besuchte 1840-44 die Gärtnerlehranstalt in Potsdam, studierte dann in Berlin Naturwissenschaft, promovierte 1848, lehrte an
einigen Berliner Schulen, habilitierte sich 1855 als Privatdozent für Botanik an der Universität daselbst, wurde 1861 Kustos
am königlichen Herbarium, 1865 Professor der Botanik in Bonn und Direktor des botanischen Gartens sowie des botanischen Instituts
daselbst und starb in Bonn. Er lieferte wichtige Arbeiten über Anatomie und Morphologie der Pflanzen und schrieb:
»Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung der Baumrinde« (Berl. 1853);
Ȇber den Zusammenhang der Blattstellungen mit
dem Bau des dikotylen Holzringes« (das. 1858);
»Versuche über die Leitung des Saftes durch die Rinde« (das.
1860);
»Die Milchsaftgefäße und die verwandten Organe der Rinde« (das. 1864);
»Zur Entwickelungsgeschichte der Gattung Marsilia«
(das. 1862-64, 2 Bde.);
»Befruchtung und Entwickelung der Gattung Marsilia« (das. 1865);
»Pilulariae globuliterae ^[richtig: globuliferae]
generatio cum Marsilia comparata« (Bonn 1866);
»Übersicht des natürlichen Pflanzensystems« (das. 1867);
Ȇber die
Organe der Harz- und Schleimabsonderung in den Laubknospen« (»Botanische Zeitung« 1868);
»Die Scheitelzellgruppe im Vegetationspunkt
der Phanerogamen« (Bonn 1869);
»Die Entwickelung des Keims der Monokotyledonen und Dikotyledonen« (1870),
»Die Parthenogenesis
der Caelobogyne ilicifolia« (1877),
»Einige Züge aus der Biologie des Protoplasmas« (1880) und »Beiträge zur
allgemeinen Morphologie der Pflanzen« (1882) in dem von ihm herausgegebenen Sammelwerk »Abhandlungen
aus dem Gebiet der Morphologie und Physiologie«;
außerdem »Ch. G. Ehrenberg, ein Tagwerk auf dem Felde der Naturforschung« (Bonn
1877).
ein ehemals stehender grotesk-komischer Charakter der deutschen Bühne, der volkstümliche Narr, welcher noch
heute auf Volkstheatern, in Marionettenspielen und bei Seiltänzern sein Wesen treibt. Der Name Hanswurst erinnert
an die ähnlichen Lustigmacher Pickelhering in Holland, Jean Potage (»Hans Suppe«) in Frankreich, Maccaroni in Italien, Jack Pudding
(»Hänschen Pudding«) in England. Gefräßigkeit und eine immer rege Lachlust mögen Veranlassung zu den verschiedenen Namen
gegeben haben, daher diese den Lieblingsgerichten der niedern Volksklassen der verschiedenen Nationen
entlehnt sind. Das Wort kommt zuerst in der 1519 erschienenen niederdeutschen Bearbeitung von Brants »Narrenschiff« vor und
wird dann von Luther in seiner gegen den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel gerichteten Schrift »Wider Hanns Worst« (Wittenb.
1541) gebraucht.
Als Bauernname erscheint Hanswurst in Probsts Fastnachtsspiel »Vom kranken Bauer und seinem Knecht Simon Hampel«
(1553). Bei Hans Sachs ist »Wurst-Hans« fingierter Name von Fressern. Für den Narren im Schauspiel kommt der Name Hanswurst zuerst in
einem Stück von 1573 vor; allgemeine Verwendung findet er dann in den sogen. Haupt- und Staatsaktionen gegen Ende des 17. und
zu Anfang des 18. Jahrh. als parodierender Narr, und nun fanden sich auch Schauspieler, welche diesen Charakter
mimisch auszubilden bemüht waren. So stellte Jos. Ant. Stranitzky, ein Schlesier, welcher 1708 zu Wien als Nebenbuhler der
italienischen Komiker auftrat, den Hanswurst in der Tracht und mit dem Charakter eines einfältig-possierlichen Salzburger Bauern dar.
Sein würdiger Nachfolger war Gottfr. Prehauser aus Wien, der 1720 zuerst die Pritsche nahm. Unter den letzten
Hanswursten der deutschen Bühne sind noch zu erwähnen: Schönemann in
Berlin, Bernardon in Wien und Franz Schuch in Breslau. War
aber der Hanswurst in der Kindheit der deutschen Bühne ein Grundpfeiler des dramatischen Interesses und lange
Zeit die einzige Gestalt von wirklichem Leben und nationalem Charakter gewesen, so war er im Lauf der Zeit immer mehr verbildet
worden; der harmlose Spaß reichte nicht mehr aus, und er mußte zu plumpen Zoten seine Zuflucht nehmen, um wenigstens die
Masse noch zu interessieren.
Daher kam es, daß der Feldzug, welchen das gelehrte Schauspiel gegen ihn eröffnete, so unglücklich für
ihn endete. Den ersten und Hauptsieg über ihn errang 1737 die Neuberin, die den Hanswurst auf der Bühne selbst in einem von Gottsched
eigens dazu verfaßten Stück feierlich begrub; in Berlin folgte Schönemann, in Wien Frhr. v. Pendel, mehr
noch Sonnenfels, der sogar den modifizierten Hanswurst Stranitzkys von der Bühne vertrieb. Der Hanswurst blieb dessenungeachtet noch bis
gegen 1770 die einzige Stütze der kleinen herumziehenden Schauspielertruppen, und als diese sich endlich ebenfalls des alten
ehrlichen Kauzes schämten, erschien er unter andern Gestalten und unter andern Namen wieder, als: Kasperle,
Larifari, Sepperl, Lipperl, Thaddädl, Staberl etc. Die stereotypen possierlichen Figuren in den Wiener Zauberpossen können den
alten Ahnherrn nicht verleugnen. Als Verteidiger des Hanswurstes traten besonders Lessing und J. Moser auf, ersterer namentlich
im 18. Stück der »Hamburgischen Dramaturgie«, letzterer in seiner Schrift »Harlekin, oder Verteidigung des Grotesk-Komischen«.
Vgl. Görner, Der Hanswurststreit in Wien (Wien 1884);
»Der Wiener Hanswurst«, ausgewählte Schriften von Stranitzky
u. a. (hrsg. von Werner, das. 1885 ff.).
ein Handturngerät, das meist aus zwei durch einen Griff verbundenen Eisenkugeln besteht, obgleich auch ring-
und topfförmige Hanteln vorkommen. Das Wort ist von Jahn aus dem Niederdeutschen entlehnt, wo »der Hantel« einen
Handgriff, Henkel bezeichnet, ist aber jetzt meist als »die Hantel« im
Gebrauch. Man unterscheidet die großen, zu Hebe- und Stemmübungen dienenden Hanteln oder Kugelstäbe (bis 100 kg) und die
kleinern, 1-10 kg schweren, welche paarweise zur Ausführung von Freiübungen (s. d.) mit Belastung der Arme
verwendet werden. Die alten Griechen bedienten sich ähnlicher Wuchtkolben zur Verstärkung der Sprunggewalt (s.
Halteren); vor Jahn waren sie vereinzelt besonders in England, dort »stumme Glocken« genannt, im Gebrauch.
Vgl. Eiselen, Die Hantelübungen
(3. Aufl. von Waßmannsdorff, Berl. 1883);
Kloss, Hantelbüchlein für Zimmerturner (7. Aufl., Leipz. 1884).
Ignaz Johann, Slawist und philosophischer Schriftsteller, geb. als Sohn slawischer
Eltern zu Prag, widmete sich, durch Hegels Schriften angezogen, der Philosophie, wurde 1838 ordentlicher Professor derselben an der
Universität in Lemberg, 1847 an jener zu Olmütz, 1849 zu Prag, wo er als begeisterter slawischer Patriot auch in
mehr
tschechischer Sprache sehr besuchte Vorlesungen hielt, 1852 seiner Professur enthoben und erst 1860 als Vorstand der Universitätsbibliothek
wieder angestellt. Er starb in Prag. Von seinen philosophischen, zunächst für den akademischen Gebrauch bestimmten
Schriften, in denen sich Anklänge an Hegel finden, mögen hier genannt sein: »Handbuch der philosophischen
Ethik« (Lemb. 1846);
»Grundzüge der Metaphysik« (das. 1845);
»Handbuch der Erfahrungsseelenlehre« (3. Aufl., Brünn 1849);
»Handbuch
der Logik« (das. 1843; 2. Aufl., Prag 1850);
»Geschichte der Philosophie bis zur Schließung der Philosophenschulen unter Justinian«
(Olm. 1850);
»Vorlesungen über die Kulturgeschichte der Menschheit« (Brünn 1849);
von seinen zahlreichen übrigen Schriften:
»Wissenschaft des slawischen Mythus« (Lemb. 1842);
»Über die altertümliche Sitte der Angebinde bei Deutschen,
Slawen und Litauern« (Prag 1855);
»Die latein-böhmischen Osterspiele des 14. u. 15. Jahrhunderts« (das. 1863);
»Das Schriftwesen
und Schrifttum der böhmisch-slowenischen Völkerstämme« (das. 1867);
»Die gefälschten böhmischen Gedichte aus den Jahren
1816-49« (das. 1868);
»Quellenkunde und Bibliographie der böhmisch-slowenischen Litteratur« (das. 1868).
Auch gab er die Werke eines tschechischen Philosophen oder eigentlich Homileten aus der Zeit der Hussitenkriege, des Ritters
Thomas von Stitne, im Auszug heraus (Prag 1852).