Vorarbeitten fußend er ein neues Krankheitssystem einzuführen suchte, in welchem den chemischen
Prozessen die Hauptrolle
zufiel. Er führte den
Begriff
»Ferment« ein als ein
Agens, welches wichtige Umsetzungsprozesse in den Säften verursache. Er
entdeckte unter anderm den Hirschhorngeist und das kohlensaure
Ammoniak. Er war es auch, der das
Wort
»Gas" in
die chemische
Terminologie einführte. Seine Werke erschienen unter dem
Titel:
»Ortus medicinae« (Amsterd. 1648; dazu: »Opuscula
medica inaudita«,
Köln
[* 2] 1644 und öfter; Frankf. a. M. 1659, 3 Bde.;
deutsch, Sulzb. 1683).
SeinLeben beschrieb
Loos (Heidelb. 1807). Über den wissenschaftlichen Wert seiner medizinischen
Theorien
vgl.
Spieß, Helmonts
System der
Medizin etc. (Frankf. 1840); Rommelaere, Études sur J. B. Helmont
(Brüssel
[* 3] 1868);
Kopp, Geschichte der
Chemie, Bd. 1 (Braunschw.
1843).
ein aus
Drahtgeflecht hergestellter
Korb, welcher bei dem mittelalterlichen
Helm entweder die
Stelle des
Visiers
vertrat, oder, wenn solches vorhanden war, unter dem
Visier angebracht wurde, um den
Träger
[* 4] des
Helms auch
nach aufgeschlagenem
Visier zu schützen.
(Helmstedt), Kreisstadt im HerzogtumBraunschweig,
[* 7] 111 m ü. M., am Elmwald und an den
LinienEilsleben-Helmstädt der Preußischen Staatsbahn,
Jerxheim-Helmstädt und
Braunschweig-Helmstädt der Braunschweigischen
Eisenbahn, hat 2 Vorstädte, 5 öffentliche
Plätze, 3 evang.
Kirchen (darunter die schöne Stephanskirche aus dem 12. Jahrh. und die restaurierte romanische
MarienbergerKirche), eine kath.
Kirche, das schöne romanische Gebäude (sogen. Juleum) der ehemaligen
Universität, 2
Hospitäler, ein Denkmal für die bei
Waterloo
[* 8] gebliebenen
Krieger, Zuckerraffinerie, Baumwollspinnerei,
Seifen-
und Tabaksfabrikation, Braunkohlenbergwerke und (1885) 9800 meist evang.
Einwohner. Helmstädt hat ein
Gymnasium, eine landwirtschaftliche
Schule und ist Sitz eines Amtsgerichts und einer Generalsuperintendantur.
Dicht
vor der Stadt befinden sich das lutherische JungfrauenstiftMarienberg (ehemals ein
Augustiner-Nonnenkloster)
mit der
oben genannten
Kirche, die
Domäne St. Ludgeri mit der kath.
Kirche und einer Klosterruine und der Helmstädter
Brunnen,
[* 9] eine salinische Eisenquelle, die in den letzten
Jahren lebhaft besucht wurde. Auf dem Corneliusberg befinden sich die sogen.
Lübbensteine, zwei hohe, aufgerichtete Granitblöcke, die zur Heidenzeit als Opferstätte
Wodans gedient
haben sollen, wahrscheinlich aber Grabmonument eines sächsischen
Heerführers sind. - Helmstädt entstand der
Sage nach um 798 durch
den heil.
Ludger, der hier an der Ludgeriquelle (wo seit 1844 ein
eisernes Kreuz steht) getauft und eine
Kapelle erbaut haben
soll, aus welcher das
oben erwähnte Ludgerikloster erwuchs. In Wirklichkeit wurde der
Ort erst 100 Jahre
später von
Werdena. d.
Ruhr aus gegründet. Im 11. Jahrh. befestigt und 1099 mit städtischen Privilegien begabt,
ward Helmstädt
1199 vom
Erzbischof von
Magdeburg
[* 10] zerstört, bald jedoch wieder aufgebaut und neu befestigt.
Durch
Kauf kam Helmstädt 1489 von
Werden an
Braunschweig, jedoch mit Ausnahme des (stets katholisch gebliebenen)
Ludgeriklosters, das 1803 säkularisiert wurde. Die 1574 vom
HerzogJulius aus dem von
Gandersheim hierher verlegten
Pädagogium
gebildete
Universität war im 17. Jahrh. unter den protestantischen
Hochschulen eine der bedeutendsten, in welcher stets ein
Geist der Versöhnlichkeit herrschte. Von 1807 bis 1813 war Helmstädt, das 1809 durch den
König
Jérôme seine
Universität verlor, die Hauptstadt eines
Distrikts im westfälischen Okerdepartement.
Vgl. Kunhard, Beiträge
zur Geschichte der
Universität Helmstädt (Helmst. 1797);
Ordnung der Monokotylen im natürlichen
Pflanzensystem, mit regelmäßigen
Blüten, die bald aus mehr, bald
aus weniger
Kreisen und
Gliedern als bei den typischen Monokotylen bestehen und bisweilen einen äußern kelchartigen und einen
innern blumenkronenartigen
Kreis
[* 11] ausbilden;
von den meisten übrigen Monokotylen hauptsächlich durch das fehlende oder ganz
kleineEndosperm der
Samen
[* 12] unterschieden.
(griech.), Bezeichnung der Staatssklaven in
Sparta, vermutlich von der lakonischen Stadt Helos herzuleiten,
die eine Zeit lang
Mittelpunkt der
Erhebung der von den Spartanern unterjochten
Bauern war. Die Heloten wurden
vom
Staate den Einzelnen zum
Gebrauch überlassen und durften von ihren
Herren weder getötet, noch verkauft werden. Sie lebten
auf den Ackerlosen der
Spartiaten, welche sie bebauten, von jedem
Gut mußten sie 82
ScheffelGerste
[* 14] und ein entsprechendes
Maß
an
Wein undÖl abgeben; was sie darüber gewannen, gehörte ihnen.
Auch waren sie zum
Kriegsdienst verpflichtet, wurden aber nur in außerordentlichen
Fällen als
Hopliten, gewöhnlich nur als
Leichtbewaffnete zu demselben beigezogen. Auf der
Flotte dienten sie als
Matrosen.
IhreLage war im allgemeinen eine sehr gedrückte.
Sie standen zwar über den gemeinen Sklaven und konnten es bei einigem Fleiße selbst zu einer gewissen
Wohlhabenheit bringen, sowie ihnen auch manchmal die
Freiheit von
Staats wegen als Belohnung für Auszeichnung im
Kriege gewährt
wurde; die freigelassenen Heloten hießen
Neodamoden.
Aber zum
Bürgerrecht wurden sie nur ausnahmsweise zugelassen, wie dies z. B. nach den bedeutenden
Verlusten der Spartaner im zweitem
Messenischen Kriege geschehen sein soll. Ganz in Gemäßheit des Lykurgischen
Grundsatzes, daß die
Berechtigung des Vollbürgers nicht sowohl auf seiner
Geburt als vielmehr auf seiner
Erziehung als
Spartiate
beruhe, wurden von spartanischen
Vätern mit Helotinnen erzeugte
Kinder mit den jungen
Spartiaten gemeinsam erzogen und erhielten
nicht bloß volle
Freiheit, sondern durch eine Art von
Adoption auch das
Bürgerrecht; sie hießen Mothaken
(Mothonen); solche Mothaken waren
Gylippos,
Kallikratidas,
Lysandros.
Immer aber blieb das
Verhältnis zwischen
Spartiaten und
ein gespanntes, fast feindseliges, indem die Heloten ihren Bedrückern, diese aber wieder den eine gefährliche
Mehrzahl (etwa
250,000 Einw.) bildenden Heloten gegenüber stets auf der
Hut
[* 15]
¶
mehr
waren. Einzelne verzweifelte Maßregeln, wie z. B. die Vertilgung von 2000 Heloten während
des Peloponnesischen Kriegs, sowie das verrufene Institut der Krypteia finden in diesem gegenseitigen Argwohn ihre hinreichende
Erklärung. Die Krypteia war eine Helotenjagd; die Ephoren pflegten bei ihrem Amtsantritt den Heloten für einige Zeit den Krieg zu
erklären, und dann war die Tötung derselben erlaubt, wohl mehr um Schrecken zu erregen, als um ein Blutbad
anzurichten. Die Heloten ergriffen daher begierig jede Gelegenheit, einzeln oder in Masse ihr schweres Joch abzuschütteln.
Als 464 v. Chr. die Stadt Sparta durch ein Erdbeben
[* 17] fast völlig zerstört und die Blüte
[* 18] der Jugend, die
eben in den Gymnasien gymnischen Übungen oblag, fast vernichtet worden war, benutzten die Heloten dieses Unglück,
um sich des Landes zu bemächtigen. Der König Archidamos stellte sich ihnen jedoch mit einem schnell gesammelten Heer entgegen,
schlug sie und befreite die Spartaner von der drohenden Gefahr. Die Heloten vereinigten sich darauf mit den
auf gleiche Weise unterdrückten Messeniern und besetzten mit ihnen die Bergfeste Ithome, wodurch der dritte MessenischeKrieg
(464-455) entstand.