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Große grausam hingerichtet, geblendet und in den Kerker geworfen; Tancreds Familie ward gefangen nach Deutschland [* 2] geführt. Heinrich beschloß nun, das Kaisertum wieder zu gebietender Weltstellung zu erheben. Aber ein Versuch des Kaisers, sein Übergewicht zur Herstellung einer erblichen Monarchie und Abschaffung des Wahlreichs zu benutzen, scheiterte an dem Widerstand der deutschen Fürsten auf den Reichstagen zu Worms [* 3] und Würzburg [* 4] 1196. Obwohl Papst Cölestin gegen den in Italien [* 5] übermächtigen Heinrich den Bannstrahl geschleudert hatte, unterstützte dieser doch die neue Kreuzpredigt, welche die deutschen Fürsten zu einer Fahrt nach dem Orient aufrief. An der Spitze der deutschen Fürsten kam der staatskluge Erzbischof Konrad von Mainz [* 6] mit einem Heer nach Italien, durch welches der Kaiser zugleich in den Stand gesetzt ward, einen neuen Aufstand in Sizilien [* 7] mit blutiger Gewalt zu unterdrücken. Aber durch seinen frühen Tod wurde Heinrich verhindert, die großen Weltherrschaftspläne auszuführen, die er in Absicht auf die griechische Halbinsel und den Orient hegte. Sein Sarkophag [* 8] steht in der Kathedrale zu Palermo. [* 9] Sein einziger Sohn war Friedrich II., damals dreijährig.
Vgl. Toeche, Kaiser Heinrich VI. (Leipz. 1867);
Mücke, Heinrich VI. nach Otto von St. Blasien, Arnold von Lübeck und den Kölner [* 10] Annalen dargestellt (Erfurt [* 11] 1876);
Ficker, Über das Testament Kaiser Heinrichs VI. (Wien [* 12] 1871).
7) (als römischer König Heinrich VII.), ältester Sohn Kaiser Friedrichs II. von dessen erster Gemahlin, Konstanze von Aragonien, geb. 1211, ward schon als Kind zum König von Sizilien gekrönt. Hierauf ließ ihn Friedrich II. zu Frankfurt [* 13] 1220 auch zum deutschen König wählen, obgleich die Päpste die Trennung Siziliens von Deutschland zur Bedingung ihrer Freundschaft für den Kaiser gemacht hatten. Nachdem Heinrich von dem Kölner Erzbischof Engelbert in Aachen [* 14] gekrönt worden, blieb er in Deutschland als Reichsverweser des Kaisers unter Leitung eines Fürstenrats und vermählte sich 1225 mit der sechs Jahre ältern Tochter Leopolds von Österreich, [* 15] Margareta von Babenberg.
Bei dem Kampf des Lombardenbundes gegen Friedrich II. nahm er, aufgereizt von mehreren Ministerialen, seinen Räten, mit mehreren deutschen Fürsten auf Antrieb Gregors IX. eine drohende Stellung gegen den Vater an und verharrte in Unbotmäßigkeit, nachdem ihm schon einmal verziehen worden war. Er wollte sich zum selbständigen Beherrscher Deutschlands [* 16] machen. Als aber Friedrich II. nach Deutschland kam, verließ alles den unglücklichen Sohn, welcher im Juli 1235 vom Vater gefangen und nach Apulien, endlich nach Martirano in Kalabrien geführt wurde, wo er starb; er ist in Cosenza beigesetzt. Aus seiner Ehe stammten zwei Söhne, Friedrich und Heinrich, deren erstern Kaiser Friedrich II. nach dem Aussterben des babenbergischen Mannesstamms mit den österreichischen Herzogtümern testamentarisch belehnte, ohne daß er sich in den Besitz derselben zu setzen vermochte. Beide Brüder starben um 1251 in Italien.
8) Heinrich Raspe, s. Heinrich 49).
9) Heinrich VII. von Luxemburg, [* 17] Begründer der luxemburgischen Kaiserdynastie, Sohn des in der Schlacht bei Worringen 1288 gefallenen Grafen Heinrich III. von Lützelburg und der Beatrix von Avesnes, geb. 1269, war zunächst Graf von Luxemburg, seit 1292 vermählt mit des Herzogs Johann von Brabant Tochter Margareta, wodurch der frühere niederrheinische Dynastenstreit seinen beruhigenden Abschluß gefunden. Heinrich verdankte seine Erhebung dem Erzbischof Peter von Aspelt von Mainz und dem Erzbischof Balduin von Trier, [* 18] seinem Bruder.
Gewählt wurde er zu Aachen gekrönt. Die neben Heinrich in Betracht gekommenen Bewerber von Brandenburg [* 19] und Sachsen [* 20] schlossen sich der rheinischen Kurfürstenverbindung und ihrem Erwählten ehrlich an. Die österreichischen Herzöge, die Söhne Kaiser Albrechts I., waren nicht eigentlich als Thronkandidaten aufgetreten und verständigten sich rasch mit dem Luxemburger. Nur in Böhmen [* 21] war der dort herrschende Streit über die Nachfolge der Przemysliden noch nicht geschlichtet und der von einem Teil der Stände zum König erwählte Heinrich von Kärnten dem neuen Herrscher feindlich.
Aber in wunderbar glücklicher Weise löste sich die böhmische Frage zu gunsten des luxemburgischen Hauses. Wenzels III., des letzten przemyslidischen Königs, jüngere Schwester, Elisabeth, suchte Schutz und Hilfe bei Kaiser Heinrich gegen ihren eignen Schwager, den kärntnischen Herzog, und vermählte sich mit Heinrichs Sohn Johann von Luxemburg, welchem der Kaiser als oberster Lehnsherr 1310 Böhmen übertrug, und welchem die Geistlichkeit (besonders die mächtigen Cistercienser), die Städte und ein großer Teil der Herren in Böhmen rasch sich zuwandten.
Der Erzbischof von Mainz, mit den böhmischen Verhältnissen aus frühern Zeiten genau vertraut, ebnete dem jugendlichen Paar die Wege nach Prag, [* 22] wo sich Böhmens glänzendste Epoche unter der neuen Dynastie vorbereitete. Heinrich nahm seinerseits den gesicherten Zustand des Reichs und den innern Frieden zum Anlaß der Wiederherstellung des Kaisertums in Italien und der Erneuerung des deutschen Ansehens in der europäischen Politik. Nachdem er den Grafen von Württemberg, [* 23] den einzigen unbotmäßigen Fürsten, gedemütigt, brach er im September 1310 von Kolmar [* 24] nach Burgund auf und ging über den Mont Cenis nach Italien, wo ihm ghibellinische Hoffnungen, in Dantes Worte und Sprache [* 25] gekleidet, überall entgegenkamen.
Seine Stellung war schwierig. Von den Legaten des Avignonschen Papstes Clemens V. begleitet, von der französischen Politik eifersüchtig bewacht, von den Anjous in Neapel [* 26] offen und heimlich befehdet, mußte er zunächst die Guelfen schonen, die Gegensätze der Parteien auszugleichen suchen. Hierdurch entfremdete er sich aber die Ghibellinen. Die Kriege und Wirren nahmen erst recht zu, und das Ansehen Heinrichs und seine Macht schwanden mehr und mehr. Nach seiner Ankunft in Rom [* 27] (Mai 1312) folgten Aufstand u. Kampf.
Über Barrikaden und Leichen schritt Heinrich in den Lateran zur Kaiserkrönung Von Rom ging er nach Florenz [* 28] und warf sich nun in raschem Entschluß den Ghibellinen ganz in die Arme, in deren Hauptplatz Pisa [* 29] er Residenz nahm. Hier ächtete er Robert von Neapel und rüstete sich trotz der Drohung des Papstes mit dem Bann zum Zuge gegen Neapel. Auf dem Marsch dahin versuchte er vergeblich Siena zu erstürmen. Im August 1313 kam er krank nach Buonconvento, wo er bald nach dem Genuß des Abendmahls starb.
Dieser Umstand gab zu der unbegründeten Behauptung Anlaß, daß ihn ein Predigermönch, den man mit Namen bezeichnen zu können meinte, vergiftet habe. Heinrichs Leiche ward in Pisa beigesetzt.
Vgl. Dönniges, Kritik der Quellen für die Geschichte Heinrichs VII. (Berl. 1841);
Barthold, Der Römerzug Heinrichs von Lützelburg (Königsb. 1831, 2 Bde.);
Kopp, Geschichte der eidgenössischen Bünde, Bd. 4, Abt. 1 (Luz. 1854);
Wenck, Clemens V. und Heinrich VII. (Halle [* 30] 1882);
»Die Romfahrt Kaiser Heinrichs VII. im Bildercyklus des ¶
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Codex Balduini Trevirensis« (39 Tafeln, mit Text von Irmer, Berl. 1881).
[Bayern.]
10) I., Herzog von Bayern, zweiter Sohn des deutschen Königs Heinrich I. und seiner Gemahlin Mathilde, bald nach dessen Thronbesteigung geboren, empörte sich 938 gegen seinen Bruder Otto I. im Bund mit Eberhard von Franken und Giselbert von Lothringen, weil er als Königssohn mehr Recht auf den Thron [* 32] habe, wurde aber 939 bei Birten geschlagen und gezwungen, Deutschland zu verlassen. Er floh zu König Ludwig IV. von Frankreich, unterwarf sich aber, nachdem derselbe mit Otto Frieden geschlossen, und erhielt das Herzogtum Lothringen. Da ihm dasselbe wieder genommen wurde, weil er sich in der Herrschaft nicht behaupten konnte, versuchte er Otto I. Ostern 941 in Quedlinburg [* 33] zu ermorden.
Der Anschlag wurde entdeckt, Heinrich in Ingelheim gefangen gehalten, zu Weihnachten 941 in Frankfurt a. M. nach reuevoller Buße begnadigt und 948 mit dem Herzogtum Bayern [* 34] (seine Gemahlin Judith war eine bayrische Fürstin) belehnt. Er schützte und vergrößerte dasselbe im tapfern Kampf mit den Ungarn, [* 35] ferner durch den Erwerb Friauls von Italien, geleitete die Königin Adelheid als Brautwerber seines Bruders 951 nach Pavia, erregte durch die große Gunst, die er sich durch seine treue Ergebenheit bei Otto I. erworben, den Neid und den Aufruhr Ludolfs und Konrads von Lothringen (953-954), unterdrückte den Aufstand in Bayern mit grausamer Strenge und starb 1. Nov. 955 im Kloster Pöhlde.
Vgl. Winter, Heinrich von Bayern (Jena [* 36] 1872).
11) Heinrich II., der Zänker, Herzog von Bayern, Sohn des vorigen, folgte vierjährig seinem Vater unter Vormundschaft seiner Mutter Judith, vermählte sich mit einer Nichte der Kaiserin Adelheid, Gisela von Burgund, und machte 974 eine Verschwörung, um Otto II. zu entthronen und selbst die Krone zu erlangen. Deswegen zu Ingelheim gefangen gesetzt, entfloh er und stiftete einen Aufruhr in Bayern an, wurde indes 976 besiegt und seines Herzogtums, 978 nach einer neuen Empörung auch seiner Güter beraubt und unter die Aufsicht des Bischofs von Utrecht [* 37] gestellt. Nach Ottos II. Tod vom Bischof seiner Haft entlassen, suchte er sich 984 von neuem an Stelle des unmündigen Otto III. des Throns zu bemächtigen, unterwarf sich jedoch 985 in Frankfurt und erhielt Bayern zurück. Er hielt nun Frieden, erwarb 989 Kärnten und die italische Mark zurück und starb 28. Aug. 995 in Gandersheim. Sein Nachfolger im Herzogtum war sein Sohn, der nachmalige Kaiser Heinrich II.
12) Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern und Sachsen, aus dem Haus der Welfen (s. d.), geboren um 1108, Sohn Heinrichs des Schwarzen (gest. 1126), folgte diesem als Herzog von Bayern und vermählte sich mit Gertrud, der einzigen Tochter Kaiser Lothars, welche dem welfischen Haus die supplinburgischen, braunschweigischen und nordheimischen Allodialgüter in Sachsen zubrachte. Er stritt tapfer für Lothar gegen die Staufer, begleitete 1136 den Kaiser auf seinem zweiten Römerzug und erhielt die Markgrafschaft Tuscien und vom Papste die Mathildischen Güter. Da ihn Lothar auf der Rückkehr aus Italien kurz vor seinem Tod in Breitenwang 1137 zum Herzog von Sachsen ernannt und ihm die Reichsinsignien überliefert hatte, rühmte er sich mit stolzem Munde, daß seine Besitzungen vom Mittelmeer bis zur Ostsee reichten, und beanspruchte, zum deutschen König erwählt zu werden.
Indes trotz seiner ritterlichen Tüchtigkeit wurde er wegen seines hochfahrenden Wesens und seiner allzu großen Macht nicht gewählt. Heinrich lieferte dem 1138 auf den Thron erhobenen Konrad III. die Reichskleinodien aus, weigerte sich aber, auf eins seiner Herzogtümer Verzicht zu leisten. Hierauf wurde er geächtet und Sachsen Albrecht dem Bären übertragen. Heinrich vertrieb aber seine Gegner aus Sachsen und behauptete dasselbe siegreich auch gegen Konrad, starb aber plötzlich im blühenden Mannesalter, noch nicht 32 Jahre alt, in Quedlinburg Er wurde zu Königslutter begraben.
13) Heinrich der Löwe (wahrscheinlich von dem Löwen [* 38] als Sinnbild der Tapferkeit), Herzog von Bayern und Sachsen, Sohn des vorigen und der Tochter Kaiser Lothars, Gertrud, geb. 1129, erhielt auf dem Reichstag zu Frankfurt 1142 das von seiner Großmutter Richenza tapfer verteidigte Sachsen zurück und verzichtete auf Bayern. 1147 nahm er indes wieder den Titel eines Herzogs von Bayern an und versuchte 1151 das Herzogtum mit Waffengewalt wiederzuerwerben. Friedrich I. gab es ihm auch 1154 zurück, aber erst 1156 gelangte Heinrich in den wirklichen Besitz desselben. Er begleitete zum Dank dafür Friedrich auf seinem ersten Römerzügen, zeichnete sich durch seine Tapferkeit in dem Kampf in Rom 1155 aus und stand auch im Kirchenstreit auf seiten des Kaisers.
In den Zwischenzeiten befestigte er seine Gewalt in Bayern, wo er München [* 39] gründete, vor allem aber in Sachsen, dessen Ostgrenzen er durch glückliche Kämpfe gegen die Slawen bedeutend erweiterte. Er erhob Lübeck [* 40] zur Stadt, stiftete mehrere Bistümer und Klöster und eroberte ganz Mecklenburg [* 41] und Vorpommern. In diesen Küstenlanden der Ostsee breitete sich nun das Christentum aus, Friede und Ordnung befestigten sich, Ackerbau, Industrie und Handel entfalteten sich durch niederländische und flandrische Kolonisten rasch zu hoher Blüte. [* 42]
Aber seine Erfolge steigerten seine Selbstüberhebung und seine Herrschsucht so, daß eine große Zahl geistlicher und weltlicher Fürsten und Herren, die Erzbischöfe Wichmann von Magdeburg [* 43] und Hartwig von Bremen, [* 44] die Bischöfe von Halberstadt [* 45] und Hildesheim, [* 46] der Markgraf Albrecht von Brandenburg, der Landgraf Ludwig von Thüringen u. a., 1166 zu Merseburg [* 47] einen Bund gegen ihn schlossen, während Heinrich in Pommern [* 48] kämpfte. Er beendigte aber rasch den dortigen Krieg, indem er dem Obotritenfürsten Pribislav nach Annahme des Christentums Mecklenburg als sächsisches Lehen zurückgab, und wandte sich gegen die Verbündeten. Es entbrannte ein heftiger Kampf, den Friedrich I. nach zweijähriger Dauer auf dem Reichstag zu Bamberg [* 49] (Juni 1169) zu Heinrichs gunsten beilegte, da er auf die welfische Freundschaft großes Gewicht legte. Heinrichs Stellung war so fest und unerschüttert, daß er 1172 eine Pilgerfahrt nach Jerusalem [* 50] unternehmen konnte. Seitdem jedoch der Kaiser sich durch einen Vertrag mit Welf VI. (s. Welfen) die Erbfolge in den welfischen Gütern in Schwaben gesichert und Heinrich nach seiner zweiten Vermählung mit der englischen Prinzessin Mathilde männliche Erben erhalten hatte, erkaltete allmählich die Freundschaft zwischen beiden Fürsten. Heinrich hielt sich für mächtig genug, um des kaiserlichen Schutzes entbehren zu können; sein Gebiet in Norddeutschland unterschied sich wenig von einem unabhängigen Reich. Die alte Eifersucht gegen die Staufer erwachte wieder in und steigerte seinen Stolz, seinen Eigenwillen, seinen Ehrgeiz, und er beschloß, seine Kräfte allein auf Stärkung seiner Hausmacht zu verwenden und sein Geschlecht so zu erheben, daß es nach der höchsten Krone ¶