die
Römer
[* 2] die hohepriesterliche
Würde ganz nach Belieben erteilten und wieder entzogen. Nur hielten sie sich in der
Regel
an die
Angehörigen von etwa fünf vornehmen Priesterfamilien, die daher im
NeuenTestament »die Hohenpriester« heißen. Dem
Gesetz nach folgte dagegen der Sohn auf den
Vater, und zwar verwaltete ein jeder das
Amt, solange er lebte.
Die Einweihungszeremonie des Hohenpriesters bestand in Waschungen, Einkleidung,
Salbung mit einem köstlichen
Öl und Darbringung
von Sühn-,
Brand- und Dankopfern.
Nach jüdischer
Tradition soll seit Josia die
Einweihung des Hohenpriesters nur in der Anlegung der Amtskleider bestanden haben,
weil nämlich das heilige
Salböl verloren gegangen war. Die
Amtstracht des Hohenpriesters bestand aus
folgenden
Stücken: dem Oberkleid (m'il, purpurblau, mit dreifarbigen Granatäpfeln und goldenen
Schellen besetzt; dem Unterkleid
(k'tonet);
Ferner führte er über
Kultus und Tempelschatz die Oberaufsicht und war Vorsteher des
Sanhedrins
(HohenRats), überhaupt kirchliches Oberhaupt aller, auch der außerhalb
Palästina
[* 4] wohnenden
Juden, dem niemand den
Gehorsam verweigern
durfte. Während der makkabäischen
Periode vertraten die Hoherpriester selbst eine geraume Zeit hindurch die
Stelle der Landesfürsten
Judäas. Hauptpflicht war es für den Hohenpriester, sich der levitischen Reinheit im weitesten
Umfang
zu befleißigen, namentlich vor seinen Amtsverrichtungen; einen
Toten, mit Ausnahme der nächsten Blutsverwandten, durfte
er niemals berühren, ja nicht einmal heftiger
Trauer über einen solchen sich hingeben; auch gestattete ihm das
Gesetz nur,
eine unberührte
Jungfrau zu heiraten.
Sein Ansehen war noch im hasmonäischen
Zeitalter so groß, daß
selbst Königstöchter die
Ehe mit Hohenpriestern nicht verschmähten sowie auch deren Töchter von den
Großen des
Landes begehrt
wurden.
Josephus zählt von
Aaron bis auf den Salomonischen Tempelbau 13, während des Bestehens desselben 18, während des
Bestehens des zweiten
Tempels 52, zusammen also 83 Hohepriester.
Salomos
(Canticum canticorum), poetisches
Buch des Alten
Testaments, im hebräischen
Titel,
dem der lateinische nachgebildet ist,
»Lied der
Lieder«, von
Luther, der sich der mystischen
Auslegung desselben anschloß, Hoheslied
genannt. Das in eine
Reihe von Einzelbildern und
Auftritten zerfallende, halb lyrische, halb
dramatische Gedicht besingt die
Liebe einer Hirtin
(Sulamith) zu einem Jugendgenossen gleichen
Standes, dem sie, in den
HaremSalomos entführt,
doch treu bleibt und endlich, nachdem sie die Liebeswerbungen des weibersüchtigen
Königs abgewiesen hat, wieder zurückgegeben
wird.
Zartheit und Sittigkeit sind somit der Grundanlage und
Tendenz des Ganzen nicht abzusprechen, obwohl die glühende
Phantasie
des
Orientalen mehr als einer Schilderung einen stark sinnlichen Anhauch gegeben hat. Die Überschrift
nennt den König
Salomo als Verfasser. Aber abgesehen davon, daß dieser sich nicht selbst ein so wenig schmeichelhaftes Denkmal
gesetzt haben wird, gehört das
Lied der
Blütezeit der hebräischen Litteratur und zwar speziell des israelitischen Nordreichs
an, wo es ein
Zeugnis von der reichen und üppigen
Ausbildung weltlicherPoesie, etwa 900-800
v. Chr. entstanden
ist.
(Hohlvene,
Vena cava), die Hauptvene, durch welche bei den
Wirbeltieren das
Blut aus dem
Körper zum
Herzen zurückkehrt. Man unterscheidet die obere Hohlader, welche das
Blut aus der obern Körperhälfte, und die untere, welche es
aus der untern, unterhalb des
Zwerchfells, sammelt; beide münden dicht nebeneinander in der rechten
Vorkammer des
Herzens.
Sie besitzen keine
Klappen. Die obere Hohlader ist beim
Menschen nur etwa 7
cm lang, verläuft rechts von der
aufsteigenden
Aorta und entsteht aus den beiden
Venae anonymae; die untere, etwa 24
cm lang, verläuft rechts von der absteigenden
Aorta und teilt sich in der Lendengegend ähnlich wie diese.
BeimFötus sind zwei obere
Hohlvenen vorhanden, während die untere
von jeher enger ist und eine Zeitlang hindurch nur eine unbedeutende
Vene darstellt. S. Tafel
»Blutgefäße
des
[* 10]
Menschen«,
[* 1]
Fig. 3 u. 5.
natürliche, unterirdische Hohlräume in den verschiedensten
Gesteinen, oft ohne jede
Kommunikation mit der
Erdoberfläche, so daß der Nachweis ihrer
Existenz Zufälligkeiten (Wegbauten, Tunnelbohrungen, Einstürzen etc.) zu verdanken
ist, bisweilen mit mehr oder weniger breiten natürlichen
Schächten¶
Die Temperatur in den Höhlen ist meist der Mitteltemperatur des betreffenden Ortes gleich, bisweilen aber auch höher oder niedriger.
In denEishöhlen
[* 19] schmilzt das Eis
[* 20] zu keiner Jahreszeit (Caves froides, Glacières naturelles). Die bekanntesten
derselben sind: die von Baume bei Besançon,
[* 21] die von St.-Georges am Genfer See, das Schafloch am Rothorn (Thuner See), die Dobschauer
u. a. in Ungarn.
[* 22] Die Frage nach der Entstehung des Eises in diesen Höhlen ist noch offen. Einige sehen in dieser
Aufhäufung während des Winters gebildetes Eis, das ein kurzer Sommer nicht schmelzen kann; nach andern bildet es sich, durch
lebhafte Verdunstung, Zugluft etc. begünstigt, gerade während des Sommers; wieder andre erblicken in ihm Reste des Eises der
Diluvialperiode.
Gashöhlen sind solche, deren Raum mit Kohlensäure (Dunsthöhle bei Pyrmont, Hundsgrotte bei Neapel)
[* 23] oder
auch mit schwefliger Säure (Schwefelgrotte am BergBüdös, Siebenbürgen) gefüllt ist. Die meisten Höhlen sind relativ trocken;
manche besitzen unterirdische Wasserbassins oder werden von Bächen und Flußläufen durchströmt. Die sogen. blauen Grotten
(außer der oft genannten auf der InselCapri
[* 24] ist nur noch eine auf der dalmatischen InselBusi bekannt)
verdanken die wunderbaren Lichtreflexerscheinungen dem Umstand, daß die Eingangsöffnung direkt über dem Meeresspiegel,
bei der Flut sogar unter demselben liegt.
Gebildet wurde die größte Anzahl der Höhlen durch Wasser und zwar zunächst wohl durch Lösung von Gips und,
bei einem Gehalt an
Kohlensäure, von kohlensaurem Kalk, während die Ausweitung schon vorhandener Hohlräume oft durch die
mechanische Erosion
[* 25] fließenden Wassers begünstigt wurde. Eine Kontrolle für den Höhlen bildenden Prozeß bietet die Bestimmung
des Gehalts der Quellwasser dar, welche den Höhlen führenden Kalkgebirgen entfließen. So berechnet Szombathy aus
Wassermenge und Gehalt, daß die beiden die WienerWasserleitung
[* 26] speisenden Quellen den Gesteinen jährlich
über 4 Mill. kg kohlensaures Calcium entführen, während Regelmann nachweist, daß die in der Schwäbischen Alb entspringenden
Quellen jährlich ein Material fortführen, welches einem dadurch erzeugten Hohlraum von 60,000 cbm entspricht.
Die Bildung künstlicher Höhlen durch die sogen. Senkwerke (österreichische und bayrische
Steinsalzbergwerke in den Alpen, Wilhelmsglück in Württemberg) bietet eine der Technik entnommene Analogie
der in der Natur sich abspielenden Prozesse dar. Seltener und wohl nur in kleinerm Maßstab
[* 27] sind Höhlen auf Spaltenbildungen zurückzuführen,
und ebenfalls nur selten bilden sich Höhlen bei vulkanischen Eruptionen durch Abfließen der Lava unter schon erstarrter Decke.
[* 28] Auch bei dem letzgenannten ^[richtig: letztgenannten] Prozeß kann, die Höhlen erweiternd und vergrößernd,
die mechanische Erosion durch fließendes Wasser oder durch die Meereswogen mitwirken.
Die Höhlen sind die von der Natur den Menschen und Tieren gebotenen, gegen böse Wetter,
[* 33] auch gegen die Angriffe
von Feinden den besten Schutz gewährenden Zufluchtsstätten und deshalb von der allerältesten bis in
die neueste Zeit hinein als solche auch benutzt worden. Man trifft daher in ihnen Reste der verschiedensten Zeiten, und es
erfordert somit ihre Untersuchung eine ganz besondere Sorgfalt, um die Schichtung und Lagerung der in ihnen vorkommenden Funde
möglichst streng zu sondern.
Mangelhaftes Licht
[* 34] durch künstliche Beleuchtung
[* 35] erhöht in den meistens vom Tageslicht fast ganz abgeschlossenen
Räumen die Schwierigkeiten. Der Boden der Höhlen ist bedeckt mit den Niederschlägen des Wassers, welche aus dem durchflossenen
Gebirge stammen, meist lehmiger oder thoniger (Höhlenlehm) oder sandiger Natur sind und häufig Tierknochen (Knochenhöhlen)
und Erzeugnisse menschlicher Hand
[* 36] enthalten. In den feuchten Höhlen, in welchen Sinterbildungen stattfinden,
sind die auf dem Boden lagernden Schichten häufig von Sinterschichten durchsetzt oder überdeckt. Je nach dem Grade der Feuchtigkeit
der Höhlenwände und der Löslichkeit des Gesteins geht die Sinterbildung bald schneller, bald langsamer vor sich, und deshalb
gibt die Mächtigkeit der Sinterdecke keinen sichern Maßstab für die Berechnung ihres Alters. Die in den
Höhlen gefundenen Gegenstände (Höhlenfunde) können nun entweder von Tieren und Menschen¶