ein von
Kaufmann in
Dresden
[* 8] (1812) erfundenes Tasteninstrument von der Gestalt eines aufrecht stehenden
Pianofortes, dessen
Saiten durch
Reibung
[* 9] eines mit
Leder überzogenen und mit
Kolophonium durchgearbeiteten
Cylinders zum Ertönen
gebracht wurden und Longitudinalschwingungen machten. M. v.
Weber komponierte für das ein großes
Konzert
mit vollem
Orchester.
richtiges
Verhältnis der Teile eines Ganzen, besonders eines Kunstwerkes;
auch Übereinstimmung der
Gesinnungen und
Gefühle,
sowohl im
Gemüt des einzelnen
Menschen und dann eine Hauptbedingung des innern
Friedens, als auch zwischen mehreren
Menschen,
welche in einem nähern
Verkehr miteinander stehen;
daher öfters Bezeichnung geselliger
Vereine. - Harmonie nennt
man ferner den Zusammenhang, die innige
Verbindung von Leib und
Seele, vermöge deren ihre beiderseitigen Thätigkeiten zusammenstimmen;
prästabiliert heißt diese Harmonie bei
Leibniz, insofern dieselbe von Gott in vorhinein bestimmt sei. - In der
Musik bezeichnet
das
Wort die Vereinigung mehrerer für sich bestehender und in ihrer äußern
Erscheinung auch ganz verschiedener
Töne zu einem
Haupt- oder Gesamtklang, d. h. zu einem
Akkord;
Der
AusdruckHarmonie wird
auch als gleichbedeutend mit
Akkord gebraucht, und man spricht z. B. von einer
Dominanten-, Septimenharmonie etc., von einer
engen, weiten (zerstreuten) Harmonie, was gleichbedeutend ist mit der engen oder weiten
Lage eines
Akkords (s.
Akkord).
Dieselbe gründete sich auf die
Abstände der sieben
Kreise
[* 12] der Weltkörper
vom
Zentralfeuer, die nach seiner Rechnung dem Zahlenverhältnis der sieben
Töne seines
Heptachords entsprachen, und wurde
später noch phantastisch ausgeschmückt.
Die allgemein übliche
Methode der Harmonielehre benutzt als Unterrichtsvehikel die Generalbaßschrift, weshalb auch
die Bezeichnung
Generalbaß (s. d.) gleichbedeutend mit Harmonielehre gebraucht wird.
In neuester Zeit, seit die grundlegenden
Thatsachen des musikalischen
Hörens mehr und mehr erkannt werden, behandelt man die
Harmonielehre in einer abweichenden, mehr rein theoretischen
Weise und fragt nach der Klangbedeutung der
Akkorde;
wir haben daher eine
Reihe von Werken, welche Anleitungen für den Tonsatz gar nicht geben, sondern sich ausschließlich mit
der
Erklärung der verschiedenen möglichen und üblichen
Arten von Zusammenklängen und Akkordfolgen beschäftigen, deren
Hauptkapitel daher sind:
Konsonanz und
Dissonanz,
Tonart
(Tonalität),
Modulation.
Solche Harmoniesysteme sind die einschlägigenArbeiten von
Rameau
(»Traité d'harmonie«, 1722, u. a.),
Harmonielehre
Riemann
(»Skizze einer neuen
Methode der Harmonielehre«, Leipz. 1880) u. a.,
insgesamt Vertretern des harmonischen
Dualismus, welcher von M.
Hauptmann zuerst weiter ausgeführt, in
seinen Grundzügen aber bereits von
Zarlino (»Istituzioni harmoniche«, 1558) festgestellt wurde (der
Mollakkord als polarer
Gegensatz des
Durakkords gedacht, vgl.
Akkord und
Obertöne).
[* 15]
Während diese theoretischen Harmonielehren die
Regeln des musikalischen
Satzes und die
Grundgesetze der musikalischen Formgebung
zu begründen suchen, begnügen sich die praktischen Harmonielehren mit der
Aufstellung der durch die
Praxis allmählich festgesetzten
Regeln und mit Anleitungen zu ihrer Befolgung, so daß die kurzen eingestreuten theoretischen
Erklärungen von
Tonart,
Modulation etc. von untergeordneterer Bedeutung sind und nur darum unerläßlich scheinen,
weil die
Generalbaßbezifferung an die
Tonleiter anlehnt. Einige neuere Generalbaßschulen versuchen allerdings dem Zug der
Zeit gerecht zu werden und den
Erklärungen mehr
Raum zu vergönnen, so die Werke von E. F.
Richter (»Lehrbuch der
Harmonie«, 17. Aufl.,
Leipz. 1886),
L.Köhler (»Leichtfaßliche
Harmonie- und Generalbaßlehre«, 3. Aufl., Berl. 1880),
(»Lehrbuch der Harmonik«, Leipz. 1880); doch sind dieselben durch die Beibehaltung der Generalbaßmethode
und Generalbaßterminologie an einem glücklichen weitern Verfolg der anfänglich aufgestellten grundlegenden Sätze verhindert.
Was der Harmonielehre not thut, ist aber eine neue Methode, welche gestattet, die Fortschritte in der Erkenntnis der Prinzipien der Harmonie
beim Unterricht nutzbringend zu verwerten. Die Harmonielehre soll dem Schüler das musikalische Denken erleichtern,
d. h. sie soll ihm nicht nur sagen, daß diese oder jene Akkordfolge möglich, üblich und
korrekt ist (das zu »beweisen«, gibt jede Harmonielehre vor), sondern
soll ihm das Verständnis des innern Wesens derselben erschließen, so daß er in den Stand gesetzt wird,
dieselbe selbst an rechter Stelle und mit guter Wirkung zu schreiben; dazu gehört aber ein ganz andrer Aufbau des Lehrmaterials,
eine andre Bezifferung, eine andre Terminologie.
Daß wir auf dem Weg zu einer derartigen neuen Methode der Harmonielehre sind, dafür fehlen die Anzeichen nicht. Bereits GottfriedWeber
(»Theorie der Tonsetzkunst«, 1817-21) machte einen Anlauf
[* 17] dazu; den Kern seines Systems bildet die Bezifferung der Dreiklänge
und Septimenakkorde nach ihrer klanglichen Natur (G, g, g0, G7, g7, G?, 0g7 = g h d, g b d, g b des, g h
d f, g b d f, g h d fis, g b des f). Daß er die Generalbaßbezifferung nicht für ein brauchbares Vehikel
der Harmonielehre hielt, spricht er (S. 563, Anm.) unzweideutig genug aus; er sieht in
ihr nur eine abbreviierte Notenschrift, was sie historisch auch ist.
Vervollständigt wurde Webers Bezifferungsart durch E. F. Richter, welcher auch den übermäßigen Dreiklang
als selbständigen Akkord aufnahm (G' = g h dis, G'7= g h dis f, g? = g b d fis, G'? = g h dis fis, 0g70 =
g b des fes). Richter macht auch bereits den Versuch, diese Bezifferungsart für die praktischen Arbeiten zu verwerten, und
hebt damit die Einseitigkeit auf, daß der Harmonieschüler nur mit gegebener Baßstimme arbeiten lernt;
in der letzten Auflage seiner »Harmonielehre« enthalten die Schlußkapitel
eine erhebliche Anzahl von Aufgaben, in denen eine gegebene Sopran- oder Mittelstimme in der hier angedeuteten Weise beziffert
ist. Damit ist der Anfang zur Beseitigung der Generalbaßmethode gemacht; es wird nur darauf ankommen,
diese Bezifferung noch weiter ins Detail auszuarbeiten und sich ihrer nicht erst gegen Ende des Kursus, sondern von Anfang an
und durchweg zu bedienen. Diesen Weg hat Harmonielehre Riemann in der oben genannten »Skizze einer neuen Methode der Harmonielehre« eingeschlagen.