Gerhard nahe am
Danewerk auf der Loheide total geschlagen und mußte 1332 zu
Kiel
[* 2] in die Verpfändung Nordjütlands
und
Fünens für 100,000
Mark willigen, um nur den Königstitel über einige kleine
Inseln, die Reste der dänischen Macht,
weiterführen zu dürfen. Als nach
ChristophsTod (1332) seineSöhneOtto und
Waldemar die von ihrem
Vater
geschlossenen
Verträge für nichtig erklärten, wußte
Gerhard seine
Eroberungen gegen sie zu behaupten und riß nun die letzten
Reste des dänischen
Reichsan sich. Er nannte sich
Herzog von
Jütland und
Fünen und regierte als unumschränkter
Herr; ein
Gleiches
that
Johann derMilde in seinen dänischen
Landen. 1340 bewog
Gerhard seinen
NeffenWaldemar, ihm sogar das
ganze Herzogtum
Schleswig
[* 3] gegen Nordjütland zu verpfänden; da machte der Dolchstoß eines rachsüchtigen
Dänen,
Niels Ebbesen,
seinem thatenreichen
Leben ein Ende, als er auf einem Zug
durch das noch immer nicht beruhigte
Jütland zu
Randers übernachtete
Nachdem er 1849 den
Feldzug in
Schleswig-Holstein
[* 13] mitgemacht, wurde er 1852 zum Hofjunker ernannt und bald darauf als
Adjutant
eines Landwehrbataillons nach
Seesen am
Harz versetzt, wo er in wenig anregender Umgebung ein
Leben innerer Sammlung und künstlerischer
Thätigkeit führte und zu dem Entschluß gelangte, fortan ganz der
Kunst zu leben. In dieser Absicht
begab er sich 1853 nach
Leipzig,
[* 14] wo er in das
Konservatorium eintrat und vornehmlich unter Anleitung von
Hauptmann und
Rietz
seine
Studien vollendete.
Einige
Unterbrechungen abgerechnet, behielt Holstein seitdem seinen
Wohnsitz in
Leipzig bis zu seinem
Tod Als
Komponist
hat er sich namentlich durch die
Opern: »Der Haideschacht«, »Der
Erbe von
Morley«, »Die
Hochländer«, welche in
Leipzig,
Mannheim
[* 15] und andern
StädtenDeutschlands,
[* 16]
Hollands etc. mit Beifall aufgeführt
wurden, sowie durch verschiedene
Orchester- und Kammermusikwerke und eine große Anzahl ein- und mehrstimmiger
Gesänge einen
bedeutenden
Namen gemacht. Namentlich die
Lieder verraten durchweg den feinsinnigen, tief und natürlich
empfindenden
Künstler. Durch ein reiches
Legat für unbemittelte Musikschüler (Holstein-Stift) hat er sich in
Leipzig ein
dauerndes Andenken gesichert. Seine »Nachgelassenen Gedichte« wurden von
Bulthaupt herausgegeben (Leipz. 1880, mit
Biographie).
Ludwig,
Graf, dän. Staatsmann, geb. aus einer der
ältesten Adelsfamilien
Dänemarks, trat 1848 als Mitglied der letzten Roeskilder
Ständeversammlung ins
politische
Leben ein, war 1856-63 Mitglied des
Reichsrats und seit 1866 des
Folkethings. Nach dem Rücktritt des
Ministeriums
Frijs 1870 bildete
Graf Holstein-Holsteinborg, der als Oberkammerherr dem königlichen
Hof
[* 17] sehr nahe stand, ein aus großen Gutsbesitzern und
Nationalliberalen zusammengesetztes
Ministerium, unter welchem ein erbitterter
Kampf mit der
Linken entbrannte,
bis es 1874 dem
MinisteriumFonnesbech Platz machen mußte. Seit 1881 hat sich Holstein-Holsteinborg vollständig vom öffentlichen
Leben zurückgezogen.
Graf, dän.
Politiker, geb. ward, nachdem er während eines Aufenthalts in
Rom
[* 18] zum
Katholizismus
übergetreten war, 1872 in das
Folkething des dänischen
Reichstags gewählt und bekämpfte von Anfang
an die der nationalliberalen oder eiderdänischen
Partei angehörigen
Minister, ohne sich einer bestimmten
Partei anzuschließen.
s. v. w.
Holsteiner, ^[= # (lat. Holsatia), ehemaliges Herzogtum, bildet jetzt den südlichen Teil der preuß. Provinz ...] die Bewohner des Herzogtums
Holstein.
Ansiedelung an der Westküste
Grönlands, unter 67° nördl.
Br., hat eine 1773 erbaute
Kirche, (1874) 579 Einw.,
darunter 6
Europäer, und einen sichern, viel von Walfischfahrern besuchten
Hafen.
nach zwei Jahren entsagte er nach einem in Dresden
[* 27] erlebten Unfall der ausübenden Kunst wieder, verheiratete sich mit der Schauspielerin
Luise Rogée (s. unten) und wurde Theatersekretär und Theaterdichter zu Breslau. 1823 siedelte er nach Berlin, wo seine Frau
am Hoftheater ein Engagement erhielt, über. Holtei verfaßte hier die mit größtem Beilall aufgenommenen
Liederspiele: »Die Wiener in Berlin« und »Die Berliner
[* 28] in Wien«
[* 29] und gab auch »Gedichte« (Berl.
1826; 5. Aufl., Bresl. 1861) heraus.
Für die Königsstädtische Bühne, der er sich nach dem frühen Tod seiner Gattin anschloß, lieferte er eine große Anzahl
von Stücken, darunter die allbekannten: »Der alte Feldherr« und »Lenore«, die teils in den von Holtei herausgegebenen.
Bänden 8-10 des »Jahrbuchs deutscher Bühnenspiele«, teils in seinen
»Beiträgen für das Königsstädter Theater« (Wiesb. 1832, 2 Bde.) gedruckt erschienen.
Gleichzeitig gab er die Sammlung »Schlesische Gedichte« (Berl. 1830, 18. Aufl. 1883) in schlesischer
Mundart heraus und trat öffentlich als Vorleser klassischer Dramen (besonders Shakespeares) auf.
Mit seiner zweiten Frau, Julie Holzbecher (s. unten),
Seit 1837 führte er die Direktion des RigaerTheaters, legte dieselbe aber nach dem Tod seiner zweiten Gattin
(1839) nieder und trat von neuem ein Wanderleben durch Norddeutschland an, bis er die Direktion des Theaters zu Breslau übernahm.
In dieser Zeit ließ er außer seinen »Briefen aus und nach Grafenort« (Altona
[* 31] 1841) und dem autobiographischen
Werk »Vierzig Jahre« (Berl. 1843-50, 8 Bde.; 2. Aufl.,
Bresl. 1859, 6 Bde.),
dem sich später als Anhang »Noch ein Jahr in Schlesien«
[* 32] (Berl. 1864, 2 Bde.)
anschloß, seine dramatischen Werke in einem Band
[* 33] als »Theater« (Bresl. 1845; Ausg. letzter Hand,
[* 34] das. 1867, 6 Bde.) erscheinen.
Seit 1850 lebte er abwechselnd in verschiedenen deutschen Städten, längere Jahre zu Graz,
[* 35] zuletzt wieder
zu Breslau, wo er im Kloster der Barmherzigen Brüder starb. Zwei Jahre nach seinem Tod wurde ihm auf der sogen. Ziegelbastion
daselbst (jetzt Holteihöhe genannt) ein Denkmal errichtet. Außer den genannten Schriften hat auch eine
Reihe von Romanen geschrieben, wie: »Die Vagabunden« (Bresl. 1851, 4 Bde.; 7. Aufl.
1886),
»Der letzte Komödiant« (das. 1863) u. a., welche sämtlich in seinen
»Erzählenden Schriften« (das. 1861-66, 39 Bde.)
gesammelt erschienen. Diese Romane entbehren nicht einzelner lebendiger, liebenswürdiger Züge, leiden aber an Lockerheit
der Komposition und Flüchtigkeit der Darstellung. Dagegen gebührt ihm das unbestreitbare Verdienst, das
Vaudeville in Form des deutschen gemütlichen Liederspiels in Deutschland
[* 38] eingebürgert zu haben. Viele seiner Lieder, von denen
er unter dem Titel: »Deutsche
[* 39] Lieder« (Schleus. 1834, 2. Aufl. 1836) eine Sammlung herausgab,
sind volkstümlich geworden. Auch
die »Schlesischen Gedichte«, deren Wert man erst in neuerer Zeit erkannte, müssen als eine der
schönsten Gaben der Holteischen Muse betrachtet werden. Der Krieg von 1870/71 begeisterte den greisen Dichter zu einer Sammlung
seiner »Königslieder« (3. Aufl., Leipz.
1878). Außerdem nennen wir von seinen Veröffentlichungen der letzten Zeit: »Charpie« (Bresl. 1866, 2 Bde.);
»Nachlese. Erzählungen und Plaudereien« (das. 1871, 3 Bde.);
»An GrabesRande. Blätter und Blumen« (2. Ausg. 1876) und »Fürstbischof und Vagabund« (das. 1882),
Kurnick ^[richtig: Kurnik], K. v. ein Lebensbild
(Bresl. 1880). -
Seine erste Gattin, Luise, geborne Rogée, geboren um 1800, betrat zuerst 1820 die BreslauerBühne und starb als Mitglied
des königlichen Theaters zu Berlin 1825. Sie war in naiven und sentimentalen Rollen
[* 40] ausgezeichnet und besonders unübertroffen
als Käthchen von Heilbronn.
[* 41] Holtei feierte sie durch eine Sammlung von Gedichten: »Blumen auf das Grab der
Schauspielerin Holtei«. Seine zweite Gattin, Julie, geborne Holzbecher, geb. 1809 zu Berlin, seit 1823 Mitglied des Königsstädter
Theaters daselbst, 1830 des Theaters zu Darmstadt, kehrte 1831 nach Berlin zurück, starb 1839 in Riga. Sie war im Lustspiel, namentlich
in Berliner Lokalstücken, durch Keckheit und Anmut bezaubernd.