ferner ein altertümliches
Rathaus und ein Kriegerdenkmal. Die Einwohnerzahl beträgt (1885) mit Einschluß der
Garnison (ein
BataillonInfanterie Nr. 95) 5476. Die industrielle Thätigkeit erstreckt sich vorzüglich auf
Fabrikation von Papiermaché-,
Spiel- und Meterwaren, landwirtschaftlichen
Maschinen,
Mineralwässern und kondensierter
Milch,
Suppentafeln, Büffelhornarbeiten,
Backsteinen etc.
Meyers Bibliographisches
Institut, das 1828 von Gotha
[* 2] nach Hildburghausen, 1874 aber nach
Leipzig
[* 3] verlegt wurde, war für die Stadt von besonderer Bedeutung. In Hildburghausen befinden sich ein
Amtsgericht,
ein
Gymnasium, ein Schullehrerseminar, eine
Taubstummenanstalt, ein Technikum (Maschinenbau- und Gewerkschule), eine kartographische
Anstalt mit Kupferstecherei, eine
Landwirtschafts- und
Gewerbeschule, ein Kreiskrankenhaus und eine Landesirrenanstalt. - Hildburghausen, in
Urkunden Hilpershusia,
Villa Hilperti, gehörte im 13. Jahrh. den
Grafen von
Henneberg, kam im 14. Jahrh. an
Thüringen, später
an die
Ernestinische Linie des
HausesSachsen
[* 4] und ward 1683 Hauptstadt eines Herzogtums, das 1826 mit
Sachsen-Meiningen vereinigt
wurde.
Vgl.
Human,
Chronik von Hildburghausen (Hildb. 1886 ff.).
in der nord.
Mythologie eine
Walküre, Tochter des
Königs Högni, ward von dem
Recken Hedin entführt,
worauf ein
Kampf zwischen diesem und ihrem
Vater entbrannte, der bis zum
Weltuntergang fortdauert, da Hilde vermöge ihrer Zauberkraft
die am
Tage gefallenen
Krieger während der
Nacht wieder aufweckt.
Seit 1866 Mitglied der schwedischen
Akademie, starb er Von seinen Veröffentlichungen nennen wir: »Svensk diplomatarium.
III-V« (1842-65);
»Svenska sigiller från medeltiden« (1862-69);
»Anglosachsiska mynt i
Sveriges kungl.
myntkabinett, funna i
Sveriges jord« (1846, neue Ausg. 1881);
»Minnespenningar öfver enskilda svenska män och kuinnor« (1861);
»Sveriges och svenska konungahusets minnespenningar, praktmynt och belöningsmedaljer« (1874 bis 1875) und »Teckningar
ur svenska statens historiska museum. I-III« (mit seinem Sohn [s. unten: Hildebrand 5],
1873-84).
3)
HeinrichRudolf, germanistischer Sprachforscher, geb. zu
Leipzig, besuchte 1836-1843 die Thomasschule, dann die
Universität daselbst, wo er sich insbesondere dem
Studium der neuern, namentlich germanischen,
Sprachen widmete, und ward 1848
Lehrer
an der Thomasschule. An der Ausarbeitung des Grimmschen
Wörterbuchs von Anfang an in hervorragender
Weise
beteiligt, übernahm er 1864 nach dem
Tode der
BrüderGrimm in
Gemeinschaft mit
ProfessorWeigand in
Gießen
[* 15] die Fortsetzung des
großen Nationalwerkes, legte 1868 seine Lehrerstelle, um sich ganz jenem Unternehmen widmen zu können, nieder und wurde 1869 zum
außerordentlichen, 1874 zum ordentlichen
Professor an der
Universität zu
Leipzig ernannt. Vom
»DeutschenWörterbuch« hatte
Hildebrand zunächst die Bearbeitung des fünften
Bandes (den
Buchstaben K) übernommen, der 1873 vollendet ward; seitdem arbeitet
er am vierten
Band,
[* 16] erste Abteilung (den
Buchstaben G enthaltend). Er schrieb: »Vom deutschen
Sprachunterricht in derSchule
und von deutscher
Erziehung und
Bildung überhaupt« (Leipz. 1865, 2. Aufl. 1879),
4)
Ernst,
Maler, geb. 1833 zu
Falkenberg i. Schl., wurde
Schüler von
Steffeck in
Berlin,
[* 18] wo er, abgesehen
von einem einjährigen Aufenthalt in
Paris,
[* 19] auch nachher thätig war, bis er 1875 als
Professor an die
Kunstschule zu
Karlsruhe
[* 20] berufen wurde, wo er bis 1880 blieb, um dann einem
Ruf an die
Kunstakademie in
Berlin zu folgen. Hier übte er eine erfolgreiche
Lehrthätigkeit, die er jedoch 1885 aufgab. Anfangs widmete er sich nur dekorativer
Malerei, wandte sich
dann aber dem
Porträt und dem
Genre zu, worin er sich in einem kräftigen
Naturalismus, naturwahrer
Darstellung und wirkungsvollem
Kolorit bewegt. Seine Hauptwerke sind: das kranke
Kind;
der seiner
Mutter wiedergegebene
Moses, dekorativ
¶
mehr
behandelt für die Vorhalle einer Villa; Gretchen im Kerker, Marguerita Spoletina, die Reue (eine betende Bäuerin), Lasset
die Kindlein zu mir kommen, die inständige Bitte, am Meeresstrand. In letzter Zeit kultivierte er mit besonderm Erfolg die
Porträtmalerei. Er malte unter andern den Großherzog und die Großherzogin von Baden
[* 22] sowie den deutschen
Kronprinzen und seine Familie. Auch hat er mit einer Tullia, welche ihr Gespann über den Leichnam ihres Vaters treibt (1886),
einen Versuch auf dem Gebiet der Historienmalerei gemacht.
Nachdem er sich 1874 dauernd in Florenz
[* 35] niedergelassen, schloß er sich, namentlich in seinen Porträtbüsten, -Köpfen und
-Halbfiguren, die in streng realistischer Auffassung nach der vollsten Wiedergabe des Lebens streben, an die florentinischen
Meister des 15. Jahrh. an. Unter seinen Büsten ist besonders die von K. Hillebrand hervorzuheben, unter
seinen übrigen in Florenz ausgeführten, namentlich durch die Behandlung des Nackten ausgezeichneten Werken: die Marmorfigur
eines Adam (1878, Museum zu Leipzig), der Sautreiber (Modell zu einer Brunnengruppe), der Wassergießer (Bronzefigur), Familiengruppe
(Terrakottarelief) und die Marmorfigur eines nackten jungen Mannes (1884, Nationalgalerie zu Berlin).