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Größe eines Betriebs nach der landwirtschaftlich benutzten Fläche betrug 3,4 Hektar, nach der Gesamtfläche 3,8 Hektar. Der sehr rationell betriebene Ackerbau liefert Getreide [* 2] aller Art und (besonders in Rheinhessen) in solcher Menge, daß ein großer Teil davon ausgeführt werden kann. Hülsenfrüchte, namentlich Erbsen, und Kartoffeln werden überall, letztere in großer Menge (1885 ca. 8,700,000 Doppelzentner) gezogen. Ebenso hat der Gemüsebau in einzelnen Gegenden eine hohe Entwickelung erlangt, so in Starkenburg in der Gegend von Dornberg, Heppenheim und Bensheim, bei Darmstadt [* 3] (Spargel), in Rheinhessen bei Mainz, [* 4] Bingen [* 5] und Worms. [* 6]
Rüben werden sehr viel angepflanzt (1885: 7,149,391 Doppelzentner), von Ölgewächsen besonders Raps (1885: 29,122 Doppelzentner). Tabaksbau (1885: 14,142 Doppelzentner) ist in Starkenburg von Bedeutung (14,140 Doppelzentner); der Flachsbau herrscht in Oberhessen vor (1883 insgesamt 9250 Doppelzentner, wovon 8818 in Oberhessen). Der Obstbau ist sehr lohnend und wird in allen drei Provinzen emsig gepflegt (1885 Gesamtertrag 300,242 Doppelzentner im Wert von 2,183,458 Mk.).
Noch bedeutender ist der Weinbau, besonders, wie schon erwähnt, in Rheinhessen (im Kreis [* 7] Bingen kommen 14,2 Proz., in Oppenheim 9, in Mainz 5,7, in Alzey 5,4, in Worms 4,5 Proz. des Areals auf Weinland) und an der Bergstraße, wo er einen wichtigen Artikel für den Export liefert. Die Hauptorte in Rheinhessen für weiße Weine sind Nierstein, Büdesheim (mit dem berühmten Scharlachberg), Bingen, Oppenheim, Worms (mit den berühmten Sorten Liebfrauenmilch, Luginsland und Katterlöcher), Dienheim, Laubenheim etc., für Rotweine Gundersheim, Ober- und Nieder-Ingelheim und Heidesheim. In Starkenburg sind die Weine von Zwingenberg, Auerbach, [* 8] Bensheim und Heppenheim sehr geschätzt.
Der gesamte Weinertrag belief sich 1875-85 auf durchschnittlich 275,782 hl im Jahr (1880: 38,079 hl, 1885: 547,027 hl). Die Wiesenkultur hat seit Jahrzehnten außerordentliche Fortschritte gemacht, am reichsten an Wiesen und Weiden ist Oberhessen; auch die Forstkultur ist überall (mit Ausnahme Rheinhessens) sehr ansehnlich und in hoher Blüte. [* 9] Von den Waldungen sind nach Erhebungen im J. 1883: 87,57 Proz. Hochwald (48,13 Proz. Laub- und 39,44 Proz. Nadelholz), 1,12 Proz. Mittelwald und 11,31 Proz. Niederwald.
Sie sind zu 27,4 Proz. Kron- und Staatsforste, 1,5 Proz. Staatsanteilsforste, 36,2 Proz. Gemeindeforste, 0,3 Proz. Stiftungsforste, 0,9 Proz. Genossenforste und 33,7 Proz. Privatforste. Die größte Waldfläche besitzt der Kreis Erbach (58,5 Proz. des Areals); am schlechtesten bewaldet sind die Kreise [* 10] Worms (0,9 Proz.) und Oppenheim (2,4 Proz.). Als Gegenstände der Jagd sind zu nennen: Edel- und Damwild, Sauen, Rehe, Hasen, Kaninchen, [* 11] Fischottern, Füchse, Marder, [* 12] Falken, Birk- und Auerhühner etc. Was die Viehzucht [* 13] anlangt, so ist besonders die Rindviehzucht von großer Wichtigkeit und bietet in ihren Produkten einen ansehnlichen Ausfuhrartikel dar.
Man zählte 1883: 290,105 Stück Rindvieh (die meisten in Oberhessen) mit einem Wert von ca. 62 Mill. Mk. Die Schafzucht (101,663 Stück) ist nur in Oberhessen (74,968 Stück), die Schweinezucht (162,920 Stück) in Oberhessen und Starkenburg von Bedeutung. Ziegen (93,646 Stück) werden in Rheinhessen und Starkenburg fast gleichmäßig, in Oberhessen in etwas geringerer Anzahl gehalten. Zur Verbesserung der Pferdezucht [* 14] (47,546 Stück) trägt das Landgestüt zu Darmstadt viel bei. Der gesamte Kapitalwert der Pferde [* 15] etc., des Rindviehs, der Schafe, [* 16] Schweine [* 17] und Ziegen berechnet sich auf ca. 98 Mill. Mk. Federvieh wird überall in Masse gezogen, die Bienenzucht [* 18] strichweise (namentlich im Odenwald und in Rheinhessen) betrieben.
Der Bergbau, [* 19] der schon in alten Zeiten in Hessen [* 20] heimisch war und teils vom Staate, teils von Privaten betrieben wird, ist nur in Oberhessen von Bedeutung und liefert gegenwärtig Braunkohlen, Eisen-, Mangan- und Bleierze und Salz [* 21] als wichtigste Objekte. 1884 waren im Betrieb: 27 Eisenerzbergwerke (26 in Oberhessen, 1 in Starkenburg) mit einer Produktion von 128,105 Ton. zu 1000 kg im Wert von 798,723 Mk. (1885: 109,832 T. im Wert von 669,445 Mk.), 2 Braunsteinbergwerke, auf welchen Mangan als Nebenprodukt gewonnen wird, ein Bleierzbergwerk u. 10 Braunkohlenbergwerke mit 67,724 T. Produktion im Wert von 393,706 Mk. (1885: 59,992 T. im Wert von 397,258 Mk.). Die drei Salinen des Landes (Ludwigshalle bei Wimpfen, Bad-Nauheim und Theodorshalle bei Kreuznach) [* 22] mit 161 Arbeitern produzierten 1884: 15,747 T. Kochsalz im Wert von 410,519 Mk. Von großer Bedeutung sind endlich die Torflager, besonders in Starkenburg; auch an Erden und Thon und an Steinbrüchen ist das Land reich. Ein Marmorbruch befindet sich in der Nähe von Auerbach.
Industrie.
Die gewerbliche Thätigkeit in Hessen ist ansehnlich und im stetigen Fortschritt begriffen. Seit Einführung der deutschen Gewerbeordnung herrscht vollständige Gewerbefreiheit und ist nur der Betrieb einzelner Gewerbe, wie Apotheken, Schankwirtschaften etc., aus polizeilichen Gründen von einer Konzession abhängig. Zur Hebung [* 23] des Gewerbewesens wirken neben den Handelskammern (s. unten) in erster Linie die Zentralstelle für Gewerbe und der Landesgewerbverein zu Darmstadt mit zahlreichen Zweigvereinen an allen bedeutenden Orten des Landes, eine große, sich stets vermehrende Zahl von Vorschuß- und Kreditvereinen und ähnlichen Genossenschaften sowie die an allen gewerbreichern Orten des Landes befindlichen Handwerkerschulen etc. 1882 zählte man 128,296 in der Industrie, dem Bergbau, Hütten- und Bauwesen mit ihrem Hauptberuf erwerbstätige Personen und im ganzen 339,809 Personen (oder 36,55 Proz. der Gesamtbevölkerung), welche durch die Industrie ernährt werden.
Gewerbebetriebe wurden 55,248 gezählt, wovon 48,311 Haupt- und 6937 Nebenbetriebe. Die Zahl der im Betrieb befindlichen Dampfkessel [* 24] betrug Anfang 1881 in Starkenburg 509, in Oberhessen 248, in Rheinhessen 331, zusammen 1088. Einen ziemlich bedeutenden Zweig der hessischen Industrie bildet auch das Hüttenwesen. 1884 waren in Oberhessen für Roheisenproduktion zwei Werke im Betrieb und produzierten aus 85,831 Ton. Erzen und Schlacken und 42,178 T. andern (Zuschlags-) Materialien 36,592 (1885: 28,311) T. Roheisen im Wert von 2,378,454 (1885: 1,557,160) Mk. Für die Roheisenverarbeitung waren thätig 14 Eisengießereien etc. mit einer Produktion von 6663 (1885: 6883) T. im Wert von 1,207,057 (1885: 1,230,627) Mk.; weiter wurden 1884 an Fabrikaten aus Schweißeisen und Schweißstahl 85 T. im Wert von 13,612 Mk. dargestellt. Die Fabrikation von Maschinen blüht hauptsächlich in Offenbach, [* 25] Mainz, Darmstadt, Gustavsburg bei Mainz, Rüsselsheim, Worms und Gießen. [* 26] Für die Herstellung von Wagen, Wagenachsen und Waggons bestehen großartige Etablissements in Offenbach und Mombach im Kreis Mainz. Der für Hessen bei weitem hervorragendste Industriezweig ist die Fabrikation von lackiertem und gefärbtem Leder, welche mit einer ¶
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Gesamtproduktion im Wert von 20-25 Mill. Mk. hauptsächlich in Worms, Mainz und Offenbach betrieben wird. Zu Lackleder werden jährlich etwa 3 Mill. Stück Felle, wovon auf Worms allein etwa 2½ Mill. kommen, zu gefärbtem Leder in Mainz allein über 900,000 Stück Ziegen- und Schaffelle verarbeitet. Auch in der Verfertigung von Sattlerarbeiten ragt Hessen stark hervor.
Von großer, weit über die Grenzen [* 28] des Landes hinausreichender Bedeutung sind ferner die zu Mainz in der blühendsten Weise in zahlreichen Fabriken mit über 1100 Arbeitern betriebene Fabrikation von Luxusmöbeln und die Offenbacher Portefeuillefabrikation, die in Deutschland [* 29] auf diesem Gebiet den ersten Rang einnimmt und die Wiener Portefeuille-Industrie in Bezug auf den Betrag der Gesamtproduktion sogar noch übertrifft. Die Tabaks- und Zigarrenfabrikation (in etwa 200 Fabriken) bildet einen der wichtigsten Industriezweige des Landes.
Erstere konzentriert sich hauptsächlich in den Städten Offenbach, Gießen und Alsfeld, letztere, zum größten Teil für den Export arbeitend, in den Kreisen Heppenheim, Bensheim, Offenbach, Darmstadt, Gießen, Worms und Bingen. Eines ausgebreiteten Rufs erfreuen sich die Erzeugnisse der chemimischen ^[richtig: chemischen] Industrie. Die bemerkenswertesten Etablissements, zum Teil ersten Ranges, befinden sich in Darmstadt (Alkaloide, pharmazeutische und technische Präparate), Mainz (Essigsäure, essigsaure Salze und Methylpräparate), Oppenheim (Chinin, Chinidin etc.), Pfungstadt im Kreis Darmstadt und Marienberg im Kreis Bensheim (Ultramarin), Neuschloß bei Lampertheim (Mineralsäure, Soda, Chlorkalk), [* 30] Offenbach (Anilinfarben- und Alizarinfabrik) und Worms (Wasserglaskompositionen und Wasserglasseife).
Die Fabrikation von Zündhölzern wird schon seit längerer Zeit in Hessen in großer Ausdehnung, [* 31] besonders in den Kreisen Darmstadt und Dieburg, betrieben und ist durch den beträchtlichen überseeischen Export von Bedeutung. Ansehnliche Seifensiedereien, ihrem Umfang nach wohl heute noch eine der ersten Stellen in der deutschen Seifenfabrikation einnehmend, befinden sich in Offenbach. Von großer Wichtigkeit wegen des bedeutenden Exports nach Rußland, Amerika [* 32] und besonders nach Australien [* 33] ist ferner die Erzeugung von Schuhwaren, welche mit einer Produktion von über 3 Mill. Mk. hauptsächlich in Mainz, Offenbach, Darmstadt und Worms ihren Sitz hat. Auch die Hutfabrikation wird in großem Umfang in Darmstadt und Offenbach betrieben und hat das Entstehen zahlreicher und ansehnlicher Hasenhaarschneidereien in Offenbach, Rüsselsheim und Seligenstadt veranlaßt.
Was die Industrie in Konsumtibilien anbelangt, so ist wegen des bedeutenden Exports zunächst die Bierbrauerei [* 34] hervorzuheben, welche hauptsächlich in Mainz, Weisenau, Worms, Pfungstadt, Gießen und Darmstadt in größerm Maßstab [* 35] betrieben wird. Sehr ausgebreitet in einer Menge von Wasser- und Dampfmühlen ist die Mehlbereitung, ebenso die Essigsiederei und Branntweinbrennerei. Die Fabrikation von moussierenden Weinen wird in beträchtlichem Umfang, besonders in Mainz in sechs Fabriken, betrieben.
Kartoffel- und Stärkemehl sowie Stärkezucker werden in Gernsheim und Osthofen, Kaffeesurrogate (insbesondere Zichorien) in Offenbach, Worms, Rüsselsheim, Bingen etc., Schokolade in Mainz und Darmstadt und Konserven in Mainz fabriziert. Einen namhaften Industriezweig bildet die Metzgerei und Wurstfabrikation in Schotten mit einem jährlichen Umsatz von 6-700,000 Mk. Die Textilindustrie ist, abgesehen von einzelnen bedeutendern Etablissements, von mehr lokaler Bedeutung.
Tuchfabriken finden sich vorzugsweise in den Kreisen Schotten und Alsfeld und mehr noch im Kreis Erbach. Die Fabrikation von baumwollenen Zeugen wird im Odenwald und in den oberhessischen Kreisen Alsfeld und Lauterbach betrieben. Die Leinenindustrie ist in Oberhessen zu Haus und bildet einen wichtigen Erwerbszweig der Bevölkerung [* 36] in den Kreisen Alsfeld und Lauterbach (insbesondere Schlitz). Außerdem werden Posamentier-, Strumpf- und Filzwaren, Stramin und Wachstuch in Offenbach, Kokosmatten und Teppiche in Rüsselsheim, Korsette in Offenbach und Gießen, Handschuhe in Friedberg [* 37] und Darmstadt und Metallknöpfe in Bessungen und Offenbach fabriziert.
Eine Strohhutfabrik besteht in Offenbach. Für die Bewohner des Vogelsbergs ist ferner das Fertigen von Holzwaren und Schnitzarbeiten, für die des Odenwaldes die Herstellung feiner Elfenbeinschnitzereien ein nicht unwesentlicher Erwerbszweig. Die Industrie von Stein-, Thon- und Glaswaren bietet außer der Zementfabrikation in Amöneburg bei Biebrich [* 38] (wohl der bedeutendsten in Deutschland), in Budenheim bei Mainz und in Offenbach, einigen Fayenceöfenfabriken in Darmstadt, Mainz, Worms und Gießen, einer Steingutfabrik in Auerbach, einer Glasperlenfabrik in Mainz, Töpfereien und den überaus zahlreichen Ziegeleien und Feldbackstein- und Kalkbrennereien im Land nichts Bemerkenswertes.
Vorzügliche Tapeten liefern Darmstadt, Offenbach und Mainz; Bunt- und Luxuspapier Offenbach; Spielkarten Darmstadt. Die Fabrikation von gewöhnlichem Papier und von Papiermasse ist vorzugsweise vertreten in den Kreisen Darmstadt und Bensheim sowie in Wimpfen und Nidda. An lithographischen Anstalten, Buch- und Notendruckereien fehlt es nicht, und es wird in diesem Fach namentlich in Mainz, Offenbach, Darmstadt, Gießen und Worms Vorzügliches geleistet.
Handel und Verkehr.
Über den Umfang des besonders in Mainz sehr lebhaften Handelsverkehrs geben folgende Daten Aufschluß. Die Zahl der in den Berufszweigen des Handels und Verkehrs mit ihrer Hauptbeschäftigung erwerbstätigen Personen betrug 1882: 31,492, mit ihren Angehörigen etc. 98,631 oder 10,61 Proz. der Gesamtbevölkerung. Handels- etc. Betriebe wurden 24,378 gezählt, davon 15,177 Haupt- und 9201 Nebenbetriebe. Die Ausfuhr aus dem Großherzogtum über Bremen [* 39] betrug 1885: 1,918,146 Mk. Als hauptsächlichste Artikel sind hierbei zu nennen: gegerbtes Leder, Lederwaren, Wein, Zigarren, präparierte Droguerien, Farbwaren, Hasen- und Kaninchenhaare (1,218,762 Mk.), Galanterie- und Kurzwaren, Geräte und Mobilien.
Die Einfuhr über Bremen bezifferte sich 1885 auf 1,539,740 Mk. und bestand vorwiegend aus Tabak [* 40] (929,531 Mk.), rohen Droguerien, Reis, Ölen, Petroleum, Schafwolle, Holzwaren und Zigarrenkistenbrettern. 1885 betrug in den drei Rheinhäfen bei Mainz, Worms und Bingen die Zufuhr zu Berg 208,716 Ton., zu Thal [* 41] 108,696 T., zusammen 317,412 T.; die Abfuhr zu Berg 5101 T., zu Thal 37,186 T., zusammen 42,287 T.; die gesamte Güterbewegung mithin 359,699 T. In Mainz, wo sich auch eine Dampfschiffahrtsgesellschaft befindet, betrug die Gesamtzahl der im J. 1885 angekommenen und abgegangenen Dampf- und Segelschiffe 7887, der Flöße 52, das Gesamtgewicht der mit denselben angekommenen Güter 180,243 T., der abgegangenen Güter 24,213 T., der Floßbestand 1063 T. Das Post- ¶