gesammelt; neuerlich wurden sie herausgegeben von
Schuster in
Ritschls
»Acta societatis philol. Lipsiensis«, Bd. 3 (Leipz.
1873),
besser von Bywater (Oxf. 1877). Herakleitos nimmt das
Feuer als die
Ursache alles
Seins und
Werdens an; daher ist alles im
Werden,
»im
Fluß« (weshalb seine Anhänger spottweise die »Fließenden«
hießen). Die doppelte
Richtung des
Werdens nennt
er den Weg nach
oben und unten; das Entstehen aller Veränderungen
beruht auf
Gegensatz; über allen aber waltet das
Gesetz der
Notwendigkeit.
Daher ist ihm die
Welt ein lebendes, in steter
Ordnung
sich entzündendes und verlöschendes
Feuer und der Weltenlauf ein harmonisches, aber notwendiges Wechselspiel von
Entstehen und
Vergehen der
Dinge aus und durch
Feuer (Weltverbrennung).
Ebenso ist das
Feuer der
Grundstoff alles
Denkens und Empfindens, die durch das ganze Weltall verbreitete höhere, geistige
Kraft,
[* 2] die
Seele oder gleichsam die
Gottheit des
Alls; die
Seelen der
Menschen und
Tiere sind aus jener entstandene, feurige, eingeatmete
Wesen, die sich beim
Tod wieder mit ihr vereinigen.
[* 7] (bei den
RömernHercules), Nationalheros der Griechen, dessen ursprünglicher, in
Thessalien bei den dorischen
Herakliden heimischer
Sagenkreis allmählich erweitert, mit ähnlichen
Helden anderer
Völker in
Verbindung gebracht und namentlich
mit phönikischen und ägyptischen
Elementen versetzt wurde, woher es kommt, daß unter allen griechischen
Mythen der des Herakles der umfangreichste und komplizierteste ist. Herakles war der Sohn des
Zeus
[* 8] und der schönen, dem thebanischen König
Amphitryon vermählten
Alkmene aus dem
Geschlecht des
Perseus;
[* 9] sein Zwillingsbruder
Iphikles, welchen die
Mutter von
Amphitryon
empfing, nachdem sich
Zeus eben aus ihrenArmen entfernt hatte, wurde in der folgenden
Nacht geboren.
Niemals aber war die immer wache
Eifersucht der
Hera
[* 10] heftiger entfacht worden als bei dieser Gelegenheit, und die
Rache, welche
sie für die Treulosigkeit des Gemahls nahm, entsprach ihrer Erbitterung.
Schonvor derGeburt des Herakles begann sie das
Werk der Verfolgung, um es bis zu seinem
Tod fortzusetzen. Als der
Tag der Niederkunft
Alkmenes gekommen war, gelobte
Zeus im Übermaß der ihm bevorstehenden Vaterfreude, daß derjenige Abkömmling des
Perseus, der heute das
Licht
[* 11] erblicken
werde, über alle andern
Perseïden unumschränkter
Herr sein solle.
Hera ließ sich das
Wort durch einenEid bekräftigen und wußte mit
Hilfe der Geburtsgöttin
Eileithyia die
Niederkunft der
Alkmene (s. d.) noch um sieben
Tage zu verzögern, während sie die der Gemahlin des Sthenelos beschleunigte,
wodurch deren Sohn
Eurystheus, an jenem
Tage geboren, die Oberherrschaft über Herakles erhielt. Herakles wächst heran als der
Starke an
Körper undGeist, der im Übermut selbst der Unsterblichen nicht schont, die
Hera und den
Ares
[* 12] verwundet
und unter dem
Schutz seines Erzeugers und der
Athene
[* 13] den ihm von
Hera drohenden
Gefahren trotzt.
Homer gedenkt noch seiner Vermählung mit
Megara (s. unten). Erst bei
Pindar finden wir die
Sage von der Schlangenerdrückung.
Kurze Zeit nämlich war Herakles mit
Iphikles geboren, als
Hera zwei ungeheure
Schlangen
[* 14] in das Gemach sandte,
um die
Kinder zu verderben; aber faßte die
Tiere mit beiden
Händen und erdrosselte sie.
Amphitryon läßt den
SeherTeiresias
rufen, und dieser weissagt in begeisterter
Rede die große Zukunft des Wunderkindes. Nach andrer
Sage brachte
Hermes
[* 15] den
Säugling in den
Olymp und legte ihn der
Hera, während sie schlief, an die
Brust.
Zwei
Frauen von hoher, aber sehr verschiedener Gestalt treten an den einsam sinnenden
Jüngling heran: die Lust und die
Tugend;
jene malt ihm ein
Leben voll üppiger
Freude vor, diese zeigt ihm den mühevollen Weg zum
Ruhm; Herakles wählte
den Weg der
Tugend (vgl.
Welcker,
AlteDenkmäler, Bd. 3, S. 310-341). Aus jener Zeit des Hirtenlebens
berichtet Apollodor noch folgendes
Abenteuer. Auf dem Kithäron, an welchem die
Herden des
Amphitryon und des Thespios weideten,
hauste ein
Löwe, den Herakles zu bekämpfen unternahm.
Thespios gab dem jungen
Helden hierfür 50
Tage hindurch jede
Nacht eine seiner 50 Töchter (nach andern
alle in einer
Nacht) zur Umarmung, von denen darauf 50
Söhne geboren wurden. Nach langem
Kampf erlegte sodann Herakles den
Löwen
[* 18] und trug seitdem dessen
Haut
[* 19] statt seines gewöhnlichen Gewandes, wozu später noch die einemÖlbaum bei
Nemea entnommene
Keule kam (daher sein römischer Beiname
Claviger). Bei seiner Rückkehr nach
Theben begegnete Herakles den
Gesandten
des orchomenischen
KönigsErginos, welche einen den Thebanern ab gedrungenen
Tribut von 100
Ochsen holen wollten. Herakles schnitt
ihnen
Nasen und
Ohren ab, schickte sie gefesselt nach
Hause und zwang in dem darauf folgenden
Krieg die Orchomenier,
den empfangenen
Tribut doppelt zurückzuerstatten.
Kreon, der König von
Theben, gab ihm zum
Lohn seine Tochter
Megara zur
Gattin, mit der er drei
Söhne zeugte. Daraus rief
Eurystheus
ihn in seine
Dienste.
[* 20]
Zeus hatte nämlich die für diesen von
Hera erschlichene Oberherrschaft dahin gemildert,
daß Herakles zwölf
Arbeiten, die ihm
Eurystheus auferlegen würde, verrichten, durch deren Vollendung aber seine
Freiheit und zugleich
die
Unsterblichkeit erringen solle. Herakles verweigerte anfangs die
Dienstbarkeit, und als ihm das delphische
Orakel befahl, dem
Ruf zu folgen, verfiel er in
Raserei, in welcher er seine mit
Megara¶
mehr
erzeugten Kinder tötete. (Hiermit ist der Kult des phönikischen Sonnengottes, der mit Kinderopfern versöhnt wird, hinreichend
bezeichnet; s. unten.) In jenem Orakel soll er zuerst Herakles genannt worden sein, als der Held, welcher durch die Verfolgungen
der HeraRuhm erlange, während er bisher Alkäos oder der Alkide hieß. Von seiner Raserei geheilt, stellte
er sich dem Eurystheus, in dessen Dienst er seine bekannten zwölf Heldenthaten verrichtete. Der bestimmt abgeschlossene Kreis
[* 22] derselben scheint nicht ohne Einfluß des Kultus des phönikischen Melkart, welcher die feindlichen Zeichen des Tierkreises
zu überwinden hat, entstanden zu sein. Eine dichterische Verherrlichung haben diese Arbeiten, soweit wir
sehen, zuerst durch Pisander von Kameiros (um 650 v. Chr.) erfahren. Die Zusammensetzung und Reihenfolge derselben wird verschieden
angegeben.
Die erste dieser Arbeiten ist der Kampf mit dem nemeischen Löwen, einem von Typhon erzeugten unverwundbaren Ungeheuer, das am
Weg von Kleonä nach Nemea im Peloponnes hauste. Herakles trieb ihn in seine Höhle und erwürgte ihn mit den Armen.
(Wie allen andern, liegt auch diesem Abenteuer wahrscheinlich eine symbolische Bedeutung zu Grunde. Der Löwe ist in den asiatischen
Kulten das Symbol der verzehrenden Hitze, und überall finden wir den siegreichen Sonnengott im Kampf mit dem Löwen und den Löwen
bändigend.) Die lernäische Schlange
[* 23] (Hydra), ein von Typhon und der Echidna erzeugtes Ungeheuer, das die
Gegend von Lernä bei Argos verwüstete und neun Köpfe hatte, von denen der mittelste unsterblich war, jagte Herakles durch brennende
Pfeile von ihrem Lager
[* 24] auf und schlug ihr die Köpfe ab. Da aber statt eines abgeschlagenen stets zwei neue
hervorwuchsen, brannte er die Halsstümpfe mit glühenden Baumstämmen ab und vergrub den unsterblichen neunten Kopf unter
einem schweren Felsstück.
Mit der Galle der Hydra bestrich er seine Pfeile, die dadurch absolut tödlich werden. (Ohne Zweifel wird mit dieser Sage die
wohlthätige Kraft der Sonne
[* 25] bezeichnet, welche giftige Sümpfe austrocknet.) Bei dem letztern Kampf war
ihm sein Wagenlenker Iolaos behilflich gewesen, weshalb Eurystheus den Kampf für ungültig erklärte. Der erymanthische Eber,
den Herakles lebendig bringen sollte, war von dem GebirgeErymanthos herab in Psophis eingebrochen. Herakles trieb ihn in tiefen Schnee
[* 26] und nahm ihn lebendig gefangen.
Das wilde Tier auf dem Rücken, trat Herakles vor Eurystheus, der über seine ungeheure Stärke
[* 27] so erschrak, daß
er sich in ein Faß
[* 28] flüchtete. (Vielleicht ist der Sinn dieses Mythus die Bändigung und Eindämmung eines wilden Bergstroms.)
Auf dem Weg zu jener Jagd kam Herakles zu dem KentaurenPholos, der vom Dionysos
[* 29] ein Faß köstlichen Weins erhalten
hatte; dieses öffnete Herakles wider Willen seines Wirts. Durch den Duft des Weins angelockt, kamen andre Kentauren herbei und bestürmten
die Höhle des Pholos. Herakles verjagte und verfolgte sie, verwundete aber dabei, ohne es zu wollen, seinen alten FreundCheiron,
zu dem jene sich flüchteten.
Athene gab ihm zu diesem Behuf eine eherne Klapper, durch deren Geräusch er die Vögel aus dem undurchdringlichen Wald aufscheuchte,
so daß er sie mit seinen Pfeilen erlegen konnte. (Die Deutung dieser Sage ist ungewiß.) Den Gürtel
[* 34] der Amazonenkönigin Hippolyte
(s. d.), ein Geschenk des Ares, sollte Herakles für Admete, des Eurystheus Tochter, holen. Nach mancherlei Abenteuern
landet der Held in Themiskyra. Hippolyte ist anfangs bereit, den Gürtel freiwillig zu überliefern.
Aber Hera, in eine Amazone
[* 35] verwandelt, verbreitete das Gerücht, die Königin solle von dem Fremdling geraubt werden; dadurch
ward einKampf hervorgerufen, in welchem Herakles die Königin bei den Haaren vom Pferd
[* 36] riß und tötete. Hierauf
nahm er ihr den Gürtel und brachte ihn heim. (Hier haben wir wieder den phönikischen Herakles vor uns: Hippolyte ist die jungfräuliche
Astarte, welche nach längerm Weigern den Gürtel löst, d. h. sich dem Melkart ergibt.) In diesen Zug
versuchten die Mythographen
noch mehrere Nebenabenteuer (Parerga), wie die Ermordung der beiden Boreaden Kalais und Zetes und die Begegnisse
im Lande der Hyperboreer, wo Herakles mit der Echidna drei Söhne zeugte, deren einer, Skythas, Stammvater der Skythen wurde.
Auf der Heimkehr vom Amazonenland landete Herakles in Troja,
[* 37] rettete hier die Hesione (s. d.) vor dem von Poseidon
[* 38] gesandten Ungeheuer und landete hierauf bei Ainos in Thrakien, wo er den übermütigen Sohn Poseidons, Sarpedon, erlegte. Den
Stall des Augeias, in welchem 3000 Rinder
[* 39] längere Zeit gestanden hatten, zu reinigen und zwar an Einem Tag, war eine weitere
Aufgabe, die Herakles mit Hilfe des FlussesAlpheios glücklich löste; s. Augeias. (Auch hier liegt wohl ein Sonnenmythus
vor. Augeias', »des Strahlenden«, Vater ist Helios,
[* 40] die Sonne; seine zwölf weißen Stiere sind die zwölf Monate, seine Rinderherden
die Wolken; das Hindurchleiten eines Flusses durch jene Gegenden hat ihrer Versumpfung und Überschwemmung abgeholfen.) Übrigens
wollte Eurystheus auch diese Arbeit wegen des dabei ausbedungenen Lohns nicht gelten lassen.
Der kretische Stier war auf Poseidons Geheiß aus dem Meer emporgestiegen, damit ihn Minos dem Meergott opfere. Entzückt über
die Schönheit des Tiers, hatte es Minos seinen Rinderherden zugesellt, worauf Poseidon den Stier rasend machte, der nun die Insel
weit und breit verwüstete. Herakles bemächtigte sich auf des Eurystheus Befehl des Tiers, ließ sich von ihm
(dem Sonnenstier) durch das Meer tragen und brachte es lebend nach Mykenä.
[* 41] Das von Herakles freigelassene Tier taucht später in der
Theseussage als marathonischer Stier wieder auf. Die Stuten des Diomedes, Königs der Bistonen in Thrakien, wurden mit
dem Fleisch der Wanderer gefüttert, welche das Land betraten. Diese Rosse zu bändigen und gleichfalls lebendig nach Mykenä
zu bringen, war die folgende Arbeit des Herakles. Auch dieser entledigte er sich glücklich, nachdem er den bezwungenen Diomedes selbst
zuvor den Rossen vorgeworfen hatte. (Die Deutung ist unsicher.) Nächstdem mußte er die Rinder des Geryon¶