habgierig; alle Blutsverwandten, von deren
Ehrgeiz er eine
Gefahr für sich befürchtete, beseitigte er rücksichtslos; Dschafar
den
Barmakiden, den angesehensten Mann seines
Reichs und Gemahl seiner
Schwester Abbasah, ließ er mit seiner ganzen
Familie
grausam hinrichten (803). Seine
Regierung wurde deshalb durch
Aufstände und
Bürgerkriege sehr beunruhigt, und die Macht
des Kalifats sank in wichtigen Grenzlanden, wie im Atlasgebiet und in
Transoxanien.
In dasbyzantinische Reich, gegen das er
schon als
Prinz 781-782 einen erfolgreichen
Krieg geführt, fiel Harun al Raschid achtmal ein.
Als der Nachfolger der
KaiserinIrene,
Nikephoros, ihm den
Frieden aufkündigte, zwang er denselben durch drei
Feldzüge (802-806)
zu einem schimpflichen
Vertrag. Der glänzende Empfang, den er einer Gesandtschaft
Karls d. Gr. zu teil
werden ließ, machte seinen
Namen im
Abendland berühmt. Seine
ResidenzBagdad erreichte unter ihm die höchste
Blüte;
[* 2] sein
Hof
[* 3] war der prächtigste, aber zugleich ein Sitz des
Luxus und der Üppigkeit, denen namentlich seine Gemahlin Zubeidah
huldigte.
Indes auch die
Wissenschaften, die
Dichtkunst,
Gesang und
Musik wurden von Harun al Raschid begünstigt. Er starb 23. März 809 auf einem
Zuge gegen die Empörer in
Chorasan zu
Tus.
Vgl.
Palmer, The caliph Haroun Alraschid (Lond. 1880).
(Mehrzahl von haruspex, lat.), bei den
Römern gewisse zur Priesterklasse (aber erst
seit
Claudius) gehörige
Personen, welche die
Eingeweide
[* 4] der Opfertiere zu beschauen hatten, um daraus sowie aus der
Flamme,
[* 5] dem
Rauch und andern die
Opfer begleitenden Umständen die Zukunft zu erforschen.
Auch hatten sie die außerordentlichen Naturereignisse
oder Prodigien, z. B.
Blitze,
Erdbeben,
[* 6] zu deuten, in welcher
Eigenschaft sie auch Fulguratores hießen.
(spr. hárwi), 1)
William, engl.
Mediziner, geb. zu
Folkestone in der
GrafschaftKent, studierte zu
Cambridge
und 1598 zu
Padua,
[* 9] ließ sich sodann zu
London
[* 10] nieder, ward 1615
Professor der
Anatomie und 1630 Leibarzt
König
Karls I. und starb in
Hampstead.
In dem Werk
»De motu cordis et sanguinis« (Frankf. 1628) trat er zuerst mit
seiner allerdings auf mehreren Vorarbeiten fußenden
Entdeckung des
Blutkreislaufs hervor, die er sodann auch in der
Schrift
»De circulatione sanguinis ad Riolanum« (Cambr. 1649, Par.
1650) gegen seinen hervorragendsten Gegner, Riolan, verteidigte.
Durch dieselbe ist der Beginn einer neuen
Ära in der
Medizin bezeichnet. Ein andres Denkmal stiftete sich Harvey durch seine Forschungen
im Gebiet der
Zeugung, indem er die alte
Theorie der
Generatio aequivoca anfocht und die
Evolutions- und Eitheorie gründete
(»omne animal ex ovo«). Die
Resultate seiner
Versuche über diesen Gegenstand legte er in der
Schrift
»De
generatione animalium« (hrsg. von
Ens, Lond. 1651;
Haag
[* 11] 1680) nieder. Seine
»Opera omnia« wurden von dem
Kollegium der
LondonerÄrzte durch
Lawrence (Lond. 1766, 2 Bde.) herausgegeben;
eine neue
Ausgabe in englischer
Sprache
[* 12] erschien
1847. Im J. 1881 wurde ihm ein Denkmal in
Folkestone errichtet.
erst in den letzten
Jahren seines
Lebens wurden sie etwas manieriert. Zu den besten gehören: das erste
Lesen der
Bibel
[* 15] in der
Krypte der Paulskirche;
(spr. hárritsch),Seestadt in der engl.
GrafschaftEssex, liegt hoch auf der
Spitze einer
Landzunge zwischen
den Mündungen des
Stour und des Orwell, die beide schiffbar sind, hat den besten
Hafen an der Ostküste
Englands, der durch
das
Fort Landguard und andre großartige Werke verteidigt wird, und (1881) 7810 Einw.,
die Fabrikation von römischem
Zement und Fossiliendünger (coprolite),
Schiffbau und besonders
Schiffahrt und Fischfang betreiben.
Zum
Hafen gehören (1885) 141 Seeschiffe von 15,640
Ton. und 46 Fischerboote. Täglich gehen
Dampfer nach
Antwerpen
[* 17] und
Rotterdam,
[* 18] und 1885 liefen 1916
Schiffe
[* 19] von 551,449 T. ein.
Wert derEinfuhr 1884: 11,136,266 Pfd. Sterl., der Ausfuhr
6,004,118 Pfd. Sterl. Harwich ist Sitz eines deutschen
Konsuls. Dicht bei Harwich das
Bad
[* 20] Dovercourt mit Kurhaus und
Mineralquelle.
ein scharf begrenztes Massengebirge, das nördlichste
Glied
[* 23] des mitteldeutschen Berglandes, erhebt sich zwischen
Leine und
Saale aus den
Grenzen
[* 24] von
Nieder- und
Obersachsen als eine
Stammes- und Dialektscheide, wo
Niederdeutsch und
Hochdeutsch zusammenstoßen.
Er ist 92 km lang und bis 33 m breit; seine Hauptrichtung ist von OSO. nach WNW. Seine
Abfälle sind fast
nach allen Seiten mehr oder minder steil, am steilsten im N., wo er mit seinen höchsten Teilen unmittelbar aus dem Tiefland
emporsteigt
(Rammelsberg bei
Goslar
[* 25] etwa 330 m über der
Ebene), am wenigsten steil im O., wo am
¶
mehr
Austritt der Wipper der Gebirgsrand kaum 100 m über dem Flachland liegt, noch weniger da, wo zwischen Sangerhausen
[* 27] und Eisleben
[* 28] der Harz in ein Hügelland (Vorharz) übergeht, das sich weit nach SO. hinzieht. Der
Nordfuß liegt etwa 210, der Südfuß 250 m hoch. Der Flächeninhalt des ganzen Gebirges beträgt 2030 qkm
(38 QM.), wovon 1180 qkm auf Preußen,
[* 29] 740 auf Braunschweig
[* 30] und 110 auf Anhalt
[* 31] kommen (s. Karte »Braunschweig«).
Gewöhnlich teilt man den Harz, der in seiner Oberfläche sich meist als ein Plateau darstellt, in den Ober- und Unterharz; die
Grenzscheide bildet etwa eine Linie von Lauterberg bis Wernigerode.
[* 32] Der Oberharz hat die Form eines Dreiecks,
dessen Spitze im NW. bei Hahausen zu suchen ist. In seiner Mitte liegt das an künstlichen Teichen reiche KlausthalerPlateau
mit einer durchschnittlichen Höhe von 600 m, etwas höher erhebt sich die Nordseite desselben, wo die Schalke
[* 33] bis 763, der
Rammelsberg unmittelbar über Goslar bis 636 m ansteigen.
Noch höher ist auf der Südostseite des Plateaus ein Rücken, der von Lonau auf der Südseite in nordöstlicher Richtung bis
zum Brockenfeld streicht, bis zum Sösestein, nahe der Straße von Klausthal nach Andreasberg, »Auf dem Acker« (Hanskuhnenburg 810 m,
am Fastweg 860 m) und weiterhin Bruchberg (Wolfswarte, südwestlich vom Torfhaus, 919 m) genannt wird.
Dem westlichen Teil des Oberharzes entströmen in tiefen Thälern die Innerste und Oker nach N., die Söse nach SW. Das Brockengebirge,
welches gleichsam ein Gebirge im Gebirge bildet, macht den nordöstlichen Teil des Oberharzes aus. Es besteht aus Granit, liegt
in der Wasserscheide zwischen Elbe und Weser und mit seinem Hauptteil im preußischen Kreis
[* 34] Wernigerode. Es
stellt ein Massengebirge dar, dessen höchster Gipfel, der Brocken (s. d.), in einer Höhe von 1142 m im Quellgebiet der Ecker,
Bode, Ilse und Holzemme sich erhebt.
Unmittelbar mit dem Brocken stehen in Verbindung: im N. der KleineBrocken, im SO. die Heinrichshöhe (1044
m) mit der Ilsequelle, im S. der Königsberg
[* 35] (1029 m). Letzterer fällt zwischen Bode- und Eckerquelle zum Brockenfeld ab, einem
Moor mit durchschnittlich 850 m Meereshöhe, das auf der Westgrenze gegen den schon genannten Bruchberg eingebettet ist, und
dem nach N. die Radau und Ecker, nach SO. die Kalte und Warme Bode entfließen. Seitwärts von demselben,
im Braunschweigischen, treten die Achtermannshöhe (926 m) und der Wurmberg (968 m) hervor, zwei Gipfel aus Hornfels innerhalb
des Granitgebirges.
Der letztere schließt mit dem in seiner unmittelbaren Nähe liegenden Großen und KleinenWinterberg (902 und 837 m)
das Brockengebirge nach S. hin ab. Südwestlich vom Brockenfeld ist der Oderteich (724 m) noch im Granitgebirge eingebettet,
das hier bis in die Nähe von St. Andreasberg reicht, und in das der Rehberg (894 m) mit seinem aus Hornfels bestehenden Gipfel
halbinselartig sich hineinzieht. Südöstlich vom Brocken erstreckt sich das Granitgebirge längs der
Bode bis über Schierke hinaus, woselbst auf der Südseite des Flusses die Felsengruppe Schnarcher, auf der Nordseite die Feuerstein-
und Hohneklippen (902 m) und der lange Rücken des Renneckenbergs (929 m) mit den Zeterklippen sich anschließen.
Ein Chaos von Granittrümmern folgt den Ufern der an der Ostseite des Renneckenbergs entspringenden Holzemme,
die besonders um die Steinerne Renne gigantische Massen bildet. Nach N. entströmt dem Brockengebirge in zahlreichen Kaskaden
die Ilse, vor ihrem Austritt aus dem Gebirge erhebt sich der
hohe, steil abstürzende Ilsenstein. Der Unterharz erscheint als
eine weite Hochfläche, unterbrochen nur durch die Granitmasse des Rambergs (Viktorshöhe 575 m) und die
Porphyrkuppe des Auerbergs (Josephshöhe 575 m). Man scheidet sie in das Plateau von Elbingerode und das von Harzgerode.
Mittel- und Oberdevon zeigen nur geringe Verbreitung; sie treten hauptsächlich in der Gegend von
Elbingerode und Goslar auf. Die untere Steinkohlenformation oder der Kulm ist auf den Oberharz beschränkt, der zum größten
Teil aus Kulm-Grauwacke aufgebaut ist. Die reichen Erzgänge von Klausthal setzen hierin auf. Innerhalb der besprochenen Kerngebirgsschichten
treten zahlreiche gang- und deckenförmige Diabasvorkommnisse auf, die bei der Aufrichtung und Faltung des Gebirges
(Streichen der Falten von NO. nach SW.) gleich den Sedimentärablagerungen aufgerichtet und gefaltet wurden, während gleichzeitig
bei diesem Prozeß andre, also jüngere, Eruptivgesteine (Gabbro, Granit und Quarzporphyr) emporbrachen. Gabbro findet sich bei
Harzburg im Radauthal, Quarzporphyr besonders im Auerberg bei Stolberg. Der Granit tritt in zwei großen und einer kleinen
Partie hervor. Die größte stellt das Brockengebirge (s. oben), die zweite die Gruppe des Rambergs dar, die kleine liegt
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