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seines Vaterlandes, sondern auch der bleibenden Suprematie der Holländer und Engländer, und als Christoph Kolumbus die Insel Guanahani (San Salvador) erreichte, schuf er die Grundlage des rasch aufflackernden Reichtums Spaniens und jene der britischen und niederländischen Wirtschaftsmacht. Schon im Beginn des 16. Jahrh. nutzen die Portugiesen die Vorteile des neuen Seewegs nach Ostindien aus und machen sich für einige Zeit zu Herren des indischen Handels; noch ehe ein Vierteljahrhundert verging, blühte der portugiesische Handel in unzähligen Häfen vom Kap der Guten Hoffnung bis zum Fluß Kanton auf einer Küste von 4000 Seemeilen Länge.
Malakka wurde der Zentralpunkt und größte Stapelplatz dieses ungeheuern Handelsgebiets. Aber auch der afrikanische Handel war in den Händen der Portugiesen, welche in Mosambik festen Fuß faßten. Die uralten Handelsstraßen durch Persien und nach dem Kaspischen Meer, über den Taurus nach den Häfen Anatoliens, durch die Wüste nach Kairo, durch das Rote Meer nach Alexandria und Damiette verödeten mehr und mehr, manche wurden gänzlich verlassen. So wurde Lissabon das, was Venedig gewesen war, und nachdem Venedig gesunken, verloren auch die Vermittler seines Verkehrs mit dem Norden, die deutschen großen Binnenmärkte (Nürnberg, Augsburg, Basel, Straßburg, Ulm, Regensburg, Erfurt), im Welthandel ihre Bedeutung. Um Venedig den einzigen Bezugsweg der indischen Waren über Persien vollends abzuschneiden, erwarben die Portugiesen die Insel Ormus im Persischen Meerbusen und gründeten auf derselben eine rasch aufblühende Niederlassung.
Aber auch die portugiesische Handelsmacht hatte nur kurze Dauer; zu ihrem bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. beginnenden Verfall trugen die fehlerhafte Kolonialverwaltung und die Übermacht der Holländer ebensoviel bei wie die Veränderung der Wirtschaftsverhältnisse Europas. Spanien war durch die wichtigen überseeischen Erwerbungen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. auf den Höhepunkt seiner Entwickelung gelangt und hatte aus Amerika unermeßlichen Reichtum an edlen Metallen erhalten wie auch große Kolonien in Ostindien erworben; in der Zeit, in welcher es Portugal erobert hatte (1580), erreichte sein überseeischer Besitz den größten Umfang, und es schien berufen, die erste Handelsmacht der Welt zu werden. Die Fehler der innern und äußern Politik ließen aber bald diese anscheinend unerschöpflichen Hilfsquellen versiegen. Die gewaltigen Anregungen, welche und Kolonisation in Ostindien, Westindien und Amerika gaben, riefen schon im 16. und noch mehr im 17. Jahrh. sowohl in Holland als in England die Begründung neuer Welthandelszentren hervor.
Die Niederlande, deren Bewohner (besonders in Flandern, Brabant, Limburg) frühzeitig im Gewerbe- und Handelsbetrieb hervorragten, wurden als spanische Provinz der Sitz eines lebhaften europäisch-amerikanischen Verkehrs, der im Zusammenhang mit der ins 12. und 13. Jahrh. reichenden Blüte Brügges besonders in Antwerpen so groß wurde, daß er bei weitem den von Venedig in der glänzendsten Epoche übertraf. Nach der Loslösung von Spanien waren sie vom transatlantischen Verkehr und auch von den ostindischen Märkten ausgeschlossen; sie rüsteten deshalb mehrere Expeditionen nach Ostindien aus, welche von günstigen Erfolgen begleitet waren und zur Gründung der Holländisch-Ostindischen Kompanie (1602) Anlaß gaben.
Java, die Molukken und Ceylon kamen so in ihren Besitz, sie bemächtigten sich namentlich des Alleinhandels mit Gewürzen und verstanden es, in kurzer Zeit auch den größten übrigen Teil des ostindischen Handels den Spaniern und Portugiesen aus den Händen zu winden; sie eroberten das Kap, gründeten Stationen auf dem festen Land und erwarben selbst in China und Japan vorteilhafte Handelsprivilegien. Gleichzeitig suchten sie in Amerika festen Fuß zu fassen. Sie eroberten mehrere portugiesische Niederlassungen in Brasilien, Surinam, Demerara, Essequibo und Berbice, kolonisierten Guayana, errichteten Schmuggelstationen auf den kleinen westindischen Inseln Curassao und St. Eustach und gründeten Niederlassungen in Nordamerika, New York etc.
Die Niederländisch-Westindische Gesellschaft (1621) erreichte es bald, daß der europäische Handel mit den spanisch-portugiesischen Kolonien Amerikas großenteils in ihre Hände kam. Der Fischfang aller Meere, der Walfischfang, der Stockfisch- und Heringsfang, geriet in ihren Besitz. Die Holländer wurden zugleich Herren des Ostseehandels und eines Teils des Handels mit der Levante. Doch war es ihnen nicht möglich, den Rang als erste Handelsnation der Erde auf die Dauer zu behaupten, denn im Lauf des 18. Jahrh. ward ihnen, ohne daß von einem eigentlichen Verfall des holländischen Handels gesprochen werden dürfte, doch allmählich die Handelsherrschaft von den Engländern entrissen.
Die Grundlagen des britischen Welthandels wurden schon unter der Königin Elisabeth gelegt, indem außer der Hebung von Gewerbe und Industrie die Pflege der Schiffahrt und die Gewinnung der Selbständigkeit zur See konsequent im Auge behalten wurde. Nachdem die englische Flotte Spaniens Seemacht vernichtet und die französische gedemütigt hatte, trat sie als ebenbürtig der holländischen zur Seite, und bald wußte sie auch Holland zu überflügeln. Schon 1600 errichteten die Engländer ihre Ostindische Handelskompanie, 50 Jahre später demütigten sie Holland völlig, und seitdem blieben sie Sieger in jedem Seekrieg, und ihr Handelsgebiet wurde durch jeden Frieden erweitert.
Durch die Navigationsakte Cromwells (1651), durch die Privilegien, welche der Ostindischen Kompanie erteilt wurden, durch die außerordentliche Eignung zur Kolonisation, welche die Regierung klug begünstigte, durch die große Handelsmarine, welche durch eine mächtige Kriegsflotte beschützt wurde, entstand im Lauf des 17. und 18. Jahrh. ungemein rasch das britische Kolonialreich in Asien, Amerika und Afrika. Portugiesen und Spanier wurden ebenso wie die Holländer aus einem großen Teil ihres überseeischen Gebiets von den Engländern verdrängt, neue Länder der britischen Herrschaft unterworfen, Schiffahrtslinien auf allen Weltmeeren eingerichtet, der Zwischenhandel amerikanischer und ostindischer Produkte mit den kontinental-europäischen Staaten usurpiert.
Die Gründung des britisch-ostindischen Reichs und das damit zusammenhängende natürliche Monopol des Handels mit den Tropenerzeugnissen Asiens, der Erwerb vieler westindischer Inseln und der Handel mit den wertvollen Kolonialwaren dieser letztern, die ausgedehnten Niederlassungen und Gebietserwerbungen in Nordamerika und der dadurch zuerst eingeleitete direkte Bezug von Tabak, Baumwolle etc. wirkten mit der natürlichen Gunst der Lage und des Bodenreichtums zusammen. Zwei Jahrhunderte genügten, um aus dem kleinen England ein gewaltiges Weltreich zu machen.
Der Welthandel im 19. Jahrhundert.
Die zu Ende des vorigen Jahrhunderts eingeleiteten politischen und sozialen Umwälzungen im Zusammenhang mit den Erfindungen und Fortschritten in
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Produktion und Verkehr verleihen dem Handel des 19. Jahrh. ein neues Gepräge. Er wird zum allgemeinen Welthandel, er zieht alle Völker in seine Kreise hinein. Zwar läßt sich noch von einem größern oder geringern Anteil einzelner Staaten der abendländischen Kultur an diesem Getriebe sprechen, allein kein einziger derselben kann jetzt ohne Teilnahme am Welthandel gedacht werden. Europa wird in seinem ganzen Wirtschaftsleben von Asien und Amerika beeinflußt. Ostindien, welches fast drei Jahrhunderte hindurch den mächtigsten Einfluß auf den Handel genommen hatte, wird seit dem Ende des 18. Jahrh. durch die Impulse, welche von Amerika ausgehen, zurückgedrängt.
Bald nachdem sich die Folgen der Kolonisation des amerikanischen Festlandes wirtschaftlich zu äußern begonnen hatten, wurde durch die Losreißung der englischen Kolonien in Nordamerika ein wichtiger Wendepunkt herbeigeführt. Der Strom der europäischen Einwanderung ergoß sich in breiterm Bett in die fruchtbaren Ebenen des neuen Kontinents, und die Einwanderer wurden nun die stärksten Verbraucher europäischer Fabrikate, während eigne Rohprodukte einen immer größern Markt in Europa fanden.
Unter dem Einfluß von Dampfkraft und Großindustrie begannen und Verkehr mächtig anzuschwellen; die internationale Arbeitsteilung machte riesige Fortschritte. Bisher hatte man die Rohprodukte überwiegend in dem Erzeugungsland verarbeitet; seitdem man mit Maschinen arbeitete, überwog die Ersparnis an Arbeitslöhnen die Kosten der Fracht für das Rohmaterial und der Rückfracht für das Fabrikat. Dazu kam der rasch um sich greifende Verbrauch der ebenfalls billiger gewordenen Genuß- und Reizmittel, die aus den Kolonialländern in großen Mengen herbeigeschafft werden konnten.
Die alten Kommunikationsmittel genügten dem Weltverkehr nicht mehr; die Eisenbahnen, die Dampfschiffahrt sorgten dafür, daß dieselbe Naturkraft, welche die Produktion der Güter gesteigert hatte, auch ihren Transport steigerte. Das Geld- und Kreditwesen ward von Grund aus umgestaltet, in den Anschauungen über die Aufgaben der Handelspolitik trat ein großer Umschwung ein, und an Stelle der aus dem merkantilistischen Zeitalter noch herrührenden Prohibitionen wurden neue Grundsätze des Schutzzolles mit dem Hinblick auf die allmählich anzustrebende Handelsfreiheit zur Richtschnur.
An der Spitze der ganzen Bewegung steht seit der Mitte des 18. Jahrh. Großbritannien. Die Ursachen, welche dort eine so günstige Entwickelung von und Industrie bewirkten, sind: die Großindustrien, welche den Weltmarkt aufsuchen mußten;
die mächtige Handelsflotte und die großartigen Kommunikationsanlagen im Innern des Landes;
die vorgeschrittenen Einrichtungen des Bankwesens;
die Wiederanknüpfung des Verkehrs mit den amerikanischen Freistaaten nach dem Unabhängigkeitskrieg und der dadurch gewonnene Einfluß auf den transatlantischen Handel;
die klugen Reformen in der Handels- wie in der Kolonialpolitik, welche zur Sicherung Kanadas, zur raschen Ausbreitung in Ostindien, zur Kultivation von Australien und zur Hebung der Niederlassungen in Afrika führten.
Von den übrigen Staaten sind zwar die Niederlande nicht mehr als erste Handelsmacht zu nennen, doch behaupteten sie sich durch kluge Reformen ihrer Kolonialpolitik und durch den Übergang zum Freihandel als ein bedeutendes Glied im Verkehr mit Ostasien. Frankreichs Handel erlitt durch die Kriege im Zeitalter der Republik und des ersten Kaiserreichs die empfindlichsten Einbußen, und erst seit dem Beginn der 60er Jahre tritt zusammenhängend mit dem Umschwung der äußern Handelspolitik ein mächtiger Aufschwung im Anteil am Welthandel ein. In Deutschland vollzog sich in den Friedensjahren die innere gewerbliche und kommerzielle Erziehung, und mit der Gründung des Zollvereins (s. d.) wurde die Grundlage der in der neuesten Zeit erfolgten großartigen Entwickelung der Schiffahrts- und Handelsverhältnisse gelegt.
Hamburg und Bremen, deren Handel noch zu Ende des 18. Jahrh. einen ausschließlich europäischen Charakter hatte, schwangen sich zu Welthandelsplätzen empor; auch die übrigen Häfen der Nord- und Ostsee wurden allmählich in spezielle Richtungen des überseeischen Verkehrs einbezogen. Österreich litt in der ganzen Periode des Friedens unter den nachteiligen Folgen einer prohibitiven Handelspolitik und der Abschließung gegen die geistigen und wirtschaftlichen Strömungen der Westmächte; erst in der zweiten Hälfte der 50er Jahre beginnt sein Anteil am Handel überhaupt eine Beachtung zu verdienen. Auf die übrigen Länder werden wir im folgenden Abschnitt zurückkommen.
Um den jetzigen Zustand des Welthandels und den Anteil der einzelnen Länder an demselben richtig zu würdigen, bringen wir einige statistische Daten. Dieselben bieten freilich nicht volle Genauigkeit, sie geben nur grobe Umrisse des Verlaufs der Erscheinungen; bei mehrjährigen Vergleichen wird aber ein Teil der Fehlerquellen getilgt, und die Gesamtziffern lassen immerhin ein richtiges Urteil über den Gang des Welthandels im großen und ganzen zu. Nach ältern Zusammenstellungen (von Kolb) sollen die Gesamtumsätze aller Länder der Erde, d. h. Einfuhr und Ausfuhr zusammengerechnet, um 1860 etwa 30,000 Mill. Mk. und um 1866: 36,600 Mill. Mk. betragen haben. Nach neuern, auf offiziellen Quellen beruhenden Vergleichen (von Neumann-Spallart) nahmen die Gesamtumsätze in nachstehender Progression zu:
Einfuhr: | Ausfuhr: | Gesamter Außenhandel: | |
---|---|---|---|
1867-68: | 23314 Mill. Mk. | 20900 Mill. Mk. | 44214 Mill. Mk. |
1869-70: | 24326 Mill. Mk. | 22014 Mill. Mk. | 46340 Mill. Mk. |
1872-73: | 31088 Mill. Mk. | 26677 Mill. Mk. | 57765 Mill. Mk. |
1874-75: | 29006 Mill. Mk. | 25793 Mill. Mk. | 54799 Mill. Mk. |
1876: | 29868 Mill. Mk. | 25939 Mill. Mk. | 55807 Mill. Mk. |
1877: | 29457 Mill. Mk. | 27108 Mill. Mk. | 56565 Mill. Mk. |
1878: | 30173 Mill. Mk. | 27188 Mill. Mk. | 57361 Mill. Mk. |
1879: | 31425 Mill. Mk. | 27099 Mill. Mk. | 58524 Mill. Mk. |
1880: | 34262 Mill. Mk. | 29561 Mill. Mk. | 63823 Mill. Mk. |
1881: | 34178 Mill. Mk. | 30214 Mill. Mk. | 64392 Mill. Mk. |
1882: | 35933 Mill. Mk. | 31193 Mill. Mk. | 67127 Mill. Mk. |
1883: | 36232 Mill. Mk. | 31565 Mill. Mk. | 67797 Mill. Mk. |
1884: | 34539 Mill. Mk. | 30434 Mill. Mk. | 64973 Mill. Mk. |
Zwar sind diese Summen auf den Spezialhandel basiert, soweit derselbe aus den Handelsausweisen ersichtlich ist; sie vermeiden also den Irrtum wiederholter Einrechnungen der Warenumsätze, wie sie im eigentlichen Zwischenhandel und bloßen Transit bewerkstelligt werden. Trotzdem ist es unvermeidlich, daß die nämliche Ware in den verschiedenen Staaten mehrmals als Handelsgut aufgeführt wird. Abgesehen davon, hat man die Gesamtsummen der Welthandelswerte mindestens auf die Hälfte zu reduzieren, um den wirklichen Wert der nachweisbar in den Außenhandel gelangten Warenmenge annähernd zu kennen, weil eine und dieselbe Ware in diesen Übersichten mindestens zweimal angerechnet wird: in der Ausfuhr des einen und in der Einfuhr des andern Landes. Immerhin bleibt doch die Thatsache erweisbar, daß die Welthandelsumsätze seit 20 Jahren um mehr als 80 Proz. und seit 10 Jahren um nahezu 25 Proz. zugenommen haben. Die größte sprungweise
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Zunahme fällt in die fünf Jahre 1869-73; sie hängt mit der 1871 und 1872 fast bei allen Massengütern erfolgten Überproduktion und der enormen gleichzeitigen Hebung der meisten Güterpreise auf dem Weltmarkt zusammen und war eine der Ursachen der 1873er Krise. Die nachher eingetretenen Schwankungen hängen zumeist mit der Erniedrigung der Preise der wichtigsten Waren zusammen, beweisen aber, daß seit 1880 wieder ein regeres Leben in der Weltwirtschaft herrscht. Die Zunahme der Umsätze, welche durch das Sinken der Preise teilweise verschleiert wird, ist besonders in den Jahren 1880-83 eine sehr namhafte gewesen; erst die beiden letzten Jahre, 1884 und 1885 (für letzteres liegen heute noch keine umfassenden statistischen Nachweise aus allen Ländern vor), bekunden einen abermaligen bedeutenden Rückschlag.
Um die Gesamtsumme unsrer Aufstellung für die letzte Zeit zu erklären, geben wir folgende Übersicht, in welche nur der Warenhandel eingesetzt, jener mit Edelmetallen aber bloß dort mitgerechnet wurde, wo Gold und Silber in der Ausfuhr den Charakter eines Landesprodukts haben. Dabei ist die Umrechnung in die deutsche Goldwährung unter Annahme der Valutaparität (also z. B. 1 Gulden österreich. Währ. = 2 Mk., 1 Doll. = 4,20 Mk. etc.) vorgenommen worden.
Welthandel im Jahr 1884.
Länder | Einfuhr | Ausfuhr | Gesamter Außenhandel |
---|---|---|---|
I. Europa. | Mill. Mk. | Mill. Mk. | Mill. Mk. |
England | 7800.4 | 4660.5 | 12460.9 |
Deutschland | 3260.1 | 3203.5 | 6463.6 |
Frankreich | 3474.8 | 2584.6 | 6059.4 |
Rußland | 1719.2 | 1866.0 | 3585.2 |
Niederlande | 1918.4 | 1430.1 | 3348.5 |
Österreich-Ungarn | 1225.2 | 1140.6 | 1383.0 |
Belgien | 1070.0 | 2608.2 | 2210.6 |
Italien | 1054.9 | 852.4 | 1907.3 |
Schweiz | 595.4 | 556.2 | 1151.6 |
Spanien | 623.7 | 495.3 | 1119.0 |
Schweden | 363.3 | 268.4 | 631.7 |
Türkei | 355.6 | 223.0 | 578.6 |
Dänemark | 308.6 | 200.7 | 509.3 |
Rumänien | 236.0 | 147.3 | 383.3 |
Norwegen | 178.7 | 126.2 | 304.9 |
Portugal | 146.4 | 117.0 | 263.4 |
Finnland (1882) | 133.6 | 95.9 | 229.5 |
Griechenland (1883) | 39.1 | 183.2 | 76.2 |
Bulgarien | 109.0 | 37.1 | 74.2 |
Serbien | 40.9 | 31.0 | 71.9 |
Zusammen: | 24721.9 | 19424.4 | 44146.3 |
II. Amerika. | |||
Vereinigte Staaten | 2642.8 | 3147.1 | 5789.9 |
Britisch-Nordamerika | 502.9 | 394.0 | 896.9 |
Brasilien | 437.0 | 455.4 | 892.4 |
Argentinische Republik | 380.9 | 275.5 | 656.4 |
Cuba (1878) | 193.7 | 355.0 | 548.7 |
Chile | 211.6 | 272.2 | 483.8 |
Mexiko | 142.8 | 196.1 | 338.9 |
Peru (1878) | 117.6 | 188.0 | 305.6 |
Britisch-Westindien | 113.1 | 108.3 | 221.4 |
Uruguay | 103.3 | 104.2 | 207.5 |
Venezuela (1883) | 69.0 | 78.9 | 147.9 |
Zentralamerika | 58.8 | 86.8 | 145.6 |
Puerto Rico (1883) | 56.9 | 50.5 | 107.4 |
Kolumbien (1883) | 46.0 | 59.4 | 105.4 |
Französisch-Westindien | 37.2 | 50.5 | 87.7 |
Britisch-Guayana | 37.2 | 46.3 | 83.5 |
Bolivia | ca. 24.6 | 37.5 | 62.1 |
Französisch-Guayana (1883) | 25.7 | 27.6 | 53.3 |
Haiti (1883) | 17.0 | 29.4 | 46.4 |
Ecuador | ca. 25.0 | 19.7 | 44.7 |
St.-Pierre et Miquelon (1883) | 9.2 | 24.6 | 33.8 |
San Domingo | 10.4 | 10.9 | 21.3 |
Niederländisch-Westindien | 9.0 | 6.2 | 15.2 |
Paraguay | 5.3 | 6.6 | 11.9 |
Britisch-Honduras | 4.7 | 5.7 | 10.4 |
Bermudas | 5.7 | 1.8 | 7.5 |
Zusammen: | 5287.4 | 6038.2 | 11325.6 |
III. Asien. | |||
Britisch-Indien | 1062.9 | 1662.3 | 2725.2 |
China | 422.0 | 389.4 | 811.4 |
Straits Settlements | 339.1 | 289.9 | 629.0 |
Niederländ.-Ostindien (1883) | 235.6 | 343.0 | 578.6 |
Japan | 121.0 | 138.6 | 259.6 |
Persien | 100.0 | 58.0 | 158.0 |
Philippinen | 71.5 | 74.1 | 145.6 |
Ceylon | 81.5 | 62.8 | 144.3 |
Kochinchina | 50.4 | 56.9 | 107.3 |
Siam | 26.2 | 47.0 | 73.2 |
Französisch-Indien (1883) | 5.1 | 16.4 | 21.5 |
Labuan | 1.7 | 1.7 | 3.4 |
Zusammen: | 2517.0 | 3140.1 | 5657.1 |
IV. Australien. | |||
Neusüdwales | 456.5 | 365.0 | 821.5 |
Victoria | 384.0 | 321.0 | 705.0 |
Neuseeland | 153.3 | 141.8 | 295.1 |
Südaustralien | 115.0 | 132.5 | 247.5 |
Queensland | 127.6 | 93.5 | 221.1 |
Tasmania | 33.1 | 29.5 | 62.6 |
Hawai | 19.5 | 34.4 | 53.9 |
Westaustralien | 10.4 | 8.1 | 18.5 |
Fidschiinseln | 8.7 | 6.9 | 15.6 |
Neukaledonien (1883) | 6.9 | 3.2 | 10.1 |
Tahiti | 3.3 | 3.0 | 6.3 |
Samoainseln | 1.3 | 1.0 | 2.3 |
Zusammen: | 1319.6 | 1139.9 | 2459.5 |
V. Afrika. | |||
Ägypten | 185.1 | 262.4 | 447.5 |
Algerien | 173.8 | 123.2 | 297.0 |
Kapland | 105.0 | 82.8 | 187.8 |
Mauritius | 55.2 | 77.0 | 132.2 |
Natal | 33.5 | 18.8 | 52.3 |
Tunis | 23.6 | 15.7 | 39.3 |
Marokko | 18.3 | 17.4 | 35.7 |
Réunion (1883) | 19.4 | 12.6 | 32.0 |
Französisch-Senegal (1883) | 14.0 | 17.5 | 31.5 |
Sansibar (1883) | 14.2 | 17.4 | 31.6 |
Lagos (Guinea) | 10.0 | 13.4 | 23.4 |
Goldküste | 9.2 | 7.9 | 17.1 |
Tripolis | 9.4 | 6.2 | 15.6 |
Sierra Leone | 8.6 | 6.8 | 15.4 |
Portugiesische Kolonien (1882) | 6.7 | 4.8 | 11.5 |
Gambia | 4.0 | 3.7 | 7.7 |
Mayotte und Nossi Bé (1883) | 2.5 | 3.7 | 6.2 |
Zusammen: | 692.5 | 691.3 | 1383.8 |
Welthandel im ganzen: | 34538.7 | 30433.9 | 64972.6 |
Man sieht aus diesen Zahlen zugleich das ungeheure Übergewicht Europas gegenüber den andern Erdteilen, sodann innerhalb Europas wieder die wirtschaftliche Machtstellung von Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Rußland, Österreich, Holland, Belgien und Italien.
Beteiligung der einzelnen Länder am Welthandel.
In erster Linie Großbritannien zu nennen. Die Gesamtumsätze haben 1863 bereits 445,9 Mill. Pfd. Sterl. betragen, sind bis 1873 auf 682,3 Mill. Pfd. Sterl. gestiegen, seither allerdings in den Jahren 1878 und 1879 bis 614, resp. 612 Mill. Pfd. Sterl. zurückgegangen, haben aber in den Jahren 1882 und 1883 den Höhepunkt von 719,7, resp. 732,3 Mill. Pfd.
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Sterl. erreicht. Die Erniedrigung der Warenpreise und der allgemeine Rückgang des Welthandels sowie die Einschränkung der Handelsthätigkeit Englands durch seine Rivalen in Europa und Amerika haben eine Verminderung des Wertes der Gesamtumsätze in den Jahren 1884 (686 Mill. Pfd. Sterl.) und 1885 (645 Mill. Pfd. Sterl.) veranlaßt. Der Handel Großbritanniens erstreckt sich über den ganzen Erdball; den lebhaftesten Verkehr aber pflegt es mit den Vereinigten Staaten von Amerika, mit seinen Kolonien, besonders in Ostindien und Australien, dann mit Frankreich, Deutschland, Holland, Belgien, Rußland und endlich mit den ostasiatischen Ländern.
Die Charakteristik der britischen Handelsbilanz liegt einerseits in der enormen Zufuhr von Nahrungs- und Genußmitteln aller Art, für welche das Land in manchen Jahren bis 180 Mill. Pfd. Sterl. ausgeben muß, ferner der Rohstoffe für seine Großindustrien: Baumwolle, Wolle, Seide, Holz und Metalle, und anderseits in der Ausfuhr von Fabrikaten der Textilindustrien, Eisen, Kohle, Maschinen und Chemikalien. Mit diesen Manufakten, unter denen die Textilerzeugnisse und jene der Eisen- und Stahlindustrie allein freilich in dem letzten Jahrzehnt immer 140-150 Mill. Pfd. Sterl. im Export bewerteten, muß der größte Teil des Defizits der Ernährungsbilanz gedeckt werden. Es ist daher die Besorgnis wohlbegründet, mit welcher die britischen Volkswirte jeder weitern Vermehrung der Nahrungsmittelzufuhr und jeder Stockung des Fabrikatenabsatzes, welcher durch den industriellen Aufschwung der Vereinigten Staaten von Nordamerika bedroht wird, entgegensehen.
Ein Ersatz muß mit der Zeit in Ostasien und Afrika gesucht werden. Für das Deutsche Reich lassen sich strenge Vergleiche der Handelswerte nicht hinter das Jahr 1872 zurückführen; die sorgfältigen statistischen Nachweise der abgelesenen 14 Jahre zeigen, daß der Wert des besondern Warenverkehrs von 5957 Mill. Mk. im J. 1872 auf 6720 Mill. Mk. im J. 1873 gestiegen war, unter dem Einfluß der Krise eine wesentliche Einbuße erlitt, im J. 1883 mit 6626 Mill. Mk. wieder einen Höhepunkt erreicht hat und wegen der sinkenden Preise im J. 1885 neuerdings auf 5905 Mill. Mk. zurückging.
Dagegen haben die Mengen der ein- und ausgeführten Waren in demselben Zeitraum stetig und rasch zugenommen; die Menge der Waren betrug im J. 1872 im Spezialhandel, Ein- und Ausfuhr zusammengerechnet, nur 23,4 Mill. Ton., im J. 1885 aber bereits 36,7 Mill. T.; noch größer ist die Zunahme im Generalhandel, welcher von 25,3 Mill. T. im J. 1872 auf 42,7 Mill. T. im J. 1884 gestiegen ist, woraus die große Beteiligung Deutschlands am Zwischenhandel entnehmen ist. Die lebhaftesten Verkehrsbeziehungen unterhält es mit Österreich-Ungarn (nahezu 25 Proz. der Gesamtumsätze), den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich, Belgien und Rußland; der überseeische Handel ist nur zum geringsten Teil direkt nachgewiesen, indem er sich meist über die Zollausschlüsse bewegt.
Die wichtigsten Gegenstände der Einfuhr sind: Getreide und Mahlfabrikate, Tiere und Genußmittel, Textilstoffe, Bau- und Nutzholz, Häute und Felle, Harze, Fette, Öle etc., jene der Ausfuhr: Textilwaren, Droguen und Chemikalien, Kohlen, Zucker, Glas- und Thonwaren, Lederwaren, Eisen- u. Stahlwaren, Maschinen, Papier etc. Auch der Außenhandel von Frankreich hat seit dem Krieg trotz der Schmälerung des Territorialbesitzes, der Einwirkungen der europäischen Krisis von 1873 und der lokalen Börsenkrisis von 1882 bedeutend zugenommen.
Die Gesamtumsätze (Einfuhr und Ausfuhr des Spezialhandels) stiegen von 6228 Mill. Frank in 1869 auf 7409 Mill. Fr. in 1875;
dann folgte ein kleiner Rückschlag, die Totalsumme von 1878 war wieder 7356 Mill. Fr., also um mehr als eine Milliarde höher als vor zehn Jahren und in dem günstigsten Jahr, 1881, erreichte sie sogar 8425 Mill. Fr.;
sie erniedrigte sich neuestens (1885) wegen der Preissenkung wieder auf 7400 Mill. Fr. Die intensivsten Verkehrsbeziehungen bestehen, wie es die geographische Lage der beiden Staaten mit sich bringt, zwischen Frankreich und England;
auf diesen Verkehr entfallen rund 20 Proz. des gesamten Handels;
nach England folgen: Belgien, Deutschland, Italien, Spanien, die Vereinigten Staaten, Algerien, Britisch-Indien und Rußland.
Auch Frankreich ist in seiner Ernährungsbilanz auf die Deckung eines Defizits durch den Außenhandel angewiesen und hat ebenso eine bedeutende Zufuhr von Roh- und Hilfsstoffen der Industrie notwendig; dagegen stehen seine Großindustrien und Kunstgewerbe auf einem Höhepunkt, auf welchem der stete Mehrexport von Fabrikaten zur Bezahlung dieser Differenz gesichert ist. Infolgedessen sind in der Einfuhr die wichtigsten Waren: Getreide und Mehl, Rohwolle, Seide, Tiere und Fleisch, Baumwolle, Häute und Felle und Steinkohle;
in der Ausfuhr folgen der Reihe nach: Wollenstoffe, Seidenstoffe, Wein, Lederwaren, Holzgalanterie- und Drechslerwaren, Seide und raffinierter Zucker.
Unter den übrigen Staaten hat Rußland in den beiden letzten Jahrzehnten eine große Erweiterung der Handelsthätigkeit durch die Entwickelung seiner Verkehrsanstalten erreicht; der Handel mit Europa charakterisiert sich vornehmlich durch die Ausfuhr von Massengütern der Urproduktion: Getreide, Holz, Vieh, Pelzwerk, andre animalische Produkte, Eisen, Kupfer, der Handel mit Asien durch die Einfuhr von Thee, Seide und Erzeugnissen der Hausindustrien. Die Pflege des Seehandels am Schwarzen und Asowschen Meer und die Herstellung von Überlandwegen nach Persien, Indien und China charakterisieren den Anteil Rußlands am Welthandel mehr als sein westeuropäischer Landverkehr oder die Thätigkeit der Ostseehäfen. In Österreich-Ungarn hat ebenfalls infolge der Entwickelung von Verkehr, Landwirtschaft und Industrie der Außenhandel seit 1865 einen erfreulichen Aufschwung genommen.
Von 1863 bis 1882 hat sich der Gesamthandel von 545,4 Mill. Gulden auf 1436,2 Mill. Guld. gehoben und trotz sinkender Preise sich auch im J. 1884 auf der Höhe von 1304 Mill. Guld. erhalten. Den hauptsächlichsten Anteil an den steigenden Mehrausfuhren nehmen die Erzeugnisse der Bodenproduktion und Viehzucht, aus deren Erlös Österreich-Ungarn seinen Bedarf an den im Land selbst noch nicht genügend erzeugten Genußmitteln und Fabrikaten deckt. Die wichtigsten Artikel der Ausfuhr bilden: Cerealien, Mehl und Mahlfabrikate, gewisse Webwaren, Holz, Tiere, Instrumente, Galanteriewaren, Leder, Glas und Thonwaren;
die wichtigsten Artikel der Einfuhr: Web- und Wirkstoffe, Web- und Wirkwaren, Kolonialwaren und Südfrüchte, chemische Produkte und Garne.
An den folgenden Stellen unter den europäischen Staaten stehen mit Bezug auf die Höhe der Wertumsätze: die Niederlande, Belgien und Italien. Der niederländische Handel geht seit 20 Jahren stetig, obgleich nicht rasch, in der Entwickelung vorwärts;
sein Hauptstützpunkt liegt in den ostindischen Kolonien, für deren Produkte die holländischen Hafenplätze ein natürliches und durch die Verwaltungspolitik geschütztes Monopol besitzen;
ebenso nimmt Belgien,
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dessen wirtschaftliche Macht eigentlich in Bergbau und Industrie ruht, einen wachsenden Anteil am Welthandel, der durch Antwerpen vermittelt wird; kein zweiter europäischer Hafen hat einen so raschen Aufschwung genommen wie dieser. Italien endlich hat seit seiner politischen Einigung die erfolgreichsten Anstrengungen gemacht, um sich auch auf materiellem Gebiet zu kräftigen, und hat durch die Pflege seiner Handelsmarine und Hafenplätze seine Teilnahme am Welthandel wesentlich erhöht; von 1557 Mill. Lire im J. 1864 stieg der Gesamtumsatz auf 2709 Mill. Lire im J. 1885. (Von den übrigen europäischen Staaten ist in den betreffenden Artikeln das Wesentlichste zu finden.)
Wenngleich nahezu zwei Dritteile sämtlicher Umsätze des Welthandels auf Europa allein entfallen, so wächst doch zusehends die Macht der übrigen Kontinente. Die größte Bedeutung für den Welthandel haben neuestens die Vereinigten Staaten von Amerika gewonnen. Zwar ist der Außenhandel noch zumeist in den Händen der europäischen Staaten, deren Schiffe und deren Unternehmer denselben leiten; allein schon beginnt der kommerzielle Geist, welcher die großartigsten Einrichtungen für den Verkehr und Handel im Innern geschaffen hat, sich desselben zu bemächtigen.
Die rasche Entwickelung der Bodenkultur und Viehzucht, vieler metallurgischer und Textilindustrien hat die Handelsumsätze seit 20 Jahren erstaunlich gehoben; der Anteil, welchen die Union an der Lebensmittelversorgung Europas in dieser Periode errungen hat, die regelmäßige Zufuhr von Rohstoffen der Weltindustrien, von Genußmitteln (besonders Tabak) haben es bewirkt, daß die Gesamtumsätze, welche im J. 1865 nur 404,8 Mill. Doll. betrugen, im J. 1883 auf 1547 Mill. Doll. angelangt waren.
Die Union hat die lebhaftesten Handelsbeziehungen mit den europäischen Staaten und zwar hier wieder mit Großbritannien, dann Deutschland, Frankreich und Belgien; auf dem amerikanischen Kontinent selbst steht die Union mit Kanada, Brasilien, Cuba, Mexiko und den westindischen Inseln im regsten Gütertausch; ihr Handel mit Asien und Australien endlich hat in den direkten Verkehrslinien nach China, Japan, Hawai, Britisch-Ostindien und den britischen Kolonien in Australien eine nicht geringe Wichtigkeit.
Die wichtigsten Ausfuhrgegenstände sind: Baumwolle, Weizen, Mais und Mehl, Vieh und Fleisch, Tabak, Petroleum, Holzwaren, Eisen- und Stahlwaren u. andre Industrieprodukte. Die größten, übrigens an spezifischer Bedeutung abnehmenden Artikel der Einfuhr bilden: Zucker, Wolle, Seide, Kaffee, Eisen- und Stahlwaren, Chemikalien, Baumwollfabrikate. Neben den Vereinigten Staaten haben im Norden Kanada, im Süden Brasilien und die Argentinische Republik die größte kommerzielle Zukunft; auch die westindischen Inseln, vor allen Cuba, erscheinen mit großen Beträgen im Welthandel; die kommerzielle Thätigkeit liegt jedoch ganz in den Händen der Europäer.
In Asien nahm der Handel von Britisch-Ostindien den gewaltigsten Aufschwung. Dieser, früher Monopol der Englisch-Ostindischen Kompanie, ist heute allen Nationen freigegeben. Es siedelten sich an den Hauptplätzen zahlreiche Kommanditen europäischer Häuser an; europäische Flaggen singen an, in den ostindischen Gewässern zu dominieren. Der Verkehr bewegt sich zwar zur Zeit noch vorwiegend auf dem ozeanischen Weg; jedoch hat der kürzere Weg durch den Suezkanal in den letzten Jahren eine so große Beachtung gefunden, daß schon alle wertvollern Warenkategorien auf demselben nach Europa gelangen.
Der lebhafteste Handel mit Ostindien wird natürlich von Großbritannien selbst betrieben, indessen wächst jetzt zusehends der Anteil des Verkehrs mit Frankreich, Italien, Belgien, Österreich, den Vereinigten Staaten und in Asien selbst mit China. Ebenso ist China durch die Vertragshäfen dem europäischen Handel, vornehmlich demjenigen von Großbritannien, in den drei letzten Dezennien mehr zugänglich geworden, als es in frühern Jahrhunderten gelungen war, und es ist die Zeit wahrscheinlich nicht mehr fern, in welcher auf diesem kolossalen Gebiet mit seinen gewaltigen Volksmassen die Verkehrsmittel des Abendlandes eingeführt werden und die Erschließung des Innern gelingen wird. Japan, dessen Handel bis zum Jahr 1868 unbedeutend war, ist infolge der innern politischen Reformen rasch in den Welthandel eingetreten und hat aktiv an den internationalen wirtschaftlichen Beziehungen Anteil zu nehmen begonnen.
Afrikas Handelszustände haben sich in der Gegenwart wenig geändert, obwohl die Keime eines künftigen Umschwunges in der großen Energie der Durchforschung dieses Erdteils und der Kolonisation der Küstengebiete gelegt wurden. Der ganze ägyptische Handel ruht in den Händen des Vizekönigs, der sich bemüht, unter Heranziehung der europäischen Intelligenz sowie teilweise unter internationaler Kontrolle die Hilfsquellen seines Landes aufzuschließen und die große Schuldenlast des Landes zu verzinsen.
Die Hoffnung, welche Algerien als französische Kolonie anregte, ist bisher nicht in Erfüllung gegangen. Der Handel zwischen der ganzen afrikanischen Nordküste ist unbedeutend und reicht nicht über die Gestade des Mittelmeers und des Bosporus hinaus. An der westlichen Küste sind zu den Etablissements der Engländer, Franzosen, Portugiesen, Holländer, Dänen und Amerikaner neuerdings jene der Deutschen hinzugekommen, und im Süden besitzt die englische Kapkolonie zwar nicht mehr die frühere Bedeutung für den Zwischenhandel mit Ostindien und Europa, erweitert jedoch ihre Produktion und dadurch ihre Ausfuhr.
In Australien endlich nehmen unter den britischen Kolonien außer Victoria in neuerer Zeit Neusüdwales und Neuseeland einen wachsenden Anteil am Welthandel, indem der reiche Viehstapel dieser Kolonien zu großem Austausch von tierischen Produkten, besonders Wolle und Fleisch, führt; von den übrigen polynesischen Inseln sind Hawai und die Fidschiinseln durch die Zuckerproduktion in engern Verkehr mit Amerika und Europa gebracht worden.
Die Richtung, in welcher man die Äußerungen der Welthandelsmacht in fernerer Zukunft zu suchen hat, dürfte nach allen Symptomen an den vom Atlantischen Ozean beherrschten Erdräumen des nordwestlichen Europa und des östlichen Amerika liegen. Wie das Gravitationszentrum des Welthandels nach der auf den vorigen Seiten gegebenen geschichtlichen Darstellung von den Phönikern auf Griechenland und Karthago, von dort auf die Araber und die italienischen Republiken, dann auf die Hansa, die Niederländer und schließlich auf Großbritannien übertragen wurde, so wird es auch hier nicht stillstehen, sondern scheint bereits in merklicher Verschiebung begriffen.
[Litteratur.]
Über die Geschichte des Handels vgl. Heeren, Ideen über die Politik, den Verkehr und Handel der vornehmsten Völker der Alten Welt (4. Aufl., Götting. 1824-26, 6 Bde.);
Hüllmann, Handelsgeschichte der Griechen (Bonn 1839);
Richter, und Verkehr der wichtigsten Völker des Mittelmeers im Altertum (Leipz. 1886);
Joh. Falke, Geschichte des deutschen Handels (das. 1859-60, 2 Bde.);
Kiesselbach, Der Gang des Welthandels etc. im
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Mittelalter (Stuttg. 1860);
Scherer, Allgemeine Geschichte des Welthandels (Leipz. 1852-53, 2 Bde.);
Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter (Stuttg. 1879, 2 Bde.);
Mc. Cullagh, Industrial history of free nations (Lond. 1846, 2 Bde.);
Ad. Beer, Allgemeine Geschichte des Welthandels (Wien 1860-84, 5 Bde.);
Leone Levi, History of British commerce (Lond. 1872, 2. Aufl. 1880).
Über Geographie und Statistik des Handels vgl. Karl Andree, Geographie des Welthandels (Stuttg. 1877-79, 3 Bde.); v. Neumann-Spallart, Übersichten der Weltwirtschaft (das. 1878-86, jährlich); v. Scherzer, Das wirtschaftliche Leben der Völker (Leipz. 1885). Fortlaufende Nachweise im »Gothaischen genealogischen Taschenbuch«, »Annuaire de l'économie politique et de la statistique«, »The statesman's yearbook«; dann im offiziellen »Deutschen Handelsarchiv«, den Konsularberichten der verschiedenen Staaten, den »Statistical abstracts«. Den Interessen des Welthandels dient auch die Wochenschrift »Export«, Organ des Zentralvereins für Handelsgeographie (Berl., seit 1878).