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Armee unterdrückte rasch einige Verschwörungen und Aufstände und hielt die Unterthanen im Zaum. Die Finanzen verwaltete der treffliche Maximilian von Béthune, Marquis von Rosny und Herzog von Sully, so gut, daß die auf 350 Mill. Livres angeschwollene Schuldenlast um 125 Mill. verringert, trotz Verminderung der direkten Steuern um 4 Mill. die Staatseinnahme auf jährlich 39 Mill. mit 18 Mill. Überschuß gesteigert und ein Schatz von 41 Mill. angesammelt wurde.
Verkehrsstraßen wurden angelegt, das Kleingewerbe von vielen Schranken befreit, die Großindustrie, namentlich die Seidenmanufaktur, in Aufschwung gebracht; Ackerbau und Viehzucht [* 2] blühten auf. Verträge mit fremden Mächten sicherten den französischen Handel, in Kanada wurde 1608 die erste Kolonie zu Quebec gegründet. Der Wohlstand hob sich rasch, die Bevölkerung [* 3] stieg bis 1610 von 10 auf 13 Mill. Auch Künste und Wissenschaften förderte Heinrich. Sein Hauptaugenmerk richtete er aber auf die auswärtige Politik.
Sein Ziel in derselben war die Schwächung der habsburgischen Macht (der Heinrich zugeschriebene Plan einer europäischen Republik ist Erfindung Sullys), die, obwohl namentlich in Spanien [* 4] innerlich morsch, doch noch Mittel- und Südeuropa beherrschte. Überall suchte er derselben Feinde und Verlegenheiten zu erwecken und verfuhr dabei ohne alle Rücksicht auf Verträge und Verpflichtungen. Währenddessen rüstete er mit allem Eifer und sammelte so viel Kriegsmaterial in seinen Arsenalen auf, daß er in kurzer Zeit seine Armee von 20,000 Mann auf 70,000 mit 32 Geschützen bringen konnte.
Die Verwickelungen in Deutschland, [* 5] wo die Mehrzahl der Protestanten 1608 die Union schloß, die mit ein Bündnis einging, sollten den Anlaß zu dem Entscheidungskrieg zwischen Frankreich und Habsburg geben. Im jülich-klevischen Erbfolgestreit stellte er sich auf die Seite der Feinde des Kaisers, der possedierenden Fürsten von Kurbrandenburg und Pfalz-Neuburg, schloß eine Allianz mit Savoyen, und der Ausbruch des Kriegs sollte 1610 zu gleicher Zeit in Italien, [* 6] in Navarra und am Rhein erfolgen. Am 17. Mai wollte der König zur Hauptarmee nach Châlons abreisen, 13. Mai fand in St.-Denis die Krönung der Königin Maria von Medicis statt, die Regentin sein sollte; aber 14. Mai wurde als er in Paris [* 7] in offenem Wagen durch eine enge versperrte Straße fuhr, von Franz Ravaillac erdolcht. Der Mörder gab trotz furchtbarster Martern keine Mitschuldigen an. Heinrichs Tod wandte vom Haus Habsburg eine große Gefahr ab; die Geschicke Europas nahmen einen ganz andern Lauf. - Die zahlreichen Lobredner Heinrichs haben seine Geschichte in eine Legende verwandelt, welche dem »guten und großen« König bei der Nachwelt eine unverdiente Popularität verschafft hat. Er war kein sittlich reiner Charakter. Er war nicht rachgierig, aber auch im höchsten Grad undankbar, und zügellose Sinnlichkeit beherrschte ihn bis zu seinem Tod.
Unter seinen zahlreichen Geliebten sind Gabrielle d'Estrées, von der die Herzöge von Vendôme abstammen, und Henriette d'Entragues zu nennen. Hoch zu schätzen ist als Feldherr und Staatsmann, und Frankreich hat von ihm in fast allen Beziehungen die Richtung vorgezeichnet erhalten, in der es im 17. und 18. Jahrh. sich bewegte und zu glänzenden Erfolgen gelangte. Heinrich war von mittlerer Statur, sehnigem Körperbau, nicht schönen, aber charakteristischen Gesichtszügen.
Von seiner zweiten Gemahlin, Maria von Medicis, mit der er sich 1600 nach der Trennung der Ehe mit Margarete vermählte, hinterließ er einen Sohn, Ludwig XIII., welcher sein Nachfolger wurde.
Vgl. Péréfixe, Histoire de Henri IV (1661; neue Ausg. von Andrieux, Par. 1822);
Poirson, Histoire du règne de Henri IV (3. Aufl., das. 1866, 4 Bde.);
Lescure, Henri IV 1553-1610 (das. 1873);
Lacombe, Henri IV et sa politique (das. 1878);
M. Philippson, König Heinrich IV. von Frankreich (im »Neuen Plutarch«, Bd. 1, Leipz. 1874);
Guadet, Henri IV, sa vie, son œuvre, ses écrits (1879);
de la Barre-Duparcq, Histoire de Henri IV (1884);
Rambault, Henri IV et son œuvre (1884);
Zeller, Henri IV et Marie de Médicis (1878);
Rott, Henri IV, les Suisses et la haute Italie (1882);
Philippson, Heinrich IV. und Philipp III., die Begründung des französischen Übergewichts in Europa [* 8] 1598 bis 1610 (Berl. 1870-73, 2 Bde.).
31) Heinrich V., bei den französischen Legitimisten Name des Herzogs von Bordeaux, [* 9] Grafen von Chambord, s. Chambord.
[Haïti.]
32) I., Kaiser von Haïti, s. Christophe.
[Hessen.]
33) I., das Kind, erster Landgraf von Hessen, Sohn Heinrichs I. von Brabant und Sophiens von Hessen, [* 10] der Tochter des Landgrafen Ludwig des Heiligen von Thüringen und der heil. Elisabeth, geb. Seine Mutter kämpfte nach Heinrich Raspes, des letzten Landgrafen von Thüringen, Tod (1247) als nächste Erbin desselben mit Heinrich dem Erlauchten von Meißen [* 11] um das ganze Erbe ihres Kindes, konnte aber durch den Vertrag von 1265 für Heinrich, bis dahin »das Kind von Brabant« genannt, nur Hessen erlangen. Heinrich schlug seinen Sitz in Kassel [* 12] aus, säuberte das Land von Raubrittern und schützte es gegen die Anmaßungen des Erzbischofs von Mainz. [* 13] Auch in die zerrütteten Verhältnisse seines väterlichen Erbes Brabant griff er thatkräftig ein; Kaiser Rudolf I. unterstützte er in dem Kriege gegen Ottokar von Böhmen. [* 14] 1292 erhielt er vom König Adolf Boyenburg und Eschwege und die Belehnung mit Hessen als erblichem Reichsfürstentum. Heinrich starb Er ist der Begründer des hessischen Fürstenhauses.
[Kärnten.]
34) Herzog von Kärnten, aus dem görz-tirolischen Haus, kämpfte 1298 für Albrecht I. bei Göllheim, ward 1307 nach dem Erlöschen der Przemysliden und dem Tode des Habsburgers Rudolf zum König von Böhmen erwählt, konnte sich aber in dem zerrütteten Land nicht behaupten, wurde 1310 entsetzt und zog sich nach seinen Stammlanden Kärnten und Tirol [* 15] zurück; doch übte er noch bei der Königswahl seines Neffen Friedrich des Schönen von Österreich [* 16] (1314) sein titulares Wahlrecht als Kurfürst aus und entsagte der böhmischen Krone erst 1324 zu gunsten Johanns von Luxemburg. [* 17] Er starb auf dem Schloß Tirol. Seine Tochter ist Margarete Maultasch.
[Kastilien.]
35) I., König von Kastilien, Sohn Alfons' VIII., geb. 1203, folgte seinem Vater 1214 unter Vormundschaft des Grafen von Lara, wurde aber 1217 von einem herabfallenden Dachziegel getötet. Ihm folgte Ferdinand III.
36) Heinrich II., de la Merced, Graf von Trastamara, König von Kastilien, natürlicher Sohn Alfons' XI. und der Eleonora Guzman, geb. 1333, mußte nach dem Tod seines Vaters 1350, als Peter der Grausame den Thron [* 18] bestiegen hatte, nach Portugal entfliehen. Peters Grausamkeit und Willkür hatten dem Prinzen bald eine große Partei verschafft, und schon 1354 erhob er die Fahne des Aufruhrs, mußte aber 1356 nach der Einnahme von Toro nach Frankreich flüchten. Von da ging Heinrich nach Aragonien, dessen König Kastilien den Krieg erklärte, an dem sich ¶
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Heinrich mit 1000 kastilischen Rittern tapfer beteiligte. 1366 drang er, unterstützt von französischen Truppen unter Bertrand Duguesclin (s. d.), in Kastilien ein, eroberte fast das ganze Reich, wurde aber 1367 bei Najera vom Schwarzen Prinzen, der Peter zu Hilfe gekommen, vollständig geschlagen und rettete sich mit Mühe nach Frankreich. Ein zweiter, wiederum mit französischer Hilfe unter Duguesclin unternommener Einfall endete aber mit dem Sieg bei Montiel Peter wurde geschlagen und von Heinrich eigenhändig ermordet. Heinrich ergriff darauf die Zügel der Regierung mit kräftiger Hand, [* 20] wies die Anmaßungen des Königs Ferdinand von Portugal siegreich zurück und stellte die Ruhe vollkommen her. Er starb wahrscheinlich an Gift.
37) Heinrich III., der Kränkliche, König von Kastilien, Enkel des vorigen, geb. 1379 zu Burgos, erhielt als der erste Thronfolger 1388 den Titel »Prinz von Asturien«, folgte seinem Vater Johann I. 1390 unter Vormundschaft eines Regierungsrats, faßte aber, da die Intrigen desselben allgemeine Verwirrung und Schmälerung des königlichen Ansehens herbeizuführen drohten, 14 Jahre alt, 1393 mit Zustimmung der Stände den Entschluß, selbst zu regieren. Durch Klugheit und überraschende Energie wußte er die Mißvergnügten zu beschwichtigen und auch ohne Krieg das Ansehen des Reichs gegen die Portugiesen, die afrikanischen Seeräuber und die Mauren in Granada [* 21] zu wahren, starb aber schon Während seiner Regierung wurden die Kanarischen Inseln wieder entdeckt.
38) Heinrich IV., der Ohnmächtige, König von Kastilien, Enkel des vorigen, geb. 1423, folgte seinem Vater Johann II. 1454. Er war ein äußerst ausschweifender, entnervter Fürst. Als ihm seine zweite Gemahlin, Johanna von Portugal, 1462 eine Tochter gebar, wurde die Legitimität derselben angezweifelt und derselben von dem Liebhaber der Königin, Beltran de la Cueva, der Name »Beltraneja« beigelegt. Dies benutzte der mit Heinrichs schlechter Regierung unzufriedene Adel als Vorwand zu einem Aufstand und erhob 1465 den elfjährigen Bruder Heinrichs, Alfons, auf den Thron. Nach einem mehrjährigen Bürgerkrieg und nach Alfons' Tod anerkannte Heinrich seine Schwester Isabella im Vertrag von Toro als Erbin seiner Krone. Er starb als letzter männlicher Sproß des Hauses Trastamara.
[Meißen.]
39) Heinrich III., der Erlauchte, Markgraf von Meißen, Dietrichs des Bedrängten und Juttas von Thüringen jüngster Sohn, geb. 1216, folgte seinem Vater 1221 unter Vormundschaft seines Oheims, des Landgrafen Ludwig des Heiligen von Thüringen, nach dessen Tod 1227 Herzog Albrechts von Sachsen. [* 22] Schon 1230 für mündig erklärt und 1234 mit Konstanze, der Tochter des Herzogs Leopold von Österreich, vermählt, verrichtete er seine ersten Waffenthaten 1237 in dem Kreuzzug gegen die Preußen [* 23] und geriet bald darauf mit den Markgrafen von Brandenburg [* 24] in Fehde.
In dem Kampf zwischen Kaiser und Papst ergriff Heinrich mit Entschiedenheit die Partei des erstern. Zum Dank dafür erteilte ihm Friedrich II. 1242 eine Eventualbelehnung mit Thüringen und der Pfalz Sachsen und verlobte 1243 seine Tochter Margarete mit Heinrichs Sohn Albrecht. Erst nach Konrads IV. Abzug aus Deutschland erkannte Heinrich dessen Gegenkönig Wilhelm von Holland an. Sein Recht auf Thüringen konnte er nach Heinrich Raspes Tod 1247 nur mit dem Schwert gegen Ludwigs des Heiligen Tochter Sophie, die Gemahlin Heinrichs II. von Brabant, und den Grafen Siegfried von Anhalt [* 25] behaupten.
Erst nach langwierigem Krieg trat er Hessen an Heinrich, das Kind von Brabant, ab und behielt Thüringen, das er seinem Sohn Albrecht gab, und die Pfalz Sachsen. Diese Erwerbungen vergrößerten den wettinischen Länderbesitz, der jetzt von der Oder bis zur Werra, vom Erzgebirge bis zum Harz reichte, so, daß er nur von dem böhmisch-habsburgischen an Umfang übertroffen wurde. Allein häusliche Zwistigkeiten, hervorgerufen durch die Unwürdigkeit seines Sohns, Albrechts des Entarteten, trübten die spätern Jahre seiner Regierung und zerrütteten noch lange nach seinem 1288 erfolgten Tod sein Haus (s. Albrecht 14, Friedrich 34). Heinrich war ein tapferer, edler, gerechter, kunstsinniger, freigebiger und prachtliebender Fürst; auch zu den Minnesängern zählt er. Er war in zweiter Ehe vermählt mit Agnes von Böhmen und zum drittenmal mit einer Ministerien, Elisabeth b. Maltitz, die ihm Friedrich den Kleinen und Hermann gebar.
Vgl. Tittmann, Geschichte Heinrichs des Erlauchten (Leipz. 1845-1846, 2 Bde.).
[Niederlande.]
40) Wilhelm Friedrich Heinrich, Prinz der Niederlande, geb. zu Soestdyk, zweiter Sohn des Königs Wilhelm II., trat als Offizier in die Marine und ward nach seines Vater Tod 1849 von seinem Bruder Wilhelm III. zum Statthalter des Großherzogtums Luxemburg ernannt, welches er nach streng parlamentarischen Grundsätzen regierte. Auch war er Admiralleutnant der niederländischen Flotte. Er vermählte sich mit der Prinzessin Amalia von Weimar [* 26] (geb. Tochter des Herzogs Bernhard von Weimar; die Ehe blieb kinderlos, und starb die Prinzessin. Hierauf verheiratete er sich zum zweitenmal mit der Prinzessin Marie von Preußen (geb. ältesten Tochter des Prinzen Friedrich Karl, starb aber schon in Luxemburg, ohne Nachkommen zu hinterlassen.
Vgl. Arendt, Heinrich, Prinz der Niederlande [* 27] (Luxemb. 1879).
[Portugal.]
41) Heinrich der Seefahrer (Dom Henrique el Navegador), Infant von Portugal, jüngster Sohn des Königs Johann I., geb. zu Oporto, [* 28] zeichnete sich zuerst bei der Eroberung von Ceuta [* 29] (1415) aus. Zum Großmeister des Christusordens ernannt, wandte er von nun an sein ganzes Sinnen und Trachten auf Seewesen und Entdeckungsreisen und widmete sich auf seinem Wohnsitz Sagres am Kap Vincent mathematischen, astronomischen und geographischen Studien. Er ließ erfahrene Seeleute ausbilden und rüstete alljährlich Schiffe [* 30] aus, welche die Westküste Afrikas erforschen sollten. So wurde 1418 Porto Santo, 1419 Madeira [* 31] entdeckt, welche Inseln Johanns I. Nachfolger Eduard (Duarte) 1433 seinem Bruder Heinrich schenkte; 1434 drangen Gilianes und Gonsalves über das Kap Bojador vor, 1441 wurde das Kap Branco, 1443 die Bai von Arguim, 1445 das Kap Verde und 1455 die Kapverdischen Inseln entdeckt und endlich das fruchtbare Senegambien gefunden und zur Genugthuung des Prinzen der irrige Glaube zerstört, daß die heiße Zone unbewohnbar sei. Die von Heinrich veranstalteten Seereisen nach Westen führten, 1447 zur Auffindung der Azoren. Nachdem Heinrich noch einen Feldzug in Nordafrika mitgemacht, starb er in Sagres. Er hat die Portugiesen mit der edlen Leidenschaft für kühne Seeunternehmungen erfüllt und den Grund zu der großartigen Entwickelung seines Volkes gelegt. Anfangs von Vorurteil und Engherzigkeit vielfach behindert, genoß er zuletzt allgemeine Verehrung. Sein ¶