Das Herz ist das
Zentralorgan für den gesamten
Kreislauf des Bluts
[* 2] im
Körper. Es wirkt nach Art einer
Druckpumpe, deren
Mechanismus
durch das
Spiel von
Ventilen geregelt wird, und befindet sich während des
Lebens in einem Zustand wechselnder
Erschlaffung
(Diastole)
und Zusammenziehung
(Systole), wodurch seine
Höhlen abwechselnd erweitert und verengert werden. Diese
periodische
Bewegung wiederholt sich bei Erwachsenen 60-80mal in der
Minute, bei weiblichen und jüngern noch öfter, bei männlichen
und ältern Individuen seltener.
Während der
Diastole strömt das
Blut aus den
Venen durch die
Vorhöfe in die
Herzkammern, während gleichzeitig die
Ostia arteriosa
durch die
Klappen geschlossen sind. Sodann folgt zuerst die
Systole der
Vorhöfe, durch welche eine noch
größere
MengeBluts in die
Herzkammern getrieben wird; unmittelbar nachher erfolgt auch die
Systole der letztern, welche das
von ihnen aufgenommene
Blut in die
Aorta und Lungenarterie pressen, indem der Rücktritt desselben in die
Vorhöfe durch die
betreffenden
Klappen gehindert wird. Die
Diastole dauert ungefähr drei- bis viermal so lange wie die
Systole.
Die bei letzterer erfolgende starke
Kontraktion der
Kammern ist mit einer
Hebung
[* 3] der Herzspitze verbunden, die wiederum die
Wand des Brustkorbes erschüttert, so daß man den sogen.
Herzschlag (pulsus cordis) deutlich fühlen kann. Vgl.
Blutbewegung.
Über die
Entwickelung des
Herzens beim
Menschen und die Eigentümlichkeiten des embryonalen
Kreislaufs s.
Embryo.
1)
Henriette, durch seltene
Schönheit und hohe Geistesbildung sowie durch ihre persönlichen Beziehungen zu den
namhaftesten Männern ihrer Zeit ausgezeichnete
Frau, war als Tochter eines israelitischen
Arztes portugiesischer Abkunft,
Benjamin de Lemos, zu
Berlin
[* 5] geboren und verheiratete sich schon auf den
Wunsch ihrer
Eltern mit dem angesehenen, aber bedeutend ältern
ArztMarkus Herz. In ihrem
Haus verlebte
Borne (s. d.) einen Teil seiner
Jugend.
Ihre ausgezeichnete Geistesbildung, namentlich ihre Sprachkenntnisse, suchte sie durch Heranbilden junger Mädchen zu
Lehrerinnen nutzbar zu machen, und den größten Teil des
Honorars ließ sie
wohlthätigen Anstalten zufließen.
Durch A. v.
Humboldts Vermittelung ward sie 1845 durch eine königliche
Pension aller äußern Sorgen überhoben. Sie starb
Dourlen und
Reicha
(Komposition) seine
Ausbildung erhielt, und debütierte bereits 1818 erfolgreich
als
Virtuose sowie als
Komponist mit seinem Op. 1:
»Air tyrolien varié«. Zum
Jüngling gereift, unternahm er 1831 eine Kunstreise
mit dem Violinisten
Lafont, welche ihm in allen Hauptstädten
Europas glänzende Erfolge eintrug und seinen Weltruf begründete.
Auch in
England erregte er einige Jahre später
Enthusiasmus, und eine 1845 unternommene
Reise nach
Amerika
[* 10] war nicht minder
reich an materiellen
Früchten und künstlerischen
Ehren. 1851 nach
Paris zurückgekehrt, widmete er sich
vorwiegend der schon in den 30er
Jahren von ihm miterrichteten Klavierfabrik und brachte dieselbe bald auf eine solche
Höhe,
daß ihre Erzeugnisse mit den besten konkurrieren konnten und bei der
Weltausstellung von 1855 den höchsten
Preis erhielten.
Zugleich wirkte er als Klavierlehrer am
Konservatorium bis 1874, wo er in den
Ruhestand trat. Herz ist der
Hauptvertreter jenes Virtuosentums, welches während der 20er und 30er Jahre die Konzertsäle
Europas beherrschte und erst
mit dem Auftreten
Mendelssohns,
Schumanns,
Chopins und
FranzLiszts einer ernstern
Richtung weichen mußte. Um die erwähnte Zeit
fehlten seine
Kompositionen, deren er mehr als 200 veröffentlicht hat, darunter acht Klavierkonzerte
mit
Orchester, auf keinem Konzertprogramm, waren als
Vortrags- und Unterrichtsstoff gleich geschätzt und wurden von den Verlegern
mit den höchsten
Preisen bezahlt. Als Schriftsteller hat sich Herz durch eine humoristische und geistreiche
Beschreibung seiner
amerikanischen
Reise
(»Mes voyages en Amérique«, Par. 1866) bekannt gemacht.
sehr selten als eine selbständige und isolierte Erkrankung bei früher gesunden Menschen auf. In allen Fällen findet man
als Ursache Entzündungserreger in Form von Bakterien (Eiterkokken, Pneumoniekokken, Tuberkelbacillen), nur ist es zuweilen
nicht möglich, nachzuweisen, wie dieselben an diese Stelle gelangt sind. Am leichtesten zu verstehen sind diejenigen Fälle,
in welchen die Herzbeutelentzündung durch Fortpflanzung von Entzündungen benachbarter Organe, Lunge,
[* 18] Brustfell, Brustbein, oder
Wunden entstanden ist. Am häufigsten aber tritt Herzbeutelentzündung im Verlauf eines akuten Gelenkrheumatismus ein, und zwar kommt die Komplikation
unter 100 Fällen etwa 30mal vor.
1) ein wässeriges (dann ist es meist sehr massenhaft vorhanden), 2) ein blutiges, 3) ein eiteriges,
4) ein fibrinöses. Die einzelnen Formen kombinieren sich vielfach miteinander; von besonderer Wichtigkeit ist die fibrinöse
Herzbeutelentzündung, da sie sowohl absolut die häufigste als auch die einzige chronische Art ist, welche längere Zeit
hindurch ertragen werden kann, ohne den Tod zu bedingen. Ihr kommt das für diese Krankheit wichtigste Symptom, ein eigentümlich
schabendes Geräusch, zu, welches man beim Auskultieren des Herzens hört, und das durch das Aneinanderreiben der rauhen Oberflächen
entsteht.
Fehlt dieses, so ist die Diagnose dem Arzt oft nicht möglich. Die Erscheinungen der Herzbeutelentzündung sind bald kaum merkliche,
oft so stürmisch fieberhafte, daß sie ganz denen eines Typhus gleichen. Bei reichlichem Erguß, wo Tod durch Behinderung
der Herzthätigkeit droht, gesellen sich Atemnot, Beklemmung, blaue Färbung des Gesichts hinzu. Je schneller die Herzbeutelentzündung zu großen
Exsudatansammlungen führt, und je mehr das Herz selbst dabei affiziert ist, um so leichter endet sie
tödlich; die Fälle, welche sich zu Lungen- und Brustfellentzündungen und zum akuten Gelenkrheumatismus gesellen, verlaufen
in der Regel günstig.
Das Exsudat wird dann resorbiert, bei fibrinöser Herzbeutelentzündung bleiben Verwachsungen, d. h. sogen. rheumatische Schwielen, zurück. Die
tuberkulöse Herzbeutelentzündung erzeugt gewöhnlich einen blutigen Erguß; sie endet immer
tödlich. Die Behandlung der Herzbeutelentzündung muß so einfach wie möglich sein. Man wendet örtliche Blutentziehungen,
Eisblasen auf der Herzgegend, Aufguß von Digitalis, in gewissen Fällen auch schweiß- und harntreibende Mittel, Jodpräparate
und Blasenpflaster an. Die Verarmung des Bluts bei langwierigem Verlauf der Herzbeutelentzündung verlangt eine nährende
Diät und Eisenpräparate. Droht Herzlähmung einzutreten, so müssen Reizmittel (Wein, Kampfer, Benzoesäure) gereicht werden.
In denFällen, wo sich die Herzbeutelentzündung zu akutem Gelenkrheumatismus gesellt, bedarf es in der Regel gar keiner besondern Behandlung.
KünstlicheEröffnung desHerzbeutels mit dem Trokar
[* 19] und Entleerung des Exsudats hat meist nur eine sehr
vorübergehende Erleichterung des Kranken zur Folge.