Henriette gebar, und das
Nahen des feindlichen
Heers nötigten sie aber, 1644 nach
Frankreich zu flüchten, von wo aus sie vergeblich
die europäischen Mächte um
Hilfe für ihren Gemahl ansprach. Nach
Karls I.
Hinrichtung lebte sie im
Kloster Chaillot, mußte
dies aber infolge der frondistischen
Unruhen wieder verlassen und verweilte nun, dem bittersten Mangel
preisgegeben, in
Paris.
[* 2] Nachdem ihr ältester Sohn als
Karl II. 1660 den englischen
Thron
[* 3] bestiegen, kehrte sie im
November 1660 auf
kurze Zeit nach
England zurück. Sie starb zu
Colombes in
Frankreich.
Vgl. Cotolendi,Histoire de la reine Henriette d'Angleterre
(1690);
2) Henriette
Anna, Herzogin von
Orléans,
[* 4] Tochter König
Karls I. von
England und der vorigen, wurde zu
Exeter geboren und
bald darauf von ihrer
Mutter mit nachFrankreich genommen. 1661 ward sie, nachdem sie zum
Katholizismus
übergetreten war, mit dem
HerzogPhilipp vonOrléans vermählt und spielte am französischen
Hof
[* 5] durch ihre anmutige
Erscheinung
und ihren glänzenden
Geist eine hervorragende
Rolle. König
Ludwig XIV. liebte ihren
Umgang und bediente sich ihrer namentlich
bei den
Verhandlungen mit ihremBruderKarl II. von
England, der ihr sehr zugethan war. 1670 stattete sie
demselben einen Besuch in
Dover
[* 6] ab und bewog ihn, in dem bevorstehenden
Kriege gegen
Holland von der
Tripelallianz abzufallen
und auf die Seite
Ludwigs XIV. zu treten.
AchtTage nach ihrer Rückkehr aus
England starb Henriette plötzlich in
St.-Cloud, wie sie selbst meinte, an
Gift, welches ihr ein Günstling ihres Gemahls, der
Chevalier de
Lorraine, beigebracht
haben sollte.
Vgl. Baillon,Henriette-Anne d'Angleterre, sa vie et sa correspondence avec son frère
Charles II (Par. 1885).
(spr. angrióng),Paul, franz.
Komponist, geb. zuParis, kam erst zu seinem
Bruder,
einem Uhrmacher, in die
Lehre,
[* 7] war dann eine Zeitlang
Schauspieler und widmete sich endlich der
Musik. Er hat sich als
Komponist
von volksmäßigen Liedern (romances) einen sehr populären
Namen gemacht und deren bis jetzt über 1200 herausgegeben, die,
wie die
Lieder von
Abt und
Kücken, unmittelbar ins
Gehör
[* 8] fallen und im
Gedächtnis bleiben. Auch schrieb
er eine Anzahl
Operetten für kleinere
PariserTheater;
[* 9] seine komische
Oper »Une rencontre dans le Danube« (1854) hatte nur geringen
Erfolg.
(spr. ang-rio),François, berüchtigter franz. Revolutionsmann, 1761 zu
Nanterre bei
Paris geboren, kam jung
nach
Paris und lebte von Gaunereien, meist in tiefem
Elend, bis er endlich bei der
Zollbehörde eine
Anstellung
erhielt. Derselben verlustig gegangen, da er in der
Nacht vom 12. zum die Aufständischen bei der Zerstörung der
Zollstätten unterstützt, diente er nun als Polizeispion, bis er wegen
Diebstahls nach
Bicêtre wandern
mußte. Anfang 1792 entlassen, nahm
er an den Greueln der
Revolution den thätigsten
Anteil und wurde als einer der Septembermörder
zum Anführer einer Sansculottensektion ernannt.
Als der
Gemeinderat in
Verbindung mit den empörten
Sektionen den
Angriff auf den
Konvent beabsichtigte, wurde Henriot interimistisch
mit dem Oberbefehl über die
PariserNationalgarde betraut und erzwang 2. Juni die
Verhaftung der
Girondisten.
Hierauf zum Oberbefehlshaber der
Nationalgarde ernannt, diente Henriot hinfort als
SchergeRobespierres, besonders zur Überwachung
der
massenhaften
Hinrichtungen, und dessen
Sturz zog dann auch den seinigen nach sich. Am 9.
Thermidorward ein Haftbefehl gegen
ihn erlassen; der angetrunkene Henriot versuchte zwar anfangs bewaffneten
Widerstand, wagte aber im entscheidenden
Augenblick nicht, den Befehl zum
Angriff auf den Konventspalast zu geben. Die
Truppen fielen von ihm ab, und Henriot floh nach dem
Stadthaus, wo sich auch die übrigen Geächteten befanden. Er war so mutlos, daß der entrüstete Coffinhal ihn
in den
Hof hinabstürzte, wo man ihn aus einem Rinnstein hervorzog; er wurde mit
Robespierre hingerichtet.
(spr. hennri), 1)
Patrick, einer der
Gründer der nordamerikanischen Unabhängigkeit, geb. in der
GrafschaftHannover
[* 11] in
Virginia, lernte als
Kaufmann, wandte sich aber noch in seinem 25. Jahr dem
Studium der
Rechte zu und trat
bald darauf als
Advokat auf. Anfang 1765 zum Mitglied der Provinzialversammlung von
Virginia gewählt, um eine
Opposition gegen
die englische
Stempelakte zu veranlassen, brachte er im Mai seine berühmten
Anträge gegen diese vor die Versammlung.
zurück, war aber später wieder Mitglied des zur Ausarbeitung der Föderativverfassung zusammengetretenen Kongresses, wo
er anfangs als Gegner, dann als Verteidiger der Föderativsystems auftrat. 1794 zog er sich von allen Geschäften zurück,
lehnte auch 1796 seine Wiederwahl zum Gouverneur ab und starb Ein ausgezeichneter Redner, that er
sich als Staatsmann zugleich durch Scharfsinn und Kühnheit hervor.
Vgl. Wirt, Life of P. Henry (Philad. 1817).
2) Joseph, Naturforscher, geb. zu Albany im StaatNew York, wurde 1826 an der dortigen AkademieProfessor der Mathematik.
Er begann 1827 seine elektromagnetischen Untersuchungen und zeigte 1831, daß elektrische Telegraphie
möglich sei, wies damals auch die Ausführbarkeit elektromagnetischer Kraftmaschinen nach und wurde 1832 an das College zu
Princeton in New Jersey berufen. 1837 unternahm eine längere Studienreise nach Europa.
[* 14] 1846 bei der Reorganisation der Smithsonian Institution
zum Sekretär
[* 15] derselben ernannt, trug Henry durch seine »Jahresberichte«,
die er seitdem regelmäßig schrieb, wesentlich zum Weltruf des Instituts bei. 1849 zum Vorsitzenden der
Amerikanischen wissenschaftlichen Gesellschaft ernannt, wurde er 1869 Präsident der 1863 neuorganisierten amerikanischen Akademie
und wirkte seit 1871 als Vorsitzender des wichtigen Leuchtturmdepartements. Er starb Henry schrieb: »Contributions
to electricity and magnetism« (1839).