. Die gesetzgebende Gewalt übt ein Kongreß von 32 Mitgliedern aus. Für Verwaltungszwecke ist der Staat in 13 Departements eingeteilt, von denen jedes von einem von der Regierung ernannten Jefe politico verwaltet wird, und die behufs der Rechtspflege in 60 Distritos zerfallen.
Die Zahl der Munizipien ist 212. Hauptstadt ist Tegucigalpa. Die Finanzen befinden sich infolge langer Bürgerkriege und namentlich des 1872-76 mit Guatemala [* 21] und Salvador [* 22] bis zur völligen Erschöpfung des Landes geführten Kriegs in traurigem Zustand. Indes sollen seit 1880 die Einnahmen die Ausgaben überstiegen haben, denn erstere beliefen sich im Jahresdurchschnitt (1880-84) auf 1,279,500 Doll., letztere nur auf 1,043,300 Doll. Hauptquellen der Einnahmen sind die Zölle (die in der Regel verpachtet werden) und das Branntweinmonopol. Die auswärtige Schuld belief sich Ende 1884 auf 5,398,570 Pfd. Sterl., wozu noch seit 1872 rückständige Zinsen im Betrag von 6,269,550 Pfd. ¶
mehr
Sterl. kommen. Diese Anleihen wurden 1867, 1868 und 1870 in London [* 24] und Paris [* 25] behufs Baues einer 370 km langen Eisenbahn von Puerto Cortez nach der Fonsecabai gemacht, von der indes nur 54 km gebaut worden sind. Ein Versuch im J. 1872, weitere 15 Mill. Pfd. Sterl. zu 10 Proz. zu borgen, um diese Bahn so auszuführen, daß Seeschiffe auf ihr von Meer zu Meer transportiert werden können, hatte keinen Erfolg. Das stehende Heer des Staats besteht aus 830 Mann, wozu noch 31,500 Mann Miliz kommen. Zwei Dampfschiffe mit acht Kanonen repräsentieren die Seemacht. Die Flagge (s. Tafel »Flaggen«) [* 26] besteht aus drei Streifen: blau, weiß, blau.
Geschichte.
Die Küste von Honduras ward schon 1502 von Kolumbus bei der Aufsuchung einer mittelamerikanischen Durchfahrt auf seiner vierten und letzten Reise entdeckt. Er verfolgte die Küste von Punta de Caxinas (jetzt Kap Castilla oder an der Bai von Trujillo) bis zum Kap Gracias à Dios, welcher Name von ihm herrührt. Der Name Honduras ist spanisch und bedeutet »Tiefen«. Er soll von den Spaniern der Küste gegeben sein, weil sie wegen zu großer Meerestiefe lange keinen Ankerplatz an derselben fanden.
Nachdem Christoval von Olid die Küste 1523 für die Krone Spanien [* 27] in Besitz genommen, wurde sie nach und nach kolonisiert und 1790 zur Provinz (Comayagua) des spanischen Generalkapitanats von Guatemala gemacht. 1823 trat als Staat zur Union von Zentralamerika [* 28] und war in dem langen Kampf um das Föderativsystem ein Hauptsitz der liberalen oder Föderalistenpartei. Noch zehn Jahre lang, nachdem 1839 bereits die Auflösung der Union erfolgt war, machte die liberale Partei wiederholte Versuche, sich wenigstens mit den liberalen Staaten von Nicaragua [* 29] und Salvador zu einer Föderation zu vereinigen, und selbst nachdem diese sich 1853 und 1854 als selbständige Staaten konstituiert hatten, verfolgte unter seinem liberalen Präsidenten Cabaños noch föderalistische Zwecke und führte infolge davon sogar mit Guatemala Krieg, bis 1855 Cabaños nach einer Niederlage gestürzt und verbannt ward.
Sein Nachfolger in der Präsidentschaft, der General Guardiola, schloß darauf mit Guatemala einen Friedens- und Allianztraktat, und seitdem genoß unter Guardiolas Leitung, der, ein geborner Sambo, wegen seiner Grausamkeit »der Tiger von Zentralamerika« genannt wurde, äußere Ruhe und im Innern wenigstens erträgliche Zustände. An Aufstandsversuchen fehlte es jedoch natürlich nicht, und Guardiola fiel einer Soldatenbewegung zum Opfer. An seine Stelle trat der bisherige Vizepräsident, Vittoriano ^[richtig: Victoriano] Castellamios, und nach dessen baldigem Tod (1863) der Senator José Francesco Montes.
Dieser verband sich 1863 mit dem Präsidenten Barrios von Salvador gegen Carrera von Guatemala und wurde deshalb im Juli von dem guatemalischen General Cerna vertrieben. Provisorisch übernahm darauf der von Carrera begünstigte General José Maria Medina die Präsidentschaft, bis im Februar 1864 seine definitive Wahl erfolgte. Dieser legte dem im September 1865 zusammengetretenen Kongreß den Entwurf einer neuen Verfassung zur Beratung vor, welche im November 1865 in Kraft [* 30] trat.
Medina wurde im Februar 1866 und 1870 aufs neue zum Präsidenten gewählt, aber 1872, als er den Republiken Salvador und Guatemala den Krieg erklärte, durch eine von dem Heer unterstützte Erhebung der Liberalen gestürzt und C. Arias zum Präsidenten erhoben, der sich gegen alle Bestrebungen der Gegenpartei behauptete. Bei der Neuwahl im Februar 1874 wurde Ponciano Leiva, im Mai 1877 Soto zum Präsidenten erwählt. Im Innern herrscht nun Ruhe, und auch nach außen steht Honduras mit den Nachbarrepubliken sowie mit Nordamerika [* 31] und England in gutem Einvernehmen; nur die Finanzen des Staats sind durch Anleihen, welche wegen der Korruption der Beteiligten sehr teuer geworden sind und wenig eingebracht haben, arg in Zerrüttung. 1880 wurde eine neue Verfassung beschlossen und Tegucigalpa zur Hauptstadt von Honduras bestimmt. Jetziger Präsident ist General Bogran. Über Britisch-Honduras s. Belize.
Vgl. Squier, Honduras, descriptive, historical and statistical (Lond. 1870);
Pelletier, Honduras et ses ports (Par. 1869, Eisenbahnprojekt);
Soltera, A lady's ride across Honduras (Lond. 1884), und die Litteratur bei Zentralamerika.