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ersparen, will ich es euch selber sagen: ich komme von der bayr. Grenze«; am Fuß: »Ich will euch auch meinen Namen sagen: M. T. Oe«. Diese und andre rätselhafte Umstände auch beim ersten Mordanfall gaben dem Verdacht aufs neue Raum, daß ein Betrüger sei, der durch diese Verwundung, die aber tödlich geworden, das erkaltete Interesse an seiner Person wieder habe auffrischen wollen.
Baden (Großherzogtum;

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Baden.Nachdem alle bisher aufgebrachten Vermutungen und Gerüchte über die Herkunft des Findlings sich als haltlos erwiesen und die Mehrzahl der Personen, die sich mit Hauser beschäftigt hatten, zuletzt durch seine sich steigernde Verlogenheit und die vielen Widersprüche zu der Annahme eines planmäßigen Betrugs hingedrängt worden war, veröffentlichte ein badischer Flüchtling, Garnier, im März 1834 zu Straßburg [* 2] eine Broschüre: »Einige Beiträge zur Geschichte Kaspar Hausers«, in der zuerst die Ansicht aufgestellt war, Hauser sei der am geborne Sohn des Großherzogs Karl von Baden [* 3] und seiner Gemahlin Stephanie Beauharnais und von der Gräfin Hochberg, der Witwe des Großherzogs Karl Friedrich, geraubt, die ein andres todkrankes, auch gestorbenes Kind untergeschoben habe, um ihren eignen Söhnen die badische Thronfolge zu verschaffen (vgl. Karl [K. Friedrich von Baden] und Hochberg). Mit weitern Details ausgeschmückt, wurde diese Kombination wiederholt in der Schrift von Sebastian Seiler: »K. Hauser, der Thronerbe Badens« (Par. 1840, 3. Aufl. 1847). Seiler beschuldigte bereits den Major Hennenhofer (s. d.) der Mitschuld, die durch seine Briefe und Memoiren bewiesen werde. Die Ansicht vom badischen Ursprung Hausers befestigte sich, als im 2. Band [* 4] von Ludwig Feuerbachs Werk »Anselm Ritter v. Feuerbachs Leben und Wirken« (Leipz. 1852) ein geheimes Memoire über Hauser für den bayrischen Hof [* 5] vom J. 1832 veröffentlicht wurde, in welchem A. Feuerbach die Identität Hausers mit dem 1812 gebornen Erbprinzen von Baden als eine moralische Gewißheit begründete. Das Schweigen der badischen Regierung bestärkte diese Meinung, die eine Schrift von F. K. Broch (G. F. Kolb): »K. Hauser, kurze Schilderung seines Erscheinens und seines Todes« (Zürich [* 6] 1859),
ausführlich zu begründen suchte, und der auch Daumer, obwohl er 1832 und noch 1859 in seinen »Enthüllungen über K. eine andre Ansicht ausgesprochen, in einem neuen Buch (»K. Hauser, sein Wesen, seine Unschuld etc.«, Regensb. 1873) und Hausers früherer Erzieher, v. Tucher, beitraten. Mit Eifer bemächtigten sich radikale und ultramontane Zeitungen des Gegenstandes, um dem national gesinnten, liberalen badischen Fürstenhaus einen Makel anzuheften, bis die Veröffentlichung der offiziellen Urkunden über die Nottaufe, die Leichenöffnung und die Beisetzung des gebornen und gestorbenen Erbprinzen von Baden in der Augsburger »Allgemeinen Zeitung« (1875, Nr. 154) jeden Verdacht gegen Baden beseitigte (vgl. Mittelstädt, K. und sein badisches Prinzentum, Heidelb. 1876). Der Sohn eines Lehrers von Hauser, Julius Meyer, hat sodann in den alle betreffenden Urkunden enthaltenen »Authentischen Mitteilungen über K. aus den Gerichts- und Administrativakten zusammengestellt« (Ansb. 1872) seine Ansicht von Hausers Betrug zu beweisen gesucht, während in den »Grenzboten« (1878, Nr. 23-25) Hauser für einen Sohn des Bamberger Domherrn v. Gutenberg und einer Dame Königsheim erklärt wurde und sowohl eine anonyme Broschüre (Regensb. 1882) als eine von Kolb (das. 1883) die Beschuldigungen gegen Baden wiederholten.
Geschichtskarten von D

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Deutschland.Hausers Ursprung ist somit noch immer unaufgeklärt. Die auffällig lebhafte Teilnahme aber, die Hauser bei den Zeitgenossen fand, erklärt sich aus dem Mangel jedes andern öffentlichen Interesses im damaligen Deutschland. [* 7]
Vgl. noch Daumer, Mitteilungen über K. Hauser (Nürnb. 1832, 2 Hefte);
»Materialien zur Geschichte K. Hausers, gesammelt und herausgegeben vom Grafen Stanhope« (Heidelb. 1835);
J. Meyer, Denkschrift zur Beurteilung der neuesten anonymen Broschüre über Kaspar Hauser (Ansb. 1883).
3) Miska, Violinspieler und Komponist, geb. 1822 zu Preßburg, [* 8] erhielt seine Ausbildung von 1835 an am Wiener Konservatorium durch Böhm und Mayseder und konzertierte dann in ganz Europa, [* 9] Amerika [* 10] und Australien [* 11] mit großem Erfolg. Unter seinen zwar dem Salongeschmack folgenden, doch keineswegs wertlosen Violinkompositionen sind namentlich die »Ungarischen Rhapsodien« hervorzuheben. Über seine Reise berichtete er in dem interessanten »Wanderbuch eines österreichischen Virtuosen« (Leipz. 1859, 2 Bde.).