behandelt für die Vorhalle einer
Villa;
Gretchen im Kerker, Marguerita Spoletina, die
Reue (eine betende Bäuerin), Lasset
die Kindlein zu mir kommen, die inständige Bitte, am Meeresstrand. In letzter Zeit kultivierte er mit besonderm Erfolg die
Porträtmalerei. Er malte unter andern den
Großherzog und die Großherzogin von
Baden
[* 2] sowie den deutschen
Kronprinzen und seine
Familie. Auch hat er mit einer Tullia, welche ihr Gespann über den
Leichnam ihres
Vaters treibt (1886),
einen
Versuch auf dem Gebiet der
Historienmalerei gemacht.
Nachdem er sich 1874 dauernd in
Florenz
[* 18] niedergelassen,
schloß er sich, namentlich in seinen Porträtbüsten,
-Köpfen und
-Halbfiguren, die in streng realistischer Auffassung nach der vollsten Wiedergabe des
Lebens streben, an die florentinischen
Meister des 15. Jahrh. an. Unter seinen
Büsten ist besonders die von K.
Hillebrand hervorzuheben, unter
seinen übrigen in
Florenz ausgeführten, namentlich durch die Behandlung des
Nackten ausgezeichneten Werken: die Marmorfigur
eines
Adam (1878,
Museum zu
Leipzig),
[* 19] der Sautreiber
(Modell zu einer Brunnengruppe), der Wassergießer (Bronzefigur), Familiengruppe
(Terrakottarelief) und die Marmorfigur eines nackten jungen
Mannes (1884, Nationalgalerie zu
Berlin).
Bruchstück eines alten
Heldengedichts von
Hildebrand und
Hadubrant, wohl noch aus
dem
Schluß des 8. Jahrh., in allitterierenden
Versen
(Stabreimen) und in althochdeutscher, aber
durch den
Schreiber stark niederdeutsch
gefärbter
Sprache
[* 20] gedichtet, das älteste auf uns gekommene Denkmal der deutschen
Heldensage.
Hildebrand (Hildebraht), der 60 Jahre
außer
Landes war, und sein Sohn
Hadubrant begegnen sich und fordern, sich nicht kennend, einander zum
Kampf heraus.
Während sie sich dazu rüsten, fragt
Hildebrand den Gegner, wer sein
Vater sei. Dieser erzählt, daß
Hildebrand mit
Dietrich
und dessen
Mannen, Otachers
(Odoakers)
Haß weichend, ins
Elend gegangen sei und seine
Frau mit einem unerwachsenenKind
zurückgelassen habe.
Hildebrand erklärt, daß er ihm verwandt sei, und bietet ihm jetzt schöne
Ringe an, die er vom Hunnenfürsten
erhalten.
Hadubrant aber, der gehört, daß sein
Vater tot sei, fürchtet
List und besteht auf dem
Kampf.
SchwerenHerzens schreitet
Hildebrand zum Streit mit dem Sohn. In der
Beschreibung des
Kampfes bricht das
Gedicht ab. Die Schilderung ist von außerordentlicher Knappheit, aber urwüchsig kraftvoll. Die jetzt in der
Bibliothek des
Museums zu
Kassel
[* 21] befindliche
Handschrift ist von zwei
Mönchen des
KlostersFulda
[* 22] zu Anfang des 9. Jahrh. auf die erste und letzte
weiß gelassene Seite eines geistlichen
Buches niedergeschrieben worden. Von
Eccard 1729 in den »Commentationes
de rebus
Franciae orientalis« zuerst bekannt gemacht, ward das Werk für ein Bruchstück eines niederdeutschen Prosaromans
gehalten, bis die Gebrüder
Grimm in der
Schrift »Die beiden ältesten deutschen Gedichte aus dem 8.
Jahrhundert«
(Kassel 1812)
nachwiesen, daß es in allitterierenden
Versen abgefaßt sei. Die Herausgabe eines
Faksimile besorgten
W.
Grimm
(»De Hildebrando, antiquissimi carminis teutonici fragmentum«,
Götting. 1830) und neuerdings E.
Sievers
(Halle
[* 23] 1872).
Lachmann (»Über das Hildebrandslied«, Berl.
1833) gab einen kritischen
Text mit ausführlichem
Kommentar.
Spätere
Ausgaben sind die von Feußner (»Die ältesten allitterierenden Dichtungsreste
in hochdeutscher
Sprache«,
Hanau
[* 24] 1845),
Grein (2. Aufl.,
Kassel 1880).
Eine spätere Bearbeitung in vierzeiligen Reimstrophen aus dem 15. Jahrh. findet sich in
v. d.
Hagens
»Heldenbuch« (am besten
in
Uhlands
»Deutschen Volksliedern«, Bd. 1, Nr.
132), überarbeitet in achtzeiligen
Strophen im
HeldenbuchKaspars von der
Rhön (s.
Heldenbuch). Von dem Hildebrandslied hat
der Hildebrandston seinen
Namen, eine jüngere Gestalt der
Nibelungenstrophe, die durch Kürzung der letzten
Zeile entstanden
ist, und deren sich auch neuere Dichter, z. B.
Uhland, bedient haben.
Märchenerzählerin, 1834: den kranken Ratsherrn und die vier singenden Chorknaben. 1835 vollendete er sein Hauptbild, welches
das Übergewicht der DüsseldorferHistorienmalerei mit begründete: die SöhneEduards, welches in größerer Ausführung in
die v. Spiegelsche Sammlung nach Halberstadt,
[* 29] im kleinern Original aber in die Sammlung des GrafenRaczynski zu Berlin gelangte
(jetzt in der Nationalgalerie, gestochen von Knolle). Alle diese Bilder zeigen bereits den Einfluß der 1829 von ihm zum erstenmal
bereisten Niederlande
[* 30] und der SchuleWappers; weniger die Eindrücke seiner italienischen Reise (1830), welche seine realistische
Tendenz nicht zu beeinflussen vermochten.
Der Weihnachtsabend (1840), Empfang des KardinalsWolsey im Kloster (1842), Doge und Tochter (1843), Judith
(1844), die brieflesende Italienerin (1845) und Othello (1847) zeigen den Künstler noch auf der Höhe seiner Meisterschaft.
Nachdem er aber ein langwieriges Gehirnleiden überstanden, erreichte er die frühere Bedeutung nicht mehr. So inJulia, den
Schlaftrunk nehmend (1853), Arthur und de Burgh aus »König Johann« (1855) und Kordelia, den Brief an Kent
lesend.
2) Eduard, Maler, geb. zu Danzig
[* 32] als Sohn eines armen Stubenmalers, wurde selbst Stubenmaler und
kam als solcher 1837 nach Berlin, von wo er 1838 seine erste Studienreise nach Rügen unternahm. Nach seiner Rückkehr arbeitete
er eine Zeitlang im Atelier des Marinemalers W. Krause und machte dann eine zweite Reise nach England und
Schottland. 1841 begab er sich nach Paris
[* 33] in das Atelier des Marinemalers Isabey. Die PariserKunstausstellung von 1843 beschickte
er mit einem Genrebild, für welches er eine goldene Medaille erhielt.
Noch in demselben Jahr kehrte er nach Berlin zurück und trat bald danach, auf HumboldtsEmpfehlung vom König
unterstützt, eine Reise nach Brasilien
[* 34] und Nordamerika
[* 35] an. Der zweijährige Aufenthalt in jener tropischen Natur war für seine
Kunstrichtung entscheidend: er malte fortan fast nur Landschaften und Marinen mit außergewöhnlichen Licht- und Lufteffekten
und Naturphänomene. Außer einer Sammlung von Aquarellen, welche der König von Preußen ankaufte (Nationalgalerie zu Berlin),
sind von Hildebrandts Arbeiten aus jener ersten Periode zu nennen: Küste der Normandie, Winterlandschaft (beide von 1846, Berliner
Nationalgalerie);
ein Abend auf Rügen
und Meeresspiegel. 1862-63 unternahm er dann seine letzte große Reise, die zur Weltumseglung wurde.
Die
Beschreibung dieser Reise wurde von E. Kossak nach Hildebrandts Tagebüchern und mündlichen Berichten (Berl. 1867, 7. Aufl.
1882) herausgegeben. Die Resultate derselben waren neben mehr als 300 Aquarellen an Ölgemälden unter andern die beiden großen
Pendants: Benares am Ganges im Frühlicht und ein Abend in Siam (1866), der heilige See zu Birma (1867), der
Esel und der Marabut, zwei Nillandschaften und die chinesischen Fischer, letzteres zu seinen besten Leistungen gehörend.
Hildebrandts letztes Werk: unter dem Äquator, lediglich auf Farbeneffekt ohne alle Zeichnung abzielend, zeigt den Untergang
seines Talents in völliger Manier. Hildebrandt starb in Berlin. Licht
[* 52] und Luft sind sein eigentliches Studium,
ein schönes Kolorit und glänzende Effekte gehen ihm über eine korrekte Zeichnung. So kam es, daß er sich nur zu gern an den
äußersten Grenzen
[* 53] des Darstellbaren bewegte, oft sogar über dieselben hinausging. Seine Glanzzeit fällt in
die 50er Jahre. Seine Aquarelle übertreffen an Wert die Ölgemälde. Eine Auswahl derselben wurde durch gelungenen chromofaksimlierten
Druck von Steinbock und Loeillot in Berlin vervielfältigt: »Reise um die Erde« (34 Blätter), der sich vier neue Sammlungen anschlossen.
Vgl. F. Arndt, E. Hildebrandt, der Maler des Kosmos (2. Aufl., Berl. 1869).
3) JohannMaria, Botaniker und Reisender, Sohn von Hildebrandt 1), geb. zu Düsseldorf, widmete sich dem Maschinenbau, dann,
da er infolge einer Explosion sein rechtes Auge
[* 54] verloren hatte, der Gärtnerei und war in den botanischen Gärten zu Halle und
Berlin thätig. 1872 ging er nach Afrika, bereiste Ägypten und im Anschluß an Munzingers Expedition Abessinien,
ferner die Danakilländer und auf zwei Expeditionen die Somalländer. Von einer Erholungsreise nach Ostindien
[* 55] zurückgekehrt,
durchforschte er Sansibar
[* 56] und die gegenüberliegende Küste und unternahm auch eine dritte Expedition nach dem Somalland. 1874 kehrte
er nach Europa zurück, begab sich aber schon im folgenden Jahr abermals nach Afrika und durchforschte
die ComoroinselJohanna.
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