Die 1846 in
Bayern
[* 7] entstandenen politischen Zerwürfnisse veranlaßten Höfler zu der geschichtlichen
Denkschrift
»Konkordat und
Konstitutionseid der Katholiken in
Bayern«
(Münch. 1847). Wegen seiner Beteiligung an derAgitation gegen
Lola Montez pensioniert, ward er im Juni d. J. als Archivar in
Bamberg
[* 8] reaktiviert. 1851 erhielt Höfler indes einen
Ruf als
Professor der Geschichte nach
Prag,
[* 9] wo er seitdem an der
Reform der
Universität wesentlichen
Anteil nahm und ein historisches
Seminar begründete.
Nach seiner religiösen
Stellung entschiedener Katholik, vertrat Höfler in dem nationalen
Kampf zwischen den
Deutschen und dem Tschechentum mit voller
Energie die deutschenInteressen. 1872 wurde er als lebenslängliches Mitglied in
das österreichische
Herrenhaus berufen. Seine schriftstellerische Wirksamkeit ist eine außerordentlich vielseitige gewesen,
und er hat namentlich wiederholt sehr glückliche archivalische
Funde gemacht. Ein großer Teil derselben
ist in den
»Denkschriften der k. k.
Akademie der
Wissenschaften«, andres in den
»Fontes rerum austriacarum« veröffentlicht.
Wir erwähnen außerdem von ihm: »Die deutschenPäpste« (Regensb. 1839, 2 Bde.);
Sehr thätig war er bei Einrichtung des Abgabensystems und des
Finanzwesens überhaupt, bei Herabsetzung des
Zinsfußes der
Staatsschuld und bei der
Ordnung des ganzen Staatsschuldenwesens.
GerechtenWiderspruch fand er auf dem
Landtag von 1838 auf 1839,
wo er das
Recht derStände, nicht bewilligte
Ausgaben zu prüfen und unter Umständen zu streichen, lebhaft
bestritt. Überhaupt ließ sich als Staatsmann zu sehr von höherm Einfluß leiten. Er starb Seine »Beiträge
zur nähern Kenntnis der
Gesetzgebung und
Verwaltung des Großherzogtums
Hessen«
[* 21]
(Gießen 1832) wurden in dem »Freimütigen Handschreiben
an Hofmann« (Offenb. 1832) von
Hundeshagen kräftig erwidert.
3)Friedrich, Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Koburg,
[* 25] studierte in
Jena
[* 26] und siedelte 1841 nach
Hildburghausen
[* 27] über, wo er 14 Jahre lang an der Redaktion von J.
Meyers »Großem
Konversationslexikon« beteiligt war. In diese
Zeit fiel die Hofmann-Meyersche
Stiftung des
»Weihnachtsbaums«, einer von Hofmann alljährlich veranstalteten Sammlung von Beiträgen
lebender deutscher Dichter, einer Art deutschen Musenalmanachs.
Komitees an vielen
Orten besorgten den Verkauf und veranstalteten
mit dem Erlös Christbescherungen für arme
Kinder. Während der 25 Jahre seines Bestehens (bis 1866) hat der
»Weihnachtsbaum«
über 100,000
Kinder beschenkt
¶
mehr
und damit die Anregung zu dem jetzt allerwärts bestehenden Brauch der öffentlichen Weihnachtsfeier für Arme gegeben. Vom
Mai 1855 an verweilte Hofmann in Oberitalien
[* 29] und Steiermark
[* 30] und kehrte Ende 1856 nach Hildburghausen zurück, um nach J. MeyersTode
dessen »Universum« fortzusetzen. Im Herbst 1858 ließ er sich in Leipzig
[* 31] nieder, redigierte »PaynesPanorama
des Wissens und der Gewerbe« und wurde im Herbst 1861 ständiger Mitarbeiter der »Gartenlaube«. Dabei redigierte
er 1864-66 den von F. Stolle gegründeten »Illustrierten Dorfbarbier«.
Der große Einfluß der »Gartenlaube« machte es Hofmann möglich,
auch für WilhelmBauers (s. d.) Erfindungen, die er seit 1859 in der Presse
[* 32] vertrat, sehr Förderndes zu
leisten. Ein Werk Hofmanns durch die »Gartenlaube« war auch die große Christbescherung
zur Weihnacht 1870, welche die deutschenKinder den Kindern in Elsaß-Lothringen
[* 33] brachten, und die auch auf viele Soldatenkinder
in Deutschland sich erstreckte. Im Januar 1871 reiste Hofmann im Auftrag der »Gartenlaube« selbst
in das Kriegsland, kam mit einem Sanitätszug bis Orléans
[* 34] und besuchte von dort aus 7. Febr.Paris,
[* 35] der erste
deutsche Schriftsteller, welcher am hellen Tag und schutzlos sich nach der Kapitulation in die Metropole gewagt hat. Im März 1883 übernahm
er die verantwortliche Redaktion der »Gartenlaube«, von welcher Stelle er 1886, nach 25jähriger Thätigkeit
für das Blatt,
[* 36] zurücktrat.
Außerdem lieferte Hofmann noch viele Gelegenheitsschriften,
Sänger-, Burschenschafts- und Krieger-Festlieder und Prologe sowie in Zeitschriften und Sammlungen zerstreute Gedichte und Aufsätze,
wovon »Weihnachtsbaum« und »Gartenlaube« das Wertvollste und Meiste
enthalten. Eine Sammlung seiner lyrischen Dichtungen erschien unter dem Titel: »Vor fünfundfünfzig Jahren« (Leipz. 1886).
Sind die SchriftenHofmanns, dessen meiste Zeit redaktionelle Arbeiten in Anspruch nahmen, weniger dem Umfang
als der Zahl nach bedeutend, so zeichnen sie sich doch um so mehr durch Wärme
[* 37] und Tiefe der Empfindung sowie Kraft
[* 38] und Anmut
der Form aus. Als Dichter von Kinderliedern haben wenige so das Kinderherz ergriffen wie er, und die Verbindung mit dem Weltblatt
»Gartenlaube« hat seinem warmen Gefühl für menschliche Drangsal zu großartitigen ^[richtig: großartigen]
Erfolgen verholfen.
Seine Entdeckungen trugen wesentlich zur Entwickelung der Typentheorie bei, in deren Sinn sich der Fortschritt der Wissenschaft
eine Reihe von Jahren hindurch fast ausschließlich vollzog. Sehr wichtig waren seine Arbeiten über die Darstellung der organischen
Basen, die Polyamine, Isonitrite und die Senföle; die größte Bedeutung gewannen aber seine Untersuchungen über die Anilinfarben. 1858 entdeckte
er die Bildung eines karmesinroten Farbstoffs bei Einwirkung von Chlorkohlenstoff auf Anilin; er erforschte dann die Natur des
Fuchsins, entdeckte dabei das Rosanilin, lehrte die Gewinnung farbiger Derivate aus demselben und stellte
die Natur des hierher gehörigen Anilingrüns fest.
Als Lehrer gewann Hofmann einen sehr weit reichenden Einfluß. Seine didaktischen Bestrebungen haben allgemeine Anerkennung gefunden,
und seine Methode wie seine Apparate (Hofmannsche Röhren)
[* 45] findet man jetzt an allen Universitäten und in
Schulen. Seine »Introduction to modern chemistry«, nach einer Reihe von Vorträgen, gehalten in dem RoyalCollege of Chemistry
zu London (Lond. 1865; deutsch, Braunschw. 1866, 6. Aufl.
1877),
ist in mehreren Übersetzungen erschienen. Er schrieb noch: »The life work of Liebig in experimental
and philosophic chemistry« (Lond. 1876);