wurde er ordentlicher
Professor der klassischen
Philologie in
Greifswald,
[* 2] 1862 in
Breslau.
[* 3] Er lieferte zu
Gellius eine Textausgabe
(Leipz. 1853, 2 Bde.; 2. Aufl.
1886) und eine kritische
Ausgabe (Berl. 1883-1885, 2 Bde.)
sowie »Vindiciae Gellianae« (Greifsw. 1858),
»Vindiciae Gellianae alterae« (Leipz. 1873)
u. a., gesammelt in »Opuscula Gelliana« (lat.
u. deutsch, Berl. 1886). Seine andern Hauptwerke
sind die Textausgaben des
Livius (Leipz. 1857-64, 4 Bde.)
und die kritische
Ausgabe der
Grammatik des Priscian (das. 1855-59, Bd. 2 u. 3 von
Keils »Grammatici latini«). Sonst nennen wir: »Sinnius
Capito« (Berl. 1844);
»De P. Nigidii Figuli studiis atque operibus« (das.
1845);
4)
Wilhelm, Dichter, geb. zuStuttgart,
[* 4] widmete sich nach beendigter Gymnasialbildung zuerst
der
Landwirtschaft, studierte dann in
Tübingen
[* 5] romanische und germanische
Philologie und wendete sich 1858 nach
München,
[* 6] wo
er sich dem Dichterkreis von
Geibel,
Heyse,
Bodenstedt,
Lingg etc. anschloß.
Bald veröffentlichte er seine lebensfreudigen,
sinnlich-warmen, selbst glühenden und formell schönen »Gedichte« (Hamb.
1859). Durch die Kriegsbewegung des
Jahrs 1859 seinen
Studien entrissen, trat er als
Leutnant in das württembergische
Heer ein, nahm jedoch noch vor Jahresfrist seinen
Abschied und machte eine größere wissenschaftliche
Reise durch
Frankreich,
England und
Schottland. Nach
München 1861 zurückgekehrt, habilitierte er sich 1862 mit der Abhandlung »Der
Werwolf, ein Beitrag zur Sagenkunde« (Stuttg. 1861) als
Privatdozent an der dortigen
Universität und ward 1869
Professor
der Litteraturgeschichte am
Polytechnikum daselbst. Er veröffentlichte als Dichter noch die mittelalterliche
Stoffe graziös
und formgewandt behandelnden kleinern
Epen: »Lanzelot und
Ginevra« (Hamb. 1860),
»Hugdietrichs Brautfahrt« (Stuttg. 1863, 3. Aufl.
1880; illustriert von A. v.Werner, das. 1872),
»Die Nibelungensage« (Berl. 1877)
und »Die
Sage von
Parzival und dem
Gral« (Bresl. 1882).
Eine vorzügliche Leistung war seine Neubearbeitung von
»Tristan und
Isolde« von
Gottfried von Straßburg, nach den Tristanfragmenten des
TrouvèreThomas ergänzt (Stuttg.
1877). Außerdem lieferte er in
»Roland, das älteste französische
Epos« (Stuttg. 1861),
1)
EwaldFriedrich,
Graf von, preuß. Staatsmann, geb. zu
Lottin in Hinterpommern, studierte zu
Halle
[* 9] Geschichte und
Staatsrecht, ward 1745 im
Departement der auswärtigen Angelegenheiten
und 1747 unter Ernennung zum
Legationsrat beim
GeheimenArchiv, dessen
Akten er gründlich studierte, angestellt.
Friedrich II.,
für dessen historische
Schriften er viele
Auszüge aus dem
Archiv gefertigt hatte, beauftragte ihn 1750,
das
Geheime Kabinettsarchiv neu zu ordnen. Hertzberg erwarb sich durch diese
Arbeiten eine bewundernswerte Kenntnis der deutschen
und insbesondere der brandenburgisch-preußischen Geschichte,
aller
Titel,
Verträge, Erbansprüche und genealogischen
Verbindungen,
welche er in Quellenschriften und Abhandlungen, namentlich aber in zahlreichen politischen
Deduktionen und
Manifesten bekundete.
An den
Verhandlungen über die erste
TeilungPolens (1772) und an den Streitigkeiten mit
Österreich
[* 15] über die bayrische
Erbfolge
war er auch beteiligt. Doch erlangte er trotz 30jähriger angestrengter Thätigkeit im auswärtigen
Dienst
nie einen entscheidenden Einfluß auf
Friedrich II., und seine Ratschläge wurden von demselben wiederholt schroff zurückgewiesen;
der König beschuldigte ihn namentlich einer ruhelosen Annexionssucht.
FriedrichWilhelm II. stellte ihn an die
Spitze der auswärtigen
Geschäfte, erhob ihn in den Grafenstand und ernannte ihn zum
Kurator der
Akademie. Hertzberg hoffte nun seine
kühnen
Pläne auf Vergrößerung des preußischen
Staats und
Stiftung eines großen nordischen
Bundes unter seiner
Führung verwirklichen
zu können.
Anfangs handelte
FriedrichWilhelm II. auch mit Hertzberg in völligem Einverständnis, so beim
Feldzug nach
Holland, dann bei dem gegen
Rußlands und
Österreichs Vergrößerung gerichteten
Bündnis mit der Türkei
[* 16] und mit
Polen (1789 und 1790);
als indes der König durch seine Nachgiebigkeit gegen
Österreich im
ReichenbacherVertrag seine
Politik völlig
kreuzte und ihm einen Teil der auswärtigen
Geschäfte entzog, erbat und erhielt er 1791 seine Entlassung. Er behielt
nur die Leitung der
Akademie und die
Aufsicht über den preußischen
Seidenbau.
Zuletzt gab er »The libell of englishe policye 1436« mit
Übersetzung (Leipz. 1878) heraus, zu dem R. Pauli eine geschichtliche Einleitung schrieb.
3) GustavFriedrich, Geschichtsforscher, geb. zu Halle a. S., studierte daselbst und in Leipzig
[* 25] zuerst Theologie und
orientalische Sprachen, nachher Geschichte, der er sich dann gänzlich zuwandte. Er habilitierte sich 1851 an der UniversitätHalle für Geschichte und war außerdem 1850-55 als Lehrer an den Gymnasien der Franckeschen Stiftungen
thätig. Zu Anfang des Jahrs 1858 unterbrach er seine akademische Thätigkeit, um bis zum April 1860 in Berlin
[* 26] die Redaktion
des »Preußischen Wochenblattes« zu führen.
Er gab auch eine Übersetzung
von Duruys »Geschichte der römischen Kaiserzeit« (Leipz. 1885 ff.)
heraus. In der Onckenschen »Allgemeinen Geschichte« schrieb er: »Geschichte von Hellas und Rom«
[* 30] (Berl. 1878-79, 2 Bde.),
»Geschichte des römischen Kaiserreichs« (das.
1880) und »Geschichte der Byzantiner und des osmanischen Reichs« (das. 1883). Auch in der Groteschen »Allgemeinen
Weltgeschichte« (Berl. 1884 ff.) bearbeitete er
die Geschichte der Griechen und Römer im Altertum.