Grenze ihrer
Dehnbarkeit fortgesetzt wird, so erfolgen allmählich
Erschlaffung und
Lähmung. Die zweite, zentrale,
Lähmung wird
beobachtet bei
Quetschung und Verwundung des Lendenteils vom
Rückenmark, bei Schußverletzungen, Wirbelbrüchen und in den
spätern Stadien der
Rückenmarksschwindsucht
(Tabes dorsalis). Die
Gefahr der Harnblasenlähmung beruht darin, daß sie eine
tägliche Einführung desKatheters notwendig macht, wodurch sehr leicht
Zersetzungen des in der
Blase sich
anstauenden
Urins eingeleitet werden, welche zu
Blasenentzündung und nicht selten zu tödlicher Nierenbeckenentzündung
(Pyelonephritis)
führt. Die Harnblasenlähmung bietet wenig Aussicht auf
Heilung, die Behandlung richtet sich auf das Grundleiden, sofern
dieses einer Besserung zugänglich ist, wie z. B. Harnröhrenstrikturen,Blasensteine etc.
Wilhelm von, Afrikareisender, geb. 1836 zu Eckezell im Großherzogtum
Hessen,
[* 2] war anfangs
Offizier, ging 1856 aus
Gesundheitsrücksichten nach
Ägypten
[* 3] und
Syrien, besuchte 1859 den
BlauenNil und dessen Nebenfluß
Dender und brach im Juli 1860 nach
dem
WeißenNil auf, wurde aber, noch nicht 27 Jahre alt, bei
Gondokoro von einem
Büffel auf
der
Jagd getötet.
Vgl. »W. v. HarniersReise am obern
Nil« (Darmst. 1866).
SeinEintritt in das
Heer (1813) scheiterte am
Widerspruch des
Ministers.
Später geriet er vorübergehend in Ungunst bei der
Regierung.
In dem bekannten
Breslauer Turnstreit trat Harnisch warm für dieSache des
Turnens auf, konnte aber die Schließung
seines Turnplatzes nicht abwenden. 1821 wurde er zum
Direktor des Schullehrerseminars in
Weißenfels
[* 11] ernannt, wo er mit gleicher
Auszeichnung für das Volksschulwesen wirkte. 1842 folgte er einem
Ruf als
Pfarrer nach Elbei bei
Wolmirstedt und bewies hier
in konservativem und orthodoxem
Sinn rege Thätigkeit. Harnisch starb in
Berlin.
Seine
Schriften sind zahlreich, in den spätern überwiegt das theologische
Interesse. Hervorzuheben sind: »Die deutschen
Volksschulen«
(Berl. 1812),
umgearbeitet unter dem
Titel: »Handbuch für das deutsche Volksschulwesen« (Bresl.
1820, 4. Aufl. 1839);
»Der jetzige Standpunkt des gesamten preußischen Volksschulwesens« (Leipz.
1844).
Außerdem gab er heraus die
Zeitschriften: »Der
Schulrat an der Oder« (Bresl. 1815-20, 24 Hefte),
»Der Volksschullehrer«
(Halle 1824-28, 5 Bde.) und eine Sammlung von »Land-
und Seereisen« (Leipz. 1821-32, 16 Bde.).
Nach seinem
Tod erschien:
»Mein Lebensmorgen; zur Geschichte der Jahre 1787-1822«, herausgegeben von Schmieder
(Berl. 1865). -
Sein Sohn
Adalbert, geb. seit 1882 Postdirektor zu
Forst
[* 12] in der
Lausitz, hat
sich als Dichter einen
Namen gemacht. Er veröffentlichte: »Feldblumen« (2. Aufl. 1839);
(Urethra), bei den mit einer
Harnblase (s. d.) ausgestatteten
Wirbeltieren der Ausführungsgang
derselben zur Entleerung des in ihr angesammelten
Harns nach außen. Sie tritt bei den
Säugetieren in enge Beziehung zu den
Geschlechtsorganen, indem sie auch zur Beförderung von
Eiern, resp.
Samen
[* 15] dienen muß.
BeimMenschen (s. Tafel
»Eingeweide
[* 16] II«,
[* 1]
Fig. 2 u. 3) ist sie ein mit Schleimhaut ausgekleideter
Kanal,
[* 17] der vom Blasenhals bis zu den äußern
Geschlechtsorganen reicht und sich hier öffnet; er ist beim weiblichen
Geschlecht 3-4, beim männlichen dagegen 15-17
cm lang.
In der Schleimhaut liegen zahlreiche
Schleimdrüsen
(Littrésche Drüsen, glandulae Littrii). An der männlichen Harnröhre werden
drei
Abschnitte unterschieden:
2) Der häutige, mittlere Teil wird von einem aus quergestreiften
Fasern gebildeten
Muskel (constrictor isthmi urethrae) umgeben,
welcher einen willkürlichen
Schließmuskel für
Harnblase und
-Röhre darstellt. Hier münden die Ausführungsgänge der beiden
Cowperschen Drüsen (s. d.) in die ein.
3) Der schwammige Teil, der bei weitem längste
Abschnitt, wird von einer aus blutgefäßreichem Schwellgewebe bestehenden
Scheide umfaßt und bildet einen
Bestandteil des männlichen
Gliedes, an dessen hinterer
Fläche er liegt (s.
Penis). Die weite
und gerade verlaufende weibliche Harnröhre öffnet sich im
Vorhof derScheide hinter der
Klitoris. - Harnröhrenkrankheiten
kommen, wenn man die sehr seltenen
Verletzungen und Zerreißungen, welche bei
Frauen während des Geburtsaktes entstehen können,
abrechnet, regelmäßig infolge von
Ansteckung vor und gehören deshalb zu den sogen. venerischen
Krankheiten.
Sie sind ungleich häufiger bei Männern als bei
Frauen, was durch die
Länge, die Engigkeit und den gekrümmten
Verlauf der Harnröhre beim Mann erklärlich ist. Man unterscheidet den virulenten eiterigen
Katarrh,
Tripper (s. d.) oder
Gonorrhöe,
welcher immer durch ganz bestimmte kleinste Mikrokokken bedingt wird, welche bei unreinem
Beischlafübertragen werden. Zuweilen
wird mit dem
Tripper verwechselt das Schankergeschwür, bei welchem ebenfalls
Eiter aus der Harnröhre entleert
wird. Nur eine genaue Untersuchung kann darüber entscheiden. Für die Behandlung ist diese
Frage von größter Wichtigkeit,
da der
Tripper durch Reinhalten, Ausspritzungen etc. geheilt wird, während das Schankergeschwür
eine systematische Behandlung der
Syphilis (s. d.) erheischt. Über
Verengerungen der Harnröhre s.
Striktur.
Strikturen. In letzterm Fall kann die Urethrotomie nicht allein von außen durch die gesunde Haut
[* 19] hindurch, sondern auch die
sogen. innere Urethrotomie ausgeführt werden, d. h. Spaltung der Schleimhaut allein von innen her. Namentlich bei dieser Urethrotomia
interna besteht die Gefahr der Urininfiltration. Nach dem äußern Harnröhrenschnitt bleibt nicht selten eine
Urinfistel (s. d.) zurück.