Organen
Abscesse verursacht. Sie ist stets in
Begleitung einer akuten Infektionskrankheit, namentlich oft des Wochenbettfiebers,
und obgleich ihre
Erkenntnis erst den letzten
Jahren angehört, so ist sie doch schon so genau erforscht, daß der erfahrene
Arzt sie sicher zu beurteilen vermag. Dem
Laien kann als Anhaltspunkt neben hohem
Fieber das (freilich nicht
konstante) Vorkommen flohstichähnlicher
Flecke in der
Haut
[* 2] dienen, das von
Blutungen herrührt, welche durch eingeschleppte
kleinste
Pilze
[* 3] (Mikrokokken) bedingt werden.
Die bösartige E. ulcerosa ist, soweit die
Erfahrungen reichen, immer tödlich. b) Die chronischen
Prozesse am
Endocardium führen
zur Verdickung der Klappenränder und entweder zur
Verkürzung oder zur
Verwachsung der
Segel untereinander.
Im ersten
Fall ist die
Folge für das
Ostium eine Erweiterung, unvollständige Schlußfähigkeit (Incontinentia, Insufficienta),
im andern
Fall eine
Verengerung
(Stenosis) mit oder ohne Schlußfähigkeit. Diese Zustände mit ihren Modifikationen nennt man
gemeinhin
Herzfehler (s. d.).
(Dilatatio cordis), Erweiterung der Herzhöhlen. Die Herzerweiterung ist ebenso wie die
Herzhypertrophie
(s. d.) in allen
Fällen die
Folge eines andern
Leidens, welches Kreislaufshindernisse mit sich bringt. Sie entsteht stets dann,
wenn das
Herz den gesteigerten Anforderungen nicht durch entsprechende Größenzunahme nachkommen kann, und tritt deswegen
relativ selten an vorher normalen, häufig dagegen an bereits verdickten
Organen auf. Deshalb ist die
ein Zeichen der beginnenden Kompensationsstörung. Oft läßt sich der Zustand durch kräftigende oder stark anregende
Diät
(starker
Thee,
Kaffee, Champagner) heben, oft
ist er ein Vorbote der
Herzlähmung, des
Todes. Die Anwendung der
Reizmittel sowie
der Digitalisblätter erfordert die größte Sachkenntnis und Vorsicht und ist nie ohne Überwachung des
Arztes vorzunehmen.
(Vitium cordis), krankhafte
Abweichungen vom normalen
Bau des
Herzens, kommen teils angeboren, teils erworben
vor. Diejenigen angebornen Herzfehler, bei welchen das
Kind nach der
Geburt fortzuleben vermag, stellen sich gewöhnlich als abnorme
Öffnungen zwischen beiden
Vorhöfen (Offenbleiben des eirunden
Loches) oder der beiden
Herzkammern (mangelhafte
Bildung der
Kammerscheidewand), seltener als
Verengerung und Verschluß eines normalen
Ostiums, eines großen arteriellen Gefäßstammes
etc. dar.
Sämtliche angeborne Herzfehler haben das Gemeinsame, daß bei ihnen im
Herzen eine Vermischung des arteriellen und des venösen
Bluts
eintritt, weil die rechte mit der linken Herzhälfte aus diesem oder jenem
Grund in offenerVerbindung
steht. Die wichtigste
Erscheinung ist daher bei ihnen die
Blausucht
(Cyanosis), wozu sich gewöhnlich Dyspnoe, oft
Herzklopfen,
Zeichen allgemeiner Ernährungsstörung u. dgl.
hinzugesellen. Die meisten angebornen Herzfehler werden schon in den ersten Lebensjahren tödlich; selten werden sie
bis zum 12., 14. Lebensjahr oder noch länger ertragen.
Die damit behafteten Individuen sterben unter den
Erscheinungen einer fortwährend sich steigernden Kohlensäureüberladung
des
Bluts und der allgemeinen
Wassersucht. Eine Behandlung dieser
Leiden
[* 4] ist ganz unmöglich. Die erworbenen Herzfehler sind eine
Folge
der Endocarditis (s.
Herzentzündung). Wie dort beschrieben, werden die
Klappen entweder verkürzt, sie sind alsdann beim Rückfluß
des
Bluts nicht mehr schlußfähig, wie auf Tafel
»Blutgefäße«,
[* 1]
Fig. 2, dargestellt ist, sondern es bleibt
ein
Spalt übrig, durch den das
Blut nach entgegengesetzter
Richtung zurückgetrieben wird (Inkontinenz oder
Insuffizienz); in
andern
Fällen sind die
Klappen verwachsen, die Öffnungen, an welchen sie angeheftet sind, daher verengert
(Stenosis), so daß
das
Blut nur mit erhöhter
Kraft
[* 5] durch das enge
Ostium hindurchgetrieben werden kann.
Die
Folgen dieser Zustande lassen sich nur bei genauer Kenntnis des
Kreislaufs verstehen; es sei bemerkt, daß alle Herzfehler Blutstauungen
in den
Lungen bedingen, die nicht selten
Bluthusten (hämorrhagische
Infarkte), gewöhnlich eine eigentümliche braune
Induration
nach sich ziehen. Die stete Blutüberfüllung ist der
Grund für eine gewisse (dem Volksbewußtsein längst
bekannte)
Immunität Herzkranker für
Lungenschwindsucht. Die Gefäßdistrikte, in denen die
Stauung stattfindet, zeigen eine
Erhöhung des Blutdruckes, zu dessen Überwindung das
Herz einer erhöhten
Arbeit bedarf.
Gleich andern stark angestrengten
Muskeln
[* 6] bildet sich dabei in der
Folge eine Vergrößerung
(Hypertrophie) aus, welche
oft so stark ist, daß die Stauungshindernisse völlig überwunden werden, daß also die
Symptome verschwinden, der Kranke
jahrelang ohne
Beschwerden ist. Man nennt diesen Zustand vollendete
Kompensation. Jede spätere Erkrankung der
Klappen oder
des Herzfleisches führt eine Kompensationsstörung herbei, die
Lippen werden bläulich, es entwickeln sich
Wassersucht,
Atemnot,
und wenn nicht von neuem kompensierende
Hypertrophie sich einstellt, so endet der
Tod die oft qualvollen
Leiden. Die Behandlung ist eine rein symptomatische, Vermeidung starker Anstrengungen, Aufregung, Eisbeutel,
Digitalis, in
neuester Zeit namentlich der
Gebrauch klimatischer
Kurorte.
Levi, jüd. Gelehrter, geb. zu
Ellrich am
Harz, studierte 1833-36 in
Berlin,
[* 7] promovierte daselbst und ward 1842 Landrabbiner zu
Braunschweig,
[* 8] wo er 1879 zum
Professor ernannt wurde. Von seinen verdienstlichen
Schriften erwähnen wir, abgesehen von Schulbüchern, Predigtsammlungen: »Übersetzung und
Erklärung des Kohelet« (Braunschw.
1838);
die mustergültige »Geschichte des
VolkesIsrael von der Zerstörung des ersten
Tempels bis zum
MakkabäerSimon« (Braunschw.
u. Nordh. 1847-57, 3 Bde.;
Auszug 1870);
»Vorschläge zu einer
Reform der jüdischen Ehegesetze« (Braunschw. 1846);
»Zwei
Vorträge über die Kunstleistungen
der
Hebräer« (das. 1864);
»Handelsgeschichte der
Juden des
Altertums« (das. 1879),
welcher schon 1863 und 1865 »Metrologische
Voruntersuchungen« vorausgegangen waren;
»Einblicke in das Sprachliche der semitischen Urzeit« (Hannov.
1883).
(Scrobiculus cordis, richtiger
Magengrube), die
Stelle der menschlichen
Brust, wo in der Mittellinie der knöcherne
Teil derselben aufhört und seitlich die kurzen
Rippen sich abwärts erstrecken.
(Hypertrophia,Hypersarcosis cordis), die
Vermehrung der Muskelsubstanz des
Herzens. Die Herzhypertrophie ist nie
selbständige
Krankheit, sondern immer
Folge einer Kreislaufsstörung. Liegt diese im Bereich des großen Körperkreislaufs,
so vergrößert sich die linke, liegt sie im¶
mehr
Lungengefäßsystem, die rechte Kammer. Die häufigsten Ursachen der Herzhypertrophie für die linke Herzhälfte sind Klappenfehler, Erkrankungen
der Arterien und Nierenaffektionen, für die rechte Hälfte Mitralisfehler, Lungenemphysem, Schwindsucht. Sämtliche genannte
Ursachen bewirken nicht bedingungslos eine Herzhypertrophie, sondern nur unter sonst guten allgemeinen Ernährungsverhältnissen,
so daß die Herzhypertrophie in allen Fällen als eine Art von Heilungsvorgang, als Ausgleich oder, wie man technisch
sagt, Kompensation zu betrachten ist.
LeichteGrade der Herzhypertrophie sind oft schwer zu erkennen, andermal wird ein Herz so groß, daß es als Ochsenherz (Cor taurinum s. bovinum)
bezeichnet wird. Eine Behandlung ist nach dem Gesagten nicht nur nicht möglich, sie würde sogar durch
sicheres Herbeiführen einer Kompensationsstörung von sehr verhängnisvollen Folgen sein; zu vermeiden sind große Anstrengungen,
Bergsteigen, Tanzen sowie alle Getränke, welche dem Herzen zu seiner ohnehin durch das Grundleiden bedingten Mehrarbeit neue
Anstrengungen auferlegen.