vielfach schriftlich aufgezeichnet und aufbewahrt, so daß sie die wichtigste Erkenntnisquelle des ehemaligen Hofrechts bilden.
Nicht zu verwechseln mit Hofrecht ist das
Höferecht (s. d.), d. h. das bäuerliche
Grund- und
Anerbenrecht.
nennt man die Ansiedelung in isolierten Hofgütern, bei welchen alle
Grundstücke desselben Eigentümers
ein um das
Gehöft liegendes, räumlich geschlossenes Ganze bilden (Hofschluß). Den
Gegensatz zu demselben bildet das Dorfsystem,
bei welchem die
Eigentümer aller
Güter einer
Gemarkung in zusammenhängenden Ortschaften wohnen, von wo
aus sie ihr in der
Gemarkung mehr oder weniger zerstreut liegendes Gelände bewirtschaften. Das Hofsystem bietet große Vorteile
für die Bewirtschaftung. Es gestattet dem
Eigentümer vollfreie
Verfügung über die Ausnutzung des
Bodens, erleichtert Wege-
und Wasserregulierung, während bei dem Dorfsystem, zumal wenn der Grundbesitz sehr zersplittert ist, der
Flurzwang (s. d. und
Flurregelung) nicht zu vermeiden ist, viele Verluste durch Wegeanlagen, Begrenzung der
Grundstücke etc.,
dann auch Zeitverluste durch Hin- und Herlauferei u. dgl.
entstehen.
Dies hat auch früher Veranlassung gegeben, den Übergang vom Dorfsystem zum Hofsystem
(Vereinödung) zu fördern. Bei dem
Abbau gehen
die bereits vorhandenen Gebäude verloren, dann hat das auch schwerwiegende Schattenseiten, das Dorfsystem
wichtige Vorzüge vor jenem. Bei dem Hofsystem ist es kleinen Leuten
(Tagelöhnern) schwer oder unmöglich,
Grundeigentum zu erwerben.
Dann werden viele Anstalten für Sicherheit,
Verkehr,
Bildung, religiöse
Erbauung,
Gesundheitspflege etc., welche eine Gemeinsamkeit
vieler erfordern, bei dem Hofsystem zu teuer oder undurchführbar.
Endlich kann vielen Nachteilen des Dorfsystems durch zweckmäßige
Arrondierung und
Zusammenlegung kleiner
Parzellen je eines
Eigentümers in den verschiedenen Gewannen einer
Gemarkung abgeholfen werden. Bei intensiver
Wirtschaft, welche kleine Besitzungen
ermöglicht, ist naturgemäß das Dorfsystem mit seinem die
Kultur fördernden Zusammenwohnen
(Bauern, auch Gewerbtreibende,
Lehrer,
Arzt etc.) am Platz. Extensivere
Wirtschaft bedingt kleinere
Dörfer, mit ihr treten mehr die Vorteile
des Hofsystems in den
Vordergrund. Das Hofsystem findet sich in
Deutschland
[* 2] besonders in
Westfalen
[* 3] vor, im übrigen kommen in vielen
Gegenden geschlossene
Höfe neben Dörfern vor
(Schwarzwald,
Alpen,
[* 4]
Rhön etc.).
(früher Wylhof),
Landgut nebstSchloß im schweizer. Kanton Bern,
[* 5] 8 km von der Stadt
Bern
[* 6]
(Gemeinde Münchenbuchsee),
berühmt durch
Fellenbergs (s. d.) Lehranstalten, die, zu Anfang des 19. Jahrh.
gegründet und späterhin immer mehr erweitert, in den 20er und 30er
Jahren eines europäischen
Rufs genossen, aber 1848, wenige
Jahre nach dem
Tode des
Gründers, zum größern Teil eingingen.
(spr. hoh-),William, engl. Zeichner,
Maler und Kupferstecher, geb. zu
London,
[* 7] kam zu einem Goldschmied,
Elias Gamble, in die
Lehre,
[* 8] bei
dem er sich vorzugsweise damit beschäftigte,
Wappen,
[* 9] Namenszüge, Halbfiguren
und
Arabesken auf goldene und silberne
Gefäße zu gravieren. Zugleich besuchte er eine Zeichenakademie, forschte aber bald
auf den
Straßen und in den Kneipen nach
Originalen für seinen satirischen
Stift. Um seinen Unterhalt zu erwerben, stach
er dabei
Etiketten,
Wappen und andre Gegenstände und kam dadurch bald mit Buchhändlern in
Verbindung. So stach er 13
Blätter
zu
Aubry de la Motrayes »Travels through Europe etc.«
(Lond. 1723),
12 dergleichen für
Butlers »Hudibras« und mehrere für den
»Don Quijote«. Hierauf versuchte er sich im Porträtieren
und verschaffte sich auch darin, namentlich durch sein
Talent, zu treffen und Familienbilder gut zu gruppieren,
viele
Kundschaft. Um diese Zeit wurde er von seiner Wirtin wegen einer
Schuld in das Gefängnis gebracht; aus
Rache stellte
er diese
Frau in einer karikierten
Zeichnung dar. Der gewonnene Beifall veranlaßte ihn zu einer ähnlichen
Darstellung, welche auf die Schwärmerin
Maria Tofts Bezug hatte (1726). Von dieser Zeit an reifte in ihm der Entschluß, die
Thorheiten und
Gebrechen der
Menschen in zusammenhängenden Bilderreihen darzustellen und zu geißeln.
Alle unter seiner
Hand
[* 10] hervorgegangenen
Arbeiten dieser Art sind ein lebendiges zusammenhängendes Sittengemälde, ein
Spiegel
[* 11] der menschlichenLeidenschaften in geistreicher und witziger Auffassung, die aber keinen höhern künstlerischen
Wert besitzt. Am bedeutendsten sind seine cyklischen
Sittenbilder, die, meist in
Öl gemalt und in Kupferstich reproduziert
politische und gesellschaftliche Krebsschäden seiner Zeit, mit der absichtlichen, auch in der künstlerischen
Darstellung
sich äußernden Übertreibung des Satirikers, an den
Pranger stellten.
Als Hogarths berühmteste Werke dieser Art gelten: The harlot's progress (das
Leben einer Buhlerin), 6
Blätter;
The rake's
progress (das
Leben eines Liederlichen), in 8 Blättern;
A modern midnight conversation
(die Punschgesellschaft);
The distressed poet (der unglückliche Dichter) und Strolling actresses in a barn
(die Komödiantinnen in der
Scheune).
Nicht zufrieden mit der
Höhe, welche er in dieser
Richtung erreicht hatte, wollte auch
einen ebenso hohen
Rang unter den Historienmalern einnehmen; aber die
Satire war ihm so sehr zur
Gewohnheit geworden, daß er
seiner
Neigung, zu karikieren, wider seinen
Willen in seinen ernsthaften
Kompositionen freien
Lauf ließ,
wie dies seine
Bilder: der
Teich von
Bethesda, der barmherzige
Samariter u. a. beweisen. Nachdem er wieder ganz die ihm eigentümliche
Richtung eingeschlagen, erschienen von ihm: The enraged musician (der wütende Musikant, 1741);
The marriage
a la mode (die
Heirat nach der
Mode, 1745), in 6 Blättern (Originalgemälde in der Nationalgalerie zu
London);
The effects
of industry and idleness (die
Folgen des Fleißes und des Müßiggangs, 1747);
The stages of cruelty (die
Grade der Grausamkeit, 1751), in 4 Blättern. Im J. 1753 gab er seine von seinen Zeitgenossen mit
Recht lächerlich gemachte
»Zergliederung der
Schönheit« (deutsch von
Mylius, Berl. 1754) in
Druck, worin er die Schlangenlinie als die angenehmste Form
für das
Auge
[* 13] darstellte und sogar die
Linien bestimmen wollte, welche die Form des
Schönen enthielten.
Hierauf erschienen: Four prints of an election (die
Wahl eines Parlamentsmitgliedes, 1755), in 4 Blättern, und The
¶
mehr
times (die Zeitläufe, 1762), eine beißende Satire auf Pitt. Sein lächerliches Bild: Sigismunda (1757), das der schwach gewordene
Künstler als ein Gegenstück zu einem Bild von Correggio betrachtet sehen wollte, zog ihm viele Kränkungen zu. Die fortwährenden
Kämpfe mit seinen zahlreichen Gegnern zerrütteten seine ohnehin schwache Gesundheit und beschleunigten seinen
Tod. Hogarth starb, nachdem er 30 Jahre lang Direktor einer auf seine Veranlassung gegründeten Akademie gewesen war, auf
seinem Landgut in Chiswick bei London.
Merkwürdige Gemälde Hogarths wurden 1819 in einem Haus zu London entdeckt, wo sie, am Getäfel eines Zimmers befindlich, von
Hogarth während seiner Mußestunden in der Zeit der schönsten Blüte
[* 15] seines Geistes gefertigt worden waren.
Sie stellen in fünf Abteilungen die Schicksalsgöttin dar, wie sie aus höherer Region ihre günstigen wie ihre unheilbringenden
Gaben auf die Bewohner der sublunarischen Welt, worunter namentlich die Helden der »Dunciade« sind, herabfallen läßt.
Ein andres, um dieselbe Zeit wieder entdecktes Werk Hogarths ist eine sehr launige und belebte Darstellung
eines Bacchantenzugs. 1825 entdeckte man inLondon ein drittes Bild: Garrick bei der Probe eines neuen Stückes, mit den Bildnissen
der Mrs. Abington, Popes, Macklins, Palmers etc. Hogarths Werke bedürfen eines Kommentars, um in ihren historischen und moralischen
Beziehungen erfaßt werden zu können. Er selbst gab schon Inschriften und von Hoadley fabrizierte Mottos,
um jene verständlicher zu machen; doch sind dieses nur moralische Nutzanwendungen.
Noch zu Lebzeiten Hogarths erschienen die »Lettres de Mr. *** (Rouquet) à un de ses amis à Paris,
[* 16] pour lui expliquer les estampes
de M. Hogarth« (Par. 1746). Dann gab J. Trusler eine ähnliche
Arbeit von größerm Umfang heraus: »Hogarth moralised« (Lond.
1768, mit 76 Kupfern; spätere Auflagen 1831 u. 1841). Später erschienen unter anderm teils als Erklärung, teils als vollständige
Kommentare über Hogarths Werke: Gilpins »Essay on prints«;
Nichols' »Biographical anecdotes of W. Hogarth« (2.
Aufl. 1782);
»Hogarth illustrated by John Ireland« (Lond. 1791, 3 Bde.)
und die »Graphic illustrations of Hogarth, from pictures, drawings etc.«
(das. 1794, 4 Bde. mit 60 Kupfern).
Alle diese Kommentatoren übertraf aber Lichtenberg durch seine witzige »Ausführliche Erklärung
der Hogarthschen Kupferstiche« (Götting. 1794). Eine schöne Ausgabe von Hogarths Werken nach den von
Heath retouchierten Originalplatten erschien unter Nichols' Leitung (Lond. 1820-22); andre Ausgaben erschienen zu Leipzig
[* 17] (zuletzt
1886), in verkleinerten Kopien von Riepenhausen (neue Ausg., Götting. 1853, 75 Blätter), mit der LichtenbergschenErklärung
von Kottenkamp (3. Aufl., Stuttg. 1873, 87 Blätter), nach Ireland und Nichols (Lond. 1883, 3 Bde.).