er sich ganz der Litteratur und wurde 1818 zum Bibliothekar des
Böhmischen Nationalmuseums zu
Prag
[* 2] ernannt, dessen
Schätze
er in der
Folge durch Acquisitionen und
Funde mancherlei Art bereicherte. Auf einem Ausflug nach
Königinhof entdeckte Hanka in
dem dortigen Kirchturm 1817 die unter dem
NamenKöniginhofer Handschrift (s. d.) berühmt gewordene
Sammlung angeblich altböhmischer Gedichte, durch deren Herausgabe
(Prag 1818) er sich einen
Namen erwarb, aber infolge der
schweren Bedenken, die man gegen die Echtheit derselben erhob, auch viel Mühe und
Ärger zuzog.
Jetzt wird die Unechtheit der
Handschrift selbst von tschechischen
Gelehrten zugestanden und Hanka selbst nicht nur dieser, sondern
noch anderer
Fälschungen (in der
Nomenklatur der Kunstwerke des
BöhmischenMuseums) beschuldigt. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen
nennen wir zunächst die poetischen
Arbeiten aus seiner Jugendzeit: »Písne«
(Lieder, 1815; 5. Aufl. 1851),
die sehr gefielen,
und von denen manche volkstümlich wurden;
ferner die böhmische Übersetzung serbischer Volksdichtungen (1817) und des altrussischen
Epos
»Igors Heereszug« (1821).
Auch gab er »Das Rechtsbuch Vsehrds« (1841) und »Das
Evangelium Remense« (im kirchenslawischen Urtext, 1846) heraus. Das Jahr 1848 zog Hanka in das
öffentliche
Leben. Er wurde in den Nationalausschuß gewählt, beteiligte sich (ein eifriger Panslawist) an dem
Prager Slawenkongreß,
gründete den politischen
Verein Slovanska Lipa unterzeichnete 4. April den
Protest der böhmischen Schriftsteller gegen das reaktionäre
Preßgesetz vom 29. März, wurde alsdann vom
KöniggrätzerBezirk in den
WienerReichstag gewählt, lehnte jedoch
das
Mandat ab und kehrte zu seiner wissenschaftlichen Thätigkeit zurück. Im
Winter 1848 habilitierte er sich an der
PragerUniversität als
Dozent der slawischen
Sprachen. Seine litterarische Wirksamkeit beschränkte sich fortan auf verbesserte Herausgabe
seiner frühern Werke und auf Veröffentlichung alter böhmischer
Chroniken, so der von
Dalimil
(Prag 1848 u. 1850)
und von
Prokop Lupác (das. 1848). Er starb in
Prag.
HenrietteWilhelmine, geborne
Arndt, Romanschriftstellerin, geb. zu
Jauer,
[* 4] verheiratete sich 1814 mit
dem
Pfarrer Hanke zu
Dyhernfurt a. O., nach dessen
Tod 1819 sie nach
Jauer zurückkehrte, wo sie starb.
Der Beifall, den ihr Erstlingswerk: »Die Pflegetöchter« (Liegn. 1821, 2. Aufl.
1832),
fand, ermutigte sie zu weitern
Arbeiten, so daß eine Unzahl von
Romanen und
Erzählungen nachfolgte. Die beliebtesten
waren:
»Claudia« (Liegn. 1825, 3 Bde.);
»Eine schlesische Gutsfrau« (das. 1850, 2
Bde.)
Die eintönige Hausbackenheit und Nüchternheit dieser
Romane ward nur durch eine gewisse schwächlicheSentimentalität
unterbrochen;
der Beifall, dessen sie sich erfreuten, galt den treffenden Schilderungen alltäglicher Zustände und
Charaktere.
Ihre »Sämtlichen
Schriften« erschienen in 126
Bänden (Hannov. 1841 bis 1856).
2)
Hermann, Sohn des vorigen, geb. zu
Halle, studierte unter
Riemann,
Möbius und Scheibner
Mathematik und habilitierte
sich 1863 zu
Leipzig. 1867 zum außerordentlichen
Professor ernannt, folgte er in demselben Jahr einem
Ruf als ordentlicher
Professor nach
Erlangen
[* 15] und 1869 einem ebensolchen nach
Tübingen,
[* 16] wo er starb. Von seinen zahlreichen verdienstvollen
Schriften heben wir als besonders wertvoll hervor: »Zur allgemeinen
Theorie der
Bewegung der
Flüssigkeiten«
(Preisschrift, 1861);
»Vorlesungen über die komplexen
Zahlen und ihre
Funktionen« (Leipz. 1867, unvollendet);
(Hankhëu), Stadt in der chines.
Provinz Hupe, am
Jantsekiang, etwa 965 km von seiner Mündung (936 km von
Schanghai)
[* 17] entfernt, Handelsmittelpunkt für den fremdländischen
Verkehr mit den westlichen und zentralen
Provinzen und den
Fremden seit 1858 eröffnet.
Hankeou wird durch den Hanfluß, der dort in den
Jantsekiang mündet, von der Stadt
Hanjang getrennt; ihnen
gegenüber am rechten
Ufer des Hauptflusses liegt
Wutschang. Die Einwohnerzahl soll für Hankeou 700,000, für
Wutschang 200,000,
für
Hanjang 100,000 betragen.
Mehrere
Gesellschaften unterhalten regelmäßige Dampfschifffahrtsverbindungen zwischen und
Schanghai. Anfangs wurden an 70 Proz.
der fremden Einfuhr durch europäische Handlungshäuser vermittelt, von welchen 26 hier ansässig
sind. Hauptartikel der Ausfuhr ist
Thee, darunter ⅙
Ziegelthee; der EinfuhrBaumwolltücher und russisches
Tuch. Hankeou ist auch
ein Hauptstapelplatz für den russisch-chinesischen
Handel; die
Waren dahin gehen auf dem
Wasser nach
Tiëntsin, von dort nach
Kalgan, bis wohin sie nur 266 km weit zu
Lande transportiert werden, dann quer durch die
¶
mehr
Mongolei nach Sibirien (Kiachta). Der Verkehr seewärts wird durch die Dampfer der erwähnten Gesellschaften, besonders aber der
chinesischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft, sowie durch zahlreiche Fahrzeuge von mehr oder weniger chinesischem Typus vermittelt,
die unter fremdländischer Führung und Flagge segeln. Die Zahl der 1885 ein- und ausgelaufenen Schiffe
[* 19] war 1232 mit 848,972
Ton., davon 21 deutsche mit 5470 T. Der Gesamtwert der Ein- und Ausfuhr betrug 1885: 37,7
Mill. Mk. Neuerdings werden die ersten Theeladungen direkt von aus verschifft, ohne Schanghai zu berühren. Bei Beginn der
Theesaison entsteht unter den ersten ausgehenden Dampfern ein von der kaufmännischen Welt mit größtem Interesse verfolgtes
Wettfahren, und es werden von diesen in Bauart wie Handhabung auf Eile berechneten Schiffen unglaublich schnelle Reisen zurückgelegt.
Von den übrigen Ausfuhrartikeln sind für den europäischen Konsum von Bedeutung: Rindshäute, Moschus, Galläpfel und Rhabarber.