die philosophische
Fakultät zu
Douai berufen. Nach der
Kriegserklärung im Juli 1870 reichte er seine Entlassung ein, nahm
als
Korrespondent der
»Times« an der italienischen Expedition nach
Rom
[* 2] teil und privatisierte seitdem in
Florenz,
[* 3] wo er das Sammelwerk
»Italia« (Leipz. 1874-77, 4 Bde.)
herausgab und starb. Außer zahlreichen
Essays in französischen, englischen, italienischen
und deutschen
Zeitschriften veröffentlichte Hillebrand in französischer
Sprache:
[* 4] »Dino Compagni« (Par. 1862);
die gekrönte Preisschrift
»De la bonne comédie« (das. 1863);
eine Übersetzung von O.
Müllers
»Griechischer Litteraturgeschichte« (2. Aufl., das. 1866);
»La Prusse contemporaine« (das. 1867);
»Études italiennes« (das. 1868);
»De la réforme de l'enseignement
supérieur« (das. 1868).
berühmter jüd. Gelehrter und Vorsteher des
HohenRats zur Zeit
Christi, zu
Babylon (daher auch Ha-babli genannt) um 60
v. Chr. geboren, soll in seinem 40. Jahr nach
Jerusalem
[* 6] gekommen
sein und daselbst unter Schemaja und Abtaljon jüdische
Theologie studiert haben. Nach den Genannten bildeten er und
Schammai
die beiden Hauptautoritäten der rabbinischen
Schul- und Schriftgelehrsamkeit und zwar so, daß die Gesetzesauffassung Hillels,
der als
Muster der Sanftmut und
Bescheidenheit dargestellt wird, der strengern des
RabbiSchammai, Mitvorstehers
des
HohenRats, mehrfach entgegengesetzt war. Hillel konzentrierte die halachische Schriftauslegungsmethode in sieben Hauptregeln,
führte das Prosbul, welches die mosaische Vorschrift (5.
Mos., 15, 2) vom Schuldenerlaß im
Sabbatjahr aufhob, ein. Die mildere
Praxis Hillels bei Gesetzesbestimmungen erhielt sich in der
Schule Hillels, neben der die
SchuleSchammais
mit strengerer
Observanz wirkte. Seine
Richtung, die man jüdischerseits vielfach mit dem
Geiste der
Bergpredigt und der ursprünglichen
Lehre
[* 7] Jesu in
Vergleich gebracht hat, läßt sich aus seinen im
Talmud aufbewahrten
Sprüchen erkennen.
2) Hillel Hannasi (d. h. der
Fürst), Sohn des
RabbiJuda Nasi, angeblich ein Abkömmling des vorigen, im 4. Jahrh.
n. Chr., Vorsteher
der
Schule zu
Tiberias, bekannt als Begründer der jüdischen
Zeitrechnung, für welche er die Bestimmung nach der Sichtbarwerdung
des
Mondes aufgab und den jüdischen
Kalender in feste, noch heute zum Teil gültige
Regeln brachte.
Nachdem er 1760 seine Hofmeisterstelle niedergelegt hatte, übernahm er 1763 die Leitung des sogen.
großen
Konzerts zu
Leipzig und wandte sich bald darauf auch der
Bühne zu, für welche er mit der
Operette »Der
Teufel ist los,
oder die verwandelten
Weiber«
(Text von
Weiße) eine neue
Ära eröffnete. Der Beifall, den diese
Arbeit bei ihrem Erscheinen 1765 fand,
veranlaßte ihn zur
Komposition weiterer dramatischer Werke, von denen besonders »Die
Jagd« in ganz
Deutschland beliebt wurde.
Auch eröffnete er 1771 eine Singschule zur unentgeltlichen
Ausbildung von Gesangskräften für die nationale
Oper, eine Anstalt,
aus welcher Künstlerinnen wie
Corona
[* 15]
Schröter und
Gertrude Schmehling, spätere
Mara, hervorgegangen sind. 1782 organisierte
er auf Veranlassung seiner Schülerinnen, der
Schwestern Podleski, die
Kapelle des
Herzogs von
Kurland
[* 16] zu
Mitau
[* 17] und erhielt von diesem den Kapellmeistertitel sowie eine
Pension von 600 Thlr. Nach
Leipzig zurückgekehrt, übernahm
er 1789 an
Doles'
Stelle das Kantorat der Thomasschule, welchem er bis 1801 mit unermüdlichem
Eifer seineKräfte
widmete. Er starb An
Kompositionen hinterließ er außer 14
Operetten noch eine große Zahl von Werken jeder
Gattung,
unter denen namentlich die für die
Kirche
(Psalmen, 6 Bde.
Motetten etc.) Beachtung verdienen. Als Schriftsteller hat er sich
durch seine
»Anweisung zum
Gesang« (1774),
»Wöchentliche Nachrichten, dieMusik betreffend« (1766-70) und
»Lebensbeschreibungen berühmter Musikgelehrten und Tonkünstler« (1784) ein dauerndes
Verdienst erworben. 1832 errichteten
ihm seine
oben genannten Schülerinnen ein Denkmal neben der Thomaskirche zu
Leipzig.
4) Ferdinand, Klavierspieler und Komponist, geb. zu Frankfurt
[* 25] a. M. als Sohn wohlhabender Eltern, empfing seinen
ersten Musikunterricht von Aloys Schmitt (Klavier) und Vollweiler (Komposition), bildete sich von 1825 an unter
Hummels Leitung in Weimar
[* 26] weiter aus und debütierte zwei Jahre später als Komponist in Wien,
[* 27] wohin er Hummel auf einer Konzertreise
begleitet hatte, mit einem als Op. 1 veröffentlichten Klavierquartett. Nach seiner Vaterstadt zurückgekehrt, wirkte er hier
als Klavierspieler und Dirigent mit reichem Erfolg bis 1829, wo er sich für längere Zeit nach Paris
[* 28] begab.
Anfangs an dem Choronschen Institut als Kompositionslehrer angestellt, wußte er bald die Aufmerksamkeit der Pariser Kunstwelt
zu erregen und wurde infolgedessen von den geistigen Größen seiner Zeit, einem Cherubini, Meyerbeer, Rossini, Berlioz, Chopin,
Liszt, als ebenbürtig in ihren Kreisen aufgenommen. Nachdem er in reichem Maß, namentlich auch durch seine 1835 mit
Baillot veranstalteten Kammermusikkonzerte, zur Hebung
[* 29] des Kunstgeschmacks in der französischen Hauptstadt mitgewirkt hatte,
begab er sich 1836 für einige Zeit nach Frankfurt, dann aber nach Italien, wo er 1838 in Mailand
[* 30] seine Oper »Romilda« zur Aufführung
brachte, ohne jedoch einen Erfolg damit zu erzielen.
Um so größern Beifall fand dagegen sein unmittelbar darauf in Leipzig aufgeführtes Oratorium »Die Zerstörung Jerusalems«,
dessen Erfolg sich in allen großen StädtenDeutschlands
[* 31] wiederholte. Während der folgenden Jahre hielt sich Hiller bald in Italien,
bald in Deutschland auf, bis er 1847 einem Ruf als städtischer Kapellmeister nach Düsseldorf
[* 32] folgte, welchen
Posten er drei Jahre später mit dem gleichen in Köln
[* 33] vertauschte. Hier hat er als Dirigent der Gürzenichkonzerte und als
Direktor der Musikschule eine ungemein fruchtbare Thätigkeit entfaltet, welche er gelegentlich (z. B.
im Winter 1851/52, wo er in Paris die ItalienischeOper dirigierte und unter anderm Beethovens »Fidelio« zum
erstenmal zur Aufführung brachte) auch über DeutschlandsGrenzen hinaus erstreckte. Er starb Von den Kompositionen
verschiedener Gattungen, deren er inzwischen gegen 200 veröffentlichte (darunter 4 deutsche Opern, 2 Oratorien, mehrere Kantaten
und Kirchenwerke, 3 Symphonien, 7 Ouvertüren, endlich kleinere Vokal- und Instrumentalsachen aller Art), hat nur ein
Teil die Erwartungen erfüllt, zu welchen man bei Hillers erstem Auftreten berechtigt war; denn wenn es denselben auch an
Ideenreichtum und formaler Abrundung nicht mangelt, so zeigen sie doch in der Mehrzahl neben dem Gelungenen zu viel des Schwachen
und Verfehlten, um als vollendete Kunstwerke gelten zu können.
Sehr verbreitet sind seine »Übungen zum Studium der Harmonie und des Kontrapunktes« (12. Aufl., Köln 1886).
Unbedingte Anerkennung dagegen verdient als Musikschriftsteller; seine während einer Reihe von Jahren für die »KölnischeZeitung«
geschriebenen Kritiken sind als Muster ihrer Gattung zu betrachten, und dieselbe stilistische Meisterschaft, derselbe fesselnde
Reiz der Darstellung kennzeichnen seine selbständig erschienenen Werke: »Aus dem Tonleben unsrer Zeit«
(Leipz. 1868, 2 Bde.; neue Folge 1871);