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schule, Karmarsch, von Hartzer, der Georgsplatz mit der Erzstatue Schillers von Engelhard, der Ägidienplatz, der Waterlooplatz, auf ihm die mit einer Viktoria gekrönte, 47 m hohe Waterloosäule und nahe bei demselben das Bronzestandbild des Generals v. Alten und das Leibnizdenkmal, der Welfenplatz, Friederikenplatz etc.
Unter den gottesdienstlichen Bauwerken (11 luther. Kirchen, eine reformierte und eine kath. Kirche, eine der Freien Gemeinde und eine Synagoge) verdienen Erwähnung: die restaurierte Marktkirche aus dem 14. Jahrh., mit interessanten Denkmälern, schönen Glasmalereien und Altären und dem höchsten (99 m) Turm [* 2] der Stadt;
die Neustädter Kirche mit einem zierlichen, 1700 erbauten Turm und dem Grabmal des Philosophen Leibniz;
die 1333 erbaute Kreuzkirche mit alten Epitaphien und Denkmälern;
die 1864 vollendete gotische Christuskirche, nach den Plänen des Baurats Hase [* 3] aufgeführt;
die hübsche kath. Kirche und die Schloßkirche (früher Kirche des Minoritenklosters) mit einer Kreuzigung von L. Cranach, einer Sammlung kunstvoller mittelalterlicher Kirchengeräte und Reliquien, die zum großen Teil von Heinrich dem Löwen [* 4] 1172 aus Byzanz nach Braunschweig [* 5] und von da 1671 durch den katholischen Herzog Johann Friedrich nach Hannover [* 6] gebracht wurden, und einem kostbaren Evangeliarium aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrh., das im 14. Jahrh. Karl IV. aus Braunschweig nach Prag [* 7] entführte;
die Dreifaltigkeitskirche, schöner Ziegelbau aus dem Jahr 1880 vom Architekten Hehl;
die Synagoge, ein dreischiffiger Zentralbau mit achteckiger Kuppel, wurde 1864 von Oppler erbaut.
Groß ist die Zahl hervorragender Profanbauten. Die bedeutendsten derselben sind: das königliche Schloß (1630-40 erbaut, 1817 restauriert), ein umfangreicher, im Innern prachtvoll eingerichteter Bau mit großartigem Portal, jetzt Generalkommando des 10. Armeekorps;
das Palais des Königs Ernst August mit dessen Privatbibliothek (32,000 Bände), Kupferstich-, Waffen- und Münzsammlungen (jetzt Oberpräsidium);
das königliche Archivgebäude mit der 120,000 Bände und 2000 Manuskripte enthaltenden Bibliothek;
das neue Gebäude des Landesdirektoriums;
das königliche Reitinstitut;
das Rathaus, ein unregelmäßiges, aus dem 15. und 16. Jahrh. stammendes, durch alte Skulpturen und Wahrzeichen interessantes Gebäude, 1882 renoviert, im Innern mit prachtvollen Wandgemälden von Schaper;
das königliche Schauspielhaus (1852, von Caves), eins der größten Deutschlands; [* 8]
das alte Zeughaus, in dessen Nähe der Beghinenturm, ein Überbleibsel der alten, 1357 angelegten Befestigungen;
das 1856 von Hase im romanischen Stil erbaute Museum mit Sammlungen des Historischen Vereins für Niedersachsen, der Naturhistorischen Gesellschaft und der an Gemälden und Skulpturen reichen Kunstsammlung;
das (1886 noch im Bau begriffene) Kestner-Museum mit wertvollen Sammlungen etrurischer, römischer und griechischer Altertümer, Kupferstichen (120,000) etc.;
das neue Justizgebäude, das Zellengefängnis u. v. a. Als ganz besonders hervorragend sind zu nennen der Bahnhof und das Welfenschloß.
Der erstere wurde während der Jahre 1876-80 mit einem Kostenaufwand von 22,500,000 Mk. errichtet und gilt als Muster aller neuern Bahnhofsanlagen, das letztere, ein vollendeter Prachtbau, wurde an Stelle des ehemaligen Schlosses Montbrillant vom Hofbaumeister Tramm 1859 begonnen und nach der Annexion des Königreichs 1866 zur polytechnischen Hochschule umgebaut, der großartigste Schulbau Deutschlands. Unter den mittelalterlichen Privatgebäuden, die indessen mehr und mehr verschwinden, sind die Häuser: »Isern Pforte«, die »Alte Kanzlei«, das Leibnizhaus etc. immer noch wohl erhalten.
Die Zahl der Einwohner ist seit 1864 bedeutend gestiegen. Damals betrug sie, das angrenzende Linden inbegriffen, 79,649, 1871 ohne dasselbe schon 87,641, 1880: 122,843, 1885 inkl. Militär 139,746 Seelen. Ihrer Religion nach zählte man 1880: 108,974 Evangelische, 10,130 Katholiken und 3450 Juden. In Bezug auf die Industrie nimmt unter den deutschen Städten einen hohen Rang ein. Hervorzuheben sind besonders: Eisengießerei [* 9] und Maschinenfabrikation, Fabriken für Tabak, [* 10] Leinenwaren, Pianinos, Wagen, Schokolade, Lampen, [* 11] lackierte Waren, Strohhüte, Farben, Zündhölzer, Tapeten, Glas, [* 12] Asphalt, Parfümerien, Stearinkerzen, Watte, Bronzewaren, Öfen; [* 13]
zahlreiche Etablissements zur Erzeugung von Messern und Nägeln, Bierbrauereien, Branntweinbrennereien etc. Der Handelsverkehr ist ein äußerst lebhafter, begünstigt durch die Lage der Stadt, durch Einmündung zahlreicher Straßen und mehrerer Eisenbahnen. Hannover bildet Knotenpunkt der Linien Braunschweig-Landesgrenze bei Peine-Löhne, Hannover-Kassel und Hannover-Altenbeken der Preußischen Staatsbahn, während wenige Kilometer von der Stadt entfernt andre wichtige Linien von verschiedenen Richtungen her einmünden.
Eine mehrfach verzweigte Pferdebahn vermittelt den Verkehr in der Stadt und mit den angrenzenden Orten Linden und Herrenhausen. Der Handel befaßt sich vorzugsweise mit den dort erzeugten Fabrikaten, außerdem bilden Handelsartikel: Eisen-, Gummi- u. Zuckerwaren, Schokolade, Wein (besonders französische Rotweine), Geschäftsbücher, Kaffee, Reis, Häute und Felle, Steinkohlen, Pferde [* 14] etc. Seit 1876 hat eine Hauptstelle der deutschen Reichsbank. Außerdem bestehen: eine Landeskreditanstalt, eine Bank für Handel und Gewerbe nebst andern Banken, eine Handelskammer, verschiedene Versicherungsgesellschaften, ein Handels- und Gewerbeverein, eine Börse sowie sehr besuchte Leder-, Garn-, Leinen-, Woll- und Gemüsemärkte. An Wohlthätigkeitsanstalten etc. besitzt Hannover 8 Zivilhospitäler und Krankenhäuser, ein Militärlazarett, Waisenhaus, Institut für hilflose Bürgerkinder, eine Blindenanstalt etc.
Unter den Bildungsanstalten steht die technische Hochschule (1886 mit 190 Studierenden und 175 Hospitanten) obenan. Außerdem befinden sich in Hannover 3 Gymnasien, 2 Realgymnasien, 2 höhere Bürgerschulen, eine Handelsschule, ein Lehrer- und ein Predigerseminar, eine jüdische Lehrerbildungsanstalt, ein Lehrerinnenseminar, eine Präparandenanstalt und eine Tierarzneischule; außerdem mehrere Bibliotheken und wissenschaftliche Sammlungen (s. oben). Eines hervorragenden Rufs erfreut sich das Theater. [* 15]
Von größern Zeitungen erscheinen dort: der »Hannoversche Kurier«, die »Hannoversche Post« und die »Deutsche [* 16] Volkszeitung«. Hannover ist Geburtsort der Königinnen Luise von Preußen [* 17] und Friederike von Hannover sowie des Astronomen Herschel, Ifflands, der beiden Dichter Schlegel, Leisewitz' u. a. An öffentlichen Behörden befinden sich hier: das Oberpräsidium der Provinz und die königliche Regierung des Regierungsbezirks ein Landeskonsistorium und ein Konsistorium, eine königliche Eisenbahn- und eine Oberpostdirektion, ein Landgericht (für die 16 Amtsgerichte zu Burgwedel, Hameln, [* 18] Hannover, Kalenberg, Koppenbrügge, Lauenstein, ¶
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Münder, Neustadt [* 20] a. R., Obernkirchen, Oldendorf im Regierungsbezirk Kassel, [* 21] Polle, Pyrmont, Rinteln, Rodenberg, Springe u. Wennigsen) nebst Kammer für Handelssachen, eine Generalkommission für Hannover und Schleswig-Holstein [* 22] und andre Provinzialbehörden, ein Landratsamt für den Landkreis Hannover etc. Hannover ist Sitz des Stabes des 10. Armeekorps, der 19. und 20. Division, der 38. und 39. Infanterie-, der 19. und 20. Kavallerie-, der 10. Feldartilleriebrigade und hat ein Regiment Füsiliere Nr. 73, ein Inf.-Reg. Nr. 74, ein Regiment Ulanen Nr. 13, ein Feldartillerie-Reg. Nr. 10, ein Train-Bat. Nr. 10 zur Garnison. Außerdem hat eine Kriegs- und eine Militärreitschule. Die städtischen Behörden setzen sich zusammen aus 16 Magistratsmitgliedern und 24 Bürgervorstehern. - Das Wappen [* 23] (s. Fig.) bildet eine zweigetürmte Burg mit offenem Thor. Zwischen den Thorflügeln befindet sich ein Kleeblatt, [* 24] zwischen den Türmen ein Löwe. Doch kommen auch Löwe und Kleeblatt allein vor.
Die Umgebung Hannovers, wenn auch flach, ist doch nicht ohne Reiz. 2 km im NW. der Stadt liegt Herrenhausen (s. d.), nach welchem eine prächtige vierfache Lindenallee führt. Links von derselben der Georgspark mit der Villa Solms und dem Jägerhof. Im O. der Stadt, unmittelbar an den Tivoli-Stadtteil angrenzend, in welchem das Tivoli, ein großartiger Konzertgarten, sich befindet, dehnt sich die Eilenriede aus, ein schöner, mit Buchen, Eichen und Nadelholz bestandener Wald, der von S. durch O. bis um N. die Stadt umzieht. Am Eingang wurde 1884 das von Volz in Karlsruhe [* 25] entworfene, prächtige Kriegerdenkmal errichtet; in ihm liegt der Zoologische Garten. [* 26]
Geschichte. Der Stadt Hannover geschieht zuerst 1163 Erwähnung, wo sich Heinrich der Löwe hier aufhielt. Von diesem erbte sie 1202 sein Sohn, Pfalzgraf Heinrich, der sie 1223 seinem Neffen Otto dem Kinde, dem Stifter der ältern braunschweigischen Linie, überließ. Beim Einfall des jungen Königs Heinrich in die welfischen Lande unterwarf sich Hannover 1227 dem Grafen Konrad von Lauenrode, wurde aber 1241 an Otto zurückgegeben. Bei der 1269 zu Quedlinburg [* 27] vorgenommenen Teilung der welfischen Lande fiel Hannover dem Herzog Johann zu, von dessen Sohn Otto dem Strengen die Stadt 1309 mit einer Mauer umgeben ward.
Derselbe hatte 1283 die Lehnshoheit des Bischofs von Hildesheim [* 28] für Hannover anerkennen müssen, ein Verhältnis, das jedoch schon im 14. Jahrh. sein Ende erreichte. 1369 kam die Stadt an Herzog Magnus von Braunschweig. Nachdem sie Herzog Heinrich der ältere 1486 vergeblich belagert und 1490 ebenso erfolglos sich derselben mit List zu bemächtigen versucht hatte, fiel sie 1495 bei der Länderteilung an Herzog Erich den ältern von Kalenberg. Schon 1386 war sie dem Hansabund beigetreten, und im 15. Jahrh. waren Handel, Schiffahrt und Industrie zu ansehnlicher Blüte [* 29] gelangt; doch sank die Stadt wieder infolge der Zwistigkeiten, welche die 1533 von seiten der Bürgerschaft bewirkte gewaltsame Einführung der Reformation hervorgerufen.
Die Stadt hob sich jedoch wieder, seit Herzog Georg von Celle [* 30] 1636 hier seine Residenz aufgeschlagen, zu welchem Zweck das Barfüßerkloster zum Residenzschloß eingerichtet ward. 1680 wurde die Altstadt mit der Neustadt vereinigt. Als Kurfürst Georg Ludwig 1714 den englischen Thron [* 31] bestieg, verließ der Hof die [* 32] Stadt, doch blieb ein Hofstaat daselbst bestehen. 1747 wurde die Ägidien-Neustadt angelegt. Am ward hier der Traktat von Hannover zwischen England und Preußen abgeschlossen, worin England versprach, für Preußen gegen Anerkennung des Kaisers Franz I. von Maria Theresia den Besitz Schlesiens zu erwirken; hier kam auch der Friede zwischen Rußland und Dänemark [* 33] zu stande. Seit 1815 königliche Residenz dem Namen nach, war Hannover dies in Wirklichkeit erst seit 1837. Im Krieg von 1866 besetzten es die Preußen 17. Juni, und durch die Annexion ward es Hauptstadt der preußischen Provinz Hannover.
Vgl. und Umgegend, Entwickelung und Zustände seiner Industrie und Gewerbe« (Hannov. 1874);
»Urkundenbuch der Stadt Hannover«, herausgegeben vom Historischen Verein für Niedersachsen (das. 1860 ff.);
Jugler, Aus Hannovers Vorzeit (das. 1876);
Hartmann, Geschichte der Residenzstadt Hannover (das. 1880);
Unger, Hannover, Führer durch die Stadt und ihre Bauten (das. 1882);
Kalbe, Führer durch und Umgebung (das. 1886).
Der Regierungsbezirk Hannover (s. Karte »Hannover etc.«),
5718 qkm (103,85 QM.) groß, umfaßt das Fürstentum Kalenberg und die Grafschaften Hoya (beide Gebiete jedoch nicht vollständig) und Diepholz, hat (1885) 484,813 Einw. (Zunahme gegen 1880: 5,68 Proz.) und umfaßt die 13 Kreise: [* 34]
Kreise | QKilom. | QMeilen | Einwohner | Einw. auf 1 qkm |
---|---|---|---|---|
Diepholz | 628 | 11.41 | 21129 | 34 |
Hameln | 575 | 10.44 | 49293 | 86 |
Hannover (Stadt) | 25 | 0.45 | 139746 | 5590 |
Hannover (Land) | 287 | 5.21 | 29311 | 102 |
Hoya | 520 | 9.44 | 25675 | 49 |
Linden, Stadt u. Land | 304 | 5.52 | 58475 | 192 |
Neustadt a. R. | 581 | 10.55 | 28363 | 49 |
Nienburg | 497 | 9.03 | 23929 | 48 |
Springe | 407 | 7.39 | 29524 | 73 |
Stolzenau | 627 | 11.39 | 26909 | 43 |
Sulingen | 513 | 9.32 | 17371 | 34 |
Syke | 754 | 13.70 | 35088 | 47 |