Kristallographie erwarb ihm 1783 die Aufnahme in die Akademie. Im J. 1793 wurde er zum Mitglied der Commission des poids et
des mesures, dann zum Professor an der Normalschule, 1794 zum Konservator des Cabinet des mines und von Napoleon 1802 zum Professor
der Mineralogie am Museum der Naturgeschichte und bald darauf zum Lehrer an der Akademie ernannt. Er starb Hauy schrieb:
»Essai sur la théorie et la structure des cristaux« (Par.
1784; deutsch von Hessel, Frankf. 1810);
»Exposition raisonnée de la théorie de l'électricité et du magnétisme« (Par.
1787; deutsch von Murhardt, Altenb. 1801);
»Traité de minéralogie« (Par. 1801, 2 Bde.
mit Kupfern; neue Aufl., das. 1822; deutsch von Karsten und Weiß, Leipz. 1804-10, 4 Bde.),
Hauys Hauptwerk;
»Traité élémentaire de physique« (Par. 1803, 2 Bde.;
neue Aufl. 1821, 2 Bde.; deutsch von
Blumhof, Weim. 1804, 2 Bde.);
»Traité des caractéres physiques des pierres précieuses« (Par. 1817;
deutsch von Leonhard, Leipz. 1818);
»Traité de cristallographie« (Par. 1822, 2 Bde.
mit Atlas).
Außerdem bearbeitete er die Naturgeschichte der Fische für die »Encyclopédie méthodique«.
2) Valentin, Begründer der ersten Erziehungs- u. Unterrichtsanstalt für Blinde, Bruder des vorigen, geb. zu St.-Just,
war Lehrer in Paris, als er, ergriffen durch den Anblick einer Kapelle von Blinden, den Plan faßte, für
blinde Kinder ähnlich zu sorgen, wie es schon der Abbé de l'Epée für die Taubstummen gethan hatte. Mit Beirat einer Blinden,
Fräulein Paradies aus Wien, errichtete er 1784 in Paris zu diesem Zweck eine Anstalt, die 1791 vom Staat übernommen
ward. 1806 ging über Berlin nach St. Petersburg, wo er bis 1817 blieb. Dann nahm er sein Werk in Paris wieder auf u. starb
dort 1822, nachdem bereits sein menschenfreundliches Vorgehen bei fast allen gebildeten Völkern Nachfolge gefunden hatte.
Er schrieb: »Essai sur l'éducation des aveugles« (Par.
1786).
Vgl. Klein, Geschichte des Blindenunterrichts (Wien 1837);
ein nach R. J. Hauy (s. d.) benanntes Mineral aus der Ordnung der Silikate (Nephelingruppe), kristallisiert tesseral,
findet sich aber häufiger in einzelnen eingewachsenen kristallinischen Körnern, ist lasurblau bis himmelblau, auch schwarz
und rot, selten farblos, halb durchsichtig bis durchscheinend, glas- bis fettglänzend, Härte 5-5,5,
spez. Gew. 2,4-2,5, besteht
aus einem Doppelsilikat u. einem Sulfat nach der Formel 2(Na2Ca)Al2Si2O6 + (Na2Ca)SO4 ^[2(Na2Ca)Al2Si2O6+(Na2Ca)SO4].
Die blaue Farbe rührt wohl von einer dem Ultramarin mehr oder weniger nahestehenden Verbindung her,
in Salzsäure entwickelt
Hauyn nämlich eine Spur Schwefelwasserstoff. Hauyn ist ein wesentlicher Bestandteil mancher Laven, des sogen.
Hauynophyrs, wahrscheinlich eines sehr hauynreichen Leucitophyrs, bestehend aus einer meist grauen, fein porösen Grundmasse
aus Augit und Leucit oder Leucit und Nephelin, worin blauer und brauner auch Augit und Leucit porphyrartig ausgeschieden sind.
Hierher gehört die Lava von Melfi an dem Ostgehänge der Apeninnen ^[richtig: Apenninen]. Außerdem findet
sich der Hauyn in dem Nephelinit von Niedermendig (rheinischer Mühlstein), in den Auswürflingen des Laacher Sees mit Sanidin, in
denen des Vesuvs, in den vulkanischen Tuffen des Albanergebirges bei Rom, am Capo di Bove bei Rom, im Phonolith des Hohentwiel.
[* ] (Cristoval de la Havana, spr. awana, auch Habana), Hauptstadt der span. Insel Cuba und wichtigster Handelsplatz Westindiens,
liegt unter 23° 9' nördl. Br., 82° 22' westl. L. v. Gr., westlich am 360 m
weiten Eingang eines Hafens, welcher sich oberhalb in drei Buchten spaltet: die Ensenadas von Marimelena, Guasabacoa und
Atares (s. Plan). Die eigentliche Stadt, welche 1746-1863 mit Mauern umgeben war, liegt unmittelbar am Hafen und erstreckt sich 1755 m
weit von N. nach S., 1003 m von O. nach W. Sie ist Hauptsitz des Verkehrs, der auf den großen offenen Plätzen Plaza de Armas
und Plaza de San Francisco seine Mittelpunkte findet.
Erstern schmückt eine Statue Ferdinands VII., umgeben von Gruppen der prachtvollsten Palmen- u. Brotbäume. An ihm liegen der
unansehnliche Palast des Gouverneurs und eine Kapelle zum Andenken an die erste Messe, welche hier nach Entdeckung der Insel unter
dem Schatten eines ungeheuern Ceibe (Baumwollbaums) gehalten wurde. Die Straßen sind eng und schmutzig,
die Häuser meist niedrig, mit Veranda, flachem Dach, dicken Mauern und vergitterten, bis auf den Boden reichenden Fenstern.
Von den öffentlichen Gebäuden zeichnet sich die 1724 in altspanischem Stil erbaute Kathedrale durch einfach-würdige Verhältnisse
aus. In ihr ruhen seit 1794 die Gebeine Kolumbus'. Sonst verdienen noch Erwähnung das Zollamt und die
Börse (Caballeria). Anmutige Anlagen mit Denkmälern, Blumenbeeten und Springbrunnen trennen die Altstadt von der westlich gelegenen
Vorstadt Colon. Das Campo de Marte, mit Springbrunnen und Zentralbahnhof, schließt sich unmittelbar an diese Anlagen an, und
der breite mit Bäumen bepflanzte Paseo de Tacon, die schönste Straße der Stadt, führt von dort nach
dem botanischen Garten (mit Sommerresidenz des Gouverneurs) und zu dem auf hohem Hügel
thronenden Castillo del Principe. In größerer Entfernung, in südwestlicher Richtung, liegen die Vorstädte Horcon, El Cerro
und Jesus del Monte mit kleinen und elenden Häuschen. Jenseit des Hafens, auf dessen Ostseite, liegen die Orte Casablanca (mit
schwimmendem Dock) und Regla (mit großen Zuckerspeichern). Detachierte Forts verteidigen die Einfahrt zum Hafen
und die Stadt. Die bedeutendsten Werke sind das 1589 auf steilem Felsen am Hafeneingang erbaute Castillo del Morro, das Castillo
de la Cabaña an der Ostseite der Hafeneinfahrt, das Castillo de Atares im S. und das Castillo del Principe im W. Ein Arsenal
mit Schiffswerften liegt am innern Hafen.
Eine großartige, 1832-1837 angelegte Wasserleitung versieht die Stadt täglich mit 120 Mill. Lit. Wasser.
Havana mit den Vorstädten hatte 1817: 139,996 Einw., 1873: 230,000 Einw.,
von welchen die Hälfte Schwarze sind. Die Industrie leistet Großes in der Fabrikation von Zigarren, ist aber sonst unbedeutend.
Desto wichtiger ist der Handel, denn Havana ist der Mittelpunkt des spanisch-amerikanischen Verkehrs, und alle
seefahrenden Nationen der Welt sind stets in seinem Hafen vertreten.
Die größern Seeschiffe können an den Kais der Stadt anlegen. Die Ausfuhr besteht wesentlich aus Zucker, Melasse, Kaffee, Tabak,
Zigarren, Honig, Wachs und Rum. Die Einfuhr erstreckt sich namentlich auf Dörrfleisch, Stockfische, Mehl,
Reis, Schmalz, Wein, Öl, Steinkohlen und Fabrikwaren. Die Vereinigten Staaten und England nehmen an diesem Handel den Löwenanteil
in Anspruch. Havana ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls. Die milden Anstalten stehen meistens unter Obhut Barmherziger Schwestern.
Unter den sieben Hospitälern verdient die sogen. »Beneficencia«
Erwähnung, eine Anstalt, welche gleichzeitig Krankenhaus, Armenhaus, Irren- und Waisenhaus in sich faßt.
Die ehemaligen Barracones oder Kasernen für Sklaven dienen jetzt als Gefängnis. Für den Unterricht ist durch zahlreiche
Schulen gesorgt, unter welchen eine 1728 gegründete Universität (25 Professoren, 300 Studenten) den ersten Rang einnimmt. Außerdem
findet man ein Priesterseminar, eine Malerschule, eine Kriegsschule, eine technische Schule, einen botanischen
Garten, eine von der Ökonomischen Gesellschaft unterhaltene Bibliothek u. a. Für Unterhaltung sorgen 4 Theater, ein Stierkampfplatz
etc. -
Havana wurde 1519 auf die jetzige Stelle verlegt, nachdem es 1515 von Diego Velasquez an der Südküste, in ungesunder Gegend,
nahe dem jetzigen Hafen Baracoa, gegründet worden war. Einen bedeutenden Aufschwung nahm es aber erst
im 17. Jahrh., als die Spanier den herrlichen Hafen von Havana zum Stapelplatz aller spanischen Besitzungen in Amerika und zum Vereinigungspunkt
jener berühmten Gallionen machten, welche das Gold Perus und Mexikos nach Europa brachten. 1563 von einem französischen Seeräuber
erobert, wurde die Stadt noch mehrmals von den Engländern und Franzosen, auch ein zweites Mal von Seeräubern
und zuletzt wiederum von den Engländern genommen, die sie jedoch infolge des Pariser Friedens von 1763 an die
Spanier zurückgaben, in deren ungestörtem Besitz sie seitdem verblieben ist.