Störung an. In reiferm und höherm Alter findet es sich seltener als in der Jugend. Die gewaltige Macht, welche das Heimweh auf
den davon Befallenen ausübt, erhellt unter anderm aus der Thatsache, daß es in Frankreich bis über die Mitte des 18. Jahrh.
hinaus bei Todesstrafe verboten war, den Kuhreigen zu singen oder zu pfeifen, weil die schweizerischen
Soldaten durch das Hören desselben haufenweise in Heimweh verfielen, desertierten oder starben. Gründlich beseitigt wird das Heimweh in
seinen schweren Formen in der Regel nur durch die Rückkehr in die Heimat. Zur Verhütung des Heimwehs in Armeen, Lagern, Garnisonen,
Spitälern und auf Schiffen dient alles, was Heiterkeit, Mut und Hoffnung zu erwecken und zu erhalten im
stande ist: humane Behandlung, Vermeidung von Müßiggang, von übermäßiger Anstrengung und Neckereien, gymnastische Übungen,
nützlicher Unterricht, Spiele, Musik etc.
(auch Hain), vielleicht niederdeutsche Abkürzung von Heinrich (Heinz), bezeichnet in der Formel
»Freund Hein« den Tod als wohlwollendes, freundliches Wesen (als einen »guten Gesellen«).
Der Ausdruck wurde erst 1774 von M. Claudius,
wahrscheinlich in Anlehnung an eine im Niederdeutschen gebräuchliche volkstümliche Bezeichnung (Heinenkleed ist daselbst
s. v. w. Totenkleid), eingeführt und dann schnell populär.
Irrtümlich bezieht man den Ausdruck auf den Hamburger Arzt
Anton Hein, über welchen Hamburger Zeitungen von 1760-70 scherzen.
Franz, Freiherr von, österreich. Staatsmann, geb. zu
Olmütz, studierte die Rechte und wurde Advokat in Johannesberg, 1847 in Troppau, welche Stadt ihn schon 1848 als ihren Bürgermeister
zum konstituierenden österreichischen Reichstag in Wien und Kremsier entsendete; hier gehörte er zur gemäßigten
deutschen Partei und war Berichterstatter des Verfassungsausschusses. 1860 wurde er für Schlesien in den verstärkten Reichsrat
berufen und 1861 vom schlesischen Landtag in das Abgeordnetenhaus gewählt und erster Präsident desselben. Er gehörte zur
zentralistischen Partei. 1862-1865 war er Justizminister im Kabinett Schmerling, wurde nach seinem Rücktritt
zum Präsidenten des Wiener Oberlandesgerichts und 1869 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt.
Ludwig Friedrich, Philolog, geb. zu Berlin, gebildet auf dem Köllnischen Gymnasium daselbst, an
welches er, nachdem er in Halle unter Wolf studiert hatte, 1796 als Subrektor zurückkehrte, wurde 1810 Professor an der Universität
daselbst, ging aber 1811 als solcher nach Breslau und im Frühjahr 1816 nach Halle, wo er bereits 23. Juni d. J. starb. Er gab
heraus: »Platonis dialogi selecti« (Berl. 1802-10, 4 Bde.;
Bd. 1 u. 2 in 2. Aufl.
von Ph. Buttmann, 1827-29);
»Horaz' Satiren« (Bresl. 1815; 3. Aufl. von Döderlein, Leipz. 1859) und Ciceros
»De natura deorum« (das. 1815).
1) Salomon, verdienter Bürger Hamburgs, geb. 1767 zu Hannover von unbemittelten jüdischen Eltern, war seit 1784 in
Wechselgeschäften zu Hamburg beschäftigt, wurde dann Wechselmakler und richtete 1797 mit Heckscher ein Bankiergeschäft ein,
mit dem er den Grund zu seinem spätern Reichtum legte. Durch seine Opferwilligkeit und Entschlossenheit
wendete er die schlimmsten Folgen des furchtbaren Brandes vom von der Hamburger Geschäftswelt ab; zugleich stellte
er dem Staat unaufgefordert ½ Million zur Verfügung. Überhaupt war Heines Wohlthätigkeit eine wahrhaft großartige. Das
Krankenhaus
für jüdische Arme ist ganz aus seinen Mitteln gebaut worden; ebenso verdanken die Vorschußanstalt für
jüdische Handwerker sowie andre milde Anstalten ihm ihre Entstehung. Er starb
2) Heinrich, berühmter Dichter, geb. (nach andern, aber unrichtig, zu
Düsseldorf von jüdischen Eltern, war der Neffe des vorigen, studierte in Bonn, Berlin und Göttingen die
Rechte, lebte dann abwechselnd in Hamburg, Berlin und München, machte Reisen nach Oberitalien und England und begab sich 1831 nach
Paris, wo er sich ausschließlich litterarischer Beschäftigung widmete und vom Jahr 1837 bis zum Sturz des Ministeriums Guizot
im Februar 1848 aus der Kasse des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten ein Jahrgeld von 4800 Frank bezog und zwar als
einen Anteil an »dem großen Almosen, das das französische Volk an so viele Tausende von Fremden spendete, die sich durch ihren
Eifer für die Sache der Revolution in der Heimat kompromittiert hatten und an dem gastlichen Herd Frankreichs
eine Freistätte suchten«.
Nachdem er schon 1825 zum Christentum übergetreten, heiratete er später eine Pariserin, Mathilde Mirat (gest. in
Passy bei Paris). Deutschland besuchte er nur noch zweimal flüchtig im Herbst 1843 und im Sommer 1844. Nachdem er für
ein Rückenmarksleiden, das ihn 1845 befiel, in einem Pyrenäenbad vergeblich Heilung gesucht, fesselte ihn die Krankheit seit
dem Frühling 1848 gänzlich an seine martervolle »Matratzengruft«. Trotz
seines jammervollen körperlichen Zustandes wußte er sich die Beweglichkeit und Frische seines Geistes zu bewahren.
Freunde, die ihn in der letzten Zeit besuchten, schilderten ihn als einen Bekehrten, bei dem aber
noch zuweilen die Weltlust hervorbreche. »Sonst nannte man mich einen Heiden«, sagte er lächelnd einem dieser Besucher, »jetzt
bin ich nichts weiter als ein armer, kranker Jude.« Er erlag seinen körperlichen Leiden In die litterarische Welt
war er durch seine »Gedichte« (Berl.
1822),
denen im folgenden Jahr die Tragödien: »Almansor« und »Ratcliff« mit dem »Lyrischen Intermezzo« folgten, eingetreten.
Doch hatten diese Erzeugnisse keine besondere Aufmerksamkeit erregt und waren bald vergessen worden. Um so größeres Glück
machten die beiden ersten Bände der »Reisebilder« (Hamb. 1826-1827),
die später durch zwei neue Bände vermehrt wurden (das. 1830-31, zusammen 4 Bde.; 5. Aufl.
1856). Selten hat in der Litteratur ein Reisetagebuch voll flüchtiger Einfälle und Empfindungen so großes Aufsehen gemacht
wie dieses.
Die das Publikum, namentlich das jugendliche, fesselnden Momente desselben waren: »die in reizenden Naturbildern schwelgende
Wanderlust, die lyrischen Klänge aus Herzenstiefen, kokett melancholisch oder skeptisch frivol«, vor
allem aber der treffende, schonungslose Witz, der den damals grassierenden Wortwitz der Theaterjournalisten an geistiger Energie
weit übertraf. Leider trat aber schon in den letzten Bänden der »Reisebilder« ein »cynischer
Trotz« und eine »renommierende Liederlichkeit« hervor, welche später
ein charakteristisches Merkmal der Heineschen Muse wurde. Die eingestreuten, zum Teil sehr originellen
Lieder samt einer Reihe neu hinzugefügter gab er gesammelt in seinem »Buch der Lieder« (Hamb. 1827, 32. Aufl. 1872) heraus,
welches, immer neu aufgelegt, als die glanzvolle Offenbarung eines großen dichterischen Talents bis auf die Gegenwart bei
der Nation
mehr
in hoher Gunst steht. Unter Heines Namen erschien dann die Broschüre Wesselhöfts: »Kahldorf über den Adel, in Briefen an den
Grafen M. von Moltke« (Hamb. 1831),
zu welcher Heine eine kraftvolle Einleitung geschrieben hatte. Es folgten die »Beiträge zur
Geschichte der neuen schönen Litteratur in Deutschland« (Hamb. 1833, 2 Bde.);
»Französische Zustände« (eine mit einer geharnischten Vorrede ausgestattete Sammlung seiner aus Paris
für die Augsburger »Allgemeine Zeitung« geschriebenen Aufsätze, das. 1833) und »Der Salon« (4 Bde., das. 1835-40
u. öfter). Wiewohl dies Buch in einzelnen Partien voll der grellsten Cynismen ist, so werden sie doch durch übersprudelnden
Witz gemildert, und namentlich sind die »Memoiren des Herrn v. Schnabelewopski« ein humoristisches Meisterwerk.
Heines Ansehen stieg, als der Bundestag, gegen das junge Deutschland einschreitend, auch Heines ganze litterarische Existenz
auszulöschen versuchte und sowohl seine vorhandenen als auch seine künftig erscheinenden Schriften in der 31. Sitzung von 1835 verbot.
Heine beklagte sich laut und bitter über dies ohne Verhör und Verteidigung gefällte Verdammungsurteil;
gegen seinen Hauptankläger, W. Menzel, aber richtete er eine scharfe Schrift: »Über den Denunzianten« (Hamb. 1837). Auf »Die
romantische Schule« (Hamb. 1836) und »Shakespeares Mädchen und Frauen mit Erläuterungen« (Par. u. Leipz.
1839) folgte Heines mit Recht am meisten getadelte Schrift über Börne« (Hamb. 1840) und seine »Neuen Gedichte«
(das. 1844, 10. Aufl. 1872),
die zwar im ganzen denselben Ton anschlagen wie das »Buch der Lieder«, aber weit absichtlicher
polemisieren, daher ihre Pointen weit gröber und cynischer sind. Die träumerische Sentimentalität, die Innigkeit des Augenblicks,
so fesselnd und zauberisch im »Buch der Lieder«, tritt hier nur noch vereinzelt auf; dafür überwiegt
die materialistisch ironische Negation edlerer Empfindungen und Lebenserscheinungen. Das auch besonders erschienene Gedicht
»Deutschland, ein Wintermärchen« bezeichnet die Wendung, welche die deutsche Poesie seit 1840 zur Politik hin machte.
Das eben genannte Gedicht ist Heines witzigstes Erzeugnis; es gibt satirische Schilderungen deutscher
Zustände, angereiht an den zufälligen Faden einer Reise, die der Dichter von Paris nach Hamburg machte. Mit zügellosem Humor,
der nur allzu oft in vergifteten Hohn und cynische Polemik umschlägt, schildert der Dichter die deutschen Zustände der 40er
Jahre, geißelt die militärische Pedanterie, die verzopfte Kleinstädterei, die romantischen Neigungen.
König Friedrich Wilhelms IV. von Preußen, die Kindereien des deutschen Liberalismus und hundert andre Dinge, überschüttet
mit der gleichen Lauge des Spottes edle und unedle Naturen, berechtigte wie thörichte Bestrebungen, kehrt den ganzen Gegensatz
seiner spätern Lebensanschauungen gegen deutsche Gemütsart und Natur hervor und läßt höchstens ein
sehr unbestimmtes Pariser Freiheitsideal zwischen die Schilderung der deutschen Armseligkeiten hereinleuchten.
Eine Apotheose der echten Poesie und zugleich eine Satire auf deren Entstellungen ist das allegorische Epos »Atta Troll« (Hamb.
1847). Dasselbe ist gegen die Ausschreitungen des philosophischen Radikalismus und der politischen Lyrik gerichtet und eine
»glänzende Parodie der plumpen, unkünstlerischen Gesinnungspoeten und ihrer andressierten Künste«. Der
humoristische Stil hat darin eine klassische Ruhe gewonnen, und das Gedicht ist reich an Stellen echter Poesie, frischester Naturlyrik
und mächtiger Gedankengewalt. Die Schrift »Heines politisches Glaubensbekenntnis oder
Epistel an Deutschland« (Leipz. 1848)
ist nur ein unbefugter Wiederabdruck seiner Vorrede zu den »Französischen. Zuständen«. Später folgten
noch der »Romanzero« (Hamb. 1851, 6. Aufl.
1872),
der alle Vorzüge und Fehler der Heineschen Muse in sich trägt, und das fratzenhafte Tanzpoem »Der Doktor Faust« (das.
1851); ferner: »Die verbannten Götter« (Berl. 1853) und »Vermischte Schriften« (Hamb. 1854, 3 Bde.),
letztere meist aus interessanten Berichten an die »Allgemeine Zeitung« zusammengestellt. Nachdem lange
Zeit hindurch von ausgedehnten »Memoiren« Heines die Rede gewesen, deren Existenz und deren absichtliche Unterdrückung namentlich
Alfred Meißner behauptete, trat ein nur die frühste Jugend besprechendes Fragment: »Heinrich Heines Memoiren« (hrsg. von F. Engel,
Hamb. 1884), ans Licht. Eine Gesamtausgabe der Werke Heines, besorgt von A. Strodtmann, erschien Hamburg
1861-66 (21 Bde.; neue Ausg., das.
1867; Volksausgabe mit Biographie von Karpeles, das. 1885, 12 Bde.);
kritische Ausgaben besorgten Karpeles (Berl. 1886-87, 9 Bde.)
und Elster (Leipz. 1887, 7 Bde., mit
Biographie).
Aus dem Nachlaß des Dichters erschienen »Letzte Gedichte und Gedanken von Heinrich Heine« (Hamb.
1869). In französischer Sprache erschienen sie (von Saint-René Taillandier, Gérard de Nerval u. a., die Gedichte in Prosaübersetzung)
als »Œuvres complètes« zu Paris seit 1852 in 14 Bänden, davon 7 Bände zu des Dichters Lebzeiten und unter seiner eignen Redaktion;
Versuche metrischer Übertragungen seiner Gedichte liegen vor von Marelle (»Poésies choisies«, 2. Aufl.
1864),
Ristelhuber (»Lyrisches Intermezzo«),
Buchon, Schuré. Das »Buch der Lieder« wurde ins Englische übertragen von Wallis
(Lond. 1856),
E. A. Bowring (»Complete poems«, 2. Aufl. 1866),
Leland (Philad. 1864),
der auch eine Übersetzung der »Reisebilder« (neue Ausg.,
das. 1868) lieferte, und von Stratheir (1882); ins Italienische von Zendrini (mit den »Neuen Gedichten«, 2. Aufl.,
Flor. 1867),
der auch eine Biographie Heines (das. 1865) schrieb, und von Varese (das. 1886),
endlich sogar ins Japanische. Die
Unechtheit der von Steinmann herausgegebenen »Briefe« (Amsterd. 1861-1862, 2 Tle.) und »Dichtungen« (das. 1860, 2 Bde.)
Heines ist bis zur Evidenz nachgewiesen worden.
Heines Name ist unsterblich in der deutschen Litteraturgeschichte; insbesondere als lyrischer Dichter muß er als gewissermaßen
epochemachend bezeichnet werden. Das reichste und glänzendste lyrische Talent der nachgoethischen Zeit, rang er sich »im
Zwiespalt einer zugleich träumerisch poetischen und unruhig eiteln, einer weltschmerzlich verstimmten und zugleich knabenhaft
hoffnungsvoll der Bewegung der Zeit vertrauenden Natur zu keiner läuternden höhern Einsicht empor. Aber
bis an das Ende seines Lebens quoll zu guter Stunde die echte lyrische Ader; neben den genial liederlichen Cynismen entströmten
ihm einzelne Gedichte voll Adel, Wohllaut, voll jenes weichsten lyrischen Zaubers, der die Seele löst«, welche im »Buch der
Lieder« der Zahl und Bedeutung nach noch überwiegen.
Die Kraft und Lebendigkeit von Heines Poesie haben daher auch dessen entschiedenste Gegner zugestanden, aber ihm nicht mit
Unrecht die schamlose Nacktheit und Rücksichtslosigkeit vorgeworfen, mit der sie im Bewußtsein, daß sie eben Poesie sei,
sich nicht darum kümmere, was sie sonst noch sei, und die poetische Freiheit von der Form auf die Materie
ausdehne. Mit Börne gehört Heine zu denen, welche, ohne die große weltgeschichtliche Katastrophe von 1830 zu ahnen, unbewußt
die Gemüter in Deutschland für
mehr
den Eindruck der Julirevolution stimmten und empfänglich machten. Man war des »trocknen Tons« satt, welcher seit längerer
Zeit in der deutschen Litteratur geherrscht hatte, und begrüßte daher mit Enthusiasmus den kecken, das Alte spielend über
den Haufen werfenden Dichter mit seinen Stachelliedern, seinem pietätlosen Witz und seiner schonungslosen Satire. Eine
Anzahl Nachahmer trat sogleich in die Fußstapfen des Dichters; namentlich waren es seine wie scherzend und aus Mutwillen
hingeworfenen Lieder, die eine wahre Sündflut von Erzeugnissen ähnlicher Art hervorriefen.
Was aber bei Heine, dem »ungezogenen Liebling der Grazien«, Originalität, Poesie, Frische und Witz war, das erschien bei seinen
Nachtretern als ein blasser Abklatsch voll krankhafter Sentimentalität, welcher die ganze poetische Litteratur
der Deutschen in Grund und Boden verderben zu wollen schien. Die sarkastische Frivolität und die Wendung zum Materialismus der
Lebensanschauung waren bei Heine durch Eindrücke der Jugend geweckt, durch den langen Aufenthalt in der französischen Hauptstadt
genährt worden; sie schlossen die Existenz echter Stimmungen und aufrichtiger Begeisterung auch in den
letzten Lebensjahren des Dichters keineswegs völlig aus.
Wohl aber hinderten die spätere Grundstimmung des Dichters und die Bevorzugung der journalistischen Thätigkeit die
Gestaltung größerer objektiver Schöpfungen, zu denen Heine mit den (freilich unreifen) Jugendtragödien und dem sehr bedeutenden
und vielverheißenden Romanfragment »Der Rabbi von Bacherach« einen Anlauf genommen.
Vgl. Meißner, Heinrich
Heine (Hamb. 1856);
Schmidt-Weißenfels, Über Heinrich Heine (Berl. 1857);
»Heine Heines Briefe an Moses Moser« (Leipz. 1862);
Strodtmann,
Heinrich Heines Leben und Werke (3. Aufl., Berl. 1884, 2 Bde.);
Hüffer, Aus dem Leben Heinr. Heines (das. 1877);
R. Prölß, Heinrich Heine, sein Lebensgang und seine Schriften
(Stuttg. 1886).
Weniger eine Biographie Heines als eine Schmähschrift gegen die Deutschen ist das Werk des Engländers Stigand: »The life,
works and opinions of Heinrich Heine« (Lond. 1876, 2 Bde.).
Die anonyme Schrift »Heines Höllenfahrt« (Hannov. 1856) und deren Gegenstück »Heinrich Heines Himmelfahrt«
(von Emma v. Hallberg, Trier 1857) sind unbedeutende litterarische Satiren. - Des Dichters jüngster Bruder, Maximilian (geb.
1807, gest. 1879 als russischer Staatsrat in Berlin),
schrieb »Erinnerungen an Heinrich und seine Familie« (Berl. 1868); sein
zweiter Bruder, Gustav, Baron v. Heine-Geldern, geb. 1806, Begründer und Eigentümer des Wiener »Fremdenblattes«,
starb in Wien.
3) Eduard, Mathematiker, geb. zu Berlin, habilitierte sich nach vollendeten Studien 1844 als Privatdozent an der Universität
zu Bonn und wurde bald darauf außerordentlicher Professor daselbst, folgte aber 1856 einem Ruf als ordentlicher Professor der
Mathematik an die Universität zu Halle, wo er starb. Er lieferte bedeutende Arbeiten über Probleme
der höhern Analysis; als selbständiges Werk erschien: »Handbuch der Kugelfunktionen«
(Berl. 1861; 2. Aufl. 1878-81, 2 Bde.).
4) Wilhelm, Maler und Reisender, geb. zu Dresden, Sohn des Schauspielers Ferdinand Heine daselbst, machte seine Kunststudien
in Dresden und Paris und begab sich Ende 1849 nach New York, wo seine landschaftlichen Darstellungen großen Beifall fanden.
Eine Reise nach Zentralamerika beschrieb er in dem Buch »Wanderbilder aus Zentralamerika« (Leipz. 1853, 2. Aufl. 1857). Im
J. 1852 der
nordamerikanischen Expedition nach den ostasiatischen Gewässern unter Kommodore Perry als Zeichner zugesellt,
durchsegelte er den Großen Ozean und hielt sich namentlich längere Zeit in Japan auf. Die Resultate seiner Beobachtungen veröffentlichte
er in den Werken: »Reise um die Erde nach Japan« (Leipz. 1856, 2 Bde.);
»Die Expedition in die Seen von China, Japan und Ochotsk etc.« (das. 1858-59, 3 Bde.)
und »Japan und seine Bewohner« (das. 1860).
Nachdem er noch einen Ausflug nach Tripolis (»Eine Sommerreise
nach Tripolis«, Berl. 1860) gemacht, begab er sich im Frühjahr 1860 über Ägypten nach Singapur, um sich der preußischen
Expedition nach Ostasien anzuschließen, die er zu Berlin hatte anregen helfen. Er veröffentlichte darüber: »Eine
Weltreise um die nördliche Hemisphäre« (Leipz. 1864, 2 Bde.).
Bereits im Herbst 1861 nach New York zurückgekehrt, trat er beim Ausbruch des Kriegs als Ingenieurhauptmann in die Armee der
Nordstaaten ein, wo er bis zum Brigadegeneral avancierte. Noch gab er das Prachtwerk »Japan, Beiträge zur Kenntnis des Landes
und seiner Bewohner« (Leipz. 1873-80) heraus und starb in der
Lößnitz bei Dresden.