Als im
Februar 1858 die
Tories wieder ans
Ruder kamen, übernahm er noch einmal dasselbe
Portefeuille, legte es aber 1859 noch
vor dem
SturzDerbys nieder,
weil er mit
DisraelisVorschlägen zur Wahlreform nicht übereinstimmte. 1866 war er auf kurze Zeit
Kanzler des Herzogtums
Lancaster unter
Derby, zog sich aber bald aus Gesundheitsrücksichten von der
Regierung
zurück und begnügte sich mit seiner parlamentarischen Wirksamkeit. Von streng konservativen
Gesinnungen und ein bewährter
Geschäftsmann, stand er bei seiner
Partei in großem Ansehen. Er starb in hohem
Alter.
Vgl. »Political portraits«,
S. 240 ff. (Lond. 1873).
Rhyn,Otto, Kulturhistoriker, geb. zu St.
Gallen, Sohn des schweizer. Historikers
und Dichters
JosephAntonHenne (gest. 1869), studierte in Bern,
[* 4] wurde, nachdem er einige Jahre die
Stelle eines Regierungssekretärs
bekleidet hatte, 1857
Professor an der Kantonschule, 1859 Staatsarchivar in St.
Gallen, lebte seit 1872 als
Redakteur der »Freimaurerzeitung«
in
Leipzig,
[* 5] übernahm 1877 die Redaktion des
»Boten aus dem
Riesengebirge« in
Hirschberg,
[* 6] trat dann in die Redaktion der
»NeuenZüricherZeitung« und ist seit 1883 wieder Staatsarchivar in St.
Gallen. Er schrieb: »Geschichte des
Kantons St.
Gallen« (St.
Gallen 1863);
»Geschichte des Schweizervolks« (3. Aufl., Leipz.
1878, 3 Bde.);
Das
Geschlecht der
Grafen von Henneberg, dessen höchste
Blüte
[* 16] zwischen 1100 und 1350 fällt, läßt die
Sage von
einem fränkischen Edlen »von der
Säul«, welcher mit
KaiserProbus nach
Italien
[* 17] gegangen war, dessen Nachkommen sich aber wieder
nach
Deutschland
[* 18] wandten, oder auch von den italienischen
Colonnas abstammen. Diese
Überlieferung ist aber nur als ein
Versuch
anzusehen, das ältere Wappenschild der hennebergischen
Familie (eine
Säule, während das jüngere eine
Henne auf einem
Hügel zeigte) zu deuten.
Die Geschichte sucht den Ursprung der
Grafen von Henneberg in den
Gaugrafen des
Grabfeldes, da diese meistens den in der ältern hennebergischen
Familie hergebrachten
Namen Poppo führen, z. B.
Graf Poppo I., der zugleich Stammvater derBabenberger war,
und der im
Kampf gegen die
Wenden 892 unglückliche
Graf Poppo II. Auch hatte
GrafOtto, der die
Reihe der
Grafen des
Grabfeldes
schließt, so ziemlich dasselbe Gebiet zu verwalten, welches später den
Stamm der hennebergischen Besitzungen bildete, daher
wohl anzunehmen ist, daß sich die
Gaugrafen des
Grabfeldes, als im 11. Jahrh. die alte Gauverfassung ihre
Bedeutung verlor, nach ihrer im
Bauernkrieg zerstörten Stammburg Henneberg (die
Ruine liegt auf einem
Berg oberhalb des
Dorfs Henneberg zwei
Stunden von
Meiningen) nannten. Da diese
Grafen im
Grabfeld aber auch zugleich Reichsvögte und
Burggrafen zu
Würzburg
[* 19] waren,
so erscheinen von Anfang an die
Grafen von Henneberg im
Besitz dieses
Reichsamtes und trugen es, als später 1348 ein
bischöfliches
Lehen daraus wurde, neben dem Obermarschallamt am
WürzburgerHofe von daher zu
Lehen.
Der zuerst urkundlich (um 1037) vorkommende
Graf von Henneberg, Poppo I., fiel 1078 als Anhänger
Heinrichs IV. in der
Schlacht bei
Mellrichstadt. Seine
Söhne Poppo II. (gest. 1119) und Gottwald (gest. 1144) verfuhren
bei der
Teilung mit den väterlichen Besitzungen wie mit gewöhnlichen
Alloden, und auch bei spätern
Teilungen blieb dieses
VerfahrenNorm, was die Machtentwickelung der
Grafen nur hemmen konnte. Die von Poppo II. abstammende Wasunger
Linie starb schon
mit Poppos IV. Sohn
Heinrich I. 1199 wieder aus, und ihre Besitzungen kamen an die Enkel Gottwalds, Poppo
VII.,
Otto I. und
Berthold II. Allein diese teilten von neuem. Sowohl durch
OttoI., den ältern, der auch als
Minnesänger unter
dem
NamenOtto von Botenlauben bekannt ist, als durch seinen Sohn gleichen
Namens erlitt das hennebergische
Besitztum große Einbuße; denn
Otto der jüngere verkaufte 1231 seine Herrschaft Hildenburg samt
Lichtenberg und Habichtsberg
an
Würzburg und trat in den
Orden
[* 20] der
DeutschenRitter ein, und
Otto der ältere vermachte seine
Güter dem
Kloster Frauenrode,
in
dem er 1254 starb.
seinem Sohn Poppo VIII, der Mannesstamm dieser Nebenlinie, welche die koburgische genannt wurde. Die Güter derselben fielen
infolge einer testamentarischen Verfügung Poppos nicht an die Henneberger Linie zurück, sondern durch Jutta an das brandenburgische
Haus und erscheinen nun, weil sie durch einen Pfleger verwaltet wurden, als die »PflegeKoburg«.
[* 26]
Das Henneberger Stammgut erhielt 1245 Hermanns älterer Bruder, Heinrich III. Nach seinem Tod 1262 regierten
dessen drei SöhneBerthold V., Hermann II. und Heinrich IV. ihre ererbten Lande noch zwölf Jahre in Gemeinschaft, schritten aber 1274 zur
zweiten Hauptteilung der hennebergischen Lande und stifteten dadurch die drei Linien: Schleusingen, Ascha und
Hartenberg-Römhild. Die letztere starb schon 1378 aus, und ihre Besitzungen fielen an die Aschaer Linie. Diese verkaufte
Ascha an Würzburg und siedelte nach Erwerb der hartenbergischen Güter nach Römhild über, weshalb sie von da ab RömhilderLinie genannt wurde. Unter ihren Gliedern spielte der Sohn Georgs I., Berthold XV., als Erzbischof von Mainz
[* 27] (1484-1504) in der deutschen Reichsgeschichte eine bedeutende Rolle (s. Berthold 3). Er verschaffte seinem Stammhaus die fürstliche
Würde. Dasselbe verarmte aber rasch durch Verschwendung und Unglücksfälle; ein Teil der Besitzungen wurde an die Grafen von
Mansfeld verkauft, der Rest fiel 1549 beim Erlöschen der Aschaer Linie an die Schleusinger Linie.
Heinrich VIII. hatte bis zu seines VatersTode die durch Jutta zugebrachten Güter verwaltet. Allein schlug
schon seine
Fehde mit Friedrich dem Strengen von Meißen dem Land manche Wunde, so schädigte er dasselbe durch die Überlassung
eines Teils der Grafschaft an seine Töchter dauernd. Seinem BruderJohann I. verblieb 1347 nur ein kleiner
Teil der hennebergischen Lande. Noch unglücklicher war dessen Nachfolger Heinrich IX. (1359-1405), der durch Veräußerungen
zu Fehden und durch Fehden zu Veräußerungen getrieben wurde.