Aschaffenburg,
[* 2] verlor schon in früher
Jugend den rechten
Arm, brachte es aber trotzdem im
Zeichnen zu großer Vollkommenheit.
Er widmete sich dem
Studium der
Kunstgeschichte, vornehmlich des
Mittelalters, wurde 1835 zum
Professor der
Zeichenkunst
[* 3] ernannt,
ward 1853
Konservator der vereinigten
Kunstsammlungen zu
München,
[* 4] 1863
Konservator des königlichen Kupferstichkabinetts und 1868 Generalkonservator
der Kunstdenkmäler
Bayerns und
Direktor des bayrischen Nationalmuseums, zu dessen
Entwickelung er wesentlich beigetragen hat. 1886 trat
er in den
Ruhestand. Hefner-Alteneck machte sich besonders verdient durch Herausgabe einer Anzahl kunst- und kulturgeschichtlicher
Bilderwerke, deren
Zeichnungen größtenteils von ihm herrühren.
Sie beginnen mit dem Prachtwerk
»Trachten des christlichenMittelalters nach gleichzeitigen Kunstdenkmalen«
(Mannh., dann
Frankfurt
[* 5] a. M. 1840-54, 3 Abtlgn. mit 366 Tafeln),
welchem als Seitenstück die in
Gemeinschaft mit C.
Becker herausgegebenen »Kunstwerke und Gerätschaften des
Mittelalters und
der
Renaissance« (das. 1848-63, 180 Tafeln) folgten. Eine neue vermehrte
Ausgabe beider Werke unter dem
Titel:
»Trachten, Kunstwerke
und Gerätschaften von dem frühen
Mittelalter bis Ende des 18.
Jahrhunderts« veröffentlichte er seit 1879 (120
Lfgn.). Es folgten: »Die
BurgTannenberg und ihre
Ausgrabungen« (mit F. W.
Wolfs, Frankf. 1850);
»Ornamente der
Holzskulptur von 1450 bis 1820 aus dem
Bayrischen Nationalmuseum« (das. 1881 ff.).
1865 publizierte er die
Entwürfe deutscher
Meister für Prachtrüstungen der
Könige von
Frankreich. Von seinen
Arbeiten, die nicht in die
Öffentlichkeit drangen, sei das
»Geschlechtsbuch der freiherrlichen
Familie v. Fechenbach-Lautenbach« hervorgehoben, das er als
Unikum
1848-49 für den
FreiherrnFr. v. Fechenbach (gest. 1851) fertigte. Es besteht aus etwa 400 miniaturartig
ausgeführten Blättern, die
Wappen,
[* 8] Grabdenkmäler etc. dieser
Familie von 1214 bis zur Neuzeit enthaltend, und wird im
Archiv
zu Lautenbach bewahrt.
Aus dem
Nagelfluh- und
Geröllgebilde der Gegend ragen wie
Inseln eine Anzahl kegelförmiger Trappberge hervor, die meist mit Burgruinen gekrönt
sind, so der
Hohenhöwen, Hohenstoffeln,
Hohenkrähen,
Hohentwiel u. a.
veröffentlicht hatte. Diese
Schrift enthielt
(nachErdmann) Hegels
Programm: »entscheiden« heiße sich über die Streitenden stellen.
Indem er
Schellings Identitätslehre als objektiven,
FichtesWissenschaftslehre als subjektiven
Idealismus bezeichnete, deutete
er an, daß über beide hinausgegangen und ein subjektiv-objektiver (absoluter)
Idealismus (der seinige) geschaffen werden
müsse. Seit 1804 arbeitete er sein Hauptwerk, die
»Phänomenologie des
Geistes« (Bamb. 1807; 2. Aufl.,
Berl. 1841), aus, welcher, als dem ersten (einleitenden) Teil der
Philosophie, die
Logik als zweiter, die
Natur- und Geistesphilosophie
als dritter und vierter Teil folgen sollten.
Ständeverfassung« schrieb, und folgte 1818 dem Ruf als Professor der Philosophie nach Berlin, wo sich bald ein weiter Zuhörerkreis,
darunter Männer aus allen gebildeten Ständen, um ihn sammelte. Seine »Grundlinien der Philosophie des Rechts, oder Naturrecht
und Staatswissenschaft« (Berl. 1820, 3. Aufl. 1854) trugen dazu
bei, seiner Philosophie in Deutschland
[* 30] Anerkennung zu verschaffen, und die 1827 von ihm in Gemeinschaft mit
mehreren seiner Anhänger gegründeten »Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik« wurden ein wirksames Organ für die Verbreitung
seiner auch von der damaligen Staatsgewalt begünstigten Lehre.
[* 31] Mit einer neuen Ausgabe seiner Werke beschäftigt, starb er an der
Cholera. Von mehreren seiner Schüler wurde die Herausgabe seiner sämtlichen Werke (Berl. 1834-45, 18 Bde.)
besorgt. Eine pietätvolle Biographie Hegels verfaßte K. Rosenkranz (Berl. 1844). Am wurde ihm auf dem Hegelplatz
zu Berlin ein Denkmal errichtet.
Hegels Philosophie ist mit Recht eine geistige Macht genannt worden und hat die ganze Atmosphäre deutscher
Bildung und (auch schönwissenschaftlicher) Litteratur seit der Julirevolution in durchgreifender Weise bestimmt. Dieselbe ist
jedoch sowenig wie die ihr an weitreichendem Einfluß im 18. Jahrh. ebenbürtige und auch
sonst in manchen Punkten (z. B. in ihrer bestechenden Systematik) verwandte PhilosophieWolfs als ein Werk ihrer Urheber anzusehen,
vielmehr, wie diese als die Vollendung des von Leibniz, dem ersten deutschen Originalphilosophen, eingeschlagenen
Wegs, so als die reifste Frucht des einen der beiden von Kant zuerst angebahnten und seinen Nachfolgern zur Wahl hinterlassenen
Wege, des idealistischen, zu betrachten. Um von derselben das (keineswegs leichte) richtige Verständnis zu gewinnen, muß
sie daher im genauen Zusammenhang mit ihren Vorgängerinnen bis auf Kant betrachtet und dabei das Hegel Eigentümliche
von dem ihm mit seinen Vorgängern Gemeinsamen gesondert werden.
Bei Kant trat diese Konsequenz noch nicht vollständig hervor, weil nach ihm das Erkenntnisvermögen nicht die ganze Anlage der
künftigen Erkenntnis enthielt, sondern dazu der Ergänzung durch einen äußern Faktor, das Ding an sich, bedurfte. Dieselbe
lag im Erkenntnisvermögen zwar der Form, keineswegs aber dem Stoff nach vorgebildet; das »Inventar der
reinen Vernunft«, welches Kant aufzunehmen unternahm und welches außer den reinen Formen der sinnlichen Anschauung (Raum und
Zeit) auch die reinen Verstandes- und ebensolchen Vernunftformen (Kategorien und Ideen) umfaßte, erstreckte sich nur über
den subjektiven (von innen), keineswegs über den objektiven (vom Ding an sich stammenden) Faktor der Erkenntnis.
Daß zu diesem Übergang aus der Anlage zur Entfaltung, aus der Möglichkeit zur Wirklichkeit Bewegung erforderlich sei, hatte
schon Aristoteles gelehrt. Es kam darauf an, ob zunächst diese Heraussetzung des im Keim Enthaltenen ans Tageslicht (des Bewußtseins)
versucht oder das von Kant angestrebte »Inventar der reinen Vernunft«, die Inhaltsangabe des Keims, zum
Abschluß gebracht werden sollte. Ersteres haben Fichte
[* 33] und Schelling, letzteres Hegel gethan, welcher dadurch als Vollender des
von Kant betretenen Wegs in der Richtung des Idealismus erscheint.
Fichte führte in der Wissenschaftslehre den Gedanken durch, daß das gesamte Erkenntnisobjekt nur die Gesamtheit
der (unbewußten) Thaten des Erkenntnissubjekts sei, welches in allen Objekten sich selbst setze und sich in denselben, als
seinen eignen Setzungen, wieder erkenne, oder nach Schillers treffendem Ausdruck, »daß die Welt ein Fangball sei, den das Ich
mit einer Hand
[* 34] wirft und mit der andern wieder fängt«. Schelling erblickte in der Natur den Inbegriff der
dem Ich unbewußten Setzungen des Ichs, d. h. der in der Natur thätigen, aber schlummernden Vernunft, der träumenden »Weltseele«,
welche bestimmt ist, zum Bewußtsein ihrer selbst gelangt, »Geist« und am Ende der die Stufen des bewußtlosen Vernunftprozesses
in der Natur als bewußter Vernunftprozeß wiederholenden Weltgeschichte »Gott« zu »werden«.
Nach der Meinung beider sollte sich dieser Selbstverwirklichungsprozeß der nach Fichte im Ich, nach Schelling im Absoluten enthaltenen
Möglichkeit in drei Stufen abwickeln, deren erste die unbewußte Setzung (Thesis), die zweite die bewußte Entgegensetzung
(Antithesis) und die dritte die gleichfalls bewußte Ineinssetzung des Setzenden und des durch dasselbe
Gesetzten darstellen, deren Inhalt (der im Ich, im Absoluten, vorgebildete Keim) aber auf allen der nämliche sein sollte.
Auch diese Dreigliederung des Fortschritts hat Hegel mit ihnen gemein, wenngleich er jene Stadien abweichend benannt
und an die Stelle des Sichsetzens und Wiederaufhebens, welches den Schein einer spontanen Thätigkeit des
»Keims« (des Ichs oder des Absoluten) erzeugt, die notwendige Fortbewegung desselben (der »reinen Vernunft«) von einem zum andern
(vom An-sich durch das Für-sich zum An-und-für-sich; Idee, Natur, Geist) gesetzt hat. Den »Keim«, welchen Fichte »Ich«, Schelling
»das Absolute« genannt hatte, bezeichnete Hegel wieder, wie Kant, als »reine (oder absolute) Vernunft« (Idee)
und nahm nach Beseitigung des Dingesan sich ebensowenig wie seine Vorgänger Anstand, zu erklären, daß (wie Fichte vom Ich,
Schelling vom Absoluten behauptete) nunmehr die Vernunft (das Denken) das einzige wahrhaft Wirkliche (Sein) und demnach nicht
nur alles Wirkliche notwendig Vernunft, sondern auch die Vernunft notwendig wirklich sei. Dieser »Keim«,
die Vernunft, ist die einzige »Substanz«, welche demnach keine reale, sondern eine rein ideale und das »Logische«, folglich
die Substanz von allem ist (Panlogismus). Diese »Substanz zum Subjekt«, d. h. die ursprünglich bewußtlose Vernunft zur
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