gegen die
Mauren aus und begleitete
Kolumbus 1493 auf seiner zweiten
Reise nach
Amerika.
[* 2] Kräftig, gewandt, kühn, dabei hochherzig
und ritterlich fromm, gehörte er zu den edlern Vertretern der spanischen
Konquistadoren. Hojeda entdeckte auf
Haïti
[* 3] die Goldlager
von Cibao und nahm durch
List und Entschlossenheit den Kazikenherrscher Caonabo, einen gefährlichen Gegner
der
Weißen, gefangen. Nach
Spanien
[* 4] zurückgekehrt, segelte er im Mai 1499, von A.
Vespucci begleitet, mit zwei
Schiffen nach
der
Küste von
Guayana, fuhr dann an derselben nach
Süden, entdeckte die Mündung des
Amazonenstroms, über die hinaus er noch
vordrang, und befuhr dann die
Küste von
Venezuela,
[* 5] die er auch 1502, 1505 und 1509 besuchte, ohne aber
trotz blutiger
Kämpfe mit den Eingebornen die gehofften
Schätze zu finden. Er führte schließlich ein bloßes Abenteurerleben
und starb 1515 zu
San Domingo in tiefster
Armut.
(CracidaeVig.),
Familie aus der
Ordnung der
Scharrvögel
(Rasores), große südamerikanische
Vögel
[* 6] mit gestrecktem
Körper, ziemlich langem, mehr oder weniger gewölbtem
Schnabel, kurzen, gerundeten
Flügeln, mittelstarken
und mittelhohen, lang- und dünnzehigen, spornlosen
Läufen, häufig am
Kopf und
Hals mit nackten
Stellen. Das
Gefieder ist derb,
großfederig, nicht dicht, meist dunkel. Die Hokkovögel zeigen manche
Ähnlichkeit
[* 7] mit den
Tauben,
[* 8] leben einweibig, scharren nicht,
nähren sich meist von
Früchten, nisten meist auf
Bäumen, legen wenige
Eier
[* 9] und weichen im innern Leibesbau
nicht unwesentlich von den Hühnern ab. Sie zerfallen in zwei Unterfamilien: die Hokkohühner (CracinaeGray) und die Schakuhühner
(PenelopinaeGray). Die erstern besitzen einen relativ langen, hohen, an der
Spitze gewölbten
Schnabel mit einer
Wachshaut am
Grund, welche den häufig vorkommenden
Höcker auf der Schnabelwurzel bedeckt; der
Schwanz ist ziemlich lang, etwas abgerundet,
das
Gefieder auf dem
Scheitel und Hinterkopf meist zu einer kammförmigen
Haube verlängert. Der Hokko (Crax alectorL.), in
den Urwäldern von
Guayana und
Paraguay,
[* 10] ist etwa 1 m lang, glänzend blauschwarz, am
Bauch,
[* 11]
Steiß und Endsaum
der Schwanzfedern weiß, mit braunen
Augen und gelbem Fleischhöcker auf dem Schnabelgrund. Man kann ihn leicht zähmen, aber
er eignet sich wenig für die Gefangenschaft und pflanzt sich auch schwierig fort.
SeinFleisch ist sehr wohlschmeckend, und
er wird deshalb in der
Heimat eifrig gejagt.
Formel der
Taschenspieler, die sie während der Aufführung ihrer Kunststücke auszusprechen pflegen;
die
Etymologie ist unenträtselt, doch hat die Meinung Tillotsons, daß sie eine
Korruption der Abendmahlsformel:
»Hoc est corpus
meum« (»das ist mein Leib«) sei, welche die Satiriker des
Reformationszeitalters
(Fischart, Lerchheimer u. a.) ganz wie eine die Umwandlung von
Brot
[* 12] und
Wein bewirkende Zauberformel
behandelt hatten, innere
Wahrscheinlichkeit.
Richard,
Komponist, geb. zu
Amsterdam,
[* 13] erhielt seine musikalische
Ausbildung auf der königlichen Musikschule
daselbst, wirkte seit 1856 mehrere Jahre
lang als
Dirigent eines
Amsterdamer Gesangvereins und erhielt 1862 die
Stelle des städtischen Musikdirektors zu
Utrecht,
[* 14] mit welcher er später noch die Organistenstelle an der
Domkirche und 1875 das
Direktorat der Musikschule der
Maatschappij tot bevordering van Toonkunst vereinigte. Hol hat sich als ausgezeichneter
Dirigent
auf verschiedenen
Musikfesten (namentlich 1872 und 1874) bewährt und als
Komponist auch in
Deutschland
[* 15] einen geachteten
Namen erworben. Unter seinen Werken, deren er bisher etwa 60 Nummern veröffentlicht hat, befinden sich
Symphonien
(wertvoll besonders die in
D moll), vier
Ouvertüren, Kirchenstücke, größere
Chorgesänge (darunter »Der fliegende
Holländer«,
für gemischten
Chor und
Orchester),
Lieder u. a.
(Hólum),
Ort im nördlichen
Island,
[* 16] im Hjaltudal des Skagafjorddistrikts, war von 1106 bis 1801 Bischofsitz,
der später nach Reykjawik verlegt ward, hatte bereits 1530 eine Buchdruckerei und gelehrte
Schule, besteht jetzt aber nur
aus wenigen
Häusern um die steinerne
Domkirche, nächst der zu Reykjawik das schönste Gotteshaus auf
Island.
PaulHeinrichDietrich,
Freiherr von, der »Nährvater« (wie sein
FreundDiderot der geistige
Vater) der
Encyklopädisten, geb. 1723 zu
Heidelsheim in der
Pfalz, brachte sein
Leben in
Paris,
[* 17] dem damaligen
Herde der Geisterbewegung,
zu, deren
Zentrum die
Encyklopädie und deren Ausgangsort ein gastfreies
Haus bildete. Ein reiner und menschenfreundlicher
Charakter,
dessen
Ehrgeiz darin bestand, das
Beste seiner Mitmenschen, wie er es verstand, zu fördern, widmete er
sein
Leben und sein
Vermögen mit deutscher Beharrlichkeit der Bekämpfung dessen, was ihm als schädliches
Vorurteil, sowie
der Verbreitung desjenigen, was ihm als
Wahrheit erschien. Da seiner
Ansicht nach die wahre Bestimmung des
Menschen darin besteht,
glücklich zu sein, so müssen alle derselben im Weg stehenden Meinungen als schädliche
Vorurteile beseitigt,
dagegen alle damit in Übereinstimmung stehenden Erkenntnisse möglichst allgemein verbreitet werden. Zu jenen rechnet Holbach nicht
nur das
Christentum, sondern alle
Religionen, die er als Erzeugnisse priesterlichen
Eigennutzes darzustellen, und deren Entbehrlichkeit
nicht nur, sondern Nachteiligkeit für
Moral und Völkerglück er darzuthun sich bemüht, zu diesen dagegen
die
Naturwissenschaften, welche, indem sie die
Dinge darlegen, wie sie wirklich sind, den menschlichen
Geist von Irrtümern
und Einbildungen über sein
Wesen, seinen Ursprung und seine Zukunft freimachen.
Ersterer
Richtung gehören seine zahlreichsten einst einflußreichen, jetzt völlig vergessenen
Schriften au, wie: »Christianisme
dévoilé« (Lond.
[Nancy]
[* 18] 1767);
»Examen critique de la vie et des ouvrages de
saintPaul« (Lond. 1770);
»L'éthocratie, ou le gouvernement fondé sur la morale« (1776) und »La
morale universelle« (1776).
Für die
Naturwissenschaften hat er nicht nur (seit 1752) durch Übersetzungen naturwissenschaftlicher
und technischer
Schriften (meist aus dem
Deutschen) gewirkt, sondern hauptsächlich durch sein berühmtestes (oder
¶
mehr
berüchtigtstes) Buch, das »Système de la nature« (Lond. [Amsterd.] 1770, 2 Bde.;
deutsch von Schreiter, Frankf. 1783, 2 Bde.; Leipz.
1843),
denselben eine (materialistisch-mechanische) metaphysische Grundlage zu geben versucht. Der Zusatz auf dem Titel: »ou
des lois du monde physique et du monde moral« verrät deutlich, daß es dessen Verfasser (oder
Verfassern),
wie einst Spinoza mit seiner »Ethik«, um die praktischen Konsequenzen wenigstens ebensoviel wie um die theoretische
Welteinsicht zu thun war. Dasselbe erschien unter dem Namen des (zehn Jahre vorher verstorbenen) Akademikers Mirabaud und war
seinem Inhalt nach, wie aus Diderots nachgelassenen Schriften erhellt, diesen teilweise wörtlich, wahrscheinlicherweise aber
auch handschriftlichen Aufsätzen von La Grange, Naigeon u. a. entlehnt. Zweck desselben ist, zu beweisen, daß der Materialismus
als Weltanschauung konsequent (was übrigens auch dessen diametralem Gegenteil, dem IdealismusBerkeleys, zugestanden wird)
und wohlthätig sei.
Ersteres gehe daraus hervor, weil ihm zufolge Moralisches und Physisches (Geist und Körper) dasselbe, das einzige
Existierende die Materie und die von ihr unzertrennliche, auch derselben nicht erst mitgeteilte Bewegung sei. Zwecke gibt es
daher ebensowenig wie moralische Beweggründe; alle Veränderung in der Natur geht durch wirkende Ursachen mit Notwendigkeit
vor sich, und was die Psychologen Selbstliebe, Liebe und Haß nennen, ist nichts andres als die Bewegungsbedingungen,
welche die PhysikerTrägheit, Attraktion und Repulsion heißen.
Wohlthätig aber wirke der Materialismus, weil er denjenigen, welcher weiß, daß alles Geschehende notwendig ist, von betrüglicher
Hoffnung und quälender Furcht befreie und in der Gegenwart glücklich zu sein lehre. Statt durch Moralpredigen, lehrt er die
moralisch Kranken dadurch zu bessern, daß er sie physisch gesünder zu machen sucht (der Arzt tritt an
die Stelle des Seelsorgers); statt von den Menschen das Unmögliche zu fordern, daß sie, um sittlich zu handeln, gegen ihren
Vorteil handeln sollen, lehrt er, daß sich die Gesellschaft am besten befindet, wenn jeder (durch sie) seinen Vorteil
sucht; da letzteres jeder gern und, ohne gezwungen werden zu müssen, thut, so werden die Strafen immer seltener sein, welche,
da alles aus Notwendigkeit geschieht, nicht darum verhängt werden, weil der Verbrecher frei und verantwortlich ist, sondern
aus demselben Grund, aus welchem wir Flüsse,
[* 20] die beides nicht sind, doch eindämmen.