Mit seinem Sohn
Wilhelm III., dem jüngern, starb 1500 die
MarburgerLinie wieder aus, und ihre Besitzungen fielen an die
Kasseler.
Hier waren 1471 aufLudwig II. seine
SöhneWilhelm I., der ältere, und
Wilhelm II., der mittlere, gefolgt.
Ersterer, auf einer
Fahrt nach
Palästina
[* 5] trübsinnig geworden, dankte 1493 ab, und so vereinigte
Wilhelm II. seit 1500 alle
hessischen Besitzungen, die er 1505 durch
Homburg
[* 6] vergrößerte. Er starb aber schon 1509 und hinterließ das Land seinem
fünfjährigen Sohn
Philipp dem Großmütigen (1509-67), der anfangs unter
Vormundschaft seiner
MutterAnna von
Mecklenburg,
[* 7] seit 1518 selbständig
regierte.
ein deutscherBundesstaat, besteht aus zwei getrennten
Hauptteilen nebst elf kleinern
Exklaven und liegt mit seinen Hauptteilen zwischen 7° 51' u. 9° 39' östl.
L. v. Gr. und 49° 24' und 50° 50' nördl.
Br. Das südliche Hauptgebiet wird durch den
Rhein in die
ProvinzenStarkenburg und
Rheinhessen getrennt und grenzt nördlich an
Preußen,
[* 13] östlich an
Bayern
[* 14] und
Baden,
[* 15] südlich an
Baden, westlich
an die
Rheinpfalz und Rheinpreußen; der nördliche Hauptteil umfaßt die
ProvinzOberhessen und wird gänzlich von
Preußen
umschlossen.
Die Bodenbeschaffenheit des
Landes ist ziemlich mannigfaltig.
Oberhessen hat Gebirgscharakter; hier erhebt sich im
O. der
Vogelsberg
(Basalt) mit dem 772 m hohen
Taufstein als dem höchsten
Punkte des
Landes, dem Siebenahorn (753 m), der
Herchenhainer
Höhe (741 m), dem wilden Felskopf (729
m) und dem Geiselstein (721 m), im
SW. eine Verzweigung des
Taunus; zwischen
beiden
Gebirgen breitet sich nach dem
Main hin eine fruchtbare, wellenförmige
Landschaft, die
Wetterau, aus.
DieProvinzStarkenburg ist im SO. von dem größern Teil des
Odenwaldes erfüllt, der in der Seidenbucher
Höhe (höchster
Punkt) 598 m, im Hardberg bei Siedelsbrunn 594 m, in der Neunkircher
Höhe 590 m, der Tromm 554 m, im
Melibokus
bei
Zwingenberg 520
m und im
Felsberg 517 m
Höhe erreicht. Im westlichen Teil des
Odenwaldes wechseln
Syenit,
Grünschiefer und
Granulit zonenweise miteinander ab, während der südöstliche Teil desselben aus Buntsandstein besteht.
Beide Hauptteile sind durch ein von Schaafheim in südwestlicher
Richtung bis nach Hammelbach hinziehendes
Lager
[* 20] von
Gneis getrennt.
Durch die
Bergstraße (s. d.) wird das
Gebirge von der westlich gelegenen Rheinebene geschieden, an die
sich im nördlichen Teil der
Provinz die Mainebene anschließt.
Rheinhessen endlich umfaßt das fruchtbare, volkreiche Hügelland
im N. des
PfälzerGebirges zwischen
Kreuznach,
[* 21]
Mainz
[* 22] und
Worms, im
SW. noch vom Hardtgebirge durchzogen, das im Eichelberg bei
Fürfeld 320 m hoch ansteigt.
Die Gewässer des Großherzogtums gehören größtenteils dem Rheingebiet an. Nur der östliche Teil
des
Vogelsbergs schickt seine
Flüsse
[* 23] in die
Fulda
[* 24] und gehört somit in das Wesergebiet. Der Hauptfluß ist der
Rhein, welcher
bei
Worms das Land betritt,
Rheinhessen von der
ProvinzStarkenburg scheidet, dann von unterhalb
Mainz an die
Grenze gegen
Preußen
bildet und nach einem
Laufe von etwa 100 km das Land bei
Bingen
[* 25] wieder verläßt. Von seinen Nebenflüssen
gehören Hessen ganz oder zum Teil an, rechts: der
Neckar, welcher die
ParzelleWimpfen berührt und auf einer kurzen
Strecke die
ProvinzStarkenburg gegen
Baden abgrenzt, die Weschnitz, Modau, der
Main, welcher die
Grenze gegen
Preußen,
teilweise auch gegen
Bayern bildet, die
Mümling, die Gersprenz und die
Nidda (mit
Wetter
[* 26] und Nidder) aufnimmt und bei Kostheim
mündet,
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Das Land hat einen Flächeninhalt von 7682 qkm (139,51 QM.) mit
(Ende 1885) 956,556 Einw., die sich auf die genannten drei Provinzen (die ihrerseits wieder in 18 Kreise
[* 32] geteilt sind) folgendermaßen
verteilen:
Die Bewohner des Großherzogtums gehören der Abstammung nach (mit Ausnahme weniger germanisierter Franzosen und Wallonen)
dem hessischen oder westfränkischen Zweig des oberdeutschen Stammes an, und es bekennen sich 67,38 Proz. zur evangelischen,
28,77 Proz. zur römisch-katholischen, 0,94
Proz. zu sonstigen christlichen Konfessionen.
[* 33] 2,85 Proz. sind Juden und der Rest von 0,06 Proz. Bekenner andrer Religionen oder
Personen von unbekannter Religion. Die Zahl der Gemeinden beträgt 998 und zwar 920 Gemeinden von weniger als 2000 Einw. (sogen.
ländliche Gemeinden) und 78 Gemeinden von 2000 Einw. und darüber (sogen.
städtische Gemeinden).
Die Bevölkerung
[* 34] teilt sich in 529,092 Bewohner jener ländlichen Gemeinden und 427,464 Bewohner von städtischen Gemeinden.
Die Zahl der Wohnplätze beläuft sich auf etwa 2800. Im allgemeinen kommen 125 Einw. auf 1 qkm.
Am dichtesten bevölkert sind der rheinhessische Kreis
[* 35] Mainz mit 550, die StarkenburgerKreiseDarmstadt mit 282 und
Offenbach
[* 36] mit 227 Bewohnern auf 1 qkm; am dünnsten die oberhessischen KreiseLauterbach (mit 53) und Schotten (mit 58). Die
Bevölkerungszunahme beträgt im Jahresdurchschnitt von 1816 bis 1885: 0,671 Proz.
Sehr bedeutend war in den letzten Jahrzehnten die Auswanderung, besonders in den Jahren 1843-1867, 1871-73
und 1880-85. Es belief sich der Überschuß der Auswanderungen über die Einwanderungen 1822-85 auf ca. 230,000 Personen (1885
betrug die überseeische Auswanderung über Bremen,
[* 37] Hamburg,
[* 38] preußische Häfen und Antwerpen
[* 39] nach außereuropäischen Ländern 2503 Personen).
Der sittliche Zustand der Bevölkerung, insoweit hierauf aus der Zahl der unehelichen Geburten ein Schluß zu
ziehen gestattet ist, hat sich seit einer Reihe von Jahren merklich gehoben. Auf 100 Geburten fallen nach dem Durchschnitt der
Jahre 1870-85: 7,6 uneheliche (1885: 7,9). Die Zahl der rechtskräftig
erfolgten Ehescheidungen betrug 1885: 75 (in der Periode 1881-85 durchschnittlich jährlich 65,8). Im J. 1880 lebten 204 männliche
Geschiedene (= 0,04 Proz. der männlichen Bevölkerung) und 408 weibliche Geschiedene (= 0,09 Proz. der
weiblichen Bevölkerung).
Für die geistige Kultur geschieht im Großherzogtum viel, namentlich
sind die Unterrichtsanstalten vortrefflich eingerichtet.
Von den 49,025 in den Jahren 1868-85 in das Militär eingestellten Mannschaften waren nur 141 = 0,29 Proz. ohne Schulbildung.
Die oberste Landesbehörde für Schulsachen ist das Ministerium des Innern und der Justiz, mit einer besondern
Abteilung für Schulangelegenheiten (an Stelle der aufgehobenen Oberstudiendirektion), unter welcher die 18 Kreisschulkommissionen
in den einzelnen Kreisen stehen.
Den wichtigsten Nahrungszweig des Landes bildet die Bodenkultur, die von der Regierung wie von den Bewohnern (durch Versicherungsanstalten,
landwirtschaftliche Vereine und Lehrinstitute etc.) gleich kräftig gefördert wird. 1882 zählte
man 157,430 in der Landwirtschaft, Gärtnerei etc. mit ihrem Hauptberuf erwerbstätige Personen und im ganzen
386,360 Personen (oder 41,55 Proz. der Gesamtbevölkerung), welche von der
Landwirtschaft etc. lebten. Von der gesamten Bodenfläche sind 49,6
Proz. Ackerfeld und Grabgärten, 13,1 Wiesen, Grasgärten und Weiden, 1,4 Weinberge, 31,2 Wald, zusammen 95,3 Proz. produktive
Fläche, sodann 0,6 Proz. Hofraiten und 4,1 Proz. unbesteuerte Fläche, darunter 0,7 Proz. größere Flüsse.
Unter den Provinzen steht Rheinhessen bezüglich der relativen Größe der Ackerfläche (77,4 Proz.) und der Weinlandfläche
(7,4 Proz.), Starkenburg bezüglich der Waldfläche (41,9 Proz.), Oberhessen bezüglich der Wiesenfläche (18,2 Proz.) voran.
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe betrug im J. 1882: 128,526; die durchschnittliche
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