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Königsberg, [* 2] 1868 mit dem Charakter eines Generals der Infanterie zur Dispositin ^[richtig: Disposition] gestellt und starb in Merseburg. [* 3]
Königsberg, [* 2] 1868 mit dem Charakter eines Generals der Infanterie zur Dispositin ^[richtig: Disposition] gestellt und starb in Merseburg. [* 3]
Georg, der hervorragendste unter den politischen Lyrikern der 40er Jahre, geb. zu Stuttgart, [* 4] bezog das protestantisch-theologische Stift zu Tübingen, [* 5] verließ dasselbe jedoch bald wieder, um sich der Litteratur zu widmen. Von der Schweiz [* 6] aus ließ er seine »Gedichte eines Lebendigen« (Zürich [* 7] u. Winterth. 1841; 10. Aufl., Stuttg. 1877) erscheinen, die eine so frische jugendliche Glut atmeten und dem unbestimmten Freiheitsdrang der Jugend so wohltönenden Ausdruck gaben, daß sie rasch populär wurden.
Von großer Einfachheit, Klarheit und Kraft, [* 8] sind sie wie aus Einem Guß geschaffen, ohne alles Spielende und Gesuchte. Ihr Pathos freilich war das unklare Pathos der gärenden Jugend jener Epoche, die, zwischen nationalen und kosmopolitischen, monarchischen und republikanischen Idealen schwankend, klar nur im Bruch mit den alten herrschenden Zuständen war. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris [* 9] machte Herwegh im Herbst 1842, um Mitarbeiter für eine beabsichtigte Zeitschrift zu gewinnen, eine Reise durch Deutschland, [* 10] die einem wahren Triumphzug glich.
Selbst König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen [* 11] ließ sich den Dichter vorstellen und redete ihn mit den Worten an: »Ich liebe eine gesinnungsvolle Opposition«. Als sich Herwegh jedoch von Königsberg aus im Dezember 1842 in einem Schreiben an den Monarchen, welches alle konventionellen Formen vermissen ließ und gegen seinen Willen veröffentlicht ward, sehr bitter über das Verbot seiner Zeitschrift beschwerte, wurde er aus dem preußischen Staat ausgewiesen. Er kehrte nun nach der Schweiz zurück, fand aber auch hier in mehreren Kantonen Anfechtung in betreff seines Aufenthalts, bis er endlich im Kanton [* 12] Baselland das schweizerische Bürgerrecht erlangte, worauf er sich mit Emma Siegmund, der Tochter eines reichen jüdischen Bankiers in Berlin, [* 13] verheiratete.
Nach einer Reise nach Südfrankreich und Italien [* 14] nahm Herwegh seinen bleibenden Aufenthalt in Paris und ließ von hier aus einen zweiten Band [* 15] der »Gedichte eines Lebendigen« (1844) erscheinen. Hier trat zwar die republikanische Tendenz des Poeten klarer und bestimmter hervor; aber die Begeisterung, die jugendliche Kampfeslust erscheint infolge mancher ihm gewordenen Enttäuschung bedeutend abgeschwächt, und statt Schwung und Pathos herrscht der epigrammatische Ton, der in den frühern Gedichten nur in einzelnen schlagenden Wendungen laut geworden war, durchaus vor.
Daneben übersetzte er »Lamartines sämtliche Werke« (Stuttg. 1843 bis 1844, 12 Bde.). Gleich nach der Februarrevolution von 1848 trat Herwegh bei mehreren Kundgebungen der Deutschen in Paris als Führer auf und fiel im April an der Spitze einer deutsch-französischen republikanischen Arbeiterkolonne in Baden [* 16] ein, ward jedoch 27. April bei Schopfheim von den württembergischen Truppen geschlagen und verdankte sein glückliches Entkommen nur dem Mut seiner Frau. Er lebte darauf lange in Zurückgezogenheit zu Paris, später in Zürich, schließlich in Lichtenthal bei Baden-Baden, [* 17] wo er starb. In den letzten Jahren trat Herwegh nur bei besondern Anlässen mit einzelnen Gedichten, außerdem mit der Übersetzung einiger Shakespeareschen Dramen in Bodenstedts Ausgabe hervor. Die aus seinem Nachlaß veröffentlichten »Neuen Gedichte« (Zürich 1877) zeigten sich in ihrer verbitterten und maßlosen Oppositionssucht durchaus unerquicklich und unerfreulich.
Dorf im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Landau, [* 18] am Klingbach, hat mechanische Weberei, [* 19] Leinen- und Zwilchfabrikation, Tabaksbau und (1885) 3724 fast nur kath. Einwohner.
Salomon, jüd. Gelehrter, geboren im Januar 1801 zu Dotzheim bei Wiesbaden, [* 20] wurde in Mainz [* 21] im Talmud unterrichtet, studierte vom 23. Jahr an in Marburg [* 22] und Göttingen, [* 23] ward Lehrer, später Kreisrabbiner in Eschwege und von 1831 bis 1882 anhalt-bernburgischer Landrabbiner in Bernburg, [* 24] wo er starb. Herxheimer war als Seelsorger, Pädagog und Gelehrter mit vielem Erfolg thätig, wie dies unter anderm sein Bibelwerk (Berl. 1842, 4 Bde.; der Pentateuch in 3. Aufl., Leipz. 1865), seine verbreiteten Schulbücher und Predigten bekunden.
Vgl. Salfeld, Sal. Herxheimer (Frankf. a. M. 1885).
(Cor), ein pulsierender Abschnitt in den Gefäßen eines Tiers zur Fortbewegung der in jenen enthaltenen Flüssigkeit. Die gewöhnlich in rhythmischer Weise verlaufenden Verengerungen und Erweiterungen des Herzens kommen durch die in seiner Wandung enthaltenen Muskelfasern zu stande und bewirken ein Aus-, resp. Einpumpen des flüssigen Herzinhalts. Letzterer kann entweder Lymphe oder Blut sein, so daß man zwischen Lymphherzen (die in allen Wirbeltierklassen mit Ausnahme der Säugetiere vorkommen) und Blutherzen (Herzen im engern Sinn) unterscheiden muß. Es kann ferner auch im Blutgefäßsystem eines Tiers mehr als ein Herz vorhanden sein; so pulsieren z. B. bei den Leptokardiern unter den Wirbeltieren alle größern Gefäßstämme.
Bei einfachem Bau des Herzens ist manchmal die Richtung des Blutstroms keine fixierte, wie denn bei den Tunikaten [* 25] (Manteltieren) das eine Zeitlang von vorn nach hinten pulsiert, dann einen Augenblick stillsteht und darauf seine Thätigkeit in umgekehrter Weise beginnt, so daß die von ihm ausgehende Hauptader zeitweilig Arterie, [* 26] resp. Vene ist. Je nachdem ferner das Herz venöses (sauerstoffarmes) Blut zu den Atmungsorganen oder arterielles (sauerstoffreiches) in den übrigen Körper zu schaffen hat, spricht man von einem venösen oder arteriellen Herzen.
Ersteres ist es bei den
Fischen, wo es (abgesehen von den
Leptokardiern) im Wirbeltierstamm die einfachste
Einrichtung besitzt. Hier liegt es am
Hals und besteht aus nur zwei Abteilungen, dem hintern
Vorhof
(Vorkammer) und der vordern
Herzkammer. In jenen wird bei Erweiterung des
Herzens aus dem
Körper durch die Hauptvene
das venöse
Blut eingesaugt, gelangt
durch eine (mit zwei gleichen einem
Ventil
[* 27] wirkenden
Klappen verschließbare) Öffnung in die
Kammer und
wird bei
Verengerung derselben in die
Kiemen geschafft, um dort mit
Sauerstoff versorgt zu werden.
Vorkammer und
Kammer sind von einem häutigen
Sack, dem
Herzbeutel (pericardium), umgeben. Auch die Hauptarterie, in welche das
Blut direkt aus der
Kammer gelangt, ist gegen letztere durch eine besondere
Klappe (s. unten) zur Verhütung
des Rücktritts des
Bluts in das Herz abgeschlossen. Bei
Lurchfischen und
Amphibien beginnt eine
Scheidung des
Vorhofs in zwei
Räume,
einen rechten, in welchen nach wie vor die Hauptvene
mündet, und einen linken, welcher aus den
Lungen
Blut empfängt; beide
münden in die ungeteilte
Kammer, welche also nicht mehr nur venöses, sondern gemischtes
Blut führt. Doch zerfällt auch
sie bei den
Reptilien zum Teil erst unvollkommen, bei den höhern
Wirbeltieren vollkommen in zwei
Abschnitte oder
Kammern, welche
aus den gleichnamigen
Vorhöfen das
Blut aufnehmen, um es (die linke)
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durch die Aorta in den Körper oder (die rechte) in die Lungen zu treiben (s. auch Blutbewegung). Zugleich ändert das Herz seine Lage in der Art, daß es vom Hals in die Brusthöhle rückt und sich dabei so dreht, daß die Kammern nach hinten gerichtet sind. So enthält nun die rechte Hälfte des Herzens ausschließlich venöses, die linke ausschließlich arterielles Blut; beide aber stehen in keinem direkten Zusammenhang miteinander. Die Kammern sind gegen die zugehörigen Vorhöfe einerseits und die aus ihnen hervorgehenden Adern anderseits meist durch Klappen abgeschlossen. In dieser vervollkommten Gestalt findet sich das auch beim Menschen vor.
Beim Menschen bildet das Herz einen hohlen muskulösen Körper, welcher seine Lage im vordern Teil der Brusthöhle, mehr nach der linken Seite zu hat (s. Tafel »Blutgefäße«, [* 29] Fig. 5, und Tafel »Eingeweide [* 30] I.«, [* 28] Fig. 2). Es ruht teils auf dem Zwerchfell, teils schwebt es an den großen Gefäßstämmen, die in dasselbe ein- und von ihm austreten; es ändert daher auch seine Lage ein wenig je nach der Neigung des Körpers und den Bewegungen des Zwerchfells. Der es umgebende Herzbeutel ist ein völlig geschlossener Sack und wird von ihm fast ganz ausgefüllt, so daß nur noch Raum für etwa einen Eßlöffel voll einer klaren Flüssigkeit (Herzbeutelwasser, liquor pericardii) zur Verminderung der Reibung [* 31] übrigbleibt.
Die Größe des Herzens wechselt nach dem Blutgehalt etc. sehr; in mittlerer Ausdehnung [* 32] ist es etwa 150 mm lang und hat an der weitesten Stelle etwa 250 mm im Umfang, kommt also ziemlich der geballten Faust an Größe gleich. Jede seiner vier Höhlen kann etwa 160 g Blut fassen. An der Außenfläche des Herzens bemerkt man eine seichte Längsfurche und eine tiefere Querfurche; in ihnen laufen die sogen. Kranzgefäße (s. unten). Innen wird das Herz durch eine muskulöse Scheidewand, deren Richtung äußerlich durch die Längsfurche angedeutet ist, in eine rechte, mehr nach vorn, und eine linke, mehr nach hinten zu liegende Hälfte zerlegt; die erste bezeichnet man, da sie den Lungenkreislauf besorgt, auch als Lungenherz, die letzte aus dem entsprechenden Grund als Aortenherz.
Jede Herzhälfte zerfällt wieder in zwei Abteilungen, nämlich in die Herzkammer (ventriculus cordis) und in
die Vorkammer oder den Vorhof (atrium cordis; s. Tafel »Eingeweide II«,
[* 28]
Fig. 3). Von den letztern besteht jeder aus einem weitern
Schlauch und einer engern zipfelförmigen Verlängerung,
[* 33] dem Herzohr (auricula); der Schlauch (sinus) ist mit Öffnungen zur
Aufnahme der großen Vene
nstämme versehen und kommuniziert mit der betreffenden Herzkammer durch eine
weite Öffnung, das Ostium atrio-ventriculare.
Die Herzkammern nehmen den untern Teil des Herzens ein; ihre Wände sind beträchtlich dicker als die der Vorhöfe, und zwar die Wand der linken Herzkammer wieder drei- bis viermal so dick wie die der rechten. Jede Kammer hat an ihrem obern breiten Ende zwei weite Öffnungen; die eine ist das schon genannte Ostium atrio-ventriculare, die andre, das Ostium arteriosum, führt in eine der beiden Hauptarterien; beide sind mit Klappen verschließbar. Die innere Oberfläche sämtlicher Herzhöhlen ist glatt und glänzend, weil hier das Herzfleisch von einer zarten Haut [* 34] (innere Herzhaut, endocardium) überzogen ist, welche direkt in die innere Haut der großen Adern übergeht.
Die rechte Vorkammer nimmt die beiden Hohlvenen in sich auf und heißt daher auch Hohlvene
nsack. Die weite Mündung der obern
Hohlvene ist klappenlos; an der Mündung
der untern Hohlvene befindet sich eine ganz schmale, sichelförmige, oft durchlöcherte
Klappe, die Valvula Eustachii, welche sie aber bei weitem nicht abzuschließen vermag. Außerdem mündet
in den rechten Vorhof die große Herzvene;
ihre Mündung wird durch eine zarte Klappe, die Valvula Thebesii, abgeschlossen.
An der Vorhofsscheidewand ist eine ovale Grube vorhanden, an deren Stelle beim Fötus eine Öffnung (eiförmiges Loch, foramen
ovale) angetroffen wird. Die rechte Herzkammer hat auf dem Querschnitt eine halbmondförmige Gestalt; ihre
fleischige Wand ist etwa 3-4 mm dick, auf ihrer Innenfläche treten zahlreiche Fleischbalken (s. Tafel »Blutgefäße«,
[* 29] Fig.
1) und mehrere kleine, zuckerhutförmige Muskeln
[* 35] (Warzenmuskeln, musculi papillares) hervor.
Von der Spitze der letztern gehen zarte weiße Sehnenfäden (chordae tendineae) zum untern Rande der dreizipfeligen
Klappe (valvula tricuspidalis) hin, durch welche die rechte Herzkammer vom rechten Vorhof abgeschlossen werden kann. Ferner liegt
neben dem Ostium venosum das runde Ostium arteriosum, durch welches das Blut in den Lungenarterienstamm übertritt. An dieser
letztern Öffnung ist eine Klappe (valvula pulmonalis, Lungenarterienklappe) in Gestalt von drei halbmondförmigen, in
einem Kreis
[* 36] zusammengestellten Taschen angebracht
[* 28]
(Fig. 1). In die linke Vorkammer, welche in ihrem Bau der rechten fast gleich
ist, öffnen sich die vier Lungenvenen
, welche das Blut aus den Lungen nach dem Herzen zurückbringen.
Hier fehlen die Klappen. Die Verbindung mit der linken Kammer hingegen kann durch die zweizipfelige oder Mützenklappe (valvula bicuspidalis, s. mitralis) abgeschlossen werden; letztere ist ähnlich der schon genannten dreizipfeligen Klappe eingerichtet. Die linke Herzkammer endlich mit etwa 1 cm dicker Wand und kreisförmigem Querschnitt nimmt ihr Blut aus dem linken Vorhof auf und treibt es durch eine zweite, an ihrer Basis befindliche runde Öffnung, das Ostium aorticum, in die Körperschlagader hinüber; auch hier verhütet eine Klappe ähnlich der an der Lungenarterie den Rückfluß des Bluts. - Das Muskelfleisch des Herzens besteht aus quergestreiften Muskelfasern, welche sich häufig gabelartig spalten und durch die seitlichen Fortsätze zu einem Netz mit schmalen, langgestreckten Maschen zusammentreten.
Das Herzfleisch ist außen mit einer sehr wechselnden Menge von Fettgewebe überzogen; dieses tritt zuweilen in solcher Mannhaftigkeit auf, daß es vielleicht die Bewegungen des Herzens zu erschweren und zu stören vermag. Man spricht dann von einem Fettherzen, versteht darunter aber auch häufig die fettige Entartung des Herzfleisches, wobei die Muskelfasern die Fähigkeit einbüßen, sich regelrecht zusammenzuziehen. Das Herz ist reich an Gefäßen und Nerven. [* 37] Sein Ernährungsblut erhält es durch die beiden Kranzarterien (arteriae coronariae cordis; [* 28] Fig. 1), welche aus der Aorta unmittelbar nach deren Ursprung aus der linken Herzkammer abtreten und in den Quer- und Längsfurchen am Herzen verlaufen.
Die Kranzvenen
begleiten die Arterien und sammeln sich in der großen Herzvene, welche ihr Blut in den
rechten Vorhof entleert. Auch mit Lymphgefäßen sind und Herzbeutel reich versehen. Die sehr zahlreichen Nerven des Herzens stammen
teils aus dem zehnten Hirnnervenpaar (nervus vagus), teils aus dem sympathischen Nerv, deren für das Herz bestimmte
Zweige das zwischen Aorta und Lungenarterie liegende große Herznervengeflecht bilden (s. Sympathikus).
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