Helfer,
überhaupt s. v. w. Gehilfe;
in Württemberg [* 2] Name des untersten Geistlichen in Städten, also s. v. w. Diakonus;
Oberhelfer demnach s. v. w. Archidiakonus;
bei den Herrnhutern ein Seelsorger und Sittenaufseher.
überhaupt s. v. w. Gehilfe;
in Württemberg [* 2] Name des untersten Geistlichen in Städten, also s. v. w. Diakonus;
Oberhelfer demnach s. v. w. Archidiakonus;
bei den Herrnhutern ein Seelsorger und Sittenaufseher.
Johann Alfons Renatus von, Nationalökonom, geb. zu Neuchâtel in der Schweiz, [* 3] ward auf Grund seiner Schrift »Über die Schwankungen im Werte der edlen Metalle« 1843 Privatdozent, 1844 außerordentlicher 1847 ordentlicher Professor an der Universität zu Freiburg, [* 4] 1849 nach Tübingen, [* 5] 1860 nach Göttingen [* 6] und 1869 nach München [* 7] berufen. Helferich ist Mitherausgeber der Tübinger »Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft« und hat in derselben eine größere Zahl Arbeiten veröffentliche; darunter namentlich über die österreichische Valuta seit 1848, über württembergische Agrarverhältnisse (1853), ein Aufsatz, der als Ausgangspunkt der neuerlichen Bestrebungen, das bäuerliche Anerbenrecht wieder zur Geltung zu bringen, von Interesse ist, über die Waldrente, über die Reform der direkten Steuern in Bayern [* 8] etc. In den 60er Jahren nahm er Anteil an der von Napoleon III. veranstalteten »Enquête monétaire et fiduciaire«. Mit v. Mayr gab er 1870 die zweite Auflage der »Staatswirtschaftlichen Untersuchungen« aus dem Nachlaß seines Amtsvorgängers v. Hermann heraus. In Schönbergs »Handbuch der politischen Ökonomie« sind von ihm die Abschnitte über allgemeine Steuerlehre und über Forstwirtschaft.
Joseph Alexander, Freiherr von, österreich. Gelehrter, Sohn des als Kirchenrechtsschriftsteller bekannten Professors Joseph Helfert (gest. 1847), geb. zu Prag, [* 9] ward 1843 Privatsupplent seines Vaters u. Praktikant (1844-45) am Prager Kriminalgericht, 1847 Assistent an der Theresianischen Ritterakademie in Wien, [* 10] 1847 Lehrer des römischen und kanonischen Rechts an der Universität zu Krakau [* 11] und 1848 von einem deutsch-böhmischen Wahlbezirk in den österreichischen Reichstag gewählt, wo er eine Hauptstütze des Ministeriums war.
Nach Ablehnung des ihm im Oktober 1848 vom Fürsten Schwarzenberg angebotenen Unterrichtsministeriums wurde er Unterstaatssekretär dieses Departements, welchen Posten er unter dem Ministerium Thun und seit Anfang 1861 als interimistischer Leiter des dem Staatsministerium zugeteilten Kultus- und Unterrichtsdepartements bis zur Einsetzung des Unterrichtsrats unter Hasner 1863 innehatte, um dann den Vorsitz der Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der alten Baudenkmäler zu übernehmen. 1854 ward er zum Freiherrn ernannt. Er ist noch jetzt ein einflußreiches Mitglied der föderalistisch-ultramontanen Partei und ward 1881 zum Mitglied des Herrenhauses ernannt.
Von seinen Schriften sind zu bemerken: »Über den Heimfall des Heiratsguts« (Prag 1842);
»Huß und Hieronymus« (das. 1853);
»Über Nationalgeschichte und den gegenwärtigen Stand ihrer Pflege in Österreich« [* 12] (Wien 1854);
»Die österreichische Volksschule« (Prag 1860, 3 Bde., ein quellenmäßiges Hauptwerk);
»Die sprachliche Gleichberechtigung in der Schule und deren verfassungsmäßige Behandlung« (das. 1861);
»Österreichische Geschichte für das Volk« (Wien 1863);
»Die Schlacht bei Kulm 1813« (das. 1863);
»Fünfzig Jahre nach dem Wiener Kongreß« (das. 1865);
»Geschichte Österreichs vom Ausgang des Wiener Oktoberaufstandes 1848« (Prag 1869-86, 4 Bde. in 6 Tln.);
»Maria Luise, Erzherzogin von Österreich, Kaiserin der Franzosen« (das. 1873);
»Der Rastatter Gesandtenmord« (Wien 1874);
»Revision des ungarischen Ausgleichs« (das. 1876);
»Die Wiener Journalistik im J. 1848« (das. 1877);
»Königin Karoline von Neapel [* 13] und Sizilien [* 14] im Kampf gegen die französische Weltherrschaft 1790 bis 1814« (das. 1878);
»Joachim Murat, seine letzten Kämpfe und sein Ende« (das. 1878);
»Bosnisches« (das. 1878);
»Der Wiener Parnaß im J. 1848« (das. 1882);
»Fabrizio Ruffo« (das. 1882);
»Maria Karolina von Österreich, Königin von Neapel und Sizilien« (das. 1884) und »Die Čecho-Slawen« (mit Vlach, Teschen 1883).
s. Marrubium. ^[= Tourn. (Andorn), Gattung aus der Familie der Labiaten, ausdauernde, oft filzig oder wollig behaarte ...]
(spr. -o), Fluß in Schweden, [* 15] entspringt bei Rydaholm in Småland, bildet mehrere Seen, darunter den Helgesee, und mündet nach einem Laufe von 193 km unterhalb Christianstad bei Ahus in die Ostsee.
1) Helgi Hundingsbana (»Hundingstöter«),
im nord. Mythus Sohn Siegmunds und der Borghild, Halbbruder Sigurds, erschlug im Kampf den starken Hunding, König in Hunland, und dann dessen Söhne und gewann durch seine Tapferkeit die Liebe der Sigrun, der Tochter Högnis, die mit dem ihr verhaßten Hödbrod, dem Sohn des Königs Granmar, verlobt werden sollte. Helgi zog mit einer Flotte gegen letztern, war siegreich in der Schlacht, in welcher Hödbrod und Granmar mit allen seinen Söhnen, Dag ausgenommen, fielen, und lebte dann in glücklicher Ehe mit Sigrun, bis er einst von dem ihm auflauernden Dag getötet wurde. Nach drei Tagen, um Mitternacht, erschien der Held mit großem Geleit der verzweiflungsvoll klagenden Gattin am Grabhügel, den sie ihm errichtet hatte, und sprach ihr Trost zu. Bald darauf starb auch sie. Man erblickt in dem letztern Teil des Mythus die älteste Gestalt der Lenorensage.
Vgl. W. Hahn, [* 16] und Sigrun, zwölf Lieder germanischer Heldensage (Berl. 1867).
2) Helgi Hiörwardsson, ein Held der nord. Mythologie, Sohn des Königs Hiörward und der Sigurlin, Tochter des Königs Swafnir, war schön und von kräftiger Gestalt, aber stumm, begegnete als Jüngling einst auf einem Streifzug im Walde der Walküre Swawa, die ihm den Namen Helgi gab, worauf er sprechen konnte, und zog dann aus, um den Tod seines Muttervaters an König Hrodmar zu rächen. Siegreich heimgekehrt, verlobte er sich mit Swawa, fiel aber noch vor der Vermählung mit ihr in einer Schlacht, indem er sterbend Swawa bat, sich mit seinem sie gleichfalls liebenden Bruder Hedin zu vermahlen, was diese jedoch ablehnte.
[* 17] (engl. Heligoland), kleine, den Briten gehörige Insel mit vielbesuchtem Seebad in der Nordsee, nordwestlich von den Mündungen der Elbe und der Weser, 44,5 km vom Festland entfernt, unter 54° 10' nördl. Br. und 7° 53' östl. L. v. Gr., ist 1700 m lang, 600 m breit, hat etwa 4000 m Umfang und 0,55 qkm (0,01 QM.) Flächengehalt und besteht aus dem Oberland und dem im SO. vorgelagerten Unterland (s. Kärtchen). Das Oberland ist ein bis 63 m hoher, roter Thonsteinfelsen, der, von fern gesehen, wie eine matt ziegelrote, unregelmäßige Mauer aus den grünen Meereswogen emporsteigt, mit niedrigem Strauchwerk, Gras, Klee und einigen Gerste- und Kartoffelfeldern bedeckt ist und auch eine kleine Stadt sowie einen schönen Leuchtturm trägt; das Unterland ist ein flaches, sandiges, mit Muscheln [* 18] und Seetang bedecktes Vorland von geringer Ausdehnung, [* 19] mit dem Oberland durch eine Treppe [* 20] von 193 Stufen und seit 1885 durch einen Aufzug [* 21] in Verbindung stehend. Etwa 1200 m östlich von diesem Vorland ¶
liegt die Düne, eine auf Felsgrund gelagerte, sanft hügelige, im Sonnenglanz blendend weiß erscheinende Sandinsel von 550 m Länge, deren fester und feiner Sandgrund den herrlichsten Badestrand darbietet, zu dem man auf kleinen Fahrzeugen übersetzt, und wo man an der Nord- oder Ostseite je nach der Windrichtung stärkern oder schwächern Wellenschlag benutzen kann. Das 1826 gegründete Seebad nimmt entschieden den ersten Rang unter allen deutschen Nordseebädern ein; es ist das einzige, dessen insulare Lage eine stets reine Seeluft bedingt.
Seitdem die Badeanstalt [* 23] vor längerer Zeit in die Hände der Munizipalität gelangt ist, haben zeitgemäße Verbesserungen stattgefunden, unter denen das mit einem Dampfbad verbundene große, glasgedeckte Schwimmbassin und die erwähnte Aufzugverbindung mit dem Oberland besonders zu nennen sind. Im J. 1887 soll die Badeanstalt auf 80 Jahre verpachtet werden; es soll dann an Stelle des jetzigen Konversationshauses ein Hotel gebaut und ein Konversationshaus an Stelle des jetzigen Strandpavillons errichtet werden.
Die Badezeit beginnt Anfang Juni und dauert bis Ende Oktober. Im J. 1886 zählte man 8500 Badegäste und 4000 Touristen. Die Brandung des Meers hat an der ehemals viel größern Insel arg gearbeitet. Die Düne wurde von der Insel losgetrennt. An der Westseite Helgolands zeigt sich zur Ebbezeit ein 100 m breiter Felsgrund, und die Uferwände bieten hier das großartigste Bild von hohen Felsthoren, riesigen Felskegeln und großen, tiefen Grotten dar. Auf den Felsvorsprüngen brüten viele Hundert Paare von Seevögeln in gedrängten, langen Reihen. Aus der lebhaften Farbenzusammenstellung, welche das Landschaftsbild der Insel darbietet, entstand die grün-rot-weiße Flagge der Helgoländer. Die Reede (Nord- und Südhafen genannt) liegt zwischen und der Düne und wird von vier Batterien verteidigt.
Die Zahl der Einwohner betrug 1860: 2172, 1881 nur 2001. Sie bewohnen eine kleine Stadt, teilweise im Oberland, teilweise im Unterland gelegen, mit Kirche und Schule, und nähren sich von Fischerei [* 24] nebst Austern- und Hummernfang, Schiffahrt, Lotsendienst sowie von dem starken Fremdenverkehr während der Badesaison. Sie besitzen 45 kleine Segelboote (zusammen von 454 Ton. Gehalt). Kartoffeln und Fische [* 25] sind Hauptnahrung. Die Helgoländer sind vorwiegend friesischen Stammes und sprechen einen friesischen Dialekt (vgl. Ölrichs, Wörterschatz, Leipz. 1882), während die deutsche Sprache Kirchen- und Schulsprache ist.
Ihre Biederkeit wird allgemein gerühmt, Verbrechen sind unter ihnen fast unerhört; dennoch ist ihnen durch den Verkehr mit vielen Fremden eine gewisse berechnende Schlauheit eigen geworden. Seit 1868 residiert ein englischer Gouverneur auf der Insel. Die Revenue belief sich 1884 auf 8336 Pfd. Sterl., die Kolonialschuld auf 3547 Pfd. Sterl. Mit Hamburg, [* 26] Kuxhaven und Geestemünde besteht regelmäßige Dampfschiffahrt, mit der deutschen Küste submarine Telegraphenverbindung.
Auf verschiedenen Feldern der Naturwissenschaften bietet Helgoland die interessantesten Erscheinungen dar, z. B. seine geologische Formation (vgl. Wiebel, Die Insel Helgoland, Hamb. 1848). Dann ist die Zahl der Helgoland während der Zugperioden besuchenden Vögel [* 27] aller Länder der ganzen nördlichen Hemisphäre geradezu beispiellos (einen Beweis dafür liefert die Gätkesche Sammlung auf der Insel). Unter den Lepidopteren ist eine höchst interessante Art, Spilosana Zatime, fast ausschließlich helgoländisch zu nennen, und unter der Flora sind einheimisch die hochnordische Cochlearia danica sowie die südliche Lobularia maritima; die Zahl und Mannigfaltigkeit der submarinen Flora ist begreiflicherweise sehr groß. - Helgoland ist das alle Fositesland (s. Forseti) und war, wie die Sage meldet, eine umfangreiche, stark bevölkerte Insel.
Seit dem 14. Jahrh. gehörte sie den Herzögen von Schleswig-Holstein-Gottorp, bis sie in dem Kampf der königlichen Linie gegen die herzogliche 1714 von den Dänen belagert und erobert ward. 1807 bemächtigten sich ihrer die Engländer und wurden im Frieden von 1814 in ihrem Besitz bestätigt. Zur Zeit der Kontinentalsperre (1812) war ein Hauptplatz für den Schmuggelhandel. Am fiel in der Nähe ein Seegefecht zwischen den Österreichern und Dänen vor.
Vgl. von der Decken, Untersuchungen über die Insel Helgoland (Hannov. 1826);
Lappenberg, Über den ehemaligen Umfang und die alte Geschichte Helgolands (Hamb. 1831);
Ötker, Helgoland (Berl. 1855);
Hallier, Helgoland (Hamb. 1869);
Derselbe, Verfassung und Recht auf Helgoland (Stuttg. 1878);
Lütken, Die Nordsee-Eskadre und das Seegefecht bei am (Wien 1886).