Mongolei nach Sibirien (Kiachta). Der Verkehr seewärts wird durch die Dampfer der erwähnten Gesellschaften, besonders aber der
chinesischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft, sowie durch zahlreiche Fahrzeuge von mehr oder weniger chinesischem Typus vermittelt,
die unter fremdländischer Führung und Flagge segeln. Die Zahl der 1885 ein- und ausgelaufenen Schiffe war 1232 mit 848,972
Ton., davon 21 deutsche mit 5470 T. Der Gesamtwert der Ein- und Ausfuhr betrug 1885: 37,7
Mill. Mk. Neuerdings werden die ersten Theeladungen direkt von aus verschifft, ohne Schanghai zu berühren. Bei Beginn der
Theesaison entsteht unter den ersten ausgehenden Dampfern ein von der kaufmännischen Welt mit größtem Interesse verfolgtes
Wettfahren, und es werden von diesen in Bauart wie Handhabung auf Eile berechneten Schiffen unglaublich schnelle Reisen zurückgelegt.
Von den übrigen Ausfuhrartikeln sind für den europäischen Konsum von Bedeutung: Rindshäute, Moschus, Galläpfel und Rhabarber.
kleiner Ort in der Landschaft Ladak des Reichs Kaschmir, 4595 m ü. M. und somit einer der höchsten
dauernd bewohnten Plätze der Erde, besteht aus einigen Häusern, welche ein buddhistisches Kloster umgeben.
In dem 12 km langen
Thal, das einen dem Örtchen nahen, 4438 m hoch gelegenen See einschließt, wird noch etwas Gerste gebaut.
(spr. hännli), schmutzige Stadt in dem »Potteries« genannten Bezirk von Staffordshire (England),
hat neben Porzellanfabriken, Töpfereien und Glashütten auch große Eisenwerke und (1881) 48,354 Einw. Dabei
Etruria mit der von Wedgwood (s. d.) gegründeten Porzellanfabrik.
Julius, Meteorolog, geb. im Schloß Haus bei Linz, studierte in Wien Mathematik und Physik, wurde 1865 Lehrer
in Wien und dann in Linz, 1867 Hilfsarbeiter an der meteorologischen Zentralanstalt zu Wien, habilitierte
sich 1868 als Privatdozent für Meteorologie an der Universität, wurde 1869 Adjunkt an der meteorologischen Zentralanstalt, 1873 außerordentlicher
Professor für physikalische Geographie und 1877 Nachfolger Jelineks und ordentlicher Professor.
Seine Hauptthätigkeit konzentriert sich in der Redaktion der 1866 mit Jelinek gegründeten »Zeitschrift
der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie«, deren Redaktion er seit 1877 allein führt. Die Zeitschrift enthält
zahlreiche Abhandlungen von ihm, von denen die über den Föhn und über das Klima der verschiedensten Länder der Erde am bekanntesten
geworden sind. In der neuesten Zeit wandte er sich mehr der physikalischen Meteorologie zu und lieferte
Arbeiten über die Theorie der Stürme, die Temperaturabnahme mit der Höhe, die Verteilung des Wasserdampfes, die Entstehung
der Niederschläge desselben und die Veränderungen im Gang der magnetischen Deklination etc. In der mit Hochstetter und Pokorny
herausgegebenen »Allgemeinen Erdkunde« (4. Aufl., Prag 1886; bedeutend erweiterte Ausg. 1885) bearbeitete er den
Teil, welcher die Erde als Weltkörper, ihre Atmosphäre und Hydrosphäre behandelt. Außerdem schrieb er »Handbuch der
Klimatologie« (Stuttg. 1883); »Die Temperaturverhältnisse
der österreichischen Alpenländer« (Wien 1885).
tschech. Volksstamm in Mähren, welcher in der sogen. Hanna, einer ungefähr 1550 qkm (28 QM.)
großen, sehr fruchtbaren, vom Flüßchen Hanna durchzogenen Ebene zwischen Olmütz, Kremsier und Wischau,
ansässig ist.
Die Hannaken sind ein kräftiger Menschenschlag;
sie reden einen eignen Dialekt, haben in Sitte und
Tracht noch viel
Eigentümliches bewahrt und zeichnen sich auch durch Arbeitsamkeit und Betriebsamkeit vor ihren Nachbarn aus, mit denen sie
nicht leicht eheliche Verbindungen eingehen.
Sie sind leidenschaftliche Liebhaber von Musik und Tanz.
(spr. hanneh), James, engl. Schriftsteller, geb. 1827 zu Dumfries, trat mit 13 Jahren in die Marine, nahm aber 1845 seinen
Abschied, um sich der Litteratur zu widmen. Außer Beiträgen zu Zeitschriften, besonders zum »Punch«, veröffentlichte er:
»Biscuits and grog, personal reminiscences and sketches by
Percival Plug« (1848),
fortgesetzt in »A claret-cup« (1848). Daran schlossen sich: »Hearts are trumps« (1849, neue Ausg. 1873);
»King Dobbs, sketches in ultramarine« (1849, neue Ausg. 1856);
der Roman »Singleton Fonteney« (1850, neue Ausg. 1873);
die aus
einer Reihe von Vorträgen hervorgegangene Schrift »Satire and satirists« (1854);
ferner: »Sand and shells«
(1854);
der Roman »Eustace Conyers« (1855, deutsch 1856);
»Essays from the Quarterly Review« (1861);
»A memoir of the late Mr.
Thackeray« (1864),
dem später die »Studies on Thackeray« (1869) folgten;
»Characters and criticisms« (1865);
»A course of English
literature« (1866) und die Familiengeschichte »Three hundred years of Norman house« (1867).
Von 1860 bis 1864 gab
Hannay den »Edinburgh Courant« heraus; 1868 ward er zum englischen Konsul in Barcelona ernannt, wo er starb.
Johann Wilhelm, protestant. Theolog, geb. zu Harber im Lüneburgischen, studierte in Göttingen, Halle
und Berlin, privatisierte 1837-40 in Wolfenbüttel, hielt dann bis 1850 in Braunschweig Vorlesungen, wurde 1851 Prediger
im Hannöverschen und 1861 als Professor der Theologie und Pastor an St. Jakobi nach Greifswald berufen. Unter seinen zahlreichen
Schriften sind besonders hervorzuheben: »Vorhöfe zum Glauben« (Jena 1851);
»Bekenntnisse, oder drei Bücher vom Glauben« (Hannov.
1858, 2. Aufl. 1865);
»Die Idee der absoluten Persönlichkeit« (das. 1861-62, 2 Bde.; 2. Aufl.
1865);
»Anti-Hengstenberg« (Elberf. 1867);
»Geist des Christentums« (das. 1867);
»Die Kirche im neuen Reich« (Berl. 1871).
Wegen
seiner Beteiligung am Protestantenverein hatte er allerlei Anfechtungen zu erleiden; ebenso sein Sohn Johannes, seit 1874 Pastor
in Waltershausen, seit 1878 in Hamburg, welcher 1871 vom preußischen Kirchenregiment und infolgedessen
auch vom sächsischen Kultusministerium für unfähig erklärt wurde, ein Predigtamt zu bekleiden.
(spr. hännibal), Hauptstadt der Grafschaft Marion im nordamerikan. Staat Missouri, am Mississippi, 216 km oberhalb
St. Louis, mit (1880) 11,074 Einw., hat Tabaksfabriken, Gießereien, Sägemühlen, Schweineschlächterei,
Bau von Wagen etc. und lebhaften Holzhandel.
Eine Brücke verbindet es mit East-Hannibal in Illinois.
1) Befehlshaber einer karthagischen Flotte bei der Insel Lipara, 269 v. Chr., bewirkte zwar, daß die Mamertiner
die Stadt Messana nicht an Hieron von Syrakus übergaben, bemühte sich aber vergeblich, jenen wichtigen
Platz den Karthagern in die Hände zu spielen. Nach Anfang des ersten Punischen Kriegs 262 hielt er in Agrigent, dem Waffenplatz
der Karthager, eine siebenmonatliche Belagerung aus und wußte sich, nachdem das von Hanno zum Entsatz herbeigeführte Heer
eine Niederlage erlitten, noch mit dem größten Teil seiner Mannschaft zu
mehr
retten. 260 Befehlshaber der karthagischen Flotte, wurde er in der berühmten Seeschlacht bei Mylä von dem römischen Konsul
Duilius besiegt und entging nur durch List dem Kreuzestod, der ihm dafür in der Heimat drohte; als er aber 258, von den Römern
in einem sardinischen Hafen eingeschlossen, einen neuen Verlust erlitt, wurde er von seinen eignen Soldaten
ans Kreuz geschlagen.
2) Karthag. Feldherr, führte 250 v. Chr. seinen in Lilybäum belagerten Landsleuten mit großer Kühnheit und Geschicklichkeit
trotz der überlegenen römischen Flotte Truppen und Lebensmittel zu. Im Söldnerkrieg nach Hannos Entfernung Hamilkar beigegeben,
belagerte er Mathos in Tunes, ward aber bei einem Ausfall desselben gefangen und vor den Mauern der Stadt
gekreuzigt.
3) Berühmter karthag. Heerführer, einer der größten Feldherren der Alten Welt, Sohn des Hamilkar Barkas, geb. 247 v. Chr. Seine
Jugendjahre fielen in eine Zeit, da Karthago von dem übermütigen Rom nach dem ersten Punischen Krieg zu einem nachteiligen
Frieden gezwungen und während des Söldnerkriegs ohne Recht und Billigkeit der Inseln Sardinien und Corsica
beraubt wurde. Daher war es Hamilkar leicht, in der Seele seines Sohns den unversöhnlichsten Haß gegen den Feind seines Vaterlandes
zu erwecken. Hannibal selbst erzählte, schon dem Ende seiner Laufbahn nahe, dem Seleukiden Antiochos von dem Eidschwur,
mit welchem er als neunjähriger Knabe seinem Vater vor dem Aufbruch nach Spanien ewigen Haß gegen Rom gelobt und sich dadurch
die Erlaubnis erwirkt habe, seinen Vater begleiten zu dürfen.
Schon während seines Dienstes unter seinem Schwager Hasdrubal in Spanien bekundete er neben seltener Kühnheit, Tapferkeit, Ausdauer
und Enthaltsamkeit die Klugheit, Geistesgegenwart und Umsicht des gebornen Heerführers. 221 wurde er, 26jährig,
durch den Willen des Heers Nachfolger des ermordeten Hasdrubal im Oberbefehl über die karthagische Heeresmacht in Spanien. Die
Pläne Hamilkars und Hasdrubals weiter verfolgend, sicherte er in den Jahren 221 und 220 die Herrschaft Karthagos in Spanien; nachher,
219, schritt er zum Angriff auf die mit Rom verbündete Stadt Sagunt, die er nach achtmonatlichem heldenmütigen
Widerstand eroberte.
Die Römer sahen in dem Angriff auf Sagunt eine Vertragsverletzung, und da die Karthager sich weigerten, auf ihre Forderung
Hannibal auszuliefern, so erklärten sie ihnen den Krieg (zweiter Punischer Krieg). Um nun den Römern zuvorzukommen
und den Krieg nicht in Spanien, sondern in Italien zu führen, zog Hannibal, seinen Bruder Hasdrubal mit einem Heer in Spanien zurücklassend, 218 mit
90,000 Mann Fußvolk, 12,000 Reitern und 37 Elefanten über die Pyrenäen durch Gallien, wich dort einem Kampf mit den Römern unter
P. Cornelius Scipio geschickt aus, überstieg Ende September in 15 Tagen mit unsäglicher Mühe die Alpen
(wahrscheinlich den Kleinen St. Bernhard) und erschien 5 Monate nach seinem Aufbruch von Neukarthago in den Ebenen Oberitaliens.
Dieser Übergang Hannibals über die Alpen allein schon würde ein ewig denkwürdiger Beweis von seiner Feldherrngröße sein.
Mehr als die Hälfte seines Heers war allerdings den schweren Strapazen erlegen und der Rest ermattet und
der Ruhe und Erholung bedürftig. Nachdem Hannibal ihm diese gewährt, bemächtigte er sich zunächst des Hauptorts
der Tauriner und zog, nachdem die benachbarten gallischen Völkerschaften sich an ihn angeschlossen, Scipio entgegen, der aus
dem jenseitigen Gallien zurückgekehrt war und ihm von Placentia aus auf dem
linken Ufer des Po entgegenrückte.
Am Ticinusfluß fand der erste Zusammenstoß statt, Hannibal siegte durch seine treffliche numidische Reiterei. Einen zweiten Sieg
an der Trebia erleichterte ihm des Konsuls Sempronius Ungestüm: in wenig Stunden war das Römerheer geschlagen und
aufgelöst.
Den nächsten Feldzug 217 eröffnete Hannibals viertägiger Zug
durch die Moräste des Arnus (Arno), der ihm selbst ein Auge und
seinem Heer eine große Anzahl von Streitern und den Rest seiner Elefanten bis auf einen kostete. Um seinen Gegner, den Konsul
Gajus Flaminius, auf das geeignete Schlachtfeld zu locken, rückte er über des Feindes Flanke hinaus in
das Tyrrhenergebiet, verheerte dies und zog so Flaminius hinter sich her bis in einen Engpaß am Trasimenischen See.
Hier griff er ihn plötzlich von einer verdeckten Stellung aus an und schlug ihn aufs Haupt. 15,000 Römer bedeckten das Schlachtfeld,
und ebenso viele wurden gefangen. In Apulien ließ darauf Hannibal seine ermatteten Scharen Rast machen und unternahm
von dort aus Streifzüge nach allen Seiten, bis der Diktator Quintus Fabius Maximus durch vorsichtiges Zögern seinen raschen
Siegeslauf hemmte. Aber Senat und Volk zu Rom begehrten entscheidende Siege, und viel zu langsam erschien dem kampfbegierigen
Heer des Fabius zaudernde Kriegführung.
Diese ward daher nach Ablauf der Amtszeit des Diktators aufgegeben und ein Heer von acht Legionen und doppeltem Aufgebot der Bundesgenossen
unter Anführung der Konsuln L. Ämilius Paullus und Gajus Terentius Varro Hannibal entgegengestellt. Am Aufidus unfern der Stadt Cannä
in Apulien trafen (216) die Heere aufeinander, und nochmals siegte Hannibals Feldherrngeist über die überlegene
Macht des Feindes. Der blutige Tag von Cannä (s. d.) kostete
Rom 70,000. Mann, unter ihnen einen Konsul, zwei Quästoren, eine
große Anzahl Tribunen, Konsularen, Prätoren, Senatoren etc. In Rom fürchtete man einen Angriff Hannibals auf die Stadt; aber
Hannibal, dem nur ein in blutigen Schlachten geschwächtes Heer und kein Belagerungsgerät zu Gebote stand, wollte
nicht durch einen Angriff auf die Hauptstadt alles bisher Gewonnene in einem Kampf der Verzweiflung aufs Spiel setzen, sondern
benutzte seinen Sieg dazu, die Völkerschaften Unteritaliens auf seine Seite herüberzuziehen.
Außerdem suchte er sich durch Bündnisse mit dem König Philipp von Makedonien und mit Hieronymus, König
von Syrakus, zu verstärken. Allein Philipp wurde durch einen Angriff der Römer auf sein eignes Land zurückgehalten, und die
Syrakusaner wurden besiegt und in ihrer Stadt eingeschlossen, welche nach längerer Belagerung 212 erobert wurde. In Italien
aber machten die Römer trotz des unermüdlichen, tapfersten Widerstandes Hannibals nach und nach immer
mehr Fortschritte, so daß sie es 212 unternehmen konnten, Capua, welches sich nach der Schlacht bei Cannä an Hannibal angeschlossen
hatte und für ihn von der größten Wichtigkeit war, zu belagern. Hannibal machte die größten Anstrengungen, die
Stadt zu entsetzen; er unternahm sogar jetzt einen Angriff auf Rom in der Hoffnung, das Belagerungsheer
von Capua abzuziehen, und bewirkte dadurch im ersten Augenblick eine solche Bestürzung, daß der Schreckensruf: »Hannibal ad portas!«
( Hannibal ist vor den Thoren!«) sprichwörtlich blieb. Allein alles war vergeblich. Capua fiel (211), und die Züchtigung, die es
erfuhr, mahnte andre Städte, freiwillig unter das römische Joch zurückzukehren. 209 ging auch Tarent verloren. Hannibal harrte
jetzt sehnsuchtsvoll auf die Hilfe,
mehr
die ihm sein Bruder Hasdrubal aus Spanien bringen sollte. Hier hatte P. Cornelius Scipio Neukarthago (209) erobert und über Hasdrubal
bei Bäcula gesiegt, konnte aber den Zug
des letztern nach Italien nicht hindern. Glücklich langte derselbe auf italienischem
Boden an; aber von den Konsuln Livius Salinator und Claudius Nero bei Sena am Metaurus in Umbrien angegriffen,
büßte er Heer und Leben ein (207).
Noch immer hielt an der Hoffnung fest, von der Heimat unterstützt zu werden und so den Krieg in Italien zu einem glücklichen
Ende führen zu können; auch gewann er, obwohl meist auf das Land der Bruttier beschränkt, noch einige
günstige Erfolge. Allein 203 rief ihn ein Senatsbefehl von Karthago zur Rettung der von Scipio in Afrika selbst bedrängten
Vaterstadt heim. Zwar scharte sich in Afrika ein zahlreiches Heer um die Fahne des Helden; aber die Untüchtigkeit des zusammengerafften
Haufens erkennend, scheute Hannibal den ungleichen Kampf mit den römischen Legionen und begehrte eine Unterredung
mit Scipio. Im Angesicht der Heere kamen die beiden größten Feldherren des Jahrhunderts zusammen. Hannibal bot Frieden unter Bedingungen,
wie sie dem Sieger von Cannä geziemten; aber Scipio forderte Unterwerfung. Es mußte das Schwert entscheiden, und es entschied
für Rom.
Auf Zamas Ebenen (202) rang Hannibals Feldherrngeist vergeblich mit den überlegenen Streitkräften des
Feindes. Ein harter Friede war die nächste Folge seiner Niederlage. Hannibal selbst riet zu dessen Annahme, indem er die Trostlosigkeit
der gegenwärtigen Lage Karthagos klar erkannte und auf zukünftige Wiedererhebung hoffte. Von der Überzeugung geleitet, daß
nur er dem Vaterland wieder aufhelfen könne, trat Hannibal bald nach dem Abschluß des Friedens als Suffet an
die Spitze der Regierung. Er begann die Verfassung und Verwaltung des Staats durchgreifend zu reformieren, regelte die Zölle und
Einkünfte und stellte dadurch die zerrütteten Finanzen wieder her.
Aber eben dieser Krieg Hannibals gegen altherkömmliches Unwesen vereinigte die in ihren Standesinteressen
beeinträchtigte Aristokratie gegen ihn. Man klagte ihn in Rom an, daß er mit Antiochos von Syrien in Verbindung stehe, und brachte
es dahin, daß eine römische Gesandtschaft in Karthago seine Auslieferung verlangte. Durch schnelle Flucht entging Hannibal diesem
Schicksal (195). Er fand zunächst Aufnahme bei dem König Antiochos von Syrien, der damals Vorbereitungen
zum Kriege gegen Rom traf. Er suchte diesen zu einer kühnern Führung des Kriegs zu bestimmen und knüpfte zugleich auch Unterhandlungen
in Karthago an, um dieses zur Teilnahme an dem Krieg zu bewegen; allein beides vergeblich. In Karthago wurden seine Absichten
durch seine dortigen Gegner vereitelt, und Antiochos führte den Krieg so lässig und ungeschickt, daß
er besiegt wurde (189). Unter den Friedensbedingungen, welche die Sieger Antiochos auferlegten, war auch die der Auslieferung
des Hannibal. Daher floh dieser über Kreta zu König Prusias nach Bithynien.
Auch diesen suchte er zum Kriege gegen Rom aufzureizen und leistete ihm im Kriege gegen den römerfreundlichen
Eumenes von Pergamon nützliche Dienste. Aber Rom hatte keine Ruhe, solange es seinen Todfeind thätig wußte. Prusias konnte oder
wollte ihn vor den römischen Nachstellungen nicht sicherstellen. Hannibal geriet daher in Gefahr, seinen Todfeinden, den Römern,
in die Hände zu fallen, nahm aber, um diesem Schicksal zu entgehen, das längst für diesen Fall bereit
gehaltene Gift und starb 183 im 64. Jahr seines Lebens.
Der Ruhm eines großen Feldherrn und Staatsmanns wird
Hannibal von keinem der alten Schriftsteller bestritten; sie bewundern die
Kühnheit seiner Anschläge, die mit ruhiger Besonnenheit gepaarte Raschheit und Energie bei ihrer Ausführung,
den Mut, der vor keiner Gefahr zurückbebte, die Ausdauer, der kein Hindernis zu groß schien, den schnellen Blick, womit er
die Absicht des Gegners durchschaute, die kluge Berechnung, womit er mitten im Schlachtgewühl seine Anordnungen traf, die
Gewalt, die er über die Gemüter der Seinigen übte, und vermöge deren er in einem aus den verschiedenartigsten
Elementen zusammengesetzten Heer die Zucht herstellte und erhielt. Wenn die römischen Schriftsteller ihm Treulosigkeit, Hinterlist
und Grausamkeit vorwerfen, so ist dies wenigstens zum größten Teil nur die Wirkung des Nationalhasses, der ihn bei seinem
Leben verfolgt und auch nach seinem Tod nicht verschont hat.
Vgl. Hennebert, Histoire d'Annibal (Par. 1870-78, 2 Bde.
und Atlas).