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aufwärts erstreckt, mit Bananen, Dracänen, Bambus u. a., eine Waldzone zwischen 600 und 1000 m Höhe mit Koa, Mamane, Argyroxiphium und die alpine Zone mit wenigen Gräsern und Flechten. [* 2] Die Europäer haben das Zuckerrohr, die Kartoffel, den Tabak, [* 3] Kaffee, Orangen, Zitronen, den Weinstock, die Olive u. a. eingeführt. Sehr dürftig ist die einheimische Fauna. An Säugetieren gab es früher nur Ratten und Fledermäuse; unter den gleichfalls seltenen Vögeln ist der Oo (Drepanis pacifica) durch seine prächtigen goldschimmernden Federn berühmt. Die eingeführten Rinder, [* 4] Schafe, [* 5] Ziegen, Pferde, [* 6] Esel und Hausgeflügel gedeihen vorzüglich; es gibt wenig Eingeborne, Männer wie Frauen, die nicht ein Reitpferd besitzen. Die See ist sehr reich an tierischem Leben.
Das Gesamtareal der Gruppe beträgt 17,008 qkm (308,9 QM.). Die Bevölkerung [* 7] war nach dem Zensus vom auf den einzelnen Inseln folgende:
Inseln | QKilometer | QMeilen | Bewohner |
---|---|---|---|
Hawai | 11356 | 206.2 | 24991 |
Oahu | 1680 | 30.5 | 28068 |
Maui | 1268 | 23.0 | 15970 |
Kauai | 1418 | 25.8 | mit Niihau 8935 |
Niihau | 289 | 5.2 | mit Kauai 8935 |
Molokai | 491 | 8.9 | mit Lanai 2614 |
Lanai | 301 | 5.5 | mit Molokai 2614 |
Kahulaui | 143 | 2.6 | - |
Die Gesamtbevölkerung betrug demnach 80,578 Seelen, davon 51,539 männlichen und 29,039 weiblichen Geschlechts. Sie zerfiel in 40,014 Eingeborne, 4218 Mischlinge, 17,939 Chinesen (davon 871 Frauen), 17,335 Weiße, 116 Japaner und 956 Südseeinsulaner. Von den Weißen waren 9377 Portugiesen (von den Azoren), 2066 Amerikaner, 1600 Deutsche [* 8] (561 Frauen), 1282 Engländer, 362 Norweger, 192 Franzosen, 2040 Kinder von Ausländern. Die Bevölkerung gewinnt fortwährend durch Einwanderung, 1884 betrug dieser Gewinn 2713 Personen.
Die Amerikaner, Engländer und Deutschen sind meist Kaufleute, Pflanzer, Handwerker, die Portugiesen, Chinesen, Japaner dagegen Arbeiter. In den letzten Jahren wurden auch deutsche Arbeiter eingeführt. Die eingeborne Bevölkerung, welche 1779: 300,000 Seelen gezählt haben soll und sich 1823 laut Zensus noch auf 142,000 belief, nimmt schnell ab und wird in kurzer Zeit ganz ausgestorben sein. Die Abnahme erklärt sich in früherer Zeit aus den blutigen Kriegen, dann aus eingeschleppten Epidemien (Pest, Masern, Pocken, Aussatz u. a.), endlich aus dem unmoralischen und unverständigen Leben der Eingebornen seit ihrer Bekanntschaft mit den Europäern.
Die Hawaier, auch Kanaken genannt, sind ein polynesisches Volk, das im 10. Jahrh. sich auf der Gruppe ansiedelte, vorher aber auf den Samoainseln seinen Sitz hatte, vielleicht noch früher auf den Markesas und Tahiti [* 9] wohnte, wie die sich eng an die der Markesaner anschließende Mundart und die nach Tahiti weisenden Sagen und Sprichwörter anzudeuten scheinen. Auch stimmen die religiösen Ansichten der Hawaier im wesentlichen mit denen der Tahitier überein. Ihre Verfassung war ebenfalls eine monarchisch-feudale, doch hatte dieselbe ein weit stärkeres monarchisches Gepräge.
Durch Kamehameha V. wurde eine Konstitution gegeben, die später einige Abänderungen erfuhr. Danach steht dem König zunächst ein Geheimer Rat, zusammengesetzt aus den Ministern und vom König ernannten Mitgliedern. Das Parlament besteht aus einem Herrenhaus (house of nobles) von 20 Mitgliedern auf Lebenszeit und einem Abgeordnetenhaus von mindestens 24, höchstens 42 auf zwei Jahre gewählten Mitgliedern, das alle zwei Jahre zusammenberufen werden muß. Die Verhandlungen finden sowohl in der hawaischen als
[* 1] ^[Abb.: Karte des Hawaiarchipels.] ¶
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in der englischen Sprache [* 11] statt. Das Unterrichtswesen ist geregelt, der Schulbesuch obligatorisch; es bestehen überall Elementarschulen, nächstdem Sekundärschulen, endlich 3 höhere Schulen (high schools) in Honolulu, [* 12] Lahaina und Hilo. Schule und Kirche sind getrennt. Man zählte 1884: 29,685 Protestanten und 20,072 Katholiken; die protestantische Mission ist durch 5 Stationen (4 englische, 1 amerikanische) vertreten, die Presse [* 13] durch 7 Zeitungen (4 in englischer, 3 in hawaischer Sprache).
Wichtigste Erwerbszweige sind Ackerbau und Viehzucht [* 14] (namentlich Rindviehzucht). Gebaut werden in zunehmendem Maß Zuckerrohr (dazu führt man seit 1885 Japaner ein) und Reis. Für Walfischfänger sind die Inseln beliebte Erfrischungsstationen; 1884 verkehrten in den Häfen von Hawai 23 derselben von 6975 Ton. Der Handel richtet sich vorwiegend nach den Vereinigten Staaten [* 15] von Nordamerika, [* 16] mit denen 1876 ein Reciprozitätsvertrag abgeschlossen wurde, wonach die Einfuhr zollfrei ist.
Dieselbe betrug 1885: 3,830,544 Doll. (davon drei Viertel aus Nordamerika) und bestand in Manufakten, Eßwaren, Bauholz, Maschinen, Tabak, Eisenwaren, Spirituosen u. a.;
die Ausfuhr wertete 9,069,318 Doll., sie bestand in Zucker, [* 17] Reis, Häuten und Fellen, Wolle, Talg, Kaffee, Bananen u. a. Fast der ganze Handel geht über Honolulu; andre Ein- und Ausfuhrhäfen sind: Kahului, Hilo, Mahukona, Kawaihai. Von dem Gesamtverkehr (1885 liefen 253 Handelsschiffe von 190,138 T. ein) entfallen auf Honolulu 95 Proz.; dort legen die Dampfer der Union Steamship Company (Honolulu-Auckland-Sydney) jeden Monat an, von dort macht die Oceanic Steamship Company zweimal im Monat Fahrten nach San Francisco.
Eisenbahnlinien bestehen auf den Inseln Hawai (40 km) und Maui (11 km), im ganzen 51 km, Telegraphenlinien auf Maui (64 km); Telephonleitungen umgeben Oahu (160 km) und befinden sich auf Hawai (144 km). Die Post beförderte 1883 im internationalen Verkehr 233,272, im internen (in Honolulu) 438,865 Briefe. Münzen [* 18] eigner Prägung besitzt Hawai erst seit 1883, in welchem Jahr es für 300,000 Doll. Silbermünzen im Wert eines halben Dollars (Kalakaua-Dollars) in San Francisco prägen ließ.
Diese Münzen tragen die Büste König Kalakauas auf der einen, das hawaische Wappen [* 19] auf der andern Seite. Von allen Umlaufsmitteln sind 50 Proz. des Goldes und 10 Proz. des Silbers nordamerikanischen Ursprungs, auch laufen mexikanische, spanische und südamerikanische Piaster um; im ganzen etwa für 498,000 Doll. in Silber und für 195,000 Doll. in Gold. [* 20] Dazu kommt noch (Ende 1883) für 335,000 Doll. Papiergeld, das völlig durch Depositen gedeckt ist. Maße und Gewichte sind die der Vereinigten Staaten.
Die jährlichen Staatseinnahmen berechnete das Budget für 1884-86 auf 2,334,650, die Ausgaben auf 2,271,843 Doll.; die Staatsschuld betrug 898,800 Doll., eine Anleihe von 2 Mill. Doll. für gemeinnützige Arbeiten ist vom Parlament bewilligt worden. Die Zivilliste des Königs bezifferte sich mit Apanagen auf 146,800 Doll. Das Militär zählt nur 75 Reguläre, außerdem 400 Freiwillige (300 Mann Infanterie, 100 Kavallerie); doch kann der König alle Eingebornen zu den Fahnen rufen. Diplomatische Vertreter unterhalten mehrere europäische und amerikanische Staaten in Honolulu, Deutschland [* 21] hat dort einen Konsul. Über die Flagge des Königreichs s. Tafel »Flaggen [* 22] I«, [* 23] mit Text; über das Wappen s. Textblatt zur Tafel »Wappen«. Der Hausorden Kamehamehas I. besteht in einem weiß emaillierten Kreuz [* 24] mit goldener Einfassung und einem weißen, von blauem Rand eingefaßten Schild, [* 25] in der Mitte mit dem Buchstaben K in Gold.
Geschichte. Die Inselgruppe wurde 1542 von dem Spanier Gaetano entdeckt und ihre Lage von Mendona ^[gemeint ist: Mendaña] 1567 genauer bestimmt; sie war Cook bereits bekannt, als er dieselbe 1778 aufsuchte und nach seinem Gönner, dem Grafen Sandwich, benannte. Cook besuchte die Inseln Kauai, Niihau, Maui und Hawai, auf der letztern wurde er 1779 an der Bai von Kealakeakua erschlagen. Lapérouse kam 1786 hierher, nach ihm Vancouver u. v. a. Zu Cooks Zeit war die Gruppe unter drei Staaten verteilt: die Insel Hawai, dann Oahu und Maui nebst Lanai und Molokaï, endlich Kauai und Niihau, welche nach langen und höchst blutigen Kriegen durch den Häuptling Kamehameha von Hawai, den bedeutendsten Mann Polynesiens, zu Einem Staat vereinigt wurden.
Kamehameha I., der Große (1789-1819), hob durch weise Maßregeln mit Hilfe der Amerikaner Young und Davis den Handel, ordnete die Verwaltung und bereitete den Sturz des Heidentums und die Einführung der christlichen Lehre [* 26] vor, die unter seinem Sohn und Nachfolger Kamehameha II. stattfanden. Die ersten (protestantischen) Missionäre kamen 1820 von Amerika, [* 27] doch breitete sich die christliche Religion erst aus, als nach dem 1824 erfolgten Tode des Königs und seiner Gemahlin in England, das sie besuchten, die Mutter des Königs sich taufen ließ.
Kamehameha III. gab dem Land 1840 eine Konstitution, welche unter Kamehameha V. ihre jetzige Fassung erhielt. Nachdem 1837 auch katholische Missionäre sich auf der Inselgruppe niedergelassen hatten, mußte das Königreich sowohl von Frankreich als von England Demütigungen erdulden; doch wurde 1843 seine Selbständigkeit von England, Frankreich, den Vereinigten Staaten und Belgien [* 28] anerkannt. Mit Kamehameha V. starb 1872 der letzte männliche Nachkomme des ersten Kamehameha, man wählte zum Nachfolger Lunalilo, einen Enkel Kamehameahas I. ^[richtig: Kamehamehas I.], und nach dessen schon erfolgtem Tode den jetzigen König, David Kalakaua (geb. der 1881 Europa [* 29] und Amerika besuchte. Da derselbe kinderlos ist, so ist seine Schwester Liliuokalani, Gattin des Schotten Davis, präsumtive Thronfolgerin.
Die wiederholten Versuche, das Inselreich unter das Protektorat der nordamerikanischen Union zu bringen, haben bereits zu einem Reciprozitätsvertrag geführt, welcher den Waren beider Länder Freiheit von Einfuhrzöllen zusichert; sie dürften bei dem Vorwiegen des amerikanischen Einflusses wohl schließlich zu völliger Absorption des Landes durch die Union führen.
Vgl. außer den ältern Berichten von Ellis, Stewart, Hill u. a.: Jarves, History of
the Hawaian islands (Lond. 1843);
Remy, Ka Moolelo ^[richtig: Mooolelo] Hawai, histoire de l'archipel hawaiien (Par. 1862);
Anderson, The Hawaian islands (Bost. 1864);
Hopkins, Hawai, the past, present and future of
this island-kingdom (Lond.
1866);
Varigny, Quatorze ans aux îles Sandwich (Par. 1874);
Fornander, Account of
the Polynesian race and the ancient history
of
the Hawaiian people (Lond. 1877-85, 3 Bde.);
Cumming, Fire fountains: the kingdom of
Hawai (das. 1883, 2 Bde.);
Dutton, Hawaiian volcanoes (4. Annual report of
the U. S. Geolog. Survey for the years 1882-83);
Bastian, Zur Kenntnis Hawaiis (Berl. 1883);
Graf Anrep-Elmpt, Die Sandwichinseln (Leipz. 1885);
Neuhauß, Die Hawai-Inseln (Berl. 1886).