Postdirektion, der sächsischen Nations-Universität, des
Vereins für siebenbürgische Landeskunde, des Siebenbürgischen
Karpathenvereins und hat viele Lokalvereine (naturhistorische, landwirtschaftliche,
Musikverein mit Musikschule etc.), eine
Filiale der
Österreichisch-UngarischenBank, 3 Geldinstitute und 4
Zeitungen. Beliebte Spaziergänge und Ausflugsorte sind:
die Stadtpromenade mit prächtiger Aussicht auf das Hochgebirge
(Negoi und Szurul), die Erlenpromenade,
der Jungewald mit 7-8
Jahrhunderte alten
Eichen, der
AlteBerg mit
Villen und Weingärten, das freundliche Dorf Hammersdorf, das
Bad
[* 2] Vizakea
(Salzburg),
[* 3]
Heltau, Michelsberg und der Roteturmpaß.
VonHermannstadt
[* 4] führt die 36 km lange, zum Teil in
Felsen gehauene
Karolinenstraße an der
Aluta durch den Rotenturmpaß nach
Rumänien.
[* 5]
Hermannstadt gehört zu jenen deutschen Ansiedelungen, die der ungarische König Geysa II. (1141-61)
ins Land gerufen, hieß ursprünglich
Villa Hermanni, war von Anfang an ein
Mittelpunkt deutschen Rechtslebens in
Siebenbürgen
und wurde schon 1224
Vorort jener deutschen Kolonistengruppen, welche der ungarische König
Andreas II. zu Einem
Gau vereinigte. 1438 und 1442 wurde
Hermannstadt von den
Türken und 1526 im
Krieg um die ungarische
Krone zwischen
Ferdinand von
Österreich
[* 6] und
JohannZápolya von den Anhängern des letztern belagert, 1610 vom siebenbürgischen
FürstenGabrielBáthori durch
List eingenommen
und geplündert.
Vgl. Seivert, Die Stadt Hermannstadt (Hermannst. 1856);
(Ermanarich), König der
Goten, einer der berühmtesten
Helden aus dem
Geschlecht der
Amaler, der Begründer
der ostgotischen Macht zu Anfang des 4. Jahrh., unterwarf viele germanische und slawische
Stämme seiner Herrschaft, die vom
Don bis zur
Theiß, von der
Donau bis zur
Ostsee reichte. Selbst die Westgoten
anerkannten Hermanrichs Oberherrschaft. Als sich der Hunnenkönig Balamir gegen ihn, der gerade an einer
Wunde siech daniederlag,
rüstete, stürzte sich der fast 100jährige
Held, am
Sieg verzweifelnd und die
Gefahr, seinen
Ruhm zu überleben, fürchtend,
in sein
Schwert (636). Hermanrichs Sohn Withimer wurde von den
Hunnen besiegt und erschlagen, und ein Teil
der
Goten unterwarf sich nun denselben. In der
Heldensage heißt Hermanrich
Ermrich (s. d.).
(griech., Zwitterbildung), das Vorkommen männlicher u.
weiblicher
Geschlechtsorgane bei einem und demselben
Individuum. Sehr verbreitet ist der Hermaphroditismus bei den
Pflanzen
und bei den niedern
Tieren, indessen
ist er in der
Regel nur ein morphologischer, d. h. es findet keine Selbstbefruchtung statt,
vielmehr werden gewöhnlich die
Eier
[* 10] eines zwitterigen
Individuums (Hermaphroditen) von dem
Samen
[* 11] des andern und umgekehrt befruchtet
(sogen. Wechselkreuzung), oder es dient bei der geschlechtlichen Vereinigung der
eine Hermaphrodit nur als Männchen, der andre nur als Weibchen, oder endlich, es entwickeln sich die beiderlei
Geschlechtsorgane
nacheinander zur
Reife, so daß der Hermaphrodit zu einer
Periode seines
Lebens physiologisch nur ein Männchen, zu einer andern
nur ein Weibchen sein kann. In der
Jugend haben überhaupt viele, selbst höhere,
Tiere die
Anlagen zum
Hermaphroditismus
in sich, während sie sich später unter Rückbildung eines Teils der anfänglich zwitterigen
Geschlechtsorgane streng getrenntgeschlechtig
zeigen. Dies ist z. B.
bei
Fröschen und
Kröten der
Fall. Zeitlebens Hermaphroditen sind unter den
Wirbeltieren in normaler
Weise nur einige
Fische
[* 12] (z. B.
Arten von Serranus, nicht aber, wie vielfach geglaubt wird, der
Aal). - Die
menschlichen sogen.
Zwitter sind entweder männlichen oder weiblichen
Geschlechts, nie beides zusammen, also nie echte
Zwitter;
bei den männlichen
Zwittern nähert sich die
Bildung der
Geschlechtsteile wie die des ganzen
Körpers mehr oder weniger dem
weiblichen
Habitus, während umgekehrt weibliche
Zwitter nach der
Bildung ihrer
Geschlechtsteile und ihrem
ganzen körperlichen
Habitus für
Männer gehalten werden können.
Entscheidend ist allein die
Natur der
Keimdrüsen. Ein
Zwitter mit (verborgenen)
Hoden, d. h. mit einer
Keimdrüse, welche Samenfäden
produziert, ist eben als Mann zu betrachten, mag sonst sein
Körper und seine
Geschlechtsteile sich verhalten, wie sie wollen.
Ein
Zwitter mit einer
Keimdrüse, in welcher
Eier gebildet werden, ist dagegen weiblichen
Geschlechts, wenn er auch, äußerlich
betrachtet, mehr wie ein Mann aussehen mag. Die meisten menschlichen sogen.
Zwitter sind männlichen
Geschlechts.
Der männliche Hermaphroditismus ist eine Hemmungsmißbildung, bei welcher die
Entwickelung der äußern männlichen
Genitalien auf einer
Stufe stehen bleibt, welche für einen 9-10
Wochen alten
Embryo normal ist. Der
Penis ist nur 2-3
cm lang
und sieht aus wie ein großer weiblicher
Kitzler; an
Stelle der
Harnröhre trägt der
Penis eine nach hinten offene, mit Schleimhaut
ausgekleidete
Furche, welche an der
Wurzel
[* 13] des
Penis in die Mündung des
Canalis urogenitales ausläuft.
Der
Hodensack ist in zwei seitliche Hälften gespalten, welche wie große Schamlippen aussehen.
Diesen Zustand nennt man am besten
Hypospadie, ein damit behaftetes
Individuum Hypospadiäus. Als
Komplikationen desselben kommt
ein Zurückbleiben der
Hoden in der
Bauchhöhle (Kryptorchie) vor. Von einer Zwitterbildung sollte man erst dann sprechen,
wenn die
Hemmung auch die Müllerschen
Gänge trifft, so daß diese, anstatt sich zurückzubilden, wie beim
Weib, eine
Scheide
und
Gebärmutter
[* 14] formieren. Der weibliche Hermaphroditismus unterscheidet sich von dem letztbeschriebenen männlichen
Hypospadiäus mit
Scheide und
Uterus nur dadurch, daß er statt der
HodenEierstöcke besitzt. Da die
Keimdrüsen bei beiden
Formen oft rudimentär sind, ja in mehreren neuern
Fällen durch Geschwulstbildungen total entartet gefunden wurden, so kann
die Feststellung des eigentlichen
Geschlechts oft äußerst schwierig sein und genaueste Sachkenntnis und mikroskopische Untersuchung
erfordern.
Die
Jurisprudenz erkennt keine Unentschiedenheit des
Geschlechts an. Nur aus Mißverständnis zählt man zu den Zwitterbildungen
Fälle von großen, milchabsondernden
Brüsten und kleinem
Penis beim männlichen, kleinen
Brustdrüsen und
abnorm großem
Kitzler beim weiblichen
Geschlecht. Mit diesen unregelmäßigen
Bildungen ist häufig eine Veränderung im
Habitus
und in den
Neigungen vorhanden, indem
Männer kaum einen
Bart, eine weibliche
Stimme,
Neigung zu weiblichen
Geschäften und keine
Zuneigung zu Weibern haben (weibische
Männer), die
Weiber hingegen einen
Bart bekommen, eine tiefere, männliche
Stimme haben und sich mehr zu den Beschäftigungen der
Männer hinneigen (Mannweiber, viragines).
Gegenliebe anflehte. Auf ihr an die Götter gerichtetes Flehen um ewige Vereinigung mit ihm wurden ihre Leiber so verbunden,
daß ein Doppelgeschöpf, halb Mann, halb Weib, Hermaphroditos genannt, entstand. Der Ursprung der Hermaphroditenidee ist wohl in den
asiatischen Naturreligionen zu suchen, welche nicht nur monströse Zusammenstellungen von Tier- und Menschengestalten
liebten, sondern auch den ihnen eignen Dualismus, der besonders in der Erscheinung des Männlichen und Weiblichen hervortritt,
durch Vereinigung zu überwinden strebten; von einer bloßen »Künstlergrille«
kann keine Rede sein. Hermaphroditos war ein Lieblingsgegenstand der spätern verweichlichten griechischen Kunst, die ihn bald auf dem
Lager
[* 18] in wollüstigem Schlaf (Statuen im Louvre, in Rom,
[* 19] Florenz
[* 20] etc.), bald stehend in zärtlicher Haltung
oder über seine eigne Natur erstaunt, bald (in pompejanischen Wandbildern) von Eroten oder ihn erstaunt betrachtenden Satyrn
[* 21] und Panen umgeben, bald auch von Satyrn erhascht darstellte. Berühmt war im Altertum besonders eine Statue von Polyklet.