durchgeführt. 1792 kam es an
Preußen,
[* 2] 1806 an
Frankreich, und 1810 ward es
Bayern
[* 3] einverleibt. Ein großer
Brand legte die
Stadt größtenteils in
Asche. Tuchmanufaktur und Schönfärberei blühten bereits im 15. Jahrh.; dazu trat im 16. Jahrh.
die Fabrikation von
Schleiern und im 18. die der bunten
Kattune und
Zitze. In neuester Zeit ist
[* 4] ein wichtiger
Fabrikort geworden.
Derselbe, Die Stadt und ihre Umgebungen (das. 1886). -
2) Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft
Sternberg, in einem Gebirgsthal der
Sudeten, hat ein Bezirksgericht,
Leinweberei, Schieferbrüche und (1880) 2925 Einw. Der
Ort wurde schon 980 durch deutsche Handelsleute gegründet.
Ludwig, schwäb. Theolog, geb. zu
Wildbad, gest. als
Pfarrer in Rielingshausen, hat in
ungemein viel gelesenen
Predigten (1827) auf Verbreitung einer ernst pietistischen, den Sühnetod Jesu
zum
Mittelpunkt machenden Gläubigkeit hingewirkt. In derselben
Richtung war sein
BruderWilhelm Hofacker (geb. zu Gärtringen,
gest. als Diakonus in
Stuttgart)
[* 5] thätig.
Vgl. A.
Knapp,
Ludwig Hofacker (5. Aufl., Heidelb. 1883);
ein
Bezirk des schweizer. Kantons Schwyz,
am
Zürichsee gelegen, umfaßt die
Gemeinden Feusisberg, Freienbach undWollerau,
die aus einstigen Höfen zu ansehnlichen Ortschaften angewachsen sind.
Die 764 kath. Einwohner treiben
Obst- und Weinbau.
Die aussichtsreiche
Höhe von Feusisberg (684
m) ist Touristenziel und klimatischer
Kurort geworden, und seit 1875 ist die linksuferige
Zürichseebahn (Zürich-Wädensweil-Lachen-Glarus) in Betrieb, während sich im W. des
Bezirks die
BahnWädensweil-Einsiedeln hinzieht.
Der
Ausdruck kommt von »Einspänner«, d. h.
nach
GustavFreytag
(»Bilder aus deutscher Vergangenheit«) »ein berittener
Söldner, welcher keinen reisigen
Knaben hatte«.
1)
Andreas, der heldenmütige
Führer der
Tiroler im Volkskampf von 1809, geb. im
Gasthaus »Am
Sand«
bei St.
Leonhard im Passeierthal. Hier hatten seine von Magfeld,
GemeindePlatt, herstammenden Vorfahren seit dem Anfang des 17. Jahrh.
als »Sandwirte« gewohnt, und auch Hofer übernahm,
im väterlichen
Haus ohne sonderliche
Erziehung zum kräftigen Mann herangewachsen, die
Wirtschaft. Daneben trieb er, der »Anderle«,
wie er gemeinhin genannt wurde, mit
Wein und
PferdenHandel nach
Italien,
[* 10] vermochte aber trotzdem nicht die unter seinem
Vater
tief verschuldete
Wirtschaft zu heben. Er war von untersetzter Gestalt, breiter
Brust und vollen roten
Wangen und trug einen schwarzen, breit und dicht auf die
Brust herabfallenden
Bart. Er war nicht unbegabt, aber unklar, leicht
vertrauend und leicht argwöhnisch, mutig, aber nicht löwenkühn, dem
Kaiser treu und seiner
Kirche schwärmerisch zugethan. 1790 machte
er den stürmischen
Landtag zu
Innsbruck
[* 11] als
Abgeordneter des
ThalsPasseier mit. Im
Krieg von 1796 ward er
als
Führer einer Schützenkompanie bekannt und populär, und 1808 begab er sich mit einigen Landsleuten nach
Wien, wo ihnen
vom
ErzherzogJohann der vom
Freiherrn v.
Hormayr ausgearbeitete
Plan zur
InsurrektionTirols vorgelegt wurde. und
seine
Vertrauten machten den
Plan in ganz
Tirol
[* 12] durch mündliche Mitteilung bekannt. Am erließ Hofer in seinem
Thal
[* 13] den
Aufruf zum
Aufstand und griff 11. April bei
Sterzing mit dem
Landsturm der
Gerichte Sarentheim und
Passeier die auf dem
Rückzug befindlichen
Bayern an, von welchen sich ein Teil am 13. kriegsgefangen ergeben mußte. Am 14. zogen die österreichischen
Truppen, umgeben von den
Scharen der Landesverteidiger, in der alten Landeshauptstadt wieder ein.
seinen siegreichen Scharen dort ein. Er ward zum Oberkommandanten von Tirol gewählt und stellte diesem Titel zum Wahrzeichen
seiner Treue für das HausÖsterreich das »k. k.« (kaiserlich
königlicher) voran. Am 16. Aug. erschien ein Armeebefehl des Kaisers Franz, welcher in den Tirolern des alte Vertrauen wieder
erweckte.
Hofer führte unterdessen die oberste Leitung der Militär- und Zivilverwaltung unter den sonderbarsten Anomalien,
in denen aber sein schlichter Bauernverstand nicht selten den Nagel auf den Kopf traf. Seine erste Verordnung betraf die Herausgabe
aller von den Feinden geraubten und wieder verkauften oder zurückgebliebenen Effekten. Dann erließ er einen Aufruf an die
Seelsorger, dem höchsten Helfer in der NotLob- und Dankopfer für den Sieg darzubringen und für die Aufnahme
der Religion Sorge zu tragen.
Mit großem Ernst und Eifer bekümmerte er sich auch um den Ehefrieden; den Frauenzimmern verbot er, »ihre Brust und Armfleisch
zu wenig oder nur mit durchsichtigen Hadern zu bedecken«. Im übrigen bestätigte Hofer durchaus die Verfügungen
der frühern österreichischen Verwaltung und folgte ihren Maßregeln sowohl in Zivil- als in Militärangelegenheiten. Nach
seinem besten Gewissen, schlicht und recht, vom Kaiser durch die große goldene Gnadenkette mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet,
führte er die Verwaltung fort bis zum Frieden von Wien14. Okt., nach welchem Tirol und Vorarlberg, wenngleich
mit Vorbehalt einer allgemeinen Amnestie, der Gewalt des Feindes überlassen werden mußten.
Auf die Kunde hiervon waren und dessen Genossen im ersten Augenblick betäubt, ratlos, unentschlossen. Inzwischen hatten die
Feinde schon den Isel und die Scharnitz besetzt, und Speckbacher war 16. Okt. im Salachthal ^[richtig: Saalachthal]
nach blutigem Kampf besiegt worden. So ergab sich auch Hofer in das Unvermeidliche, unterwarf sich zu Steinach2. Nov. und erließ
am 7. ein die Friedensbotschaft bestätigendes Schreiben an das Volk; allein durch falsche Nachrichten von Siegen
[* 19] und dem Einmarsch
des ErzherzogsJohann getäuscht, umgeben und gedrängt von Männern, welche mit wildem Eifer immer von
neuem den Kampf verlangten, begann er die Feindseligkeiten wieder und rief 12. Nov. vom Sand aus die Bewohner des Vintschgaues
und des Oberinnthals zu den Waffen.
[* 20]
Unaufhaltsam drangen indes die Feinde vor und unterwarfen sich ein Thal nach dem andern. Hofer flüchtete
mit Weib und Kind in die winterliche Einsamkeit der Berge, weil erTirol nicht verlassen wollte. Von Ende November 1809 bis zu Ende
Januar 1810 hielt er sich in einer Alpenhütte beim Eingang ins Farteis verborgen. Hier wurde er durch einen übel berüchtigten
Landsmann, NamensRaffl, den Franzosen verraten. Am wurden italienische Truppen vom General Huard
nach der Sennhütte beordert, wo nun jede Flucht unmöglich war und Hofer sich unerschrocken zu erkennen gab. Er wurde mit Stricken
gebunden und mißhandelt.
Erst in Meran ward ihm eine menschlichere Behandlung zu teil. Von da wurde er nach Mantua
[* 21] gebracht, vor
ein Kriegsgericht gestellt und auf Napoleons direkten Befehl zum Tode durch Erschießung binnen 24 Stunden verurteilt. Er trat
am Morgen des seinen letzten Gang
[* 22] an; auf dem Exekutionsplatz, einem breiten Bastion der Porta Ceresa, angelangt,
weigerte er sich, die Augen sich verbinden zu lassen und niederzuknieen, und kommandierte dann selbst
»Feuer!« Erst der 13. Schuß machte seinem Leben ein Ende.
Seine Leiche ward im Gärtchen des Pfarrers der Citadelle beerdigt; von dort brachte man
sie feierlich in das für
Hofer bestimmte Grabmal in der Hofkirche zu Innsbruck. Dort, dem Denkmal des KaisersMaximilian I. gegenüber,
steht seit 1834 sein Standbild, aus Goflaner Marmor von Schaller gefertigt. Hofers Familie wurde für den Verlust ihres Vermögens 1819 vom
Kaiser entschädigt, auch des bereits 1809 geadelten Hofer Adelsdiplom zu Wien ausgefertigt.
Vgl. auch Frankl, A. Hofer im Liede (Innsbr. 1884).
2) Ludwig, Bildhauer, geb. 1801 zu Ludwigsburg
[* 25] in Württemberg,
[* 26] erhielt seine erste Ausbildung in seiner
Vaterstadt und in Stuttgart und wurde 1819 von Klenze nach München
[* 27] berufen, um an den Ornamenten der Glyptothek mit zu arbeiten.
Nach vierjähriger Thätigkeit daselbst ging er nach Rom,
[* 28] wo er 15 Jahre blieb. In Thorwaldsens Werkstatt, in der er die
ersten fünf Jahre arbeitete, führte er den von jenem entworfenen knieenden Engel mit dem Taufbecken aus. 1838 nach Stuttgart
zurückgekehrt; brachte er als eignes Werk eine Psyche mit, welche von dem König von Württemberg gekauft wurde. Mit Aufträgen
des letztern ging er wiederholt nach Italien, hauptsächlich behufs Ausführung von drei kolossalen Marmorgruppen,
zwei Rossebändigern (s. Tafel »Bildhauerkunst
[* 29] VIII«,
[* 30] Fig. 7) und dem Raub des Hylas, für den Stuttgarter Schloßgarten.
Teils aus eignem Entschluß, teils im Auftrag des Königs begann er sodann die Nachbildung einer Anzahl der berühmtesten antiken
und modernen Statuen, welche fast sämtlich zur Ausschmückung des Stuttgarter Schloßgartens sowie des
königlichen Landhauses Rosenstein verwendet wurden. An letzterm Ort befindet sich auch ein treffliches Originalwerk von ein
zorniger Amor. 1857-59 schuf er das 4 m hohe eherne Reiterstandbild des HerzogsEberhard im Bart, im Hof des Alten Schlosses zu
Stuttgart. Sein Werk ist auch die eherne Concordia auf der Jubiläumssäule König Wilhelms daselbst. 1880 fertigte
er noch eine Marmorgruppe, Raub der Proserpina (Museum in Stuttgart). Er starb in Stuttgart.