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Wahlspruch war: »Talent de bien faire«.
Vgl. De Beer, Heinrich der Seefahrer und seine Zeit (Königsb. 1864);
Major, Life of prince Henry of Portugal, [* 2] surnamed the Navigator (Lond. 1868);
Derselbe, Discoveries of prince Henry the Navigator and their results (das. 1877).
[Preußen.]
42) Friedrich Heinrich Ludwig, Prinz von Preußen, gewöhnlich Prinz Heinrich genannt, dritter Sohn Friedrich Wilhelms I., Bruder Friedrichs II., geb. zu Berlin, [* 3] ward, wie sein Bruder, streng erzogen. Erst 16 Jahre alt, wohnte er 1742 als Oberst und Adjutant des Königs dem Feldzug in Mähren [* 4] bei und machte die Schlachten [* 5] von Tschaslau (1742), im zweiten Schlesischen Krieg die von Hohenfriedeberg [* 6] und Soor (1745) mit. Nach dem Frieden setzte er seine Studien fort, vermählte sich mit der Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Kassel und erhielt vom König das Schloß Rheinsberg und einen neugebauten Palast in Berlin.
Schon in dieser Zeit begannen die durch Heinrichs allzu große Empfindlichkeit und verschiedene politische Anschauung (Heinrich war ganz Franzose) hervorgerufenen Mißverständnisse zwischen ihm und dem König. Im Anfang des Siebenjährigen Kriegs befehligte er unter dem König eine Brigade, führte in der Schlacht bei Prag [* 7] das Regiment Itzenplitz zum Sturm, focht bei Roßbach, [* 8] wo er verwundet wurde, und erhielt dann den Oberbefehl über die Truppen in der Leipziger Gegend.
An der Spitze der zweiten Armee von 25,000 Mann deckte er 1758 die Südgrenzen des preußischen Staats gegen eine weit überlegene Macht, drang 1759 in Böhmen ein, zerstörte die Magazine der Österreicher und wendete sich darauf gegen die Reichsarmee in Franken, der er empfindliche Verluste zufügte. In die Mark Brandenburg [* 9] gerufen, wußte er nach dem Verlust der Schlacht bei Kai 23. Juli und noch mehr nach der Niederlage bei Kunersdorf [* 10] 12. Aug. durch geschickte Manöver das österreichische und russische Heer so lange in Unthätigkeit zu erhalten, bis sein Bruder den erlittenen Verlust ersetzt hatte. 1760 bot er mit 35,000 Mann den Russen die Spitze und entsetzte Breslau, [* 11] doch sah er sich im Feldzug von 1761 ganz auf die Verteidigung beschränkt.
Von Anfang des
Kriegs an war Heinrich mit der nach seiner Meinung allzu genialen Krieg
führung seines
Bruders unzufrieden und stand
an der
Spitze einer weitverbreiteten
Opposition im Offizierkorps. Er fügte sich oft nur ungern, obwohl
pünktlich den Befehlen desselben. Es kam daher wiederholt zu Mißhelligkeiten, und im April 1762 forderte Heinrich, durch
Vorwürfe
Friedrichs gekränkt, seine Entlassung. Mit Mühe versöhnte ihn der König. Durch den
Sieg bei
Freiberg
[* 12] führte
er das Ende des
Kriegs herbei.
Friedrich II. bezeichnete ihn als den einzigen General, der im ganzen Krieg keinen Fehler gemacht habe. Nach dem Frieden lebte Heinrich wieder zu Rheinsberg den Wissenschaften und Künsten. 1770 ging er in Angelegenheiten Polens nach Petersburg. [* 13] Im bayrischen Erbfolgekrieg 1778, den Heinrich übrigens durchaus nicht billigte, rückte er mit 90,000 Mann in Sachsen [* 14] und, nachdem sich der Kurfürst von Sachsen mit ihm vereinigt hatte, in Böhmen ein, mußte sich aber aus Mangel an Lebensmitteln wieder zurückziehen. 1784 unterhandelte er in Paris [* 15] vergeblich wegen eines Bündnisses gegen die Vergrößerungspläne Österreichs.
Auch unter Friedrich Wilhelm II. übte er auf die Leitung der auswärtigen Politik, z. B. den Abschluß des Baseler Friedens (1795), großen Einfluß aus. Er starb in Rheinsberg, wo er einen kleinen Hof [* 16] mit ziemlich lockern Sitten hielt und allen von Friedrich II. verkannten oder mit Undank belohnten Offizieren des Siebenjährigen Kriegs ein Denkmal errichtet hat. Er liegt im dortigen Park begraben unter einer Pyramide, die mit einer von ihm selbst verfaßten merkwürdigen Grabschrift versehen ist.
Vgl. Bouillé, Vie privée, politique et militaire du prince Henri de Prusse (Par. 1809);
Crousaz, Prinz Heinrich (Berl. 1877);
Schmitt, Prinz Heinrich von Preußen [* 17] als Feldherr im Siebenjährigen Krieg (Greifsw. 1886 ff.).
Seine militärische Korrespondenz enthält Schöning, Der Siebenjährige Krieg (Potsd. 1851, 3 Bde.).
43) Albert Wilhelm Heinrich, Prinz von Preußen, geb. zu Potsdam, [* 18] zweiter Sohn des Kronprinzen Friedrich Wilhelm und der Kronprinzessin Viktoria, besuchte 1875-77 das Gymnasium zu Kassel, [* 19] widmete sich sodann dem Seedienst, machte 1878-80 seine erste Weltreise mit der Korvette Prinz Adalbert und ist jetzt Kapitänleutnant.
[Reuß.]
44) Heinrich Posthumus, Burggraf von Gera, [* 20] aus dem Haus Reuß, [* 21] geb. nach seines Vaters, Heinrichs des jüngern, Tod, erhielt eine vortreffliche Erziehung, studierte in Jena [* 22] und Straßburg [* 23] und übernahm 1595 die Regierung seines Landes, welches er durch Vermehrung zu dem jetzigen Umfang von Reuß jüngerer Linie erweiterte. Er verwaltete das Land vortrefflich, gründete gute Schulen und sorgte für eine gewissenhafte Rechtspflege. Bei den Kaisern stand er in hohem Ansehen. Er starb In Gera ist ihm ein Standbild errichtet.
45) Heinrich XXII., Fürst von Reuß älterer Linie, geb. Sohn des Fürsten Heinrich XX. und der Prinzessin Karoline von Hessen Homburg, [* 24] folgte seinem Vater in der Regierung und stand bis unter der Vormundschaft der Fürstin Karoline. Er brach mit dem bisherigen absolutistischen Regierungssystem und gab seinem Land bei der selbständigen Übernahme der Regierung eine Verfassung (vgl. Reuß, Geschichte). Er ist seit mit der Prinzessin Ida von Schaumburg-Lippe vermählt. Der Erbprinz Heinrich XXIV. ist geboren.
46) Heinrich XIV., Fürst von Reuß jüngerer Linie, geb. Sohn des Fürsten Heinrich LXVII. und der Prinzessin Adelheid von Reuß-Ebersdorf, folgte seinem Vater in der Regierung (vgl. Reuß, Geschichte). Er war seit mit der Herzogin Agnes von Württemberg [* 25] (gest. vermählt. Der Erbprinz Heinrich XXVII. ist geboren.
[Sardinien.]
47) König von Sardinien, s. Enzio.
[Schlesien.]
48) Heinrich II., Herzog von Schlesien und Polen, Sohn Herzog Heinrichs I. und der heil. Hedwig von Meran [* 26] (s. Hedwig 2), folgte 1238 seinem Vater in der Herrschaft, förderte unter dem Einfluß seiner frommen Gemahlin Anna von Böhmen die Interessen der Kirchen und Klöster seines Landes, wurde aber in seinem segensreichen Wirken durch den Einfall der Mongolen unter Batu 1241 unterbrochen. Nachdem sie ihn in Liegnitz [* 27] belagert hatten, lieferte er ihnen bei Wahlstatt an der Katzbach eine Schlacht, in welcher er besiegt wurde und den Tod fand. Doch scheint sein heldenmütiger Widerstand die Mongolen zur Umkehr veranlaßt zu haben. Heinrich wurde in Breslau beigesetzt.
[Thüringen.]
49) Heinrich Raspe IV., Landgraf von Thüringen, zweiter Sohn Hermanns I. und Sophiens von Bayern, [* 28] vertrieb nach dem Tod seines ältern Bruders, Ludwigs des Frommen (gest. 1227), ¶
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dessen Gemahlin, die heil. Elisabeth, samt ihren Kindern von der Wartburg und übernahm die Landgrafschaft Thüringen nebst der Pfalzgrafschaft Sachsen, anfangs in Vormundschaft seines Neffen Hermann II., nach dessen Tod 1241 in eignem Namen. Er unterstützte die Böhmen gegen die einbrechenden Mongolen, ward 1242 Reichsverweser für Konrad, den Sohn Kaiser Friedrichs II., schloß sich aber bald der päpstlichen Partei an und ward von dieser nach Friedrichs II. Absetzung auf dem Konzil zu Lyon [* 30] (1245) in Veitshöchheim bei Würzburg [* 31] zum Gegenkönig erwählt. Da seine Wahl größtenteils von geistlichen Fürsten ausgegangen war, wurde er spottweise der »Pfaffenkönig« genannt. Mit päpstlichen Geldern sammelte er ein Heer und schlug seinen Gegner, den König Konrad, bei Frankfurt, [* 32] erkrankte aber während der Belagerung von Ulm [* 33] und starb auf der Wartburg Mit ihm erlosch der Mannesstamm des thüringischen Landgrafengeschlechts. Um sein reiches Erbe erhob sich der thüringische Erbfolgestreit.