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1870); Mürdter, Generalmajor Sir Henry Havelock (Stuttg. 1859).
1870); Mürdter, Generalmajor Sir Henry Havelock (Stuttg. 1859).
Wilhelm, deutscher Historiker, geb. zu Lüneburg, [* 2] studierte in Göttingen [* 3] die Rechte, wurde aber 1823 in die demagogischen Untersuchungen verwickelt und nach längerer Haft in Berlin [* 4] 1825 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, die er in Köpenick verbüßte. Nach Ablauf [* 5] der Haftzeit hielt er zu Hannover [* 6] historische Vorlesungen, wurde dann als Lehrer der Geschichte und der deutschen Litteratur an der Generalstabsakademie in Hannover angestellt und kam zu Ostern 1831 als Lehrer an das Pädagogium zu Ilfeld.
Nach der Entlassung der sieben Professoren ward er 1838 als Nachfolger Dahlmanns an die Universität zu Göttingen berufen. Er starb, schmerzlich berührt durch die preußische Annexion Hannovers, Von 1841 bis 1848 redigierte er die »Göttinger gelehrten Anzeigen« und wurde 1850 Mitglied der Societät der Wissenschaften. Er schrieb: »Geschichte der Kämpfe Frankreichs in Italien [* 7] von 1494 bis 1515« (Hannov. 1833-35, 2 Bde.);
»Magnus II., Herzog zu Braunschweig [* 8] und Lüneburg« (Lüneb. 1836);
»Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg« (das. 1837-38, 2 Bde.; 2. Aufl., Götting. 1855-57, 3 Bde.);
»Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg« (das. 1839);
»Handbuch der neuern Geschichte« (Jena [* 9] 1840-44, 3 Bde.);
»Mitteilungen aus dem Leben von Michael Neander« (Götting. 1841);
»Geschichte des Ausgangs des Tempelherrenordens« (Stuttg. 1846);
»Darstellungen aus der innern Geschichte Spaniens während des 15., 16. und 17. Jahrhunderts« (Götting. 1850);
»Das Leben des Don Juan d'Austria« (Gotha [* 10] 1865) und »Das Kurfürstentum Hannover unter zehnjähriger Fremdherrschaft, 1803-13« (Jena 1867).
s. Havarie. ^[= (Havarei, franz. Avarie, engl. Average, ital., span. und portug. Avaría), im allgemeinen ...]
(spr. häwwerförd-), Hauptstadt von Pembrokeshire (Südwales), am Cleddan ^[richtig: Cleddau], welcher in den Hafen von Milford einmündet und mit der Flut Schiffe [* 11] von 100 Ton. trägt, ist terrassenförmig an einem Hügel erbaut, hat enge, steile Straßen, ein Rathaus, eine Markthalle, ein Baptistencollege, ein altes Schloß (Gefängnis), litterarisches Institut und (1881) 6398 Einw.
(spr. häwwer-), Stadt im NO. des nordamerikan. Staats Massachusetts, am Merrimac, mit großen Stiefelfabriken und (1885) 21,795 Einw. Gegenüber liegt Bradford mit geschätzter Hochschule (Academy) für Damen.
Kanälchen, s. Knochen. ^[= (Beine, Ossa), harte, starre, schwere, gelblichweiße Körper, welche, untereinander zu dem ...] [* 12]
(spr. awäng), Léonor Joseph, franz. Publizist und Deputierter, geb. 1799 zu St.-Lô, lebte von 1816 bis 1820 mit seinem Vater, der als Königsmörder verbannt war, im Ausland, wurde 1830 Friedensrichter in seiner Vaterstadt und war von 1831 bis 1848 ununterbrochen Vertreter derselben in der Zweiten Kammer, wo er fast immer zur Opposition gehörte. Auch an den Agitationen, welche zur Februarrevolution führten, beteiligte er sich lebhaft. In der Nationalversammlung hielt er sich zur gemäßigten Partei, trat aber, zum Mitglied des Staatsrats ernannt, aus. Erst 1863 trat er wieder in den Gesetzgebenden Körper, als Kandidat der demokratischen Opposition doppelt gewählt. Große Dienste [* 13] leistete er der demokratischen Partei als politischer Direktor des »Siècle«, den er 18 Jahre leitete und zu einer der gelesensten französischen Zeitungen machte. Er starb in Torigny.
Karl, böhm. Publizist, geb. zu Borovo bei Deutsch-Brod (daher sein Pseudonym Borovsky), studierte in Prag, [* 14] war dann Hauslehrer in Rußland, später Redakteur der einflußreichen Zeitung »Národni Noviny« in Prag, wo er 1848 sich in der ersten Reihe der Konstitutionellen bemerkbar machte, wurde unter dem Absolutismus in Brixen interniert, von wo er 1855 nach Böhmen [* 15] zurückkehrte; starb in Prag. Seine leidenschaftlich sarkastischen Satiren und Epigramme erschienen nach seinem Tod (Prag 1870). Havlicek ist als Schöpfer des neuern publizistischen Stils in der tschechischen Litteratur zu betrachten. Sein Leben beschrieb Tuma (Prag 1883).
[* 1] Le [* 16] (spr. āwr, Havre de Grâce, Gratiae portus), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Niederseine, liegt an der Nordseite des Mündungsbeckens der Seine, an der Stelle ehemaliger Salzteiche am Fuß von Hügeln, welche, ursprünglich nichts als Küstenfelsen, jetzt mit Gärten und Häusern bedeckt sind (s. Plan). Die Stadt ist durch zwei Forts an der Landseite und drei Küstenbatterien [* 17] befestigt, welche namentlich in den letzten Jahren verstärkt wurden.
Der frühere Festungswall ist seit 1854 verschwunden und hat neuen Stadtteilen mit schönen Straßen Platz gemacht. In diesem Jahr wurde auch das Städtchen Ingouville nebst dem größten Teil von Graville und Sanvic mit Havre verbunden. Von Ingouville aus, welches sich auf den nördlich gelegenen Hügeln erhebt, übersieht man die ganze in der Ebene gelagerte Stadt und den Hafen, das breite Mündungsbecken der Seine westlich bis zum Cap de la Hève, auf welchem zwei Leuchttürme (je 20 m hoch) errichtet sind, und das immer von Schiffen belebte Meer.
Unter den öffentlichen Plätzen und Straßen sind besonders der Platz Ludwigs XVI., die Rue de Paris, [* 18] die Boulevards Strasbourg und François I und die Kais hervorzuheben. Hervorragende Baudenkmäler gibt es nur wenige. Zu nennen sind: die zu Ende des 16. Jahrh. erbaute Kirche Notre Dame, das Museum (Musée-bibliothèque) mit den davor errichteten Statuen der in Havre gebornen Dichter Bernardin de Saint-Pierre und Casimir Delavigne, das 1855 im Renaissancestil erbaute Rathaus, das 1844 erbaute große Theater, [* 19] das Zollhaus. Der dem letztern nahe gelegene nordwestliche Molo (Jetée du Nord) ist eine beliebte Promenade. Havre zählt (1881) 105,540 Einw.
[* 1] ^[Abb.: Situationsplan von Le Havre.] ¶
und weist eine rasche Zunahme seiner Bevölkerung [* 21] auf (1856 zählte es erst 62,470 Einw.) Es besitzt mehrere Maschinenbauanstalten und Schiffswerften, Eisen- und Metallgießereien, Seilfabriken, große Zuckerraffinerien, Fabriken für Glas, [* 22] Tabak, [* 23] Öl und Chemikalien, Bierbrauereien, Färbereien, Baumwollspinnereien und -Webereien.
Noch größer ist die Bedeutung von als Handelsstadt. Nach Marseille [* 24] ist es der bedeutendste Handelshafen Frankreichs. Der Hafen besteht aus einem Vorhafen und acht Bassins mit einer Fläche von 53 Hektar und einer Kaientwickelung von 8300 m, er umfaßt ferner ein Dock [* 25] mit großen Entrepots und ein Marinearsenal. Trotzdem genügen die vorhandenen Hafeneinrichtungen dem gesteigerten Verkehr nicht mehr, und es wird daher, anschließend an das Bassin de l'Eure, ein neuntes Bassin hergestellt, welches eine Länge von 1050, eine Breite [* 26] von 200 m und eine Fläche von 19,3 Hektar erhalten und 2800 m Kais umfassen soll.
Auch werden zwei Docks für Schiffsreparaturen gebaut, der bestehende Vorhafen vergrößert, ein neuer Vorhafen ausgeführt und der Hafen durch einen Kanal [* 27] in direkte Verbindung mit der Seineschiffahrt gebracht. Havre steht mit den wichtigsten Seeplätzen in regelmäßiger Dampferverbindung u. ist Endpunkt einer Hauptlinie der Französischen Westbahn. Im Innern der Stadt vermitteln Tramwaylinien den Verkehr. Im Hafen von Havre sind 1884 bei der internationalen Schifffahrt 2723 beladene Schiffe mit 2,002,178 Ton. ein- und 1575 beladene Schiffe mit 1,279,945 T. ausgelaufen.
Mehr als 4/5 des Tonnengehalts kommt auf Dampfschiffe und über ⅔ auf fremde Flaggen, [* 28] namentlich die englische. Der Hauptverkehr findet mit England, den Vereinigten Staaten [* 29] von Nordamerika, [* 30] Deutschland, [* 31] Argentinien und Brasilien [* 32] statt. 1884 belief sich die Wareneinfuhr vom Ausland auf 14,5, die Ausfuhr auf 5,1 Mill. metr. Ztr., zusammen im Wert von 1657 Mill. Frank. Die wichtigsten Artikel sind in der Einfuhr: rohe Baumwolle, [* 33] Schafwolle, Häute, Kaffee, Getreide [* 34] und Mehl, [* 35] Kupfer, [* 36] überseeische Hölzer, Wein, Öl und Fette;
in der Ausfuhr: Seiden-, Schafwoll- und Baumwollwaren, Lederwaren und insbesondere Pariser Industrieartikel, wie Kleider und Wäsche, Schmuckfedern, Knöpfe, Spielwaren, Uhren [* 37] etc. Zu obigen Verkehrsziffern kommen noch die der Kabotage mit 2763 eingelaufenen Schiffen (294,464 T.) und 2653 ausgelaufenen Schiffen (302,978 T.) und 1,3 Mill. metr. Ztr. eingeführter und 2,4 Mill. metr. Ztr. ausgeführter Waren. Seit den letzten Dezennien ist auch ein Haupteinschiffungshafen für Auswanderer (ca. 30,000 jährlich). Havre ist Sitz eines Gerichtshofs, eines Handelsgerichts, einer Zolldirektion, eines Seearrondissements, eines deutschen Berufskonsuls sowie von Konsulaten aller Staaten; es besitzt ein Lyceum, eine hydrographische Schule, eine Gewerbe- und Handelsschule, eine Bibliothek von 30,000 Bänden und ein Kunst-, Antiken- und naturhistorisches Museum. Havre hat auch besuchte Seebäder. - Bis 1516 bestand hier nur ein Fischerdorf, in dessen Mitte sich eine Kapelle, Chapelle de Grâce, erhob.
König Franz I. begann 1517 den Bau des Hafens und der Stadt. Er befestigte letztere gegen die Engländer und legte am Eingang des Hafens einen besondern Donjon an. Dieser sogen. Turm [* 38] Franz' I., welcher zuletzt als Signalstation für die Schiffe diente, ist 1862 abgetragen worden. Heinrich II. und Ludwig XIII. verstärkten die Festungswerke namentlich durch eine doppelte Enceinte und Bastionen; unter Ludwig XIV. erhob sich eine mächtige Citadelle, berühmt durch die Fürsten und Feldherren, welche die eifersüchtigen Kardinal-Minister dort einsperrten, sowie durch verschiedene vergebliche Bombardements von seiten der Engländer (besonders 1694), welche nicht hindern konnten, daß die Stadt sich immer mehr hob.
Auch unter Ludwig XVI. wurden Arbeiten zur Förderung des Hafens und der Stadt unternommen, welche, durch die Revolution unterbrochen, unter Napoleon I. fortgesetzt wurden. In Havre wurden außer den genannten Dichtern noch die Romanschriftstellerin Scudéry, der dramatische Dichter Ancelot und der Paläograph Léon Gautier geboren.
Vgl. Morlent, Le H. ancien et moderne (Havre 1825, 2 Bde.);
Nerval, Documents relatifs à la fondation du Havre (Rouen [* 39] 1875);
Faure, Le H. en 1878 (Havre 1878);
Borély, Histoire de la ville du Havre (das. 1883, 3 Bde.).