ist übrigens der lyrische, wie denn auch die
Psalmen, welche von
David an bis auf die Makkabäerzeit herabreichen, die eigentlichen
Perlen dieser Litteratur bilden. Zu welchem
Reichtum sich übrigens die althebräische
Poesie entfaltet hatte, ersieht man endlich
auch aus den Überbleibseln einer rein weltlichen Litteratur, wohin man das den üppigsten
Zeiten des
Nordreichs entstammende sogen. Hohelied
Salomos, die altjüdische Dorfgeschichte des Büchleins
Ruth und die sehr wenig religiöse
Novelle, genannt
BuchEsther, zu rechnen hat.
Die sogen. Klagelieder
Jeremias' sind
Elegien auf den
UntergangJudas, und der schon in der griechischen Zeit geschriebene
PredigerSalomos ist ein philosophisches Klagelied über den Zerfall der alten sittlich-religiösen Weltauffassung
im einzelnen
Subjekt.
Sprache.
[* 3] Die althebräische
Sprache, welche von den
Hebräern oder Israeliten zur Zeit
ihrer nationalen Selbständigkeit, in ihren wesentlichsten
Bestandteilen auch wohl schon von den in
Palästina
[* 4] wohnenden alten
kanaanitischen Völkerstämmen, bis in das 2. Jahrh.
v. Chr. gesprochen und geschrieben wurde, bildet neben der arabischen,
aramäischen, assyrisch-babylonischen Sprachgruppe einen Hauptast des semitischen Sprachstammes, welcher in den
LändernVorderasiens,
inÄthiopien, auf den phönikischen
Kolonien, auf den
Inseln des
Mittelmeers
[* 5] und auf der
NordküsteAfrikas
heimisch war. In dieser kräftigen, grammatisch durchgebildeten, an Wortreichtum der arabischen aber nachstehenden
Sprache
liegen uns die ältesten semitischen Schriftstücke in den ältern
Texten des Alten
Testaments vor.
Der
Name hebräische Sprache (laschon ibrith) war früh gebräuchlich, findet sich aber im
Alten
Testament nicht, dafür
Jes. 19, 8. die poetische Benennung
»SpracheKanaans« (s'phat K'naan) und
Jes. 36, 11. 13, Nehem.
13, 14 u. öfter j'hudit (»jüdisch«). Zur
Zeit des
NeuenTestaments verstand man unter hebräischer
Sprache die vorwiegend aramäische Landessprache
Palästinas. Erst
in den chaldäischen Übersetzungen des Alten
Testaments findet sich der
Name »heilige
Sprache« (lischon
d'kudscha).
Althebräische Schriftdenkmäler sind die 24
Bücher des Alten
Testaments (s.
Hebräische Litteratur), eine 1868 in den Trümmern
der moabitischen Stadt Dibon von dem
MissionärKlein aufgefundene, 1870 von Ganneau und dem
GrafenVogüé veröffentlichte
Inschrift des in der ersten Hälfte des 9. Jahrh.
v. Chr. lebenden moabitischen
KönigsMesa (vgl.
Schlottmann,
Die Siegessäule
Mesas,
Halle
[* 6] 1870), 20
Steine mit
Schrift (vgl.
Levy,
Siegel und
Gemmen,
[* 7] Bresl. 1869), jüdische
Münzen
[* 8] aus der
Makkabäerzeit (vgl.
Madden, History of Jewish coinage, Lond. 1864) und die 1880 entdeckte Siloa-Handschrift. -
Zeigt die hebräische Sprache im großen und ganzen auch viel Gleichmäßigkeit und Übereinstimmung
in Form und
Geist, so lassen sich doch mit
Bestimmtheit in ihr zwei
Perioden erkennen, von denen die eine, das sogen.
goldene Zeitalter,
die
Schriften vor dem
Exil, die andre, das silberne
Zeitalter, die
Schriften während desselben und nach demselben
umfaßt.
DiesenPerioden geht eine Entwickelungsstufe der hebräisch-kanaanitischen
Sprache voraus, auf der sie mit dem gemeinsamen Sprachstamm
[* 9] noch enger verbunden war, und welche zeigt, daß die hebräische Sprache seit den ältesten
Zeiten die
SprachePalästinas war und, mit einigen
dialektischen Verschiedenheiten,
bereits von den alten heidnischen
Stämmen gesprochen wurde. Eine strenge
Abgrenzung beider
Zeitalter ist aber bei der Eigentümlichkeit der hebräischen Litteratur nicht möglich.
Dieses
goldene Zeitalter zeigt uns die hebräische Sprache im allgemeinen ungetrübt. Zeit,
Ort, Eigentümlichkeit und Quellenverwertung
der Schriftsteller geben dem einzelnen, namentlich bei historischen
Texten, häufig eine merkliche Verschiedenheit; übrigens
wird der gleiche
Charakter, die Reinheit des
Ausdrucks, der Schwung der
Rede, die Einfachheit und
Kürze
bewahrt. Die
Sprache der Dichter, von den prosaischen
Texten verschieden, tritt durch einen in strenger abgemessenen parallelen
Satzgliedern sich bewegenden
Rhythmus, durch eigentümliche Wortbedeutung und Formbildung hervor.
In der zweiten
Periode gewöhnten sich die
Juden in
Babylon bald an den dem
Hebräischen nahe verwandten
aramäischen
Dialekt, welcher sich auch bei ihrer Rückkehr mehr ausbreitete, zumal die
Sprache der Behörden und des
Verkehrs
die aramäische war.
Daher schwand nach und nach die reine hebräische Sprache aus dem
Leben und war nach einigen
Jahrhunderten im Volksmund
viel verdorbener, als sie in den gleichzeitig erscheinenden schriftstellerischen Erzeugnissen erscheint.
Bei dem Übergewicht des
Aramäischen bildete sich eine aramäisch-hebräische
Sprache aus.
Nach der Rückkehr der Juden aus dem babylonischen Exil (536) hörte die hebräische Sprache nach und nach als Umgangssprache auf und erhielt
sich nur in den Kreisen der Gebildeten, bis sie im 2. Jahrh. durch das Griechische verdrängt und nur noch als Schrift- und
Kultussprache benutzt wurde. Denn die gelehrten Leiter des in hebräischer Schrift fortgeführten Gottesdienstes,
die Übersetzer der biblischen Vorlesungen in den Synagogen, die Gesetzlehrer überhaupt bildeten sie, unterstützt durch
eine lebendige traditionelle Sprachkenntnis, zu einer religiösen Gelehrtensprache aus, die in ähnlicher Weise wie das Lateinische
im Mittelalter benutzt wurde.
Diese Gelehrtensprache, deren sich vorwiegend Rabbiner bedienten, nannte man wenig korrekt die rabbinische,
richtiger die neuhebräische Sprache. Sie ist die durch die veränderten Lebensverhältnisse, durch neue Rechtsbegriffe u. a.
teils erweiterte, teils umgebildete hebräische Sprache Die Umbildung der aus dem Aramäischen und aus den klassischen Sprachen, besonders
dem Griechischen, aufgenommenen Wörter geschah nach Geist und Form des Althebräischen, so daß die fremden
Bestandteile oft als echt semitisch erscheinen. In dieser neuhebräischen Sprache sind bis zum 9. und 10. Jahrh. abgefaßt:
die Mischna (s. Talmud), ältere Teile der Liturgie, die aber noch echte biblische Färbung tragen, einzelne Partien des Talmuds,
die Tossefta (s. d.) und die Midraschim (s. d.).
Die Sprache der Mischna, das Vorbild späterer Schriften, entlehnt dem Aramäismus Flexionen und Derivationen,
neue Wortbildungen, Konstruktionen, Verbalstämme, nimmt Bezeichnungen für Abstrakta und Konkreta aus der griechischen Umgangssprache
u. a. auf und bürgert so die Barbarismen in die ein. hebräische Sprache
Vom 10. Jahrh. ab bedienten sich die gelehrten Juden, die zahlreichen Theologen, Philosophen, Historiker,
Dichter, Exegeten, Grammatiker u. a., in allen Ländern wieder der hebräischen Sprache als Büchersprache. Diese, oft ein treues
Abbild des Althebräischen, ist das Ergebnis rein gelehrten Strebens. NeueWörter, Kunstausdrücke, Partikeln zur Satzverbindung
entstehen, ja bei der Übersetzung der philosophischen Schriften der Araber muß eine neue Terminologie, eine an die
arabische Grammatik sich anlehnende Ausdrucksweise für neue Begriffe und Denkformen, geschaffen werden.
Sie hat den Juden in Polen und Rußland das europäische Wissen, die Litteratur der zivilisierten Welt, Geschichte und Politik
vermittelt; sie hat einzelne Dichter erweckt, in deren Poesien die Sprache Jesajas' in verjüngter Gestalt
wieder auflebte. Wir nennen hier den Dramatiker A. B. Löwensohn in Wilna,
[* 11] den Novellisten und Romanschriftsteller A. Mape,
den Gelehrten und Übersetzer R. Schulmann in Wilna, den Journalisten P. Smolensky, Herausgeber des »Haschachar« und trefflicher
Schilderungen aus dem jüdischen Volksleben Rußlands, den Dichter M.L. Lilienblum, S. Mandelkern, Verfasser
einer Geschichte Rußlands in hebräischer Sprache, die Schriftstellerin und Übersetzerin Mirjam Markel in Subolk, Hebräische Rabbinowicz
in Petersburg
[* 12] (»Lehrbuch der Mathematik, Physik und Chemie«),
S.
J. Abramovitz in Sitomir (über jüdisches Erziehungswesen in
Rußland und Romane aus dem jüdischen Volksleben), den Novellisten J. Baermann in Taer, den Verfasser kritisch-historischer
Werke über Kabbala, D. Kahane in Odessa,
[* 13] Josua Chaimowitz in Dünaburg, den geistreichen Publizisten und
Redakteur der in hebräischer Sprache zu Lyck
[* 14] seit 1857 erscheinenden Wochenschrift »Hamagid«, D. Gordon, und den Lieblingsdichter
der russisch-jüdischenJugend, L.Gordon.
Die althebräische Schrift, wie sie auf der Inschrift des Mesa, aus makkabäischen Münzen und alten Steinen
sich zeigt, stammt wahrscheinlich aus Babylon und wurde auch von den Phönikern gebraucht. Aus ihr ging die etwas abweichende
aramäische Schrift hervor, von der eine Abart, die palmyrenische Schrift (auf den DenkmälernPalmyras), uns bekannt ist. Diese
beiden Arten faßt man als assyrische Schrift zusammen, und aus ihr schufen die jüdischen Bibelschreiber
(soferim).
Das Alphabet (s. die »Schrifttafeln«) besteht
aus folgenden 22 Konsonanten, von denen 3 auch Vokalpotenz haben: Aleph (^, spiritus lenis), Beth (b), Gimel (g), Daleth
(d), He (h), Waw (w, wie das englische w) ^[offenbar unrichtig, das Waw ו entspricht dem deutschen w], Zajin (z nach französischer
Aussprache), Chet (ch, starker Kehlhauch), The (t), Jod (j), Kaph (k, ch), Lamed (l), Mem (m), Nun (n), Samech (s), Ajin (^,
eigentümlicher Kehllaut), Pe (p, ph), Szade (starkes s), Koph (q), Resch (r), Szin (s) und Schîn (sch),
Taw (t, th).
Die Konsonanten werden auch als Zahlzeichen benutzt. Am Ende anders als in der Mitte und am Anfang des Wortes werden Kaph, Mem,
Nun, Pe und Szade geschrieben (Finalbuchstaben). SechsKonsonanten, Beth, Gimel, Daleth, Kaph, Pe und Taw, sind
uns in doppelter Aussprache überkommen: in härterer (literae tenues) und in weicherer (l. aspiratae). Die hebräische Sprache wurde
ohne Vokalzeichen geschrieben, erst um das 7. Jahrh. n. Chr. wurden diese fixiert. Es hat sich aber eine zwiefache Aussprache
der hebräischen Vokale erhalten, die nach dem Weg, den sie zu uns genommen, die portugiesische (bei den
Philologen übliche) und polnische Aussprache genannt wird.
der Artikel ha, stets mit dem Wort, vor dem er steht, verbunden,
scheint aus hal (arab. al) entstanden zu sein;
der wichtigste Redeteil, das Verbum (starkes und schwaches Verbum), wird in sieben
Konjugationen (bei den hebräischen GrammatikernFormationen) flektiert, wodurch die verschiedensten Bedeutungen ausgedrückt
werden. Es hat zwei
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