Kurprinz-Mitregent faktisch die
Nutznießung derselben hatte, brachte erst das Jahr 1848 eine den Landesinteressen günstigere
Wendung.
Regierung und
Stände verglichen sich nämlich dahin, daß unter Verzichtleistung auf die Rückerstattung der vom
kurfürstlichen
Haus bereits bezogenen
Summen die Einkünfte der
Quart
[* 2] fortan unter den
Staatseinnahmen verrechnet werden sollten.
Obwohl demKurfürsten der
Rechtsweg offen gelassen ward, ist es doch bei diesem
Vergleich geblieben.
Als der
Rat auf die von ihm vorgeschlagenen Maßregeln gegen die
Kryptocalvinisten einzugehen Bedenken
trug, siedelte als
Prediger 1560 nach
Magdeburg
[* 22] über. Wegen seiner maßlosen
Polemik gegen den
Synergismus 1562 von hier verwiesen,
erhielt er 1569 eine theologische Professur in
Jena.
[* 23] Aber auch hier war infolge der Streitigkeiten, in die er mit
Strigel und
Flacius geriet, seines Bleibens nicht. 1574 wurde er
Bischof von
Samland, ging jedoch als Friedensstörer
und Irrlehrer auch dieses
Amtes 1577 wieder verlustig und wurde
Professor der
Theologie in
Helmstädt, wo er 1588 starb.
Vgl.
v. Helmolt, und seine sieben Exilia (Leipz. 1859);
Bergland, ein Teil des deutschen
Mittelgebirges, umfaßt im weitern
Sinn das gesamte Land,
welches sich von der
Diemel und von
Karlshafen an der
Weser südlich bis an den
Main bei
Gmünden,
Wertheim,
Klingenberg und
Frankfurt
[* 25] erstreckt und im
W. von dem rheinisch-westfälischen Schiefergebirge begrenzt wird, während es nach O. in die thüringischen
und fränkischen Plateauländer übergeht. In einzelne
Glieder
[* 26] zerlegt, zerfällt es in die bestimmt voneinander gesonderten
Gebirgsmassen des
Spessarts, der
Rhön und des
Vogelsbergs im
S. und in das Hessische Bergland im engern
Sinn, welches den nördlichen
Teil des
Terrains umfaßt (s.
Hessen-Nassau,
[* 27] S. 484).
Helius Eobanus, berühmter latein. Dichter des 16. Jahrh.,
geb. im hessischen Dorf Halgehausen von niedern Eltern
(Eoban war sein
Taufname; den Familiennamen, der wahrscheinlichKoch lautete, vertauschte er später mit dem Heimatsnamen und setzte unter
Anspielung auf seineGeburt am
Sonntag und den Dichtergott noch den
Namen Helius vor). Im
KlosterHaina sowie in
Gmünden an der Wohra und zu
Frankenberg vorgebildet,
studierte er seit 1504 in
Erfurt,
[* 29] erhielt schon 1507 das Rektorat der Severischule daselbst, lebte nach Verlust dieses
Amtes
(1509) zu
Riesenburg in
Ostpreußen
[* 30] als Kanzleibeamter und Gelegenheitsdichter des
BischofsHiob von Dobeneck
und wurde von diesem 1513 nach
Frankfurt a. O. geschickt, um die
Rechte zu studieren. Hessus ging jedoch bald von da nach
Leipzig,
[* 31] wo er sich wieder den humanistischen
Studien zuwandte, kehrte im
August 1514 nach
Erfurt zurück, erhielt daselbst 1517 die
Professur der lateinischen
Sprache
[* 32] und fand zuerst außerordentlichen Zulauf, geriet jedoch allmählich
durch Weggang der
Studenten nach
Wittenberg wie durch die Bauernunruhen in Nahrungssorgen und ging daher 1526 als
Lehrer der
Rhetorik und
Poesie an das neuerrichtete
Gymnasium zu
Nürnberg.
[* 33] 1533 kehrte er nach
Erfurt zurück, fühlte sich aber infolge
der veränderten
Lage jetzt auch hier unbefriedigt und siedelte 1536 gern als
Professor nach
Marburg
[* 34] über,
wo er starb. Hessus war zum Dichter geboren; im
Improvisieren wie im schriftlichen Entwerfen gleich ausgezeichnet, wurde
er von
Luther der rex poetarum genannt.
Seine Gedichte verraten eine erstaunliche Beherrschung der lateinischenSprache, nur daß ihn seine innere
Unruhe nicht zur vollen Vertiefung gelangen ließ.
SeinCharakter erfuhr manche
Anfechtung. In heiterm Lebensgenuß suchte er
seinesgleichen. Er war mit den angesehensten Humanisten befreundet; doch zog er sich zurück, wenn seine
Eigenliebe, wie von
Erasmus, verletzt wurde oder die
Freundschaft, wie bei
Ulrich v.
Hutten, ihm gefährlich erschien. Der
Reformationschloß er sich von Anfang mit
Eifer an. Von seinen poetischen Werken, die zum größten Teil in »Eobani
Hessi operum farragines duae«
(Schwäbisch-Hall 1539) gesammelt sind, erwähnen wir die
»Sylvae«, eine Auswahl von
Idyllen,
Epigrammen und Gelegenheitsgedichten; die
»Heroiden«,
Briefe der
Heiligen vonMaria bis
Kunigunde, der Gemahlin
Heinrichs II., die ihm den Beinamen des »deutschen Ovid« erwarben;
Übersetzungen, von denen besonders die der
Psalmen (in mehr als 40
Auflagen) und der
»Ilias« hochberühmt waren. Seine
Briefe,
die zu den »gemütlichsten, herz- und temperamentvollsten« jener Zeit gehören,
gaben
Drako (Marb. 1543) und
Camerarius in drei Sammlungen (Leipz. 1557, 1561 u.
1568) heraus.