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Naturalienkabinett besitzt, einen Geschichtsverein, in dessen Lokal die Funde der Ausgrabungen in der Umgegend und die des Totenfeldes bei dem nahen Rücklingen ^[richtig: Rückingen] aufgestellt sind, einen Kunstindustrie- und einen Kunstverein.
Die in der Umgebung Hanaus aufgefundenen zahlreichen Urnen, Münzen [* 2] etc. deuten darauf hin, daß der Gründung der Stadt wahrscheinlich eine römische Ansiedelung vorherging. 1393 wurde Hanau [* 3] zur Stadt erhoben, von dem Grafen Philipp 1528 befestigt und mit einem neuen Schloß geziert. Bedeutung erhielt die Stadt erst, als gegen Ende des 16. Jahrh. eine aus ihrem Vaterland der Religion wegen vertriebene Kolonie von Niederländern sich hier niederließ, die Neustadt [* 4] erbaute und das regste Industrieleben entwickelte. Im Dreißigjährigen Krieg von den Kaiserlichen 1630 blockiert, 1631 von den Schweden [* 5] überfallen und 1636 abermals von den Kaiserlichen unter General Lamboy blockiert, wurde die Stadt durch ein schwedisches Korps unter dem Landgrafen Wilhelm V. von Kassel [* 6] entsetzt, was einem nahen Walde den Namen Lamboywald und Veranlassung zu dem Lamboyfest gegeben hat, welches noch jetzt jährlich 13. Juni gefeiert wird. Im Februar 1638 wurde Hanau von den Kaiserlichen unter dem Grafen Wilhelm von Nassau-Dillenburg doch erstürmt, welcher der abenteuerlichen Herrschaft, die der schwedische Befehlshaber, ein Schotte Namens Ramsay, führte, ein Ende machte.
Vgl. Wille, Hanau im Dreißigjährigen Krieg (Hanau 1886).
In der neuern Kriegsgeschichte ist Hanau durch die Schlacht vom 30. und die letzte von Napoleon in Deutschland [* 7] geschlagene, denkwürdig geworden. Nach dem Abschluß des Vertrags von Ried zwischen Bayern [* 8] und Österreich [* 9] zog der bayrische General Wrede an der Spitze eines bayrisch-österreichischen Heers über Würzburg [* 10] nach Hanau, um den nach der Leipziger Schlacht dem Rhein zueilenden Franzosen den Rückzug abzuschneiden, und erreichte mit seiner Vorhut 28. Okt. Hanau. Seine ganze Streitmacht zählte nach den Entsendungen, die er gemacht, noch etwa 40,000 Mann. Am 28. und 29. Okt. fanden kleine Vorgefechte statt, die damit endeten, daß die Bayern Hanau behaupteten, die Franzosen aber, 60,000 Mann stark, nachdem sie den Engpaß zwischen Schlüchtern und Gelnhausen [* 11] ohne Hindernis passiert, die vereinzelten Abteilungen Wredes zurückwarfen und Langenselbold mit Sturm nahmen. Am 30. Okt. warf Napoleon die bayrische Vorhut aus Rückingen.
Als er aus dem Lamboywald, der vor Wredes Fronte lag, hervorbrach, ward er zwar vom feindlichen Geschütz mit wirksamem Feuer empfangen und erlitt große Verluste; indes Drouet brachte Wredes Artillerie durch 50 Kanonen zum Schweigen, und ein Angriff der französischen Kavallerie durchbrach die bayrisch-österreichische Schlachtreihe. Wrede zog sich unter großen Verlusten über die Lamboybrücke auf das linke Ufer der Kinzig zurück. Am Morgen des 31. Okt. nahm Napoleon und der größte Teil seiner Armee konnte auf der freien Straße nach Frankfurt [* 12] abmarschieren.
Wrede schritt nun zu einem Angriff, um den Nachtrab der Franzosen abzuschneiden. Die Verbündeten nahmen das noch von zwei französischen Regimentern besetzte Hanau mit Sturm wieder, wobei Wrede selbst schwer verwundet ward; doch gelang es ihnen nicht, sich der von einer Batterie verteidigten Kinzigbrücke zu bemächtigen und dadurch den französischen Nachtrab abzuschneiden. Der Kampf währte noch bis in die Nacht, ohne daß eine andre Wendung herbeigeführt ward. Der französische Nachtrab marschierte 14,000 Mann stark unter Mortier, von Platow und Hadik verfolgt, während der Nacht über die Lamboybrücke nach Frankfurt ab. Der Kampf der beiden Tage hatte den Verbündeten gegen 10,000 Mann gekostet; der Verlust der Franzosen ist wohl nicht geringer gewesen, doch konnten sie ihren Rückzug an den Rhein bewerkstelligen. Wrede ward von den Monarchen, wiewohl er eine Niederlage erlitten, so geehrt, als wenn er den glänzendsten Sieg erfochten hätte. Die Schlacht ist allerdings von Bedeutung, weil sie die Treue Bayerns gegen die Alliierten verbürgte und demselben seine Integrität und Selbständigkeit sicherte.