die philosophische Fakultät zu Douai berufen. Nach der Kriegserklärung im Juli 1870 reichte er seine Entlassung ein, nahm
als Korrespondent der »Times« an der italienischen Expedition nach Rom teil und privatisierte seitdem in Florenz, wo er das Sammelwerk
»Italia« (Leipz. 1874-77, 4 Bde.)
herausgab und starb. Außer zahlreichen Essays in französischen, englischen, italienischen
und deutschen Zeitschriften veröffentlichte Hillebrand in französischer Sprache: »Dino Compagni« (Par. 1862);
die gekrönte Preisschrift
»De la bonne comédie« (das. 1863);
eine Übersetzung von O. Müllers »Griechischer Litteraturgeschichte« (2. Aufl., das. 1866);
»La Prusse contemporaine« (das. 1867);
»Études italiennes« (das. 1868);
»De la réforme de l'enseignement
supérieur« (das. 1868).
Eine Sammlung deutscher Aufsätze erschien in 7 Bänden unter dem Titel: »Zeiten, Völker und Menschen«
(Bd. 1: »Frankreich und die Franzosen«, 3. Aufl., Berl. 1879; Bd.
2: »Welsches und Deutsches«, 1875; Bd. 3: »Aus und über England«, 1876; Bd. 4: »Profile«, 1878; Bd. 5: »Aus
dem Jahrhundert der Revolution«, 1881; Bd. 6: »Zeitgenossen und Zeitgenössisches«, 1882; Bd.
7: »Kulturgeschichtliches«, 1885). Von seiner für die Heeren-Ukert-Giesebrechtsche Staatengeschichte übernommenen »Geschichte
Frankreichs von der Thronbesteigung Ludwig Philipps bis zum Fall Napoleons III.« sind die beiden ersten Bände (Gotha 1877 u. 1879)
erschienen. Noch sind die »Lectures on German thought during the last two hundred years« (Vorlesungen an der
Royal Institution, Lond. 1880) zu erwähnen.
berühmter jüd. Gelehrter und Vorsteher des Hohen Rats zur Zeit Christi, zu
Babylon (daher auch Ha-babli genannt) um 60 v. Chr. geboren, soll in seinem 40. Jahr nach Jerusalem gekommen
sein und daselbst unter Schemaja und Abtaljon jüdische Theologie studiert haben. Nach den Genannten bildeten er und Schammai
die beiden Hauptautoritäten der rabbinischen Schul- und Schriftgelehrsamkeit und zwar so, daß die Gesetzesauffassung Hillels,
der als Muster der Sanftmut und Bescheidenheit dargestellt wird, der strengern des Rabbi Schammai, Mitvorstehers
des Hohen Rats, mehrfach entgegengesetzt war. Hillel konzentrierte die halachische Schriftauslegungsmethode in sieben Hauptregeln,
führte das Prosbul, welches die mosaische Vorschrift (5. Mos., 15, 2) vom Schuldenerlaß im Sabbatjahr aufhob, ein. Die mildere
Praxis Hillels bei Gesetzesbestimmungen erhielt sich in der Schule Hillels, neben der die Schule Schammais
mit strengerer Observanz wirkte. Seine Richtung, die man jüdischerseits vielfach mit dem Geiste der Bergpredigt und der ursprünglichen
Lehre Jesu in Vergleich gebracht hat, läßt sich aus seinen im Talmud aufbewahrten Sprüchen erkennen.
Vgl. Kämpf, Hillel (im »Orient«
1849);
Delitzsch, Jesus und Hillel (2. Aufl., Erlang. 1867).
2) Hillel Hannasi (d. h. der Fürst), Sohn des Rabbi Juda Nasi, angeblich ein Abkömmling des vorigen, im 4. Jahrh. n. Chr., Vorsteher
der Schule zu Tiberias, bekannt als Begründer der jüdischen Zeitrechnung, für welche er die Bestimmung nach der Sichtbarwerdung
des Mondes aufgab und den jüdischen Kalender in feste, noch heute zum Teil gültige Regeln brachte.
1) Philipp Friedrich, Kirchenliederdichter, geb. zu Mühlhausen a. d. Enz, studierte in Tübingen, ward 1736 Pfarrer
in seinem Geburtsort, später in Steinheim bei Heidenheim, wo er starb. Eine
vollständige Sammlung seiner geistlichen
Lieder, welche zwar pietistisch, aber frei von süßlicher Schwärmerei und in volkstümlichem Ton gehalten
sind, veranstaltete Ehmann (Reutling. 1844).
2) Johann Adam, Komponist, geb. zu Wendisch-Ossig in der Oberlausitz, legte auf dem Gymnasium zu Görlitz und auf der
Kreuzschule zu Dresden den Grund zu seiner musikalischen Bildung und bezog 1751 die Universität Leipzig, um
die Rechte zu studieren. 1754 zum Hofmeister des jungen Grafen Brühl ernannt, besuchte er mit demselben nochmals die Universität
Leipzig und begründete hier im Oktober 1759 eine musikalische Wochenschrift unter dem Titel: »Der musikalische Zeitvertreib«,
das erste periodische Werk dieser Art in Deutschland.
Nachdem er 1760 seine Hofmeisterstelle niedergelegt hatte, übernahm er 1763 die Leitung des sogen.
großen Konzerts zu Leipzig und wandte sich bald darauf auch der Bühne zu, für welche er mit der Operette »Der Teufel ist los,
oder die verwandelten Weiber« (Text von Weiße) eine neue Ära eröffnete. Der Beifall, den diese Arbeit bei ihrem Erscheinen 1765 fand,
veranlaßte ihn zur Komposition weiterer dramatischer Werke, von denen besonders »Die Jagd« in ganz Deutschland beliebt wurde.
Auch eröffnete er 1771 eine Singschule zur unentgeltlichen Ausbildung von Gesangskräften für die nationale Oper, eine Anstalt,
aus welcher Künstlerinnen wie Corona Schröter und Gertrude Schmehling, spätere Mara, hervorgegangen sind. 1782 organisierte
er auf Veranlassung seiner Schülerinnen, der Schwestern Podleski, die Kapelle des Herzogs von Kurland zu
Mitau und erhielt von diesem den Kapellmeistertitel sowie eine Pension von 600 Thlr. Nach Leipzig zurückgekehrt, übernahm
er 1789 an Doles' Stelle das Kantorat der Thomasschule, welchem er bis 1801 mit unermüdlichem Eifer seine Kräfte
widmete. Er starb An Kompositionen hinterließ er außer 14 Operetten noch eine große Zahl von Werken jeder Gattung,
unter denen namentlich die für die Kirche (Psalmen, 6 Bde. Motetten etc.) Beachtung verdienen. Als Schriftsteller hat er sich
durch seine »Anweisung zum Gesang« (1774),
»Wöchentliche Nachrichten, die Musik betreffend« (1766-70) und
»Lebensbeschreibungen berühmter Musikgelehrten und Tonkünstler« (1784) ein dauerndes Verdienst erworben. 1832 errichteten
ihm seine oben genannten Schülerinnen ein Denkmal neben der Thomaskirche zu Leipzig.
3) Johann, Freiherr von, österreich. General, geb. zu Brody, diente seit 1770 in der österreichischen Infanterie
von der Pike auf und machte als Oberstleutnant und Oberst den Krieg gegen die Türken 1788-91 und als Generalmajor
die Feldzüge gegen Frankreich 1792-97 und 1799-1801 in den Niederlanden, Italien und Deutschland mit. Beim Ausbruch des Kriegs von 1809 Feldmarschallleutnant,
befehligte er ein Armeekorps im Heer des Erzherzogs Karl, mit dem er 20. April bei Abensberg unglücklich kämpfte,
aber 24. April Bessières bei Neumarkt schlug und 3. Mai Ebelsberg mit größter Tapferkeit gegen die Franzosen verteidigte, und zeichnete
sich namentlich 21. und 22. Mai bei Aspern aus; vor der Schlacht bei Wagram legte er wegen eines Zwistes mit dem Erzherzog Karl,
angeblich allerdings zufolge plötzlicher und schwerer Erkrankung, sein Kommando nieder. Im J. 1813 befehligte
er als Feldzeugmeister das Heer, welches Österreich an den Grenzen Illyriens aufstellte, wurde im Dezember d. J. zur großen Armee
berufen, nach dem ersten Pariser
mehr
Frieden kommandierender General in Siebenbürgen, dann in Galizien und starb in Lemberg als Generalfeldzeugmeister.
4) Ferdinand, Klavierspieler und Komponist, geb. zu Frankfurt a. M. als Sohn wohlhabender Eltern, empfing seinen
ersten Musikunterricht von Aloys Schmitt (Klavier) und Vollweiler (Komposition), bildete sich von 1825 an unter
Hummels Leitung in Weimar weiter aus und debütierte zwei Jahre später als Komponist in Wien, wohin er Hummel auf einer Konzertreise
begleitet hatte, mit einem als Op. 1 veröffentlichten Klavierquartett. Nach seiner Vaterstadt zurückgekehrt, wirkte er hier
als Klavierspieler und Dirigent mit reichem Erfolg bis 1829, wo er sich für längere Zeit nach Paris begab.
Anfangs an dem Choronschen Institut als Kompositionslehrer angestellt, wußte er bald die Aufmerksamkeit der Pariser Kunstwelt
zu erregen und wurde infolgedessen von den geistigen Größen seiner Zeit, einem Cherubini, Meyerbeer, Rossini, Berlioz, Chopin,
Liszt, als ebenbürtig in ihren Kreisen aufgenommen. Nachdem er in reichem Maß, namentlich auch durch seine 1835 mit
Baillot veranstalteten Kammermusikkonzerte, zur Hebung des Kunstgeschmacks in der französischen Hauptstadt mitgewirkt hatte,
begab er sich 1836 für einige Zeit nach Frankfurt, dann aber nach Italien, wo er 1838 in Mailand seine Oper »Romilda« zur Aufführung
brachte, ohne jedoch einen Erfolg damit zu erzielen.
Um so größern Beifall fand dagegen sein unmittelbar darauf in Leipzig aufgeführtes Oratorium »Die Zerstörung Jerusalems«,
dessen Erfolg sich in allen großen Städten Deutschlands wiederholte. Während der folgenden Jahre hielt sich Hiller bald in Italien,
bald in Deutschland auf, bis er 1847 einem Ruf als städtischer Kapellmeister nach Düsseldorf folgte, welchen
Posten er drei Jahre später mit dem gleichen in Köln vertauschte. Hier hat er als Dirigent der Gürzenichkonzerte und als
Direktor der Musikschule eine ungemein fruchtbare Thätigkeit entfaltet, welche er gelegentlich (z. B.
im Winter 1851/52, wo er in Paris die Italienische Oper dirigierte und unter anderm Beethovens »Fidelio« zum
erstenmal zur Aufführung brachte) auch über Deutschlands Grenzen hinaus erstreckte. Er starb Von den Kompositionen
verschiedener Gattungen, deren er inzwischen gegen 200 veröffentlichte (darunter 4 deutsche Opern, 2 Oratorien, mehrere Kantaten
und Kirchenwerke, 3 Symphonien, 7 Ouvertüren, endlich kleinere Vokal- und Instrumentalsachen aller Art), hat nur ein
Teil die Erwartungen erfüllt, zu welchen man bei Hillers erstem Auftreten berechtigt war; denn wenn es denselben auch an
Ideenreichtum und formaler Abrundung nicht mangelt, so zeigen sie doch in der Mehrzahl neben dem Gelungenen zu viel des Schwachen
und Verfehlten, um als vollendete Kunstwerke gelten zu können.
Sehr verbreitet sind seine »Übungen zum Studium der Harmonie und des Kontrapunktes« (12. Aufl., Köln 1886).
Unbedingte Anerkennung dagegen verdient als Musikschriftsteller; seine während einer Reihe von Jahren für die »Kölnische Zeitung«
geschriebenen Kritiken sind als Muster ihrer Gattung zu betrachten, und dieselbe stilistische Meisterschaft, derselbe fesselnde
Reiz der Darstellung kennzeichnen seine selbständig erschienenen Werke: »Aus dem Tonleben unsrer Zeit«
(Leipz. 1868, 2 Bde.; neue Folge 1871);
»Ludwig van Beethoven« (das. 1871);
»Felix Mendelssohn-Bartholdy. Briefe und Erinnerungen«
(Köln 1874, 2. Aufl. 1878);