Verfertigung künstlicher
Perlen, um die
Perlenessenz in der innern Höhlung der
Perlen zu befestigen, zur Bereitung des
EnglischenPflasters und Gelatinepapiers, in der Konditorei und in der
Küche zur
Darstellung von
Gelees. Taucht man feine Drahtgitter in
Hausenblasenlösung, so bleibt in jeder
Masche ein feines Häutchen zurück, und nach dem
Trocknen erhält
man eine glasartige
Scheibe, die, auf beiden Seiten mit Harzfirnis überzogen, statt des
Horns in
Laternen benutzt werden kann.
Die
Glanzgaze ist ein ähnliches
Präparat mit
Gaze. Übrigens wird die Hausenblase in der
Technik immer mehr durch den Knochenleim verdrängt.
Ein
Surrogat der Hausenblase, Ichthyocolle française, wird aus
Blutfibrin bereitet und soll sich zum
Klären von
Wein und
Bier eignen.
Chinesische Hausenblase, s. v. w.
Agar-Agar.
1)
Franz,
Sänger und Gesanglehrer, geb. zu Krasowitz bei
Prag,
[* 2] war anfangs für den ärztlichen
Beruf
bestimmt, widmete sich aber nach dem
Tod seines
Vaters der
Musik und bildete sich unter
Tomascheks und Triebensees
Leitung in der
Komposition und im Kunstgesang aus. 1817 betrat er als Sarastro zu
Prag die
Bühne, wirkte dann hier sowie später
an den Operntheatern von
Wien,
[* 3]
Leipzig
[* 4] und
Berlin
[* 5] mit großem Erfolg bis 1846, wo er von König
Ludwig I. nach
München
[* 6] berufen
wurde, um das dortige
Konservatorium ins
Leben zu rufen, welche Anstalt er dann als
Direktor bis 1864 leitete.
Im folgenden Jahr pensioniert, siedelte er erst nach
Karlsruhe,
[* 7] 1867 aber nach Freiburg
[* 8] i. Br. über, wo er starb. Hauser hat
sich als Gesangspädagog
Verdienste ungewöhnlicher Art erworben, von denen sowohl seine zahlreichen
Schüler
als sein aus reicher
Erfahrung hervorgegangenes Unterrichtswerk »Gesanglehre für
Lehrer und Lernende« (Leipz. 1866)
Zeugnis
ablegen. Als
Komponist hat er sich durch ein- und mehrstimmige
Lieder vorteilhaft bekannt gemacht.
2)
Kaspar, der vielbesprochene
Findling, dessen Geschichte noch heute in
Dunkel gehüllt ist. Am Pfingstmontag nachmittags
kam auf dem Unschlittmarkt in
Nürnberg
[* 10] ein junger
Mensch in der
Kleidung eines Bauernburschen und von ungeschickter
Haltung
auf einen
Bürger zu und überreichte ihm einen
Brief an den
Rittmeister v. Wessenig. Zu diesem geführt
und befragt, zeigte sich bald, daß er unbehilflich in
Sprache
[* 11] und Benehmen und gänzlich unwissend war. Er antwortete auf
alle
Fragen: »von
Regensburg«
[* 12] oder »ich woais nit«; doch schrieb er seinen
Namen
»Kaspar Hauser« in leserlichen
Zügen. Den
Ort seiner Herkunft wußte er nicht anzugeben. Er war wohlgewachsen, von zartem Gliederbau, hatte weiche
Hände
und
Füße, welche neue
Blutblasen zeigten, und sah gesund aus. Gegen alle
Speisen und
Getränke, außer trocknem
Brot
[* 13] und
Wasser,
zeigte er anfangs Widerwillen; die gewöhnlichsten Gegenstände und
Erscheinungen desLebens schienen ihm
unbekannt zu sein. Unter seinen Kleidungsstücken war ein Schnupftuch mit
K. Hauser gezeichnet; außerdem hatte er einige geschriebene
katholische
Gebete bei sich.
In dem mitgebrachten
Briefe, »von der Bayerschen Gränz daß
Orte ist unbenannt 1828«, nannte sich
der
Schreiber desselben einen armen
Tagelöhner und
Vater von zehnKindern und sagte, der
Knabe sei ihm vor
die
Thür gelegt worden; er habe ihn heimlich aufgezogen, nicht vor das
Haus gelassen, aber
Lesen, Schreiben
und das
Christentum
gelehrt, ihn nun aber, die
Reise nur bei
Nacht fortsetzend, bis
Neumarkt gebracht; derselbe wolle
Reiter (»Schwolischeh«) werden.
In demBrief lag ein angeblich von der
Mutter mit lateinischen
Buchstaben geschriebener
Zettel, der aber offenbar
von derselben
Hand
[* 14] herrührte.
Darin hieß es, daß sie, ein armes Mägdlein, den
Knaben geboren habe, daß sein
NameKaspar und sein
Vater, ehemals Chevau-leger beim 6.
Regiment in
Nürnberg, gestorben sei. Hauser wurde vom
Magistrat in
Nürnberg als ein verwahrloster, heimatloser
Junge behandelt, und aus den angestellten Untersuchungen ergab sich
nur so viel, daß derselbe von seiner Kindheit an, bloß mit einem
Hemd und mit
Hosen
[* 15] bekleidet, in einem engen
Raum, worin
er nicht einmal ausgestreckt liegen konnte, bei
Wasser und
Brot von einem Mann aufgezogen worden war, der
ihn keinen
Schrittins Freie thun ließ und ihn notdürftig schreiben und lesen lehrte; das
Spielen mit zwei hölzernen
Pferden
war lange Zeit seine einzige Beschäftigung gewesen.
Doch waren Hausers Aussagen oft widersprechend und machten den
Eindruck, als ob er ausFurcht mit der vollen
Wahrheit zurückhalte. Anfänglich hatte
man in dem
Knaben einen
Napoleoniden zu finden gemeint, sodann aber die
Vermutung auf
einen
GrafenArco herab gestimmt, der zu gunsten des einen
Sohns den andern verstoßen haben sollte; noch andre brachten ihn
mit einer
Dame von hohem
Rang in
Ungarn
[* 16] in
Verbindung. Das
Aussetzen einer vom König bis auf 10,000
Gulden
gesteigerten
Prämie auf die
Entdeckung der wahren Verhältnisse Hausers war ebenso fruchtlos wie die Bemühungen des
LordsStanhope und des
Herrn v. Pirch, der Hauser mit nach
Ungarn nahm. Am ward Hauser dem
ProfessorDaumer inNürnberg
zur
Erziehung übergeben; doch nahmen seine anfängliche Wißbegierde, sein erstaunenswertes
Gedächtnis und die
Schärfe seiner
Sinne in dem
Grad ab, in welchem sich der
Kreis
[* 17] seiner Kenntnisse erweiterte, und seine Fortschritte waren nur gering.
Auch zeigte er sich träge, verlogen, reizbar und eitel. Am wurde er aus einer ungefährlichen
Schnittwunde auf der
Stirn blutend gefunden, die ihm nach seiner Aussage ein Mann mit einem ganz schwarzen
Kopf, während er
auf dem
Abtritt war, durch einen
Schlag beigebracht haben sollte.
Alle Nachforschungen nach dem Thäter blieben fruchtlos. Hauser ward
hierauf zu seiner Sicherheit in das
Haus des Magistratsrats Biberbach gebracht und durch zwei
Soldaten
fortwährend bewacht.
Bald darauf nahm ihn
LordStanhope als Pflegesohn an und schickte ihn zu seiner weitern
Ausbildung nach
Ansbach.
[* 18] Hier arbeitete
Hauser in einem
Büreau des Appellationsgerichts, ohne sich durch Fleiß auszuzeichnen, und war fast vergessen, als sein
Tod von
neuem dieAufmerksamkeit erregte. Am abends gegen 5
Uhr,
[* 19] kam Hauser nach heftigem Schneegestöber
verwundet aus dem Hofgarten zurück und starb drei
Tage darauf. Ein Unbekannter, sagte aus, habe ihn unter dem Vorwand, ihm
Nachrichten über seine Herkunft mitzuteilen, in den Schloßgarten bestellt und ihm dort eine tiefe Stichwunde
in die linke Seite beigebracht; auch habe er im Schloßgarten einen
Beutel
[* 20] verloren. Der
Beutel ward auf der bezeichneten
Stelle,
wo jedoch ungeachtet des frischen
Schnees nur die Fußstapfen eines einzigen zu bemerken waren, gefunden und überbracht.
Es fand sich darin ein
Zettel folgenden
Inhalts:
»Kaspar Hauser wird euch ganz genau sagen können, woher ich
komme, und wer ich bin. Um dem Hauser die Mühe zu
¶
mehr
ersparen, will ich es euch selber sagen: ich komme von der bayr. Grenze«; am Fuß: »Ich will euch auch meinen Namen sagen: M.
T. Oe«. Diese und andre rätselhafte Umstände auch beim ersten Mordanfall gaben dem Verdacht aufs neue Raum, daß ein Betrüger
sei, der durch diese Verwundung, die aber tödlich geworden, das erkaltete Interesse an seiner Person wieder
habe auffrischen wollen.
ausführlich zu begründen suchte, und der auch Daumer,
obwohl er 1832 und noch 1859 in seinen »Enthüllungen über K. eine andre Ansicht ausgesprochen, in einem neuen Buch
(»K. Hauser, sein Wesen, seine Unschuld etc.«, Regensb. 1873) und Hausers
früherer Erzieher, v. Tucher, beitraten. Mit Eifer bemächtigten sich radikale und ultramontane Zeitungen des Gegenstandes,
um dem national gesinnten, liberalen badischen Fürstenhaus einen Makel anzuheften, bis die Veröffentlichung der offiziellen
Urkunden über die Nottaufe, die Leichenöffnung und die Beisetzung des gebornen und gestorbenen
Erbprinzen von Baden in der Augsburger »Allgemeinen Zeitung« (1875, Nr. 154) jeden Verdacht gegen Baden beseitigte (vgl. Mittelstädt,
K. und sein badisches Prinzentum, Heidelb. 1876). Der Sohn eines Lehrers von Hauser, JuliusMeyer, hat sodann in den alle betreffenden
Urkunden enthaltenen »Authentischen Mitteilungen über K. aus den Gerichts- und Administrativakten zusammengestellt« (Ansb. 1872)
seine Ansicht von Hausers Betrug zu beweisen gesucht, während in den »Grenzboten« (1878, Nr.
23-25) Hauser für einen Sohn des BambergerDomherrn v. Gutenberg und einer Dame Königsheim erklärt wurde und sowohl eine anonyme
Broschüre (Regensb. 1882) als eine von Kolb (das. 1883) die Beschuldigungen gegen Baden wiederholten.
Hausers Ursprung ist somit noch
immer unaufgeklärt. Die auffällig lebhafte Teilnahme aber, die Hauser bei den Zeitgenossen fand,
erklärt sich aus dem Mangel jedes andern öffentlichen Interesses im damaligen Deutschland.
[* 27]
Vgl. noch Daumer, Mitteilungen
über K. Hauser (Nürnb. 1832, 2 Hefte);
»Materialien zur Geschichte K. Hausers, gesammelt und herausgegeben
vom GrafenStanhope« (Heidelb. 1835);