mehr
er glaubt, die Grenze des menschlichen Erkenntnisvermögens zu bestimmen sucht, setzt er Bacons Empirismus einen Rationalismus, dessen Berufung auf den äußern Sinn die Berufung auf die Vernunft als Erkenntnisquelle entgegen, deren allgemeine und allen gemeine Grundsätze (theoretische und praktische) aller Erfahrung vorausgehen und von derselben unabhängig sind, daher, was durch diese erkannt wird, von selbst allgemeine, der mathematischen Evidenz ähnliche Geltung hat.
Von den Aussprachen der Vernunft, die er dem »Instinkt« in der Natur vergleicht, leitet nun Herbert den (sehr einfachen) Inhalt der natürlichen Religion in derselben Weise ab, wie es Grotius, sein Vorbild, mit dem Naturrecht gethan hatte, ohne dazu einer übernatürlichen Offenbarung zu bedürfen, obgleich es daneben immer noch eine positive (d. h. auf Offenbarung ruhende) Religion geben kann, auf deren Zusätze zum Inhalt der natürlichen er jedoch geringen Wert legt, da die religiöse Toleranz, die sein Hauptziel ausmacht, sonst gefährdet werden würde.
In den folgenden Schriften: »De causis errorum« und »De religione gentilium« (Lond. 1645 u. Amsterd. 1663), führte er diese Ideen weiter aus, die in den englischen Deisten und Naturalisten Charles Blount, Shaftesbury, Clarke u. a. bis auf Locke und Toland Nachfolger und Fortbildner fanden. Seit 1625 von Geschäften zurückgezogen und im Beginn der englischen Revolution auf der Seite des Parlaments stehend, starb er 1648. Nach seinem Tod erschien eine von ihm verfaßte Lebensbeschreibung Heinrichs VIII. (neue Ausg. 1880), mehr Lobspruch als Geschichte, eine Sammlung von Dichtungen (hrsg. von Collins, Lond. 1881) und seine Selbstbiographie unter dem Titel: »The life of Edward Lord of Cherbury. Written by himself«, herausgegeben von Horaz Walpole (das. 1770; neue Ausg. von Lee, 1886).
Vgl. Ch. de Rémusat, Lord Herbert de Cherbury (Par. 1874).
2) John Rogers, engl. Maler, geb. zu Maldon in der Grafschaft Essex, ging 1825 nach London [* 2] an die königliche Akademie und wurde, nachdem er die damalige Prinzessin Viktoria gemalt hatte, bald als Porträtmaler bei der Aristokratie beliebt. Im J. 1835 stellte er ein Genrebild: das Stelldichein, aus, das sauber und kräftig in der Manier der neuern Schule der englischen Präraffaeliten gemalt war. Noch mehr als in diesem Bild wurde der Einfluß der ältern englischen Maler auf ihn bemerklich in seinen fernern Arbeiten: Haydee (1834), das Gebet (1835), Gefangene, von Condottieri befreit (1836), Desdemona bittet für Cassio (1838), und in mehreren Szenen nach Byron und aus der venezianischen Geschichte. Um diese Zeit trat er unter dem Einfluß des Architekten W. Payne zur katholischen Kirche über.
Die neuen Ideen verraten sich in seinen Bildern: die Beständigkeit, die venezianische Prozession von 1528 (beide aus dem Jahr 1839), Jünger vor dem Thor eines Klosters, das Signal (1840), Entführung venezianischer Bräute durch Seeräuber aus Istrien [* 3] (1841), Einführung des Christentums in die Bretagne (1842), Christus und die Samariterin (1843), Sir Thomas Moore und seine Tochter, der Prozeß der sieben Bischöfe (1844), St. Gregor unterrichtet die römischen Kinder im Gesang (1845), der Jesusknabe beim Anblick eines Kreuzes (1847) und Johannes der Täufer vor Herodes. In den Sälen des neuen Parlaments malte er: Moses mit den Gesetzestafeln vom Sinai kommend, Salomos Urteil, Besuch der Königin von Saba, der Tempelbau, Verurteilung der falschen Propheten, Daniel in der Löwengrube etc. Seit 1846 ist Herbert Mitglied der königlichen Akademie.
3) Sidney, Lord, brit. Staatsmann, Sohn des elften Grafen von Pembroke, geb. zu Richmond, besuchte die Schule zu Harrow und studierte in Oxford. [* 4] 1832 wurde er in seiner Heimatsgrafschaft Süd-Wiltshire ins Unterhaus gewählt und vertrat dieselbe ununterbrochen bis zu seiner Erhebung in den Peersstand (1861). Er schloß sich den Konservativen unter Peel an und ward im Ministerium Peel 1841 Sekretär [* 5] der Admiralität, 1845 aber Kriegsminister. Bisher entschiedener Schutzzöllner, ging er 1846 mit Peel und einem großen Teil seiner bisherigen Parteigenossen in das Lager [* 6] der Freihändler über und gehörte seitdem zu der kleinen Schar parlamentarischer Kapazitäten, welche als »Peeliten« gemäßigt konservative Grundsätze mit einer liberalen Handelspolitik zu verbinden suchten und eine Mittelstellung zwischen den Whigs und den protektionistischen Tories einnahmen. Im Ministerium Aberdeens, der seit Peels Tod als ihr Haupt galt, ward Herbert im Dezember 1852 abermals Kriegsminister und hatte als solcher die Rüstungen [* 7] zum Kriege gegen Rußland zu leiten. Es gelang ihm aber nicht, die Mißbräuche, die während langer Friedensjahre in der Verwaltung des Armeewesens eingerissen waren, zu beseitigen, wie die Leiden [* 8] des englischen Heers in der Krim [* 9] bewiesen, die einen solchen Sturm des Unwillens hervorriefen, daß das Ministerium zurücktreten mußte. Herbert nahm zwar in dem neugebildeten Ministerium Palmerston den Posten eines Kolonialministers an, trat aber schon nach einigen Wochen zurück, als der Antrag auf Niedersetzung einer Kommission zur Untersuchung der Armeeverwaltung, worin er ein Mißtrauensvotum gegen sich sah, durchging.
Erst im Juni 1859 übernahm er von neuem das Portefeuille des Kriegs in Palmerstons Ministerium und fand Gelegenheit, durch unermüdliche Thätigkeit und zweckmäßige Reformen seine Gegner zum Schweigen zu bringen. Infolge zu großer Anstrengung erkrankt, ließ er sich 1861 zum Lord of Lea ernennen, um in das ruhigere Oberhaus überzugehen, ward aber durch seine zunehmenden Leiden zum Aufgeben seines Amtes genötigt und starb auf seinem Schloß Wilton.