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den Eindruck der Julirevolution stimmten und empfänglich machten. Man war des »trocknen Tons« satt, welcher seit längerer Zeit in der deutschen Litteratur geherrscht hatte, und begrüßte daher mit Enthusiasmus den kecken, das Alte spielend über den Haufen werfenden Dichter mit seinen Stachelliedern, seinem pietätlosen Witz und seiner schonungslosen Satire. Eine Anzahl Nachahmer trat sogleich in die Fußstapfen des Dichters; namentlich waren es seine wie scherzend und aus Mutwillen hingeworfenen Lieder, die eine wahre Sündflut von Erzeugnissen ähnlicher Art hervorriefen.
Was aber bei Heine, dem »ungezogenen Liebling der Grazien«, Originalität, Poesie, Frische und Witz war, das erschien bei seinen Nachtretern als ein blasser Abklatsch voll krankhafter Sentimentalität, welcher die ganze poetische Litteratur der Deutschen in Grund und Boden verderben zu wollen schien. Die sarkastische Frivolität und die Wendung zum Materialismus der Lebensanschauung waren bei Heine durch Eindrücke der Jugend geweckt, durch den langen Aufenthalt in der französischen Hauptstadt genährt worden; sie schlossen die Existenz echter Stimmungen und aufrichtiger Begeisterung auch in den letzten Lebensjahren des Dichters keineswegs völlig aus.
Wohl aber hinderten die spätere Grundstimmung des Dichters und die Bevorzugung der journalistischen Thätigkeit die Gestaltung größerer objektiver Schöpfungen, zu denen Heine mit den (freilich unreifen) Jugendtragödien und dem sehr bedeutenden und vielverheißenden Romanfragment »Der Rabbi von Bacherach« einen Anlauf [* 2] genommen.
Vgl. Meißner, Heinrich Heine (Hamb. 1856);
Schmidt-Weißenfels, Über Heinrich Heine (Berl. 1857);
»Heine Heines Briefe an Moses Moser« (Leipz. 1862);
Strodtmann, Heinrich Heines Leben und Werke (3. Aufl., Berl. 1884, 2 Bde.);
Hüffer, Aus dem Leben Heinr. Heines (das. 1877);
R. Prölß, Heinrich Heine, sein Lebensgang und seine Schriften (Stuttg. 1886).
Weniger eine Biographie Heines als eine Schmähschrift gegen die Deutschen ist das Werk des Engländers Stigand: »The life, works and opinions of Heinrich Heine« (Lond. 1876, 2 Bde.). Die anonyme Schrift »Heines Höllenfahrt« (Hannov. 1856) und deren Gegenstück »Heinrich Heines Himmelfahrt« (von Emma v. Hallberg, Trier [* 3] 1857) sind unbedeutende litterarische Satiren. - Des Dichters jüngster Bruder, Maximilian (geb. 1807, gest. 1879 als russischer Staatsrat in Berlin), [* 4]
schrieb »Erinnerungen an Heinrich und seine Familie« (Berl. 1868); sein zweiter Bruder, Gustav, Baron v. Heine-Geldern, geb. 1806, Begründer und Eigentümer des Wiener »Fremdenblattes«, starb in Wien. [* 5]
3) Eduard, Mathematiker, geb. zu Berlin, habilitierte sich nach vollendeten Studien 1844 als Privatdozent an der Universität zu Bonn [* 6] und wurde bald darauf außerordentlicher Professor daselbst, folgte aber 1856 einem Ruf als ordentlicher Professor der Mathematik an die Universität zu Halle, [* 7] wo er starb. Er lieferte bedeutende Arbeiten über Probleme der höhern Analysis; als selbständiges Werk erschien: »Handbuch der Kugelfunktionen« (Berl. 1861; 2. Aufl. 1878-81, 2 Bde.).
4) Wilhelm, Maler und Reisender, geb. zu Dresden, [* 8] Sohn des Schauspielers Ferdinand Heine daselbst, machte seine Kunststudien in Dresden und Paris [* 9] und begab sich Ende 1849 nach New York, wo seine landschaftlichen Darstellungen großen Beifall fanden. Eine Reise nach Zentralamerika [* 10] beschrieb er in dem Buch »Wanderbilder aus Zentralamerika« (Leipz. 1853, 2. Aufl. 1857). Im J. 1852 der nordamerikanischen Expedition nach den ostasiatischen Gewässern unter Kommodore Perry als Zeichner zugesellt, durchsegelte er den Großen Ozean und hielt sich namentlich längere Zeit in Japan [* 11] auf. Die Resultate seiner Beobachtungen veröffentlichte er in den Werken: »Reise um die Erde nach Japan« (Leipz. 1856, 2 Bde.);
»Die Expedition in die Seen von China, Japan und Ochotsk etc.« (das. 1858-59, 3 Bde.) und »Japan und seine Bewohner« (das. 1860).
Nachdem er noch einen Ausflug nach Tripolis (»Eine Sommerreise nach Tripolis«, Berl. 1860) gemacht, begab er sich im Frühjahr 1860 über Ägypten [* 12] nach Singapur, [* 13] um sich der preußischen Expedition nach Ostasien anzuschließen, die er zu Berlin hatte anregen helfen. Er veröffentlichte darüber: »Eine Weltreise um die nördliche Hemisphäre« (Leipz. 1864, 2 Bde.). Bereits im Herbst 1861 nach New York zurückgekehrt, trat er beim Ausbruch des Kriegs als Ingenieurhauptmann in die Armee der Nordstaaten ein, wo er bis zum Brigadegeneral avancierte. Noch gab er das Prachtwerk »Japan, Beiträge zur Kenntnis des Landes und seiner Bewohner« (Leipz. 1873-80) heraus und starb in der Lößnitz bei Dresden.