befestigt; Bischof Bernward (gest. 1022) ummauerte die Stadt in ihrer damaligen ganzen Ausdehnung. Handel und Gewerbe gediehen
daselbst; namentlich waren die Hildesheimer Goldschmiedearbeiten bis zum Ende des Mittelalters hochberühmt. Daneben wurden
Künste und Wissenschaften gepflegt, und zahlreiche Fürstensöhne (darunter die Kaiser Otto III. und Heinrich II.) sind auf der
Domschule von Hildesheim erzogen worden. Hildesheim erhielt eine bedeutende Erweiterung durch eine flandrische
Kolonie, welche sich 1196 an der Westseite Hildesheims niederließ und den 1332 von den Bürgern zerstörten Dammflecken (in der
Nähe von Moritzberg) gründete. 1249 erhielt Hildesheim vom Bischof eine schriftliche Aufzeichnung des Stadtrechts und trat später
der Hansa bei. Hildesheim lag, zuweilen von Welfen unterstützt, mit seinen Bischöfen häufig in Fehde (s. oben)
und schloß seit dem 14. Jahrh. wiederholt Schutzbündnisse mit dem Haus Braunschweig-Lüneburg. Die Hildesheimer Stiftsfehde
(s. oben, S. 530) brachte mit dem Stift auch die Stadt in die Acht, doch schlug sie 1522 den Angriff der
Herzöge von Braunschweig ab. 1542 ward in derselben die Reformation eingeführt; am wurde sie von den Kaiserlichen
unter Pappenheim eingenommen, doch erhielt durch die Kapitulation vom Juli 1634 die protestantische Partei wieder die Oberhand. 1802 kam
die Stadt an Preußen, 1806 an die Franzosen, 1807 an Westfalen, 1813 an Hannover und 1866 mit dem Königreich
Hannover abermals an Preußen.
Vgl. Lüntzel, Geschichte der Diözese und Stadt Hildesheim (Hildesh. 1858);
W. Wachsmuth, Geschichte
von Hochstift und Stadt Hildesheim (das. 1863);
Mithoff, Kunstdenkmale und Altertümer im Hannoverschen, Bd. 3: Fürstentum Hildesheim (Hannov.
1874);
»Urkundenbuch der Stadt Hildesheim« (Hildesh.
1880-86, Bd. 1 u. 2, hrsg.
von Döbner);
Lachner, Die Holzarchitektur Hildesheims (das. 1882);
Cuno, Hildesheimer Künstler und Kunsthandwerker im Mittelalter
(das. 1886);
Römer, Geologische Verhältnisse der Stadt Hildesheim etc. (Berl.
1883).
Der Regierungsbezirk Hildesheim (s. Karte »Hannover«),
5320 qkm (96,62 QM.) mit (1885) 458,692
Einw., besteht aus den 17 Kreisen:
[* ] Silberfund, eine
Anzahl antiker silberner Gefäße und Gerätschaften, welche am Galgenberg bei
Hildesheim in einer Tiefe von ca. 3 m von einigen mit Erdarbeiten beschäftigten Soldaten im Boden gefunden wurden. Der Fund enthält
die fast vollständige Ausrüstung der Tafel eines vornehmen Römers für drei Personen, als Teller, Schüsseln,
Schalen, Mischgefäße, Trinkbecher, Tiegel, einen Dreifuß, ein Salzfaß (Fig. 3) etc., im ganzen 69 Stücke, zum Teil von bedeutender
Größe.
Nach der sorgfältigen Technik wie nachdem Stil der darauf angebrachten bildlichen Verzierungen zu schließen, stammt der Schatz
aus der besten Zeit des römischen Kunsthandwerks, der Zeit der Julischen Kaiser. Der Fund wurde wohl von
den Deutschen, die ihn erbeutet, aus unbekannten Gründen hier (die Römer sind nie in der Gegend von Hildesheim gewesen) in der
Erde verborgen. Die erwähnten Verzierungen sind meist Reliefs in getriebener Arbeit (aus dünnem, auf das Gefäß aufgelötetem
Silberblech); an manchen Stücken findet sich auch Arbeit in Email u. in Niello.
Die künstlerisch bedeutendsten Stücke des im Antiquarium des Berliner Museums befindlichen Schatzes sind: ein großer, glockenförmiger
Mischkrug (Krater), außen mit Arabesken und Kinderfiguren reich und anmutig geschmückt
[* ]
(Fig. 1);
eine prachtvolle Schale,
deren innerer Boden eine auf einem Felsstück sitzende vergoldete Minerva in Hochrelief zeigt;
eine andre
mit dem jungen Herkules als Schlangentöter ebenso
[* ]
(Fig. 2), noch andre mit den Büsten der Kybele und des Gottes Men;
ferner
zwei Trinkbecher, der eine mit zwei Henkeln, der andre henkellos, beide mit Masken und allerlei auf den Kult des Bacchus bezüglichen
Symbolen und Bildwerken geschmückt.
Vgl. Wieseler, Der hildesheimer Silberfund (Bonn 1868).
[* ]
^[Abb.: Stücke des Hildesheimer Silberfunds (Berlin, Museum).
Richard, nordamerikan. Schriftsteller, geb. zu
Deerfield in Massachusetts, ward, im Harvard College gebildet, 1830 Advokat,
mehr
widmete sich aber bald ausschließlich neben historischen Studien der Journalistik, übernahm 1832 die Redaktion des »Boston
Atlas«, lebte später aus Gesundheitsrücksichten eine Zeitlang in Demerara (Britisch-Guayana),
wirkte 1861-65 als Konsul in
Triest und starb in Florenz. Er gehörte früh zu den eifrigsten Bekämpfern der Sklaverei, so zuerst
in seinem Roman »Archy Moore«, der später umgearbeitet in England unter dem Titel: »The white slave« eine Reihe von Auflagen erlebte
und auch ins Deutsche übersetzt ward, und dann in dem Werk »Despotism in America«
(Bost. 1854). Sein Hauptwerk ist die bis 1821 reichende »History of the United States of America« (New York
1849-62, 6 Bde.; neue Ausg. 1880),
die zwar wegen ihres Mangels an patriotischem Schwung bei den Amerikanern nicht so geschätzt ist wie das bekannte Werk von
Bancroft, aber an historischer Treue demselben weit voransteht. Andre Schriften von Hildreth sind: »History of banks« (Boston 1839);
»Theory of morals« (das.
1844);
»Theory of politics« (New York 1855);
»Japan as it was and is« (Bost. 1855) und »Atrocious
judges as tools of tyrants« (New York 1856) etc.